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Der Italowestern. Von der Gewalt zum Humor

Filmanalysen ausgewählter Beispiele

AutorDirk Wilske
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl94 Seiten
ISBN9783638837385
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 2,7, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 41 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit Beginn der Filmgeschichte ist der Western ein beliebtes Genre. Überwiegend die Westernfilme aus Hollywood beherrschten den Markt. Europäische Nachahmer konnten zunächst nicht mithalten. Erst mit dem Erfolg von Per un pugno di dollari (Für eine Handvoll Dollar, 1964) wurde die Dominanz amerikanischer Western durchbrochen. Besonders die damals kriselnde italienische Filmindustrie wurde wieder belebt und konnte mit den dominierenden amerikanischen Filmen konkurrieren. Über 500 italienische Western wurden in der Zeit von 1960 bis 1975 gedreht, meist in Südspanien und in der Nähe von Rom... Die italienischen Helden waren brutaler und zynischer als alle anderen Filmhelden zuvor. Sie kannten kein Mitleid, außer es war zu ihrem finanziellen Vorteil. Gesellschaftlich und politisch waren die 1960er und 1970er Jahre von einer Vielzahl von Umbrüchen geprägt... Diese Entwicklungen wirkten sich auch auf das Verhalten der Filmzuschauer aus. Die Leute wollten keine Gewalt im Kino sehen, die ihnen im Alltag so oft begegnete. Etwas Neues musste den Italowestern am Leben halten. Komödiantische Western wurden immer beliebter, sodass deren Produktion anstieg. Dies war der Zeitpunkt, an dem sich ein Schauspieler - Duo fand, das bis dahin keiner auf der Rechnung hatte: Bud Spencer und Terence Hill...

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Leseprobe

2 Die europäische Filmgeschichte der 1960er und 1970er Jahre

 

2. 1   Europa allgemein

 

Die Filmentwicklung in den Industrieländern wurde zunehmend vom anhaltenden „Kinosterben“ geprägt, denn das neue Medium Fernsehen setzte sich immer mehr durch. Folglich kam es in der Filmindustrie, insbesondere in Hollywood, zu Massenentlassungen und Produktionseinschränkungen. Innovationen waren in dem auf Breitenerfolg ausgerichteten Massenkino Hollywoods zu dieser Zeit nicht zu erwarten.

 

Dennoch im Gegensatz zu den 1950er Jahren, die für den Film weltweit eine Periode der Stagnation darstellten, entstand Anfang der 1960er Jahre, eine Phase des Aufbruchs neuer, nationaler Filmbewegungen. Zu diesen Entwicklungen gehörten u. a. die französische „Nouvelle vague“, das brasilianische „Cinema novo“, und hierzulande der „Junge deutsche Film“. Auch in anderen westlichen Ländern kommt es meist nach 1968 zu Erneuerungen des „politischen Films“.

 

Selbst wenn die meisten dieser Bewegungen kurzlebig waren, konnten sie die internationale Filmszene nachhaltig beeinflussen und verändern. Vielfach zeichnete sich unter den Filmemachern ein Generationswechsel ab.

 

In den 1960er und in den beginnenden 1970er Jahren kam es immer häufiger zu Produktionen unabhängiger Filmemacher, die mit geringen Mitteln hergestellt wurden. Bei diesen Filmen ging es zunächst nicht um eine kommerzielle Verwertbarkeit. Sie sollten lediglich bestimmte Zielgruppen ansprechen und waren als Experimentalfilme gedacht.

 

Auch die Zusammenarbeit der Filmindustrie mit dem Fernsehen brachte neue Stil- und Produktionsformen hervor, besonders beim Dokumentarfilm.

 

Auch in Osteuropa setzte in den 1960er Jahren eine Wiederbelebung der Filmwirtschaft ein. Besonders die neuen Filmbewegungen in der Tschechoslowakei wurden international bekannt.

 

2. 1. 1  Frankreich

 

Der französische Film der 1960er Jahre war voll künstlerischer Energie und ideenreicher Impulse. Wirtschaftliche Rezession, die Konkurrenz des Fernsehens und das geänderte Freizeitverhalten führten zu einer rückläufigen Tendenz bei den Besucherzahlen im Kino (1958: 371 Millionen; 1971 lediglich die Hälfte). Analog dazu sanken die rein französischen Filmproduktionen zwischen 1962 und 1968 auf einen Stand von ca. 80 bis 90 Filmen. Ab 1969 stieg die Produktion wieder an und es entstanden 1976 sogar 214 Filme (Koproduktionen mit dem Ausland eingeschlossen).

 

In den Jahren 1959 und 1960 kam es, im Zusammenhang mit der „Nouvelle vague“ zu einem plötzlichen Generationswechsel im französischen Film. Der klassische französische Film der 1950er geriet in eine Krise und die Filme der Altmeister wie Renoir, Carné u. a., blieben stilistisch und thematisch hinter der Entwicklung der Zeit zurück.

 

Vor allem Francois Truffaut, Claude Chabrol und Jean – Luc Godard (zuvor alle Redakteure und Kritiker der Zeitschrift „Cahiers du Cinéma“) bestimmten in den 1960ern das Bild des französischen Films.

 

2. 1. 2  Bundesrepublik Deutschland

 

In den 1950ern erlebte das Kino in der Bundesrepublik seine wirtschaftliche Hochzeit. Dominierend war der so genannte Heimatfilm, welcher massenweise produziert wurde und eine provinzielle Beschränktheit ins Kino brachte.

 

Der Erfolg lässt sich an den Produktions- und Besucherzahlen ablesen. 1955 wurden 128 Spielfilme produziert und 1958 kamen 817,5 Millionen Zuschauer in die Kinos.

 

In den 1960er Jahren wirkte das Erbe des vorigen Jahrzehnts noch nach. Man versuchte, am kommerziell Erfolgreichen und einmal Bewährten festzuhalten. Kinofilm – Reihen (z. B. Dr. Mabuse oder Winnetou), meist als europäische Gemeinschaftsproduktionen (z. B. mit Frankreich, Italien oder Jugoslawien) produziert, sicherten den Kinos und den Filmemachern ihr Einkommen.

 

Besonders Romanvorlagen wurden in Serie verfilmt. Die Karl – May -  Romane, waren als Filme besonders bei Jugendlichen erfolgreich. Noch gewinnbringender waren die Edgar – Wallace – Verfilmungen. Aber auch Musikfilme, z. B. von Freddy Quinn, hatten ihren Erfolg im Serienformat.[3]

 

Trotz dieser positiven Ergebnisse, steckte der Filmmarkt kommerziell wie künstlerisch in einer tiefen Krise. Ausländische Produktionen dominierten den deutschen Markt. Verleih- und Produktionsfirmen, z.B. die Ufa – Film Hansa GmbH & Co im Februar 1962, meldeten Konkurs an. Dies führte zwangsläufig zu Kinoschließungen (1963: 5964 Kinos; 1977: 3072 Kinos).[4]

 

Die Zahl der Filmproduktion ging ebenfalls drastisch zurück. 1966 wurden nur noch 60 Spielfilme produziert. Ende der 1960er Jahre stieg die Zahl auf über hundert an. Dieser Anstieg war der Politik der Filmförderungsanstalt und besonders dem Boom an „Aufklärungs-“ und Serienfilmen zu verdanken. Ab 1975 kam es erneut zu einem dramatischen Rückfall der Produktionszahlen. Durch ein geändertes Freizeitverhalten, die Fernsehkonkurrenz und spätere Wirtschaftsflaute fiel der Besucherstrom 1976 auf den Tiefstand von 115,1 Millionen. 1976 entstanden nur noch 61 Spielfilme.

 

Während der konventionelle deutsche Film in den 1960er Jahren immer mehr an Bedeutung verlor, etablierten sich Regisseure wie Herzog, Schlöndorff, Wenders, Reitz und Fassbinder. Viele ihrer Filme erreichten im Ausland lange Spielzeiten und wurden preisgekrönt. Auch wenn sie kaum vom wirtschaftlichen Erfolg begleitet waren, erreichten sie, dass der westdeutsche Film international ein gutes Image genoß.

 

Das Fernsehen, welches bei vielen Kinofilmen als Koproduzent wirkte, sorgte für eine Verbesserung des Filmklimas. Gleichwohl konnten ambitionierte Spielfilme in der Bundesrepublik keine Existenzbasis finden. Filmproduktionen waren von verschiedenen Fördergremien abhängig. Ob ein Film gedreht wurde oder nicht, hing meistens vom Verhalten dieser Gremien und der Fernsehredaktionen ab. Viele junge Filmemacher kritisierten diesen Zustand und einige (z.B. Fassbinder) erklärten, nur noch im Ausland arbeiten zu wollen.

 

2. 1. 3  Großbritannien

 

Im britischen Film entstand Mitte der 1950er Jahre die Bewegung „Free Cinema“, welche nach 1962 wieder abflaute. Die wichtigsten Regisseure dieser Zeit waren Lindsay Anderson, Karel Reisz und Tony Richardson.

 

Ab 1963 stieg die Zahl internationaler Filmproduktionen in Großbritannien. Britische Regisseure (z.B. John Schlesinger und Peter Yates) drehten zunehmend für amerikanische Produktions- und Verleihfirmen. Zudem investierten die Amerikaner mehr Geld in britische Produktionsvorhaben, besonders im Zeitraum 1966 bis 1969. Schließlich drehten immer mehr amerikanische Regisseure (z. B. Stanley Kubrick, Billy Wilder, Sidney Lumet) zeitweilig in Großbritannien. Einige Regisseure, wie Joseph Losey, blieben sogar dauerhaft in Großbritannien.

 

Die Gründe für die Amerikaner, in Großbritannien zu filmen, waren niedrige Produktionskosten und die Filmförderung der britischen Filmindustrie.

 

Trotz ständig sinkenden Besucherzahlen in den Kinos (1960: 500 Millionen; 1975: 116 Millionen) ging es der englischen Filmindustrie in den 1960er und Anfang der 1970er Jahre gut. Bis 1973 entstanden zwischen 70 und 80 Spielfilme pro Jahr. Die Studios waren durch amerikanische Produktionen ausgebucht.

 

Kurz nach 1970 kam es zu ersten Krisenerscheinungen. Die Amerikaner zogen ihr Kapital zurück und es wurde vermehrt in Außendekorationen gedreht. Ein Zusammenbruch des britischen Studiosystems drohte. So wurden 1976 nur noch 46 Spielfilme gedreht.

 

Neben der internationalen Haupttendenz gab es in Großbritannien, dank der Unterstützung des „British Film Institute“, eine kleinere unabhängige Filmproduktion. Unter den unabhängigen Filmemachern sind Kenneth Loach, Bill Douglas und Mike Leigh hervorzuheben.

 

Eine Besonderheit des damaligen britischen Films waren die Filme der „Hammer-Produktion“ in den 1950er und 1960er Jahren, die ausschließlich Horrorfilme, besonders Dracula- und Frankensteinvarianten, drehten. Die Regie der meisten dieser Filme führte Terence Fisher.[5]

 

2. 1. 4  Spanien

 

Spanien war in den 1960er Jahren ein Land mit einer relativ gut entwickelten Filmwirtschaft. Es wurden pro Jahr über hundert Filme gedreht. 1966 waren es 161 Produktionen.

 

Über die Hälfte der gedrehten Filme waren jedoch Koproduktionen mit dem Ausland. Vor allem Amerikaner, Italiener und Franzosen schätzten die billigen Produktionsmöglichkeiten in Spanien.

 

Für die spanischen Regisseure jedoch waren die Arbeitsbedingungen, infolge der scharfen staatlichen Zensur, extrem schlecht. Erst nach dem Tod und dem damit verbundenen Ende der Diktatur Francos schien sich die Lage zu verbessern.

 

Viele spanische Regisseure versuchten, ihre Gesellschaftskritik indirekt auszudrücken. Doch die Zensurmaßnahmen und die schwierige ökonomische Lage zwangen künstlerisch ambitionierte Filmemacher zumeist kommerzielle Filme zu drehen.

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