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E-Book

Armut von Kindern mit Migrationshintergrund

AutorChristoph Kurth
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl80 Seiten
ISBN9783656581383
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: 2,3, Universität zu Köln (Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Die derzeitige Situation in Deutschland macht es notwendig sich mit dem zukünftigen Armutsrisiko zu beschäftigen, aber vor allem mit der schon bestehenden Armut. Gründe und Ursachen der Armut zu erforschen um konkrete Lösungsvorschläge für deren Bekämpfung anzubieten, ist eine elementare Aufgabe der Armutsforschung um der Gesellschaft aufzuzeigen, in welchen Bereichen der soziale Frieden in Gefahr ist. In dieser Ausarbeitung soll der Fokus auf die Armut von Kindern mit Migrationshintergrund gerichtet werden.

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Leseprobe

4 Armut


 

Eines der wichtigsten Themen der globalisierten Welt ist die Armut. Es vergeht kein Tag, an dem nicht in den gedruckten oder den elektronischen Medien über dieses Thema berichtet wird. Was bei der Berichterstattung auffällt, das ist, dass der Begriff „Armut“ in einem breiten Spektrum Verwendung findet. Auf der einen Seite gibt es eine große Anzahl an Berichten und Artikeln über die Armut in Deutschland, welche fast alle Altersklassen bedroht oder betrifft, und auf der anderen Seite eine nicht mindergroße Menge an solchen über die Armut in Ländern der sogenannten „Dritten Welt“. An diesem Punkt stellt sich die Frage nach einer Definition von Armut, welche der hier zu bearbeitenden Thematik gerecht wird, ohne dabei beispielsweise die Armut in den Entwicklungsländern zu verharmlosen oder zu relativieren. Um dies zu erreichen soll auf den folgenden Seiten der Begriff „Armut“ definiert werden. Anschließend wird auf die aktuelle Armutssituation in Deutschland eingegangen.

 

4.1 Definition


 

Das Dilemma des Begriffes „Armut“ kann schon erkannt werden, wenn man diesen in einem Lexikon nachschlägt:

 

„Armut, Zustand, in dem Menschen wegen fehlender Mittel ihre Grundbedürfnisse nicht voll befriedigen können. Da es keine Übereinkunft gibt, was zu den Grundbedürfnissen zählt, allein das zum physischen Überleben Notwendige oder auch noch das, was gesellschaftsüblichen Mindeststandards entspricht, ist Armut ein vieldeutiger Begriff und lässt deshalb kaum eine Operationalisierung zu.“[78]

 

Der Begriff „Armut“ ist also ein theoretisches Konstrukt, welches sich nicht generell in Hinblick auf fehlende Grundbedürfnisse messen lässt, da man je nach Gesellschaft von unterschiedlichen Dingen ausgehen muss, die einem Mensch mindestens zur Verfügung stehen sollten um nicht als „arm“ zu gelten. Nachfolgend wird deshalb die in der Armutsforschung übliche Unterscheidung von „absoluter“ und „relativer Armut“ beschrieben. Daran anschließend soll das durch die Sozialhilfe definierte Existenzminimum erörtert werden, bevor der Ressourcen- und der Lebenslagenansatz der relativen Armut vorgestellt wird.

 

4.1.1 „Absolute“ und „relative Armut“


 

Unter „absoluter Armut“ versteht man einen Zustand, bei dem sich eine Person die zur körperlichen Selbsterhaltung benötigten physischen Grundbedürfnisse nicht erfüllen kann, wobei die gesellschaftsüblichen Mindeststandards keine Rolle spielen.[79] Zu den physischen Grundbedürfnissen zählen neben Nahrung auch Dinge wie Bekleidung, eine Unterkunft, Gesundheitsvorsorge und -pflege, sowie soziale Kontakte. Zu beachten ist, dass durch zeitliche, regionale und kulturelle Unterschiede nirgendwo exakt die gleichen Lebensbedingungen herrschen, was eine bis in das letzte Detail einheitliche Definition der „absoluten Armut“ nicht zulässt.[80] Im Jahr 2008 ist der Wert, den ein Mensch täglich zur Verfügung haben muss um nicht als in absoluter Armut lebend zu gelten, durch die Weltbank von 1 US-Dollar auf 1,25 US-Dollar angehoben worden. Grund dafür ist die Inflation, da der alte Wert auf der Kaufkraft des Jahres 1993 basiert hat und nun der neue Wert als Grundlage die Kaufkraft des Jahres 2005 besitzt. Nach Zahlen der Weltbank haben im August 2008 ungefähr 1,4 Milliarden Menschen in absoluter Armut gelebt, was etwa zwanzig Prozent der gesamten Weltbevölkerung entspricht.[81]

 

Da das Konzept der absoluten Armut im wissenschaftlichen Diskurs stark kritisiert wird, seien hier der Vollständigkeit halber die größten Kritikpunkte aufgeführt. Aufgrund der Tatsache, dass sich das Konzept nur auf das Einkommen bezieht, werden die Ursachen der Armut außer Acht gelassen. Außerdem wird das soziale Umfeld der Menschen nicht berücksichtigt, denn nirgendwo lebt der Mensch als biologisches Einzelwesen. Desweiteren wird der Subjektivität von Armut keine Beachtung geschenkt, weil individuelle Gewohnheiten, z. B. bei der Ernährung oder bei der Frage, ob die vorhandenen Ressourcen auch wirklich optimal eingesetzt werden, keine Rolle spielen. Schließlich wäre es wünschenswert, wenn ein derartiges Konzept auch Lösungsansätze beinhalten würde.[82]

 

Hinzuweisen ist im Zusammenhang mit der absoluten Armut, die nach der beschriebenen Definition als Problem angesehen werden könnte, welches nur in Entwicklungs- und vielleicht auch noch Schwellenländern auftritt, auf den Umstand, dass nach Werner Schönig auch in Deutschland diese Form der Armut zu untersuchen wäre. Zu bedenken ist in diesem Fall jeder Mensch ohne Obdach oder auch die Gruppen der Migranten ohne bzw. mit einem ungesicherten Aufenthaltsstatus, welchen der Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, sowie zum Gesundheitsversorgungssystem weitgehend nicht möglich ist.[83]

 

Abgesehen von diesem Einwand fokussiert sich die Armutsforschung in Deutschland auf das zweite grundlegende Armutskonzept, nämlich das der „relativen Armut“, bei dem die physische Existenz zwar gesichert ist, aber der Betroffene am soziokulturellen Existenzminimum lebt. Damit bezieht sich dieses Konzept der Armut nicht nur auf die Grundbedürfnisse des Betroffenen um zu überleben, sondern auch auf dessen Beteiligung am gesellschaftlichen Leben, bei dem die typischen Standards der jeweiligen Gesellschaft gemeint sind. Ausschlaggebend hierfür sind die Einkommenssituation bzw. die vorliegenden Geldmittel der einzelnen Person oder des Haushaltes und deren prozentualer Anteil gemessen am Durchschnitt der jeweiligen Gesellschaft. Nach der Definition der Vereinten Nationen und der Europäischen Union kann man dann von relativer Armut sprechen, wenn einer Person oder einem Haushalt weniger als 60 Prozent des gesellschaftlichen Durchschnittseinkommens zur Verfügung stehen. In Deutschland wird die relative Armut in drei Stufen unterteilt. Liegt das Einkommen unter 60 Prozent des Medianeinkommens wird von Armutsrisiko oder „milder Armut“ gesprochen, bei unter 50 Prozent gilt man als relativ arm und von „strenger Armut“ spricht man bei einem Gesamteinkommen das weniger als 40 Prozent beträgt.[84]

 

Eine Kritik, die an der Definition der relativen Armut geübt wird, ist die, dass sie nur als Synonym für soziale Ungleichheit stehen würde. Da der Lebensstandard von einzelnen Personen mit dem durchschnittlichen Lebensstandard der Gesamtbevölkerung verglichen und ins Verhältnis gesetzt wird, bestünde theoretisch die Möglichkeit, dass die relative Armut gleichbleiben würde, selbst wenn sich das Einkommen für alle Mitglieder einer Gesellschaft verdoppeln oder halbieren würde und ansonsten die Lebensumstände gleich blieben. In diesen Fällen würde also die relative Armut auf einem relativ hohen oder relativ niedrigen Niveau liegen.[85]

 

4.1.2 Sozialhilfe


 

Sozialhilfeleistungen sind eine Möglichkeit in der deutschen Gesellschaft das Existenzminimum und somit die Armutsschwelle zu definieren. Die Leistungen sind politisch bestimmt und können so als ein wichtiger Indikator der Armut erkannt werden. Der Inanspruchnahme gehen Prüfungen der jeweiligen Einkommens- und Lebenslage voraus und die Höhe der möglichen Leistungen lassen es zu, dass Armut vorausgesetzt werden kann, auch wenn deren Bekämpfung in den Augen der Bundesregierung das Ziel der Sozialhilfe ist. Aus diesem Grund werden Sozialhilfeempfänger unter der Bezeichnung „bekämpfte Armut“ zusammengefasst. Gleichzeitig hat sich die Bezeichnung „verdeckte Armut“ für Sozialhilfeberechtigte etabliert, die aus Scham oder mangelnder Kenntnis keine Leistungen von staatlicher Seite beziehen. Im Gegensatz zur sehr gut dokumentierten „bekämpften Armut“ lässt sich die „verdeckte Armut“ nur grob schätzen. Gegen die Sozialhilfe als Armutsschwelle in Deutschland sprechen zwei gute Gründe. Zum einen ist es recht unproblematisch Einkommens- und Lebenslagen, die über den Sozialhilfeleistungen liegen, als Armut zu bezeichnen, da die Leistungen in Bezug auf das Medianeinkommen zu niedrig angesetzt sind und zum anderen besteht die Gefahr, dass aus finanziellen oder aber ideologischen Gründen die politische Entscheidungselite Anpassungen an die Entwicklung des Gesellschaftsniveaus nicht vornimmt.[86]

 

4.1.3 Ressourcen- und Lebenslagenansatz


 

Die durch die Wissenschaft definierten Armutskonzepte der relativen Armut lassen sich im Allgemeinen entweder zu den Ressourcen- oder zu den Lebenslagenansätzen zuordnen, auch wenn sich beide Ansätze nicht immer klar voneinander abgrenzen lassen. Beim Ressourcenansatz wird davon ausgegangen, dass sich Armut aufgrund von fehlenden Ressourcen in hoch entwickelten Marktgesellschaften ergibt. Unter Ressourcen ist in diesem Zusammenhang hauptsächlich das Einkommen zu verstehen, wobei auch Vermögen oder nichtmonetäre Ressourcen, wie zum Beispiel die...

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