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Götzendämmerung

Die Geldreligion frisst ihre Kinder

AutorGertrud Höhler
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783641050146
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Geldreligion als Weltreligion?
Das große Geld, das schnelle Geld - Heilsversprechen einer entgleisten Gesellschaft. Geld wird zur Droge und die Geldgesellschaft zur Suchtgemeinschaft. Virtuelle Geldpakete umkreisen den Globus. Die Welt wird zum Riesenspielzeug. Schaukämpfe verschleiern die geheime Allianz von Finanzwirtschaft und Politik. Das Geschäftsmodell der Zocker, Goldgräber der Geldzeit, ist ansteckend. Es ist Zeit für die Bändigung der Unersättlichen, Zeit für Ethik als Erfolgsstrategie.

In einer Gesellschaft, die ihre Ziele verloren hat, ist Geld zum Selbstzweck verkommen: Es ist eine Droge, der die ganze Gesellschaft verfallen ist. Und es ist zur Ware geworden. Die Geldverkäufer liefern Power pur, wenn sie Geldpakete kaufen und verkaufen. Natürlich immer mit Gewinn: Denn die Geldreligion kennt nur ein Ziel: Geldvermehrung. Das Geschäftsmodell der Zocker ist ansteckend, auch die Politik wechselt ins Lager der Geldverbrenner.

Was aber kommt nach dem Rausch? Die Finanzkrise ist ein spätes Symptom einer systemischen Erkrankung: Nur wenn wir die Ethik aus ihren Fesseln befreien, können die entgleisten Energien für die Gesellschaft nutzbar gemacht werden. Ethik als Markenzeichen der Erneuerung im Business ist das Markenzeichen der neuen Agenda.

Prof. Dr. Gertrud Höhler ist Literaturwissenschaftlerin, Publizistin und Beraterin für Wirtschaft und Politik. Mit Alfred Herrhausen entwickelte sie die strategische Kommunikation der Deutschen Bank. Sie ist Board Member der Schweizer Versicherung Bâloise Holding und des Ingenieurkonzerns Georg Fischer. Sie hat zahlreiche Bestseller zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Themen veröffentlicht und wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

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Leseprobe
"VIII DIE NEUE STORY: RATIO IST MACHTLOS OHNE EMOTIONEN (S. 139-140)

Wer auf Ratio setzt, verliert die Krisenwitterung

Der wichtigste Einwand gegen die These von der Ratio der Märkte wird nie vorgebracht. Er lautet: Ratio reicht nicht, um gute Geschäfte zu machen. Sie reicht auch nicht, um Fairness im Wettbewerb zu garantieren. Die Idee von der Rationalität der Märkte ist schon wissenschaftlich ohne Boden; sie ist deshalb ein Programm für Anschlussfehler.

Die Annahme, Märkte funktionierten nicht besser als ein halbes Menschenhirn, zwingt zu einer Kette falscher Annahmen. Sie beginnt mit der Fiktion, ›der Markt‹ als System folge eigenen Gesetzen, in denen die Vernunft immer die Führung behalte, obwohl Märkte nichts anderes sind als Menschen, die sich nur selten und nur für kurze Zeitspannen auf ihre Ratio reduzieren lassen. Die These von der Rationalität der Märkte ist daher nicht nur falsch; sie ist schädlich, weil sie weit hinter der Realität der Märkte zurückbleibt. Die jungen Investmentbanker an den Handelscomputern haben gute Gründe gehabt, nicht auszuplaudern, was ihr Geschäft so erfolgreich macht: Es ist die Irrationalität der Menschen im Markt. Investmentbanker setzen auf Gefühle, nicht auf Verstand.

Und sie verstehen es, ihre Angebote »rational zu überarbeiten«, damit die Investoren im Sturm ihrer Emotionen einen Anker für ihre Entscheidung haben. Sie spüren die Gefühlslastigkeit ihrer Lage, und sie brauchen jemanden, der ihnen ihre Begehrlichkeit als die pure Rationalität darstellt. Das macht der Anbieter, weil er selbst die Welt der starken Emotionen gut kennt. Die Verpackungsorgien, die den Crash 2007 und 2008 einleiteten, wurden von Finanzrambos veranstaltet, die genau wussten, dass sie der zuverlässigste Verbündete in den Märkten erwartete: die Irrationalität der Anleger.

Und mehr: Die Absender der Ramschpakete konnten sich auf ihre Kollegen in den Banken weltweit verlassen, weil die hohen Renditen der undurchsichtigen Produkte die Ratio auch der Banker sofort abschalteten. »Im richtigen Moment intuitiv reagieren, das unterscheidet die Powertypen im Management von den Losertypen«, sagte mancher Topmanager früher gern. Heute muss man die Erfolgsformel geringfügig umbauen: »Im falschen Moment intuitiv reagiert, und mancher Powertyp landet bei den Losertypen.«

Die Irrationalität feiert überall dort Triumphe, wo die Konkurrenz der Ziele versagt. Wann geschieht das? Wenn ein Ziel alle andern verdrängt - Beispiel: Geld. Neben diesem Ziel gab es für die Banker, die vor verschlüsselten neuen Produkten standen, kein gleichwertiges Ziel mehr, das dem Verlangen, aus viel Geld mehr Geld zu machen, widersprochen hätte. Das Renditeziel löschte alle anderen Ziele aus."
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