Zum Fotografieren dieser Margerite habe ich ein über 25 Jahre altes Makroobjektiv eingesetzt. Es ist ein großer Vorteil, dass man die alten Objektive aus analogen Zeiten auch ohne Probleme an der D610 einsetzen kann.
100 ISO | 55-mm-Makro | 1/160 s | f 10
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Die ersten Schritte mit der D610
Gratulation zur »Volks«-Vollformat-Nikon – der D610! Nun wollen Sie natürlich gleich zur ersten Fototour starten. Vielleicht nehmen Sie sich aber doch erst einmal einen Moment Zeit, um dieses Kapitel durchzulesen. Hier erfahren Sie, auf was Sie vor Ihrer ersten Fototour achten sollten. So erkläre ich Ihnen beispielsweise, wie Sie Ihre D610 für die erste Fototor vorbereiten und welche Menüeinstellungen für den Start von besonderer Bedeutung sind.
1.1 Die Geschichte der D610
Als im Februar 2012 das »Megapixelmonster« D800 angekündigt wurde, kamen in den einschlägigen Foren schnell Gerüchte auf, dass diesem Erfolgsmodell schnell eine weitere – wesentlich günstigere – Vollformatkamera zur Seite gestellt werden würde. Bald verdichteten sich die Gerüchte, dass es sich dabei um ein günstiges, eigenständiges Modell handeln würde – und nicht um ein »Nachfolgemodell« einer bestehenden Modellreihe.
So war es im September 2012 keine große Überraschung mehr, dass die D600 angekündigt wurde – sozusagen als »Volks«-Vollformatkamera. Die Einordnung dieses neuen Modells fiel etwas schwer. Man kann sie definitiv weder mit der D700 noch mit der D800 direkt vergleichen. Bei der Bedienung ist sie viel eher mit der D7000 verwandt, nicht zuletzt, weil sie sogar Motivprogramme anbietet, die Einsteiger oft bevorzugen. Das ist für die Highend-Kameras von Nikon unüblich.
Die D600 kam bei den ambitionierten Fotografen ebenso gut an wie bei der Fachpresse. So schien es zunächst so, als könnte die Kamera ein großer Verkaufserfolg werden.
Das Gehäuse der D610 ist aus einer Magnesium-Aluminium-Legierung gefertigt, was sie zu einer robusten Kamera macht.
Etwa ein halbes Jahr nach dem Erscheinen kam dann allerdings das große »Aber ...«, als unterschiedliche Anwender über verschmutzte Sensoren klagten, die nach einigen Tausend Aufnahmen auftraten. Immer mehr Besitzer machten sich nun daran, »blauen Himmel bei Blende 22« zu fotografieren – und viele fanden dabei ebenfalls Flecken auf dem Bild. Das Thema »verschmutzter Sensor« spielte in den verschiedenen Userforen eine immer größer werdende Rolle. Auch wenn Betroffene die Kamera einschicken und sie von Nikon reinigen lassen konnten, hat der Ruf – der D600 und von Nikon insgesamt – deutlich gelitten. Das mag Nikon dazu bewogen haben, nach nur etwa einem Jahr ein »Nachfolgemodell« vorzustellen.
Bei der Ankündigung der D610 im Oktober 2013 wurde schnell deutlich, dass es sich quasi um exakt dieselbe Kamera wie die D600 handelt. Das minimale Aufstocken der Serienbildgeschwindigkeit von 5,5 auf nun 6 Bilder/Sekunde ist praktisch die einzige Neuerung, die die Kamera – neben dem beseitigten »Schmutzproblem« – zu bieten hat.
Bei der D600 lag der Markteinführungspreis noch bei etwa 2.200 Euro – bei der D610 wurde der Einführungspreis um 200 Euro gesenkt. Damit ist die D610 eine extrem günstige Vollformatkamera. Man kann die Kamera durchaus als »Vollformatkamera für jedermann« bezeichnen. Nikon möchte anscheinend versuchen, das Vollformat der »breiten Masse« schmackhaft zu machen.
Die Funktionalität
Nikon hat bei der D600/D610 eher die besten Funktionen anderer Kameras zusammengetragen und in ein recht kleines und mit etwa 850 Gramm (ohne Objektiv) sehr leichtes Gehäuse gepackt. »Echte Neuerungen« gibt es nicht. So stammt das Autofokusmodul mit 39 Messfeldern aus der D7000 – ebenso wie der 2.016-Pixel-RGB-Sensor für die Belichtungsmessung. Der 3,2 Zoll große Monitor, der das Bild mit 921.000 Pixeln sehr fein und brillant auflöst, entspricht dem Monitor der D800. Wie bei der D800 gibt es auch einen Helligkeitssensor, durch den die Monitorhelligkeit automatisch dem Umgebungslicht angepasst werden kann. Auch der EXPEED 3-Prozessor zur schnellen kamerainternen Bildverarbeitung entspricht dem der Nikon D800.
Zweig
Mit der Nikon D610 können Sie Aufnahmen mit einer exzellenten Bildqualität und bester Detailschärfe schießen – oben sehen Sie einen 100%-Bildausschnitt.
100 ISO | 180-mm-Makro | 1/640 s | f 6.3
Der helle und große Sucher zeigt 100 % des Bildfeldes. Werden lichtstarke Objektive eingesetzt, ist es eine wahre Freude, durch den Sucher zu sehen. Der Empfindlichkeitsbereich kann zwischen 100 und 6400 ISO eingestellt werden, wobei sich der Bereich auf 50 bis 25600 ISO erweitern lässt – eine sehr große Spanne.
Megapixelvergleich
Hier sehen Sie einen Megapixelvergleich. Wird die D610 im DX-Modus betrieben, entsteht der Bereich, der mit dem inneren Rahmen markiert ist. Der mittlere Bereich markiert die Megapixelanzahl der älteren D700 – das Gesamtbild kennzeichnet den FX-Modus der D610.
100 ISO | 32 mm | 1/400 s | f 8
Die Serienbildgeschwindigkeit beträgt maximal sechs Bilder pro Sekunde – das ist in Anbetracht der relativ hohen Auflösung ein guter Wert. Die neueren Kameras warten immer öfter mit zwei Speicherkartenslots auf – so auch die D610. Sie können somit zwei SD(HC/XC)-Karten verwenden. In den Optionen stellen Sie ein, wofür die zweite Speicherkarte genutzt werden soll – etwa zum Erstellen von Backup-Bildern. Die Menüs sind prallvoll mit Funktionen. Alles, was heutzutage möglich – und von anderen Nikon-Modellen bekannt – ist, wird angeboten. So erinnern beispielsweise die Bildbearbeitungsoptionen stark an die Möglichkeiten, die einfache Bildbearbeitungsprogramme am PC bieten.
Vergleich
Obwohl der Vollformatsensor der D610 viel mehr Fotodioden enthält als beispielsweise der der D700, steht die Bildqualität der D700 in nichts nach – durch die Weiterentwicklung der Sensoren ist eher das Gegenteil der Fall. Das gilt auch für die höheren Empfindlichkeiten.
Erste Reaktionen
Die ersten Reaktionen auf die D610 waren recht positiv. Gelobt wurden neben der exzellenten Bildqualität besonders der riesige Funktionsumfang und der günstige Preis. Die praktisch nicht vorhandenen Neuerungen zum Vorgängermodell werden dagegen häufig kritisiert. Einige enttäuschte D600-Besitzer klagten über den Preisverfall des gerade einmal ein Jahr alten Vorgängermodells. Bisher kristallisieren sich zwei Anwendergruppen heraus: Einige D800-Besitzer nutzen die D610 als »Zweitkamera« und viele D7000-Besitzer wechseln nun zu einer Vollformatkamera.
1.2 Eine Analyse
Wenn man das Datenblatt liest, mag man zunächst etwas erschrocken sein über den großen Sprung bei dem Megapixelwert in den letzten Jahren. Waren bei Nikons früheren DX-Modellen oft etwa 16 Megapixel der Normalfall, bietet die D610 nun 24,3 Megapixel. Inzwischen wurden aber auch alle aktuellen DX-Kameras mit in etwa demselben Megapixelwert aufgestockt.
Ich habe bei der Abbildung auf der gegenüberliegenden Seite verschiedene Modi und Modelle markiert. Dort habe ich unterschiedliche Megapixelwerte verglichen. Man kann die D610 sowohl im Vollformat-Modus betreiben als auch im DX-Modus. Im DX-Modus ergeben sich etwa 10 Megapixel – dies kennzeichnet der innere Rahmen.
Bildqualität
Bei der genauen Begutachtung der Bildqualität fällt positiv auf, dass die D610 einen besonders guten Dynamikumfang aufweist. Das bedeutet, dass viele Nuancierungen zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt dargestellt werden können.
Der mittlere Rahmen kennzeichnet die 12,1 Megapixel der älteren D700, die ja ebenfalls einen Vollformatsensor besitzt und daher gut als Vergleich zum FX-Modus der D610 herangezogen werden kann – hier ist die Verdopplung der Megapixelanzahl gut erkennbar, wobei man aber die Weiterentwicklung bei den Sensoren in den vergangenen Jahren berücksichtigen muss – die D700 ist inzwischen immerhin schon über fünf Jahre alt.
Erste Praxistests
Die ersten Praxistests mit der D610 sind durchweg positiv – Nikon hat in diesem Preissegment durchaus ein »Ausrufezeichen« gesetzt. Einsteiger werden sich schnell zurechtfinden, da die Bedienung und die Menüführung »Nikon-typisch« aufgebaut sind. Wer schon einmal eine digitale Nikon in den Händen gehalten hat, kommt mit der D610 sofort klar.
Man muss aufgrund des hohen Megapixelwertes allerdings bedenken, dass solche Auflösungen gute bis erstklassige Objektive benötigen. Einfachere Objektive können das Potenzial des Sensors gar nicht voll ausreizen.
1.3 Das Vollformat
Bei der Vorstellung der ersten semiprofessionellen Vollformat-Nikon – der D700 – gab es in den Foren noch...