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E-Book

Franz von Heufeld: Lustspiele

AutorFranz von Heufeld
VerlagHollitzer Wissenschaftsverlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl532 Seiten
ISBN9783990121313
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Franz von Heufeld (1731-1795), in Mainau am Bodensee (damals 'Vorderösterreich') geboren, studierte ab 1748 an der Wiener Universität, wo er juristische und philosophische Studien absolvierte. Danach schlug er die Beamtenlaufbahn ein, steuerte Beiträge zu den ersten Wiener moralischen Wochenschriften Die Welt und Der österreichische Patriot und die empfindsamen Briefe der Charlotte an den Mann ohne Vorurteil bei, pro?lierte sich aber bald auch als vielseitig engagierte Persönlichkeit im Wiener Theaterleben. Obwohl er in der Wiener Theaterdebatte der 60er Jahre zu den Gegnern der extemporierten Burleske und der Bernardoniade gehörte, legte er nach dem Tod Philipp Hafners (1764) eine Reihe satirischer Possen vor, die, obzwar als Lustspiele bezeichnet, die bis zu Johann Nestroy reichende Tradition der Wiener Komödie mitbegründen. Die Freundschaft mit dem ein?ussreichen Theaterreformer Sonnenfels endete mit dessen harscher Kritik am Geburtstag. Heufeld diente nicht nur der lokalen Muse, sondern dramatisierte u. a. Henry Fieldings Tom Jones und Jean Jacques Rousseaus La Nouvelle Heloïse unter dem Titel Julie, oder Wettstreit der Pflicht und Liebe, womit er dem Genre des rührenden Lustspiels zum Durchbruch verhalf. Auch um die Shakespeare-Rezeption machte er sich verdient, das deutsche Theater verdankt ihm den ersten deutschen Bühnen-Hamlet. Fast alle seine Stücke erlebten mehrere Nachdrucke und hielten sich über Jahrzehnte auf den Bühnen. 1769 und 1774-76 leitete er das von finanziellen Krisen gebeutelte Theater nächst dem Kärntnertor und gab gemeinsam mit Christian Gottlob Klemm zwei Jahrgänge des Wiener Theateralmanachs heraus.

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Leseprobe

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Fräulein Mimi, und hernach Fräulein Gretel.

 

MIMI (indem sie sich in dem Zimmer wohl umsieht). Endlich bin ich einmal einen Augenblick allein. Der Papa ist ausgegangen, die Mama läßt sich ankleiden, das ist gut: nun habe ich die schönste Gelegenheit und Zeit genug, den Brief von meinem Amanten zu lesen. (Zieht einen Brief aus der Tasche) Das ist doch recht verdrüßlich! Immer muß ich wen auf dem Halse haben, keinen Augenblick kann ich allein seyn. (liest) ..

GRETEL (für sich). Was seh ich? Meine Schwester! das ist gewiß ein Billet doux! da muß ich dahinter kommen. (schleicht sachte zu ihr hin, sieht eine Weile in den Brief) „Getreuester Verehrer Damon.“ (Mimi erschrickt, und will den Brief verbergen) O! verbirg den Brief nur nicht, ich hab ihn schon gesehen.

MIMI. Ich bitte dich, meine liebe Schwester! verrath mich nur nicht.

GRETEL. Expresse will ich’s der Mama sagen, weil du gar kein Vertrauen auf mich hast.

MIMI. Ich bitte dich um alles in der Welt, thue mir doch diesen Streich nicht, ich will dir alles sagen, verrath mich nur nicht!

GRETEL. Aber, wie kannst du dir denn einfallen lassen, daß ich dir was zuwider thun werde? von mir hast du gar nichts zu befürchten; aber, verdrüßen thut’s mich recht in der Seele, daß du gegen mich so mißtrauisch bist.

MIMI. Du, ich bitte dich recht schön um Verzeihung, meine liebe Schwester! ich hätte dir ja alles gesagt, aber ich habe nur erst selbst wollen wissen, was mir Herr Damon schreibt.

GRETEL. Itzt sagst du es, weil ich dir hinter deine Heimlichkeiten gekommen bin.

MIMI. Nein; gewiß, ich hätte dir alles anvertraut. – – Sey nur nicht böse!

GRETEL. Ich will es dir glauben. Aber du mußt doch jemand Vertrautern haben, als mich, der dir die Briefe zubringt.

MIMI. Ach nein; gestern Abends hat ihn mir Herr Damon, als er von hier weggieng, und mir die Hand küßte, ohne daß es jemand wahrnahm, in die Hand gedruckt.

GRETEL. So! Ihr macht eure Sache recht fein. Ich habe schon lang gemerkt, daß ihr einander gern sehet, ohngeachtet du es mit allem Fleiß zu verbergen suchtest.

MIMI. Was soll ich denn thun? ich habe ja noch nie mit Herrn Damon recht reden können; du weißt ja selbst wohl, daß mich die Mama keinen Augenblick mit ihm allein läßt: und hieraus kann ja Herr Damon wohl abnehmen, daß sie unserer Liebe zuwider ist.

GRETEL. Merkst du denn nicht, wen sie dir zum Mann geben will?

MIMI. Das kann ich ohnmöglich wissen.

GRETEL. Mir kömmt vor, sie hat dir den Bernhardel zum Bräutigam bestimmt.

MIMI. Den Bernhardel! mich trift der Schlag; ehe ich den nehme, ehe geh ich ins Kloster.

GRETEL. So weit wird es hoffentlich nicht kommen.

MIMI. Das ist ja gar ein abgeschmackter Mensch.

GRETEL. Er hat aber Geld. – – Freylich wäre mir Herr Damon auch lieber. Doch du hast ja den Papa auf deiner Seite, und er mag ja den Damon recht wohl leiden.

MIMI. Was wird mir das helfen? Der Papa muß ja thun, was die Mama will, er traut sich ja nicht einmal ihr zu widersprechen.

GRETEL. Deswegen mußt du nicht gleich verzweifeln.

MIMI. Du hast gut reden, du giltst alles bey der Mama. Dein Amant, der Herr von Chemise kann zu dir kommen, wenn er will, da sagt sie nicht ein Wort darwider.

GRETEL. Warum macht’s Herr Damon nicht auch so, wie es der Herr von Chemise macht? Er soll ihr schön thun, er soll ihr schmeicheln wie dieser.

MIMI. Wenn er es auch thun will, so ist’s ihr nicht recht; sie macht ihm ja gleich Gesichter, daß er völlig confus wird.

GRETEL. Was willst du aber itzt thun?

MIMI. Das weiß ich selbst nicht.

GRETEL. Du wirst ihm doch wohl eine Antwort geben?

MIMI. Freylich, möchte ich ihm gerne antworten, aber wie stelle ich es an, daß ich vor der Mama sicher bin. Ich fürchte sie, wie die Hölle.

GRETEL. O! die ist leicht zu betrügen.

MIMI. Ich trau ihr aber nicht recht. Mir fällt was ein, liebste Schwester! Ich bitte dich recht schön, thue mir doch den Gefallen, und mach du mir eine Antwort an Herr Damon.

GRETEL. Ich?

MIMI. Ja du; du hast mehr Freyheit, als ich; auf dich giebt sie nicht so sehr acht, du kannst es ohne alle Gefahr thun.

GRETEL. Das ist ja recht artig! ich soll in deinem Namen Liebesbriefe an deinen Amanten schreiben? wird auch dieses wohl dem Herrn Damon anständig seyn?

MIMI. Was weiß er, ob es meine, oder deine Hand ist? Man kennt unsere Schrift ohnehin nicht von einander; und wenn er es auch erfährt, so werde ich mich schon zu entschuldigen wissen. Ich bitte dich recht schön, liebe Schwester!

GRETEL. Meinetwegen! damit du siehst, daß ich es gut mit dir meyne, so will ich für dich eine Antwort machen.

MIMI. Nu ja, thue mir diesen Gefallen.

GRETEL. Aber was soll ich ihm antworten?

MIMI. Schreib ihm nur, daß ich ihn gern habe, und – – was du halt meynst, daß er thun solle, um sich bey der Mama einzuschmeicheln.

GRETEL. Ich werde einmal was aufsetzen, wenn es dir nicht recht ist, so kannst du darzu-, oder wegthun, was du willst.

MIMI. Es wird mir schon recht seyn. Wenn Herr Damon sich heut hier einfindet, werde ich schon die Gelegenheit abpassen, ihm die Antwort zuzustellen.

GRETEL. Wohl denn; ich gehe also; bleib du indessen hier! Wenn die Mama zu nahe kommen sollte, so gieb mir nur ein Zeichen.

MIMI. Gut! wenn du mich husten hörst, so denke sicher, daß es Zeit ist, dich in acht zu nehmen, und darnach kannst du dich richten.

GRETEL. Ich werde gleich wieder da seyn. (geht ab)

MIMI. Mach es nur kurz.

Zweyter Auftritt.

Fr. Mimi allein.

 

MIMI. Das ist doch recht verdrüßlich, wenn man gar so eingeschränkt leben muß. Nicht einen Augenblick Freyheit. – – Ich möchte fast verzweifeln. Den ganzen Tag habe ich entweder die Mama, oder die Mamsel auf dem Hals. – – – Da kömmt schon wieder wer! O! das ist der Bernhardel, der kommt mir just zur gelegnen Zeit. – – Den will ich mir bald wieder vom Halse schaffen.

Dritter Auftritt.

Fr. Mimi und Bernhardel.

 

BERNHARDEL (spielt im Herausgehen auf einer Maultrommel, und als er die Fr. Mimi gewahr wird). Ach! Gehorsamer Diener, Fräulein Mimi.

MIMI. Ihre Dienerin, Herr Bernhardel!

BERNHARDEL. Wie geht’s? wie befinden Sie sich?

MIMI. Gut.

BERNHARDEL. Wie haben Sie geschlafen heunt Nacht?

MIMI. Gut.

BERNHARDEL. Hat Ihnen nichts geträumt?

MIMI. Das sind wohl närrische Fragen.

BERNHARDEL. Närrisch? Nu, so wollen wir gescheid reden. – – Was giebt’s neues?

MIMI. Was weiß ich!

BERNHARDEL. Ich weiß aber was, – – – das ist was, das ist wohl was rechts neues!

MIMI. Was denn?

BERNHARDEL (lachend). Sie werden es schon wissen?

MIMI. Ich weiß nichts.

BERNHARDEL. Ah, gehen Sie, gehen Sie, verstellen Sie sich nicht.

MIMI. Was soll es denn seyn?

BERNHARDEL (lachend). Ich gratulir, ich gratulir.

MIMI. Sie sind nicht gescheid.

BERNHARDEL. Es ist aber wohl gescheid. Hochzeit, Hochzeit, Hochzeit.

MIMI. Nu, was soll das heißen?

BERNHARDEL. Eine Hochzeit wird werden.

MIMI. Wenn Sie nicht vernünftig reden wollen, so gehe ich.

BERNHARDEL. Nein, das wäre nichts; just Sie müssen da bleiben, es geht Sie an.

MIMI. Mich?

BERNHARDEL. Ja, – – Sie sind eine Braut.

MIMI. Ich eine Braut?

BERNHARDEL. Die Leute sagen es.

MIMI. Das wäre keine üble Zeitung. (Es könnte doch was dran seyn.) Wo ist denn der Bräutigam?

BERNHARDEL. Ach! itzt kommen wir auf das feine. Wer meynen Sie wohl, daß es ist? rathen Sie einmal!

MIMI. Das kann ich ohnmöglich errathen; ich kann mir den ganzen Bräutigam nicht einbilden.

BERNHARDEL. So bilden Sie sich den halben ein.

MIMI. Sie treiben nichts als Possen.

BERNHARDEL. Ey ja wohl, Possen! Es ist keine Fopperey.

MIMI. Wenn Sie mir es also nicht sagen wollen, so lassen Sie es bleiben.

BERNHARDEL. Sagen thue ich’s nicht gleich; – – darein helfen will ich Ihnen ein bißl, aber Sie müssen es errathen.

MIMI. Nu, so helfen Sie mir denn darein! Wie denn? Wie heißt er, wie sieht er aus?

BERNHARDEL. Er heißt – – – nein, das sag ich nicht;...

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