Einleitung: Wenn es um die Bonitätsbewertung geht, scheint nichts so erstrebenswert zu sein wie das Triple A, verliehen von einer der drei großen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's Investors Service und Fitch Ratings. Die mächtige Stellung dieses Oligopols sorgt daher immer wieder für Diskussionen. Ratingagenturen sind unabhängige Unternehmen, und ihre Aufgabe ist es, Informationsasymmetrien zwischen Kreditnehmern und Kreditgebern auf Kapitalmärkten durch die Vergabe objektiver Bonitätsurteile entgegenzuwirken. Dieser Aufgabe sei man jedoch nur unzureichend nachgekommen, so der Vorwurf. Es wird kritisiert, dass Interessenkonflikte existieren, die das objektive Urteilsvermögen einschränken oder sogar die Unabhängigkeit der Ratingagenturen gefährden. Die Agenturen werden für die jüngste Finanzkrise mitverantwortlich gemacht, da sie die Risiken strukturierter Finanzprodukte nicht richtig eingeschätzt und zu spät vor den Konsequenzen gewarnt hätten. Vordergründig war das Banken- und Finanzsystem gefährdet, weil die in den Jahren zuvor entstandene Kredit- und Vermögensblase wegen der nicht mehr tragbaren Verschuldung etlicher Finanzinstitute sowie von öffentlichen und privaten Haushalten geplatzt ist. Die Krise hat der Welt vor Augen geführt, dass die bestehenden Regularien zu den Ratingagenturen die Kapitalmärkte nicht ausreichend schützen. Zudem wird den Agenturen vorgeworfen, die momentane Euroschuldenkrise durch die vorschnelle Herabstufung verschiedener europäischer Staaten verschärft zu haben. Die Lösungsansätze zu den Kritikpunkten der Agenturen reichen von der Implementierung strenger regulatorischer Maßnahmen über die Gründung einer europäischen Ratingagentur bis hin zu der Forderung, alle regulatorischen Abhängigkeiten von Ratings abzuschaffen. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Rolle der Ratingagenturen in der jüngsten Finanzkrise, die Entwicklungsfaktoren von Rating, die elementaren Interessenkonflikte sowie neue Ansätze zur Regulierung des Geschäfts der Ratingagenturen einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.
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