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E-Book

Wir haben doch ein Auto!

Eine italienische Reise mit dem Wohnmobil

AutorBruno Maccallini, Jutta Speidel
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783843707497
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Bruno stürzt Jutta in eine mittelschwere Krise, als er sie damit überrascht, die Ferien in einem Wohnmobil zu verbringen. Endlich einmal möchte er ihr den temperamentvollen Süden seiner Heimat zeigen und gemeinsam den berühmten Stiefel Italiens bereisen. Und mal im Ernst: Wie könnte man diesen besser erkunden als mit einem Wohnwagen? Die Drohung Juttas, sich weder für die Reinhaltung des fahrenden Zuhauses noch für die kulinarische Verpflegung einzusetzen, wischt Bruno vom Tisch. Er kennt seine Jutta, und ist sich sicher, dass sie das eh nicht durchhält. Ob er sich da mal nicht täuscht?

Jutta Speidel ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum. Sie wurde in München geboren und hat zwei erwachsene Töchter. Bruno Maccallini ist Jutta Speidels Lebensgefährte. Er stammt aus Rom und ist in Italien ein erfolgreicher Schauspieler, Regisseur und Produzent. In Deutschland wurde er als »Cappuccino-Mann« in verschiedenen Werbekampagnen bekannt (»Isch abbe gar kein Auto, Signorina!«).

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Leseprobe

1. Tag

Das Abenteuer ruft!

Bruno

Hurra! Ich habe bei einer Tombola eine Woche Urlaub im Wohnmobil gewonnen! Gibt es eine bessere Gelegenheit, Jutta einen Teil meines wunderbaren Süditaliens zu zeigen?

Im Italienischen haben wir kein Wort für Camper, das wohl von dem englischen Verb to camp, also campen kommt. Manche Italiener verwenden auch das Wort Roulotte, man könnte meinen, das käme aus dem Französischen, aber fast alle Franzosen, die ich darauf angesprochen habe, wissen nicht, wovon ich rede, bei ihnen heißt das Caravane. Tatsächlich kommt Roulotte aus dem kanadischen Sprachraum und bedeutet ungefähr Anhänger »mit Fenstern«, der von einem normalen PKW gezogen wird, ein Wohnwagen also. Nun, was ich gewonnen habe, sieht mehr aus wie ein Lieferwagen mit Fahrerkabine. In Deutschland sagt man Wohnmobil dazu, allerdings steht auf meiner Gewinnbestätigung RV, eine Abkürzung für Recreation Vehicle. Diese Vielfalt an Bezeichnungen bringt mich etwas durcheinander – wie soll ich denn jetzt zu dem Fahrzeug sagen? Um es kurz zu machen, von nun an werde ich es schlicht und einfach Camper nennen, wie die Engländer.

Der Vertragshändler meinte, ich sollte beim Abholen 45 Minuten für eine Einführung einplanen, da ich so ein Fahrzeug noch nie zuvor gefahren habe. Als Erstes beruhigt mich der Mann. Tatsächlich sei so ein Camper gar nicht so schwer zu fahren, wie es auf den ersten Blick aussieht, alles funktioniert fast genau so wie in einem normalen Auto. Der Händler hat mir ein halbintegriertes Modell übergeben, das nicht ganz so hoch ist und keinen Alkoven über dem Fahrerhaus hat. Trotzdem ermahnt er mich, immer sehr vorsichtig zu fahren. Denn mindestens genauso häufig wie Dellen in der Seite oder im Heck sind Unfälle, bei denen man mit dem Dach irgendwo entlangschrammt, schließlich denkt man normalerweise nicht daran, auch auf die Höhe des Fahrzeugs zu achten. Besonders aufpassen soll ich bei Unterführungen, Brücken und tiefhängenden Ästen ebenso wie bei Rissen in der Straße und Schlaglöchern.

Während wir um den Camper herumgehen, gibt mir der Händler gleich noch ein paar Tipps gegen Einbruch und Diebstahl:

  1. 1.)Obwohl das statistisch gesehen gar nicht so häufig vorkommt, sollte man immer auf der Hut sein. Wenn man zum Beispiel den Camper irgendwo für die Nacht abstellt, sollte man besser stets die Vorhänge schließen, dann kann ein potentieller Dieb nicht erkennen, wie viele Personen im Wagen sind und was es dort zu holen gibt. Okay … das versteht sich von selbst!
  2. 2.)Landkarten auf dem Armaturenbrett, runde Abdrücke an der Windschutzscheibe von den Saug­näpfen eines Navis – deshalb habe ich auch ­keinen –, Mobiltelefone, Kameras, Brillen und Schlüssel, die irgendwo herumliegen, sind ebenfalls eine Einladung für Diebe. Das ist schon eher interessant!
  3. 3.)Ein Dieb versucht immer, von der am wenigsten einsehbaren Stelle einzubrechen, also sollte man sich von Hecken, Bäumen, Mauern fernhalten, die eine gute Deckung bieten könnten.
  4. 4.)Wertgegenstände sollte man am besten so verstecken, dass man sie nicht so leicht findet; ­al­­lerdings sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass manchmal die offensichtlichsten Plätze die besten Verstecke sind, da ein Dieb sie überhaupt nicht in Betracht zieht.

»Ich gebe Ihnen ein Beispiel … Wenn Ihre Frau Ohrringe offen in der Küche herumliegen lässt, vielleicht in einem Plastikbecher, dann können Sie ganz beruhigt sein, denn dort vermutet sie keiner. Der Dieb wird sich eher an Ihr Handy halten, das Sie unter die Matratze geschoben haben.«

»Na, das wollen wir doch nicht hoffen!«

»Dann folgen Sie meinem Rat, und stecken Sie das Handy ebenfalls in einen Plastikbecher.«

»Das mache ich bestimmt.«

»Und Vorsicht vor Fremden, die Sie fragen, ob Sie sie ein Stück mitnehmen können … Aber jetzt kommen Sie mal mit, gehen wir an Bord, damit ich Ihnen zeigen kann, wie die Stromversorgung funktioniert.«

Nun beginnt eine Litanei über die Stromversorgung, die einen eingebauten Spannungswandler hat, ein anscheinend ziemlich nützliches Gerät, weil es 12 Volt Gleichspannung in 220 Volt Wechselspannung umwandelt, mit der alle Lampen und Geräte wie Kühlschrank, Heizung, Wasserpumpe, Klimaanlage etc. betrieben werden. Im Klartext: Damit kann ich mein Ladegerät fürs Handy benutzen. Perfekt! Über der Tür ist ein Bedienfeld mit verschiedenen Signallämpchen und Schaltern angebracht. Hier lassen sich Wasserpumpe und Kühlschrank ausschalten ebenso wie der Hauptschalter für die ganze Beleuchtung, die Leuchtanzeigen links geben an, wie voll die Batterien und die diversen Tanks sind.

»Und passen Sie auf … Bei der Wasserpumpe könnte es zu Funktionsstörungen kommen. Sollte beispielsweise genau in dem Moment, in dem man den Wasserhahn zudreht, eine Luftblase entstehen, kann die Pumpe keinen Druck aufbauen, sie schaltet sich überhaupt nicht mehr ab und läuft stundenlang weiter, bis sie schließlich kaputtgeht.«

»Kommt das oft vor?«

»Nein, wenn Sie mit einem fast leeren Tank unterwegs sind, dann kann so etwas vorkommen! Normalerweise hört man am Geräusch, dass sich die Pumpe nicht abschaltet, aber vorsichtshalber sollte man den Schalter über Nacht und jedes Mal, wenn man den Camper für längere Zeit verlässt, ausmachen. Alles klar?«

Allmählich weiß ich nicht mehr, wie ich mir das alles merken soll, nicke aber tapfer.

Dann bittet mich der Händler, mir die Wasserver- und -entsorgung ganz genau anzusehen. Es gibt drei verschiedene Kreisläufe: einen für Frischwasser oder auch Trinkwasser, einen für sogenanntes Grauwasser, das aus dem Abfluss der Spüle, Waschbecken und Du­sche kommt, und einen für das Schwarzwasser oder Schmutzwasser aus dem WC-Tank. Am umweltschädlichsten ist natürlich das Grauwasser, denn das enthält Spülmittel und Ähnliches, daher darf man es bloß an entsprechenden Sammelstellen entsorgen.

»Alles klar?«

Ich folge weiterhin den Ausführungen des Mannes und schreibe ab und zu etwas in mein Notizbuch. Seine Stimme klingt immer gleichförmiger, doch plötzlich tut er ganz mysteriös, als müsste er mir ein großes Geheimnis anvertrauen.

»Kommen Sie … Gehen wir wieder nach draußen, ich muss Ihnen noch etwas zeigen.«

Er geht zu einer Klappe unter einem Fenster und zieht dort ganz vorsichtig – als handelte es sich um einen Reliquienschrein – einen hellblauen Kasten hervor. Geradezu begeistert und mit ausholenden Bewegungen erklärt er mir nun, dass es sich um ein »höchstwichtiges« Thema handelt, das »erschöpfend« behandelt werden müsse. Und wirklich, wenn ich auf dieser Reise eins gelernt habe, was mir auf ewig im Gedächtnis bleiben wird, dann ist es diese Lektion über das mobile Chemieklo, der ich nun geduldig lausche. Dieses Modell, dessen Fassungsvermögen der Vertragshändler gerade in den höchsten Tönen lobt, müsste ich nur alle drei bis vier Tage leeren. Mahnend, es klingt schon fast wie eine unterschwellige Drohung – dabei betont er jede Silbe –, meint er: »Denken Sie immer daran, dass dieses WC direkt über dem Abwassertank angebracht ist, jedes Mal, wenn Sie also den Toilettensitz hochklappen, öffnen Sie quasi den Tank. Es versteht sich von selbst, dass nach ein paar Tagen kein Sanitärzusatz der Welt al-les zer-set-zen kann. Ist-das-klar?«

»Ich werde den Deckel so selten wie möglich hochklappen …«

»Machen Sie das auch dem Rest Ihrer Crew klar. Das-ist-sehr-wich-tig!«

»Ganz bestimmt. Aber gibt es denn keine fest eingebauten Tanks?«

»Doch selbstverständlich. Aber bei denen müssten Sie den Camper stets direkt an der Entsorgungsstation parken. Das geht vielleicht gut, solange Sie jeden Tag woanders sind, doch sobald Sie irgendwo etwas länger bleiben wollen, könnte es schwierig werden. Nein, nein, glauben Sie mir, der mobile Tank ist die beste Lösung, sehr bequem und sehr praktisch. Kommen Sie, versuchen Sie es einmal selbst. Sie können ihn entleeren, wo Sie wollen, verstehen Sie? Sogar in jede Toilette, falls Sie keine Entsorgungsstation finden.«

»Ja, wirklich sehr praktisch.«

»Und außerdem können Sie diesen viel besser und gründlicher reinigen, bei den fest eingebauten Tanks ist das deutlich schwieriger. Und sehen Sie diesen drehbaren Sammelbehälter mit Verschluss? Damit kann man auch den Sanitärzusatz dosieren. Ach ja, geben Sie bitte das Mittel nicht direkt ins WC, denn auf Dauer kann man damit die Dichtung ruinieren. Ist-das-klar?«

»Glasklar!«

»Reisen Sie mit der Familie?«

»Nur mit meiner Lebensgefährtin …«

»Entschuldigung, ich wollte nicht indiskret sein …«

»Kein Problem.«

»Es versteht sich wohl von selbst, dass das Entleeren des WC-Tanks eine Männeraufgabe ist. Der Engel des Campers sollte sich seine zarten Flügelchen nicht mit solchen Dingen beschmutzen …«

Und dann lacht er schallend los, als hätte er gerade einen irrsinnig komischen Witz gemacht.

So ein Idiot, denke ich. Jetzt geht er zur Fahrerseite, öffnet die Klappe und stellt den Tank auf den Sitz.

»Ich stelle ihn mal hier drauf, dann können...

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