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E-Book

Phantasie und Bildbewußtsein

AutorEdmund Husserl
VerlagFelix Meiner Verlag
Erscheinungsjahr2006
ReihePhilosophische Bibliothek 576
Seitenanzahl258 Seiten
ISBN9783787326914
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
In den Texten aus dem Nachlass, die in dieser Studienausgabe vereinigt sind, kommt es wesentlich darauf an, unterschiedliche Phänomene des Vergegenwärtigens gegenüber dem Wahrnehmen auf der Grundlage reflexiver Bewußtseinsanalyse explizit zur Klarheit zu bringen. In einem weiten Wortgebrauch fasst Husserl Phantasie oft ganz allgemein als »das als Vergegenwärtigung charakterisierte Bewußtsein«; oder wie er auch sagt: »Zum Wesen der Phantasie gehört das Nichtgegenwärtigkeits-Bewußtsein. Wir leben in einer Gegenwart, wir haben ein Blickfeld der Wahrnehmung, aber daneben haben wir Erscheinungen, die gänzlich außerhalb dieses Blickfeldes ein Nichtgegenwärtiges vorstellen«. Etwas technischer gesprochen, bringt Husserl Grundformen des Bewußtseins, spezifische Weisen der Intention, Modifikationen in den Aktcharakteren bzw. in den Charakteren der gegenständlichen Korrelate von Bewußtseinserlebnissen zu wechselseitiger Abhebung. Es handelt sich somit um Texte, in denen die von früh an zentrale Thematik der phänomenologischen Bestimmung »wesentlich verschiedener 'Weisen des Bewußtseins', nämlich der intentionalen Beziehung auf Gegenständliches«, wie es in der fünften der Logischen Untersuchungen (1901) heißt, für bestimmte Bewußtseinsarten in concreto durchgeführt wird. Des näheren geht es darum, innerhalb der Erlebnisklasse der Vorstellungen - in Abhebung von Urteilen und Gefühlen - die verschiedenen Charaktere der Intention der anschaulichen Vorstellungen gegenüber denjenigen der begrifflichen Vorstellungen zu bestimmen.

Edmund Husserl wird 1859 als Sohn einer jüdischen Tuchhändlerfamilie in Prossnitz geboren. Er nimmt nach dem Abitur das Studium der Mathematik, Astronomie, Physik und Philosophie in Leipzig auf, das er ab 1878 in Berlin fortsetzt. Es folgt die Promotion in Wien und - angeregt durch den Einfluß Franz Brentanos - die Habilitation mit einer psychologisch-mathematischen Arbeit bei Carl Stumpf in Halle. Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten erhält Husserl 1906 eine Professur in Göttingen. Die berühmtesten Werke erscheinen in großen Abständen, davon zu Lebzeiten zwei unvollständig: die Ideen zu einer reinen Phänomemologie (1913) und die Krisis der europäischen Wissenschaften (1936). Diese programmatischen Einführungen in die Grundprobleme der Phänomenologie werden zeitlebens durch unveröffentlichte Analysen ergänzt, die Husserl auf etwa 45.000 Seiten in Gabelsberger Stenographie niederschreibt. 1916 folgt er dem Ruf an die Universität Freiburg, wo Martin Heidegger sein wohl berühmtester Schüler wird. Die Konversion zum Christentum schützt die Familie Husserl nicht vor den Schikanen der Nazis, die sie 1937 aus ihrer Wohnung vertreiben. Husserl stirbt 1938 in Freiburg.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhaltsverzeichnis5
Einleitung. Von Eduard Marbach15
Editorischer Bericht47
Edmund Husserl51
Nr. 1. Phantasie und Bildbewusstsein53
1. Kapitel: Frage nach der Phantasievorstellung gegenüber der Wahrnehmungsvorstellung53
§ 1. Vieldeutigkeit des Begriffs der Phantasie in der gewöhnlichen Rede53
§ 2. Die Aufgabe der Gewinnung eines wesentlich einheitlichen Begriffs der Phantasievorstellung als Phantasieauffassung57
§ 3. Versagen der zeitgenössischen psychologischen Forschung in der Frage nach dem Verhältnis von Wahrnehmungs- und Phantasievorstellung58
§ 4. Kurze Darstellung und Kritik von Brentanos Lehre vom "Vorstellen"60
§ 5. Die Frage nach dem Unterschied von Wahrnehmungs- und Phantasievorstellung62
§ 6. Kritische Erörterung der von den Psychologen vorgebrachten Unterschiede von Wahrnehmung und Phantasie65
2. Kapitel: Interpretation der Phantasievorstellung als Bildlichkeitsvorstellung (Imagination) wie die physisch-bildliche Vorstellung67
§ 7. Verwandte Unterschiede innerhalb der Wahrnehmungs- bzw. Phantasieauffassung67
§ 8. Die Phantasievorstellung als Verbildlichung. Beginn der Wesensbestimmung des bildlichen Vorstellens68
§ 9. Die physische Imagination als Parallelfall der Phantasievorstellung70
§ 10. Wesensgemeinsamkeit der physischen Imagination und der gewöhnlichen Phantasievorstellung bezüglich der "geistigen Bilder"73
§ 11. Die Beziehung auf das Bildsujet, bzw. die zwei aufeinandergebauten Auffassungen in der Phantasievorstellung75
§ 12. Voraussetzung der ganzen bisherigen Betrachtung: die doppelte Gegenständlichkeit bei der Phantasievorstellung und bei der physischen Bildauffassung77
§ 13. Die zwei Auffassungen, die zur Konstitution der imaginativen Vorstellung wesentlich gehören79
§ 14. Wiederholung und neue Darstellung: Das Ineinander der beiden Auffassungen, die das Bewusstsein der Bildlichkeit konstituieren80
3. Kapitel: Bildlichkeitsbewusstsein in immanenter Funktion und in symbolischer Funktion - Zur ästhetischen Bildbetrachtung - [...]86
§ 15. Gemeinsamkeit und Unterschied von bildlicher und symbolischer Auffassung86
§ 16. Einführung der Unterscheidung zwischen innerer (immanenter) und äusserer (symbolischer) Bildlichkeit87
§ 17. Das Interesse am Wie der Verbildlichung des Bildobjekts bei der ästhetischen Bildbetrachtung88
§ 18. Möglichkeit des Wechsels in der Richtung der meinenden Intention und entsprechender Wechsel des Gegenstandes90
§ 19. Selbständigkeit und Unselbständigkeit der zwei sich durchdringenden Auffassungen91
§ 20. Ob die fundierende Auffassung bei der Phantasie im gewöhnlichen Sinn und der Erinnerung den Charakter einer Wahrnehmungsauffassung habe93
4. Kapitel: Unterschiede zwischen gewöhnlicher Bildvorstellung und Phantasievorstellung95
§ 21. Die zugrundeliegenden Auffassungen bei der physischen Bildvorstellung95
§ 22. Die Erscheinung des Bildobjekts und ihr Charakter der Unwirklichkeit97
§ 23. Das Verhältnis von wirklich Gegenwärtigem und blossem Fiktum im Widerstreit zweier Wahrnehmungsauffassungen bei den Fällen des Sinnenscheins100
§ 24. Vorblick auf die Sachlage bei der Phantasie: völlige Trennung von Phantasiefeld und Wahrnehmungsfeld101
§ 25. Rekapitulation: Die doppelte Art der Repräsentation durch Ähnlichkeit102
5. Kapitel: Die Phantasieerscheinung im Kontrast zur physisch-bildlichen Erscheinung und zur Wahrnehmungserscheinung106
§ 26. Das Fiktum und die Frage nach der Erscheinungsweise des "Phantasiebildes"106
§ 27. Die Phantasieerscheinung: Grade und Stufen der Angemessenheit der Vorstellung108
§ 28. Das Proteusartige der Phantasieerscheinung110
§ 29. Kontinuität und Diskontinuität bei Wahmehmungserscheinung, physisch bildlicher Erscheinung und Phantasieerscheinung112
6. Kapitel: Rekapitulierende Darstellung der Ansicht, dass Phantasievorstellung sich als Bildlichkeitsvorstellung interpretieren lasse115
§ 30. Parallelismus zwischen gewöhnlicher Imagination und Phantasieimagination115
§ 31. Starke und fliessende Unterschiede zwischen der gewöhnlichen Imagination und der Phantasie116
§ 32. Das Widerstreitsverhältnis von Phantasie- (bzw. Erinnerungs-)feld und Wahrnehmungsfeld118
§ 33. Die Fälle der unklaren Phantasien und die Frage, ob hier überhaupt Bildobjekt und Bildsujet unterschieden werden darf122
7. Kapitel: Versuch, zwischen Phantasievorstellung und Bildlichkeitsvorstellung einen wesentlichen Unterschied zu etablieren123
§ 34. Der Zusammenhang des Blickfeldes des Wahrnehmungsbewusstseins123
§ 35. Das Verhältnis der Phantasmen und Phantasieerscheinungen zu den Zusammenhängen des Wahrnehmungsfeldes125
§ 36. Vertiefte Erörterung der Frage nach Koexistenz bzw. Widerstreit von Wahrnehmungs- und Phantasiefeld am Beispiel einzelner Sinnesfelder127
§ 37. Ob nicht Wahrnehmung einen ursprünglichen Vorzug haben müsse129
§ 38. Kennzeichnung des Unterschiedes der Phantasieauffassung gegenüber der perzeptiv-imaginativen durch das Fehlen des Bewusstseins eines Gegenwärtigen131
§ 39. Konsequenz der versuchten Auffassung: kein direktes imaginatives Bewusstsein innerhalb der Sphäre der Wahrnehmung132
8. Kapitel: Ergebnisse und Vorblick auf die Analysen des Zeitbewusstseins134
§ 40. Bestimmung des wesentlichen Unterschiedes zwischen der Imagination im eigentlichen Sinn (perzeptiver Imagination) und Imagination als Phantasie134
§ 41. Unterscheidung der schlichten Phantasievorstellung und der bildlich sich vermittelnden136
§ 42. Umgrenzung des Begriffs der schlichten Phantasievorstellung als Vollzug von reinem Vergegenwärtigungsbewusstsein137
§ 43. Die Sachlage bei den unklaren Phantasien: die schlichte Phantasievorstellung jedenfalls vorausgesetzt139
§ 44. Absonderung eines neuen Begriffs von Erscheinung141
9. Kapitel: Die Frage nach dem phänomenologischen Unterschied zwischen Empfindung und Phantasma und die Frage nach dem Verhältnis von Wahrnehmung und Phantasie144
§ 45. Anknüpfung an Brentanos Stellungnahme: keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Auffassungsinhalten: Empfindung und Phantasma144
§ 46. Ansetzung des Unterschiedes zwischen Empfindung und Phantasma in den Auffassungsweisen146
§ 47. Die Schwierigkeit zu verstehen, wie der Unterschied zwischen Phantasie eines psychischen Aktes und aktuellem Vollzug dieses Aktes möglich ist148
§ 48. Auflösung der Schwierigkeit: Begründung des Unterschieds zwischen Wahrnehmungs- und Phantasieauffassung152
§ 49. Neue Schwierigkeiten bezüglich der aktuell gegenwärtigen Akte und der Frage des inneren Wahrgenommenseins154
§ 50. Fälle, wo erinnerte und aktuelle psychische Akte auf dieselbe Vorstellungsgrundlage bezogen sind156
§ 51. Zur Aufklärung der Gesamtauffassung der Wahrnehmung gegenüber der Phantasie158
§ 52. Oder Ansatz von zwei gleichberechtigten Auffassungen, Gegenwärtigung und Vergegenwärtigung159
Nr. 2. Von der Theorie der Repräsentation bei Phantasie und Erinnerung zur Einführung der Lehre von der Reproduktion bzw. doppelten Vergegenwärtigung161
a) Aporie. Doppelte Auffassung derselben Erscheinung161
b) Aktuelle Vorstellung "von" und Vorstellung in der Einbildung, Erinnerung (imaginatives Gegenbild) Reflexion in der Phantasie170
c) Reflexion und phänomenologische Reduktion in der Phantasie175
d) Zweierlei Wahrnehmung - zweierlei Phantasie178
e) Doppelte Vergegenwärtigung: "Reproduktion von etwas" im Gegensatz zu "Phantasie von etwas" = Phantasievorstellung180
f) Wahrnehmung von einer Phantasie (Reflexion) und Phantasie von einer Phantasie182
g) Ob die Folge von Modifikationen "Wahrnehmungserscheinung - Phantasieerscheinung - Phantasieerscheinung in einer Phantasie" eine Reihe iterierter Modifikationen sei183
Nr. 8. Phantasie als "durch und durch Modifikation". Zur Revision des Inhalts-Auffassungs-Schemas185
Nr. 15. Modi der Reproduktion und Phantasie. Bildbewusstsein190
a) Terminologische Vorerwägungen bezüglich der herauszustellenden Unterscheidungen190
b) Erinnerung und Einfühlung als Reproduktion196
f) Anpassung bzw. Nichtanpassung von Urteils- und Gemütsakten an eine zugrundeliegende vollzogene Phantasie208
g) Diskussion von Beispielen. Lesen oder Erfinden eines Märchens214
Nr. 16. Reproduktion und Bildbewusstsein. Trennung von Bildobjektauffassung und Bewusstesein eines perzeptiven Scheines. Verallgemeinerung des Begriffs der Phantasie (Vergegenwärtigung): [...]222
Nr. 17. Zur Lehre vom Bildbewusstsein und Fiktumbewusstsein236
a) Bildanschauung (Abgrenzung gegen das lllusionsbewusstsein)236
b) Bild und Orientierung des Bildobjekts. Bildsubstrat und berufenes Bild. Symbolische Inhalte in jeder Bilddarstellung241
c) Ad Bilderscheinung. "Eine Vorstellung sich von etwas machen, nach einer Beschreibung". Frage nach dem Verhältnis von Bild und Widerstreit243
Nr. 18. Zur Lehre von den Anschauungen und ihrer Modi245
a) Gebendes Bewusstsein und Phantasie Akte, in denen Individuen bewußt sind245
b) Ästhetisch-künstlerische Darstellung und perzeptive Phantasie261
Nr. 20. Phantasie - Neutralität272
a) Aktleben in der Epoché, phantasierend - Leben in Positionen, in Geltung setzend. Doppelte Epoché bzw. Neutralität272
b) Begriff der Phantasie gegenüber dem allgemeinen der Neutralität. Das blosse Vorstellen276
c) Intentionale Erlebnisse sind entweder positionale oder neutrale gemischte Erlebnisse279
d) Sich-hineindenken als-ob (Vollzug eines Möglichkeitsbewusstseins) und das Phantasieren282
e) Ichakte - passiv verlaufende Erlebnisse Ichakte als positionale und neutrale jedem Erlebnis idealiter eine Phantasie (Vergegenwärtigung) entsprechend289
Sachregister293
Personenregister307

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