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Die Vorher-Nachher-Frau

Wie ich 57 Kilo in 7 Monaten abgenommen habe - Nie wieder dick mit der 30-Gramm-Fett-Methode

AutorSusanne Schmidt
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783641137649
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
57 Kilo in nur sieben Monaten - und das ohne Hungern und Kalorienzählen: Susanne Schmidt wog 132 Kilo, war unzufrieden, hatte sich und den Kampf gegen die Pfunde fast aufgegeben. Ein gutes halbes Jahr später wog sie nur noch 75 Kilo - und das seitdem dauerhaft. Ihr Geheimnis? Hier erzählt sie, wie es ihr gelungen ist, die Pfunde so schnell purzeln zu lassen, und wie auch andere das schaffen können. Mit der 30-Gramm-Fett- Methode schlank werden und bleiben - so unkompliziert war Abnehmen noch nie!

Susanne Schmidt, Jahrgang 1955, hatte 2006 ein Gewicht von 132 Kilo und fuhr zum Abnehmen in die Spessart-Klinik nach Bad Orb. Dort lernte sie die 30-Gramm-Fett-Methode kennen, mit der sie innerhalb eines Jahres 57 Kilo verlor. Sie lebt in Norddeutschland und ist Mutter zweier erwachsener Söhne. Christian, der ältere, unterstützt Susanne Schmidt bei der Organisation der 2007 ins Leben gerufenen »Nie wieder dick«-Initiative, die über die 30-Gramm-Fett-Methode informiert, motiviert und schon Tausenden beim Abnehmen geholfen hat.

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Leseprobe

»Iss was Gutes, dann geht es dir gut.«

Wenn Sie glauben, dass Sie gut einige oder sogar ein paar mehr Kilos loswerden könnten, dann hilft es Ihnen vielleicht, sich klarzumachen, wann und warum Sie diese Pfunde überhaupt erst zugelegt haben. Wann und warum sind Sie übergewichtig geworden? Wurden Sie im Laufe der Jahre kontinuierlich dicker oder gleicht Ihre Gewichtskurve einer Achterbahn? Ich war nicht immer dick, aber immer wieder kamen die Pfunde so regelmäßig zu mir zurück, dass ich mich auch in meinen schlankeren Zeiten meist als Dicke wahrgenommen habe. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass ich schon als Kind gelernt habe, falsch zu essen, das Falsche zu essen und aus den falschen Gründen zu essen.

Denn als ich im Mai 1955 geboren wurde, wog ich gerade mal fünf Pfund. Das ist für heutige Verhältnisse ein ziemlich mickriges Baby. Als Erstgeborene war ich die verhätschelte Prinzessin, die die ungeteilte Liebe und Beachtung von Eltern, Großmüttern, Onkeln und Tanten hatte. Auch wenn diese Aufmerksamkeit die eine oder andere Süßigkeit beinhaltete, war ich weit davon entfernt, ein dickes Kind zu sein oder zu werden. Als vier Jahre später mein Bruder Stefan geboren wurde, wackelte mein Thron jedoch gewaltig. Nun war er der Kronprinz. Und weil die Liebe meiner Mutter durch Mund und Magen ging, wurde mein kleiner Bruder immer dicker. Das störte damals allerdings niemanden: Ein pummeliges Kind ist ein glückliches und gesundes Kind. So können auch die Nachbarn gleich sehen, dass die Eltern sich gut um ihr Kind kümmern. Diese Fürsorge bestand sehr oft aus Süßigkeiten.

Meine Eltern waren beide mit ihren Müttern und Geschwistern nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ostpreußen, beziehungsweise Pommern, in den Westen nach Bredstedt geflüchtet. Ihre Kindheit und Jugend war relativ sorgenfrei verlaufen und sie hatten bis zum Zweiten Weltkrieg ein gutes Leben gehabt. Aber während des Krieges und als Flüchtlinge im Westen waren die Zeiten entbehrungsreich. Natürlich kompensierten sie den erfahrenen Mangel, indem sie uns fleißig fütterten: Ihre Kinder sollten keinen Hunger leiden. Man wollte zeigen, dass es einem nun wieder besser ging und man sich das gute Essen leisten konnte. Wir waren mitten in der großen »Fresswelle«, und letztendlich wurde ich von dieser Welle überrollt.

Anfänglich allerdings wollte ich nicht so recht an Gewicht zulegen, und so bekam ich das damalige Allheilmittel – Rotbäckchensaft, ein Traubensaft für Kinder, der den Appetit anregen sollte. Und das tat er. Langsam aber sicher wurde ich dicker und dicker. Das lag natürlich nicht am Saft allein. Weil ich »groß und stark« werden sollte, wurde bei jeder Mahlzeit mein Teller vollgehäuft, und ich durfte den Tisch erst verlassen, wenn mein Teller leer gegessen war. Manchmal saß ich stundenlang vor dem immer kälter werdenden Essen und musste mir die Sprüche meiner Mutter anhören: »Sei froh, dass du so gutes Essen bekommst, andere haben gar nichts. Weißt du eigentlich, wie viele Kinder auf der Welt verhungern?« Das mochte ja stimmen, interessierte mich in dem Moment aber überhaupt nicht. Heute kommt es mir in meiner Erinnerung so vor, als hätte ich mehr kalte als warme Kartoffeln gegessen.

Und es zeigte seine Wirkung. Mein Magen verkraftete immer größere Portionen, mein Kopf wollte sie irgendwann auch, nur mein Kalorienbedarf stieg »erstaunlicherweise« nicht. Nun hatte meine Mutter auch mir ihr Dauerthema Übergewicht vererbt, vielmehr anerzogen. Sie meinte es nicht böse und wusste es nicht besser, aber so hat sie mir das Grundthema für die nächsten 45 Jahre meines Lebens vermacht.

Wir lebten in einem kleinen Häuschen mit nur 45 Quadratmetern Wohnfläche, aber es hatte einen Garten, der bestimmt 600 Quadratmeter groß war. In dem baute meine Mutter Obst und Gemüse an. Es gab zum Beispiel Mohrrüben, Erbsen, Kartoffeln und, wie ich fand, zu allem Überfluss auch 34 Johannisbeersträucher. Die ersten zwei Wochen der Sommerferien verbrachten mein Bruder und ich damit, Johannisbeeren zu ernten. Meine Mutter stand den ganzen Tag am Entsafter und füllte unzählige Flaschen mit Johannisbeersaft. Neben Milch und Tee war dieser Saft das Einzige, was es bei uns zu trinken gab und egal wie viel Zucker ich dazugab, er war immer zu sauer. Überhaupt war unsere Ernährung durch das bestimmt, was der Garten hergab, und entsprechend ausgewogen und gesund. Gemüse und Kartoffeln aus dem Garten, manchmal Nudeln, manchmal ein Stück Fleisch oder Fisch dazu. Mein Lieblingsessen waren Kohlrouladen. Zum Glück war Hackfleisch noch einigermaßen günstig und Kohl hatten wir im Garten. Meine Mutter machte immer gleich einen riesigen Topf voll. Oft gab es Gemüsesuppen, in die für jeden genau ein Würstchen hineinkam. Alles gute, nahrhafte und nicht besonders fette Mahlzeiten.

Dass wir alle immer dicker und dicker wurden, lag also auch an den Mengen, die wir aßen. Und an den Naschereien. Schokolade wurde als Belohnung und vor allem als Trost verteilt.

Es wurde mir regelrecht antrainiert: So wie wir auf die Toilette gehen, wenn die Blase drückt, so wurde Nahrung die automatische Reaktion auf Kummer und Sorgen. Diese Verhaltensweise war auch bei mir irgendwann so tief verwurzelt, dass es scheinbar kein Entkommen gab. Um dieses Verhalten beenden zu können, musste ich mir sehr bewusst machen, was ich da eigentlich tat. Ich fragte mich, hilft mir das Essen denn? Das tat es ja nur kurz oder gar nicht. Im Gegenteil, ich wurde immer unglücklicher, weil ich immer dicker wurde und mich immer weniger leiden konnte.

Auch wenn wir die Leidenschaft zum Essen und für Naschereien teilten, das Verhältnis zu meiner Mutter war leider oft sehr angespannt. Sie fixierte sich zunehmend auf meinen Bruder, und ich rutschte immer weiter in den Hintergrund. Von mir, der Älteren, wurde stets erwartet, dass ich auch die Vernünftigere bin. So war ich der Blitzableiter für fast alles. Selbst wenn mein Bruder Mist baute, ich bekam den Hintern versohlt. Schließlich hätte ich auf ihn aufpassen sollen: »Du bist die Ältere, achte auf das, was er tut, kümmere dich um ihn.« Es gab immer weniger Momente, in denen ich mich wirklich geliebt fühlte. Zu meinem Vater hatte ich einen besseren Draht. Doch auch er war gelegentlich unbeherrscht und launisch. Bei seiner Arbeit als Beamter musste er sich immer hundertprozentig korrekt verhalten. Wenn er dann mal frustriert nach Hause kam, explodierte er, und auch für ihn war ich dann das Ventil. Meinen Bruder hat meine Mutter davor beschützt. Wenn ich dann weinend in meinem Zimmer auf dem Bett lag, kam er zwar zu mir, um sich zu entschuldigen, aber dann war es natürlich zu spät. Ich war längst vor lauter Unglück am Kühlschrank gewesen oder hatte mir Schokolade geholt.

Wenn die Auseinandersetzungen zu Hause wieder einmal zu schlimm wurden, fuhr ich mit dem Fahrrad zu meiner Großmutter in den nächsten Nachbarort, um mich auszuweinen. Sie tröstete mich, nahm mich in den Arm, drückte mich an ihre warme, breite, weiche Brust und sagte: »Komm, iss ein Stück Schokolade, dann wird das schon wieder.« Heute verstehe ich, dass meine Mutter an mich nur die Verhaltensweisen weitergegeben hat, die sie auch schon zu Hause gelernt hatte.

Dass diese Form der Stressbewältigung und des Trostes unschöne Folgen haben kann, musste ich schon im Kindergarten erfahren. Hier geschah es das erste Mal, dass ich mich zurückgewiesen fühlte, weil ich »DICK« war. Es war kurz vor meiner Einschulung. Wir Kinder sind immer in einer großen Gruppe zum Kindergarten gegangen. Natürlich blödelten wir fürchterlich herum und machten allerhand Unfug. Eigentlich kamen wir immer lachend und einige Minuten zu spät bei der heiß geliebten Tante Annemarie an. Als wir wieder einmal zu sehr herumtrödelten, sah uns eine der Mütter und rief ärgerlich: »Lauft mal schneller, sonst schimpft die Tante.« Erschrocken rannten wir los. Das Tempo der anderen konnte ich aber nicht mithalten. Als ich ein, zwei Minuten später schnaufend ankam, standen die anderen schon dort, waren längst wieder bei Atem, und zeigten lachend mit dem Finger auf mich. Es war unglaublich demütigend. Ich schämte mich fürchterlich und war sehr verletzt. Als ich weinend meiner Mutter davon erzählte, meinte sie nur: »Mach dir nichts aus dem, was die anderen sagen«, und gab mir ein paar Bonbons. Die halfen dann auch ein wenig über den Schmerz hinweg.

Ostern 1962 wurde ich dann eingeschult. Bei schönem Wetter stapfte ich in meinem besten Kleidchen und mit der selbst gebastelten Schultüte, die voller Leckereien war, los. Eigentlich ging ich gerne zur Schule. Rechnen, Schreiben und Lesen fiel mir leicht und machte Spaß, wäre da nur nicht das verhasste Fach Sport gewesen.

Jede Woche sprangen die anderen Kinder beim Turnen leicht über den Bock, und ich rannte dagegen. Die anderen schwangen elegant am Reck, und ich hing wie ein schlaffer Sack an der Stange. Die anderen fingen Bälle, und ich sah ihnen nur hilflos hinterher. Laufen, Springen und Hürdenlauf, immer blieb ich mit zwei, drei weiteren Dicken weit hinter den anderen zurück. Bockspringen, Stufenbarren und Kasten, alles Geräte, auf die ich nicht mal hinaufkam. Ganz zu schweigen davon, auch noch darüber zu springen. Ich hasste jede Minute. Von den Lehrern war keine Hilfe zu erwarten. Kinder wie ich wurden im besten Fall übersehen, im schlimmsten Fall der Lächerlichkeit preisgegeben. Am grauenhaftesten waren Mannschaftssportarten wie Völker- oder Volleyball, denn da wählten zwei der besten Sportler abwechselnd ein Mitglied für ihr Team. Während ein Name nach dem anderen aufgerufen wurde, saß ich mit einem dumpfen Gefühl im Bauch da. Ich fühlte mich wie ein ausgesetzter Straßenhund, den niemand...

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