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Die Beziehungs-Trickkiste

Einfache Strategien für den Umgang mit Schuldzuweisern, Eifersüchtlern und anderen Beziehungskillern

AutorMichael Mary
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2013
ReiheGU Einzeltitel Partnerschaft & Familie 
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783833837012
FSK18
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Wo zwei Menschen nah aufeinandertreffen, da sind Beziehungsprobleme nicht weit. Das ist kein Beinbruch, sondern ganz normal. So jedenfalls sieht es der bekannte Paarberater Michael Mary - und zieht für jede typische Konfliktsituation, die im Paaralltag auftauchen kann, die passende Strategie aus der Beziehungs-Trickkiste. Sei es bei Enttäuschungen oder Verletzungen, bei Machtkämpfen oder Problemen im Bett. Aha-Effekte garantiert! Die Tricks und Tipps sind überraschend einfach - und überdurchschnittlich effektiv. So haben Hausarbeitsverweigerer, Schuldzuweiser oder Eifersüchtler keine Chance.

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Leseprobe

Liebe


Die größte Gefahr für ihre Beziehung sind die Partner selbst. Was so paradox klingt, ist bei näherer Betrachtung nachvollziehbar. Wenn zwei sich verlieben, zeigen sie sich von ihrer besten Seite. Das bedeutet nicht, dass sie sich verstellen würden. Es meint schlicht, dass sie einander nicht alles von sich zeigen. Sie zeigen Verbindendes und halten Trennendes zurück. Nur so können Liebesbeziehungen entstehen, denn nur so bildet sich eine starke emotionale Bindung.

Diese Bindung ermöglicht es den Partnern dann nach und nach, auch Trennendes, Unterschiedliches oder sogar Unvereinbares auszuhalten. Dennoch wird eine Beziehung von Trennendem belastet, und daher ist es unvermeidlich, dass es zu Spannungen und Problemen kommt. Was es von den Partnern braucht, um trotz dieser Komplikationen in Beziehung zu bleiben, trotz auftretender Distanz wieder Nähe miteinander zu erleben, ist die Bereitschaft zur Bewältigung schwieriger Lagen.

Begegnungen


„Ich dachte immer, es wäre das Optimum zu verschmelzen, aber: Dann geht man zusammen ein!“ Diese Worte einer Frau beschreiben das Ergebnis, wenn zwei Partner versuchen, zu einem Wir zu werden. Er will ihr jeden Wunsch erfüllen und sie will die Frau seiner Träume sein. Das läuft ein paar Jahre einigermaßen, aber dann bricht immer öfter Streit aus. Keiner will hinnehmen, als Individuum einzugehen. Der Streit stellt den unbewussten Versuch jedes Partners dar, sein Ich zu behaupten.

Ideen vom Wir

„Liebe ist ein Ich, das ein Du sucht, um ein Wir zu werden.“ Dieses mehr als fragwürdige Motto findet sich in vielen Single-Börsen im Internet und weist auf eine verbreitete Vorstellung von Liebe hin. Doch die Idee, es gäbe so etwas wie ein gemeinsames Wir, ist schlicht falsch. Es gibt bestenfalls zwei Wir: seine Vorstellung vom Wir und ihre Vorstellung vom Wir. Diese Vorstellungen sind keineswegs identisch, auch wenn jeder davon ausgeht.

„Aber du hast doch gesagt, du liebst mich“ – lautet das Empfinden, wenn sich unerwartet Differenzen in der Wir-Vorstellung zeigen. „Ja, ich habe gesagt, ich liebe dich – aber wir haben nicht geklärt, was das für dich und was es für mich bedeutet.“

Die Vorstellung, mit dem Partner eins werden zu können, ist nicht mehr zeitgemäß. Der Nachteil wesensmäßiger Verschmelzung besteht nämlich darin, dass es dann immer seltener zu intensiven Begegnungen kommt. Dazu bräuchte es einen Abstand, den man überwinden kann. Aber der ist nicht da. Die Beziehung ist sicher, vertraut, voraussehbar und jede Gefahr scheint aus ihr verbannt. Damit ist aber auch ein Stück Lebendigkeit verschwunden.

Individualität zählt

So ist es kein Zufall, dass vor allem junge und Paare mittleren Alters immer häufiger den Wert individueller Unterschiedlichkeit betonen. Zu ihrer Unterschiedlichkeit zu stehen bedeutet für die Partner, psychisch Abstand zu halten.

Der Vorteil besteht darin, dass man sich getrennt fühlen und immer wieder nach Nähe sehnen kann, dass man trotz der Möglichkeit, zurückgewiesen zu werden, auf den anderen zugeht und dass die Begegnung, wenn sie schließlich geschieht, sehr intensiv erlebt wird. Aus diesen Gründen suchen Partner heute statt der Verschmelzung zunehmend intensive Begegnungen miteinander. Sie halten die Beziehung lebendig, ohne sie zu ersticken.

Man kann sich eine Liebesbeziehung daher wie eine Kette vorstellen, auf der echte Begegnungen wie Perlen in verschiedenen Abständen aufgereiht sind.

Auf den Punkt gebracht

Partner können nicht eins miteinander werden, sie bleiben getrennte Individuen.

Das Gefühl, miteinander zu verschmelzen, wird dennoch ab und zu gebraucht. Es entsteht vor allem in emotionalen und leidenschaftlichen Begegnungen. Da findet die Bestätigung statt, so wie man ist, liebenswert und akzeptiert zu sein.

Zwischen den Begegnungen kehrt jeder Partner zu seiner Andersartigkeit zurück. Er kann seine Individualität leben und so seine Attraktivität für den Partner bewahren.

Aus der Trickkiste

Begegnung wagen: In jeder Beziehung machen sich Gewohnheiten breit. Abends wird der Fernseher eingeschaltet oder man hält auf andere Weise Abstand voneinander. Allmählich tauchen dann Sehnsüchte oder Unzufriedenheiten auf, die wenig Beachtung finden. Es fallen erste Vorwürfe wie „Musst du immer vor der Glotze hängen?“ oder „Wir unternehmen so wenig miteinander!“

Das ist der Punkt, an dem Sie als unzufriedener Partner Ihre eigenen Sehnsüchte und Fantasien wahrnehmen können. Ziehen Sie sich in dem Fall zurück und lassen Sie Ihren inneren Bildern freien Lauf. Vielleicht stellen Sie in Gedanken den Fernseher aus, nehmen den Partner bei der Hand und führen ihn irgendwohin. Vielleicht streicheln Sie ihm den Nacken und küssen ihn zärtlich. Nehmen Sie wahr, was Sie in Ihrer Fantasie wagen, und setzen Sie etwas davon um – am besten gleich heute.

Wenn man sich getrennt fühlt: Manchmal wähnt man sich vom anderen so weit getrennt, dass man das Bedürfnis nach Nähe nicht unmittelbar wahrnehmen kann. Man fühlt sich einsam oder isoliert. In dem Fall sollten Sie nicht zögern, den Partner bei der Hand zu nehmen, ihn aufs Sofa zu setzen und ihm ihr Herz auszuschütten. Lassen Sie Ihren Partner an Ihrer Innenwelt teilhaben und machen Sie ihm klar, dass er nichts tun muss, dass nichts von ihm verlangt wird – außer da zu sein und zuzuhören.

Eifersucht


Viel wird darüber geschrieben, dabei ist die Sache einfach. Eifersucht ist eine Gefühlsmixtur aus Angst, Wut und Hass, die durch Überlebensängste explosiv wird. Sie hat ihre Wurzeln in der frühkindlichen Angst, von dem Menschen, den man am meisten liebt und auf den man zum Überleben angewiesen ist, verlassen zu werden. (Mehr dazu in meinem Buch „Begegnungen mit dem Inneren Kind“.)

Emotionales Überleben

Auch für Erwachsene geht es im Fall von Eifersucht ums Überleben, aber nicht um das physische, sondern um das emotionale und psychische Überleben. Bestätigt sich die Eifersucht, etwa weil der Partner fremdgeht oder eine Affäre hat, dann verliert man den Boden unter den Füßen. Der andere ist so sehr Teil von einem selbst geworden, dass man sein Selbst gefährdet sieht, sobald er sich anderen zuwendet.

Aus diesen Gründen ist das Gefühl der Eifersucht so mächtig. Niemand kann diese emotionale Auflehnung gegen die Isolation ignorieren oder einfach loswerden. Selbst dann, wenn eine Eifersucht objektiv unbegründet ist, nützt es nichts, dem Partner zu schwören, er hätte keinen Grund dafür. Denn er hat einen, wenn auch keinen äußeren, sondern einen inneren: seine Angst.

Eifersucht versucht, die Liebe abzusichern. Als ungezügelte Eifersucht wird sie allerdings das herbeiführen, was sie verhindern will, nämlich das Ende einer Liebe. Der Eifersüchtige zeigt in seinen Ausbrüchen oder Tiraden nicht Liebe, sondern macht deutlich, dass er den anderen für sich haben, ihn kontrollieren will, ihn gewissermaßen als Pfand für sein Gefühl der Sicherheit braucht.

Ein Übermaß zerstört die Beziehung

Ein wenig Eifersucht mag schmeichelhaft sein, aber stetige oder ausufernde Eifersucht schnürt die Liebe ein. Weil man sie nicht loswerden kann, kommt es nun darauf an, mit der Eifersucht so umzugehen, dass die Beziehung möglichst wenig Schaden nimmt.

Der erste Schritt im Umgang mit übermäßiger Eifersucht besteht darin, dass Eifersüchtige sich und dem Partner eingestehen: Ich habe Angst! Es reicht also nicht, sich selbst die Angst einzugestehen. Man sollte sie dem Partner gegenüber zugeben, anstatt ihn zu beschuldigen, zu verdächtigen und ihn auszuspionieren.

Im zweiten Schritt heißt es, sich klarzumachen, dass der Partner diese Angst zwar auslöst, dass es aber dennoch die eigene Angst ist: Ich muss mit ihr umgehen. Ich kann nicht erwarten, dass der Partner sein Leben so lebt, dass mir Angst erspart bleibt. Schließlich will ich mein Leben ja auch nicht von den Ängsten meines Partners abhängig machen.

Auf den Punkt gebracht

Eifersucht versetzt einen Menschen in einen kindlichen Wahrnehmungszustand. Er begegnet dem Inneren Kind, früher erlebten Gefühlen von Panik und Ohnmacht.

Diese starken Gefühle der Unsicherheit und Ungewissheit können absolut unerträglich scheinen, im Kopf rotiert es endlos, Schlaflosigkeit und Zittern können körperliche Symptome sein.

Eifersucht kann man nicht loswerden, man kann aber nach Wegen suchen, damit umzugehen.

 

Aus der Trickkiste

Wenn Eifersucht zum Problem wird, sollten die Partner Regeln für den Umgang damit aufstellen. Die Vereinbarungen sollten klipp und klar festhalten, was erlaubt, was verboten und was tabu ist. Wenn eine Frau stark unter Eifersucht leidet und Zugang zum E-Mail-Postfach ihres Mannes verlangt, müssen beide...

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