KRÄUTERSPIRALEN-PRAXIS
Die dreidimensionale Kräuterspirale überrascht mit einem besonderen Ökosystem. Weil sie in verschiedene Zonen gegliedert ist, bietet sie den unterschiedlichsten Kräutern einen Lebensraum.
Das Kräuterbeet mit dem speziellen Dreh
Seit den 1980er-Jahren ist die Kräuterspirale bei uns bekannt und bis heute nicht aus der Mode gekommen. Im Gegenteil: Sie liegt voll im Trend. Wer sich mit Tee-, Arznei- und Küchenkräutern selbst versorgen und seinen Garten ökologisch gestalten möchte, liegt mit der Kräuterspirale richtig. Das Hochbeet aus Steinen stellt sich als attraktive, zeitgemäße Anbauform dar, die multifunktional, naturnah und ästhetisch zugleich ist. Grundlage ist eine sich spiralig nach oben windende Trockenmauer. Auf kleinem Raum vereint sie unterschiedliche Standorte mit jeweils anderer Bodenbeschaffenheit: Auf dem Gipfel liegt die steinige Trockenzone, dann folgen von oben nach unten die Normalzone mit durchlässigem, normalem Gartenboden, die nährstoffreiche Humuszone und die Wasserzone. Die Spirale bietet Platz für Pflanzen mit höchst unterschiedlichen Ansprüchen: Für Trockenheitskünstler wie Thymian und Salbei, mediterrane Schönheiten wie Lavendel und Rosmarin, für humusliebende Kräuter wie Minze und Schnittlauch sowie für Wasserpflanzen wie die Brunnenkresse.
Magie der Form
Eine Kräuterspirale bringt noch mehr Vorteile. Weil sie sich – anders als ein flaches Beet – spiralförmig in die Höhe schraubt, gewinnt man mehr Anbaufläche. Auch wenn der Gartenboden für Kräuter ungeeignet ist, also zum Beispiel aus schwerem Lehm besteht, ist dieses Hochbeet eine geschickte Lösung, weil man die einzelnen Zonen mit dem für die Kräuter jeweils geeigneten Substrat befüllt. Und hat man die Spirale erst einmal errichtet und bepflanzt, kann man viele Jahre ernten und hat nur noch wenig Arbeit.
Nicht zuletzt fasziniert ihre magische Form, denn die Spirale symbolisiert Leben und Wachstum. Sie taucht in der Natur in unzähligen Variationen auf, im Bauplan eines Schneckenhauses ebenso wie in spiralförmigen Galaxien im Universum. Ist es nicht ein inspirierender Gedanke, einem Beet, bepflanzt mit gesunden Kräutern, diese Form zu geben?
Pollen für Bienen und Hummeln im Überfluss – eine Kräuterspirale mit Salbei, Lavendel & Co. bietet Lebensraum für Insekten und fördert die ökologische Vielfalt.
Ein Element der Permakultur
Die Kräuterspirale hat einen geistigen Vater, den Australier Bill Molisson. Vor über 30 Jahren griff der überzeugte Ökologe das von dem Japaner Masanuba Fukuoka begründete Konzept der Permakultur auf und entwickelte es mit seinen zukunftsweisenden Ideen weiter zu einer speziellen Form der nachhaltigen, biologischen Landwirtschaft. Molisson wurde dafür 1981 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Eines der bekanntesten Elemente dieser Permakultur ist die Kräuterspirale.
Der Begriff Permakultur setzt sich aus den englischen Begriffen »permanent« und »agriculture« zusammen. Er bezeichnet eine Landwirtschaft, die nicht auf Monokulturen, sondern auf Vielfalt setzt, nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf Nachhaltigkeit. Molissons Visionen sind struktur- und artenreiche Lebensräume, in denen Menschen, Tiere und Pflanzen harmonisch zusammenleben. In solchen Systemen erfüllen die einzelnen Elemente mehrere Funktionen und beeinflussen sich wechselseitig. Je komplexer und reichhaltiger solche Systeme sind, desto stabiler sind sie. Eine solche ökologische Landwirtschaft gerät beispielsweise bei Extremwetter, Trockenheit oder Schädlingsbefall nicht so schnell aus dem Gleichgewicht wie eine Monokultur. Auf den Garten übertragen heißt das: Je artenreicher und abwechslungsreicher er ist, desto stabiler ist seine natürliche Balance.
Steine wirken wie ein Kachelofen. Sie speichern Sonnenwärme und verbessern das Kleinklima. Dies macht sich die Permakultur zunutze.
Günstiges Kleinklima
Bei näherer Betrachtung der Kräuterspirale entdeckt man Elemente mit erstaunlich vielfältigen Funktionen: Die Trockenmauer schützt nicht nur vor Wind, sondern funktioniert auch als Wärmespeicher. Tagsüber heizt sie sich in der Sonne auf. Noch lange nach Sonnenuntergang geben die Mauersteine ihre Wärme an die Umgebung ab. Zugleich sorgt das aus Schotter und Kies bestehende Innere der Spirale dafür, dass das Regenwasser schnell abfließt. So herrscht im oberen Bereich der Kräuterspirale ein trockenes, warmes Kleinklima, in dem mediterrane Kräuter bestens gedeihen.
Die Trockenmauer ist noch in anderer Hinsicht ein Gewinn. In ihr finden Insekten und andere Tiere Unterschlupf. Hummeln und Wildbienen siedeln sich an, Teichmolche finden ein Winterquartier. Und wenn der Garten nicht durch Straßen vom Umland abgeschnitten ist, wandern auch Eidechsen zu.
Ein kleiner Teich am Fuß der Kräuterspirale versorgt Pflanzenwurzeln mit Wasser, verstärkt die Sonnenstrahlen und ist Heimat für Amphibien und Libellen.
Der Teich: Sonnenreflektor und Wasserquelle
Am Fuß der Kräuterspirale, an der Südseite, liegt ein kleiner Teich. Er dient als Standort für Sumpf- und Wasserpflanzen, aber nicht nur das:
Die Wasseroberfläche reflektiert die einfallenden Sonnenstrahlen und wirft sie auf die Steine.
Somit potenziert der Teich die Kraft der Sonne. Je größer er ist – ab 1 m Durchmesser –, desto effizienter ist diese Wirkung. Zusätzlich kann ein entsprechend großer Teich auch als Vorratstank für Gießwasser dienen. Durch den Kontakt zum angrenzenden Erdreich sorgt er außerdem für die Wasserversorgung der Humuszone. Denn das Erdreich saugt Feuchtigkeit an und transportiert sie bis an die Wurzeln von Minze und Schnittlauch.
Wenn es Kräutern zu heiß wird
Durch den Klimawandel beginnt die Wachstumsperiode heute etwa zwei Wochen früher im Jahr. Das mag für mediterrane Kräuter von Vorteil sein, bringt aber Probleme mit sich: Ein trockenes, heißes Frühjahr schadet selbst diesen Wärme liebenden Pflanzen, denn sie brauchen jetzt Kühle und Feuchtigkeit. Gießen Sie eine frisch bepflanzte Kräuterspirale deshalb in dieser Zeit regelmäßig.
Steine für die Kräuterspirale
Je nach Ihrem Geschmack und Budget können Sie eine Kräuterspirale aus verschiedenen Steinen errichten. Egal wofür Sie sich entscheiden: Die Steine sollten sich harmonisch in den Garten einfügen, denn sie bestimmen sein Erscheinungsbild wesentlich. Nehmen Sie sich deshalb Zeit für die Auswahl.
Steine im Garten ziehen die Blicke auf sich. Sie vermitteln Wert und Beständigkeit. Je nach Art kann man sie für unterschiedliche Zwecke nutzen.
Wertvoller Naturstein
Natursteine machen sich im Garten immer gut – vorausgesetzt, es handelt sich um Gesteine, die zur umgebenden Landschaft passen. Sie eignen sich alle für die Kräuterspirale. Man unterteilt sie nach ihrer Entstehung in folgende drei Gruppen:
› Magmatische Gesteine entstehen, wenn Magma im Erdinneren oder – nach Vulkanausbrüchen – an der Erdoberfläche erstarrt. Beispiele sind Granit und Basalt. Sie sind hart, fest und wetterbeständig.
› Metamorphe Gesteine entstehen durch die sogenannte Metamorphose aus älteren Gesteinen. Durch Hitze und Druck verändert sich ihre Mineralzusammensetzung und sie verwandeln sich in ein neues Gestein. So wird zum Beispiel aus Kalkstein Marmor, aus magmatischen Steinen Gneis. Auch diese Gesteine sind hart und witterungsbeständig.
› Sedimentgesteine bilden sich, wenn Gesteine verwittern und sich ihre Bestandteile ablagern. Beispiele sind Buntsandstein oder Kalkstein. Sie sind weicher als die anderen Gesteinsarten und können nach einigen Jahren erste Zeichen der Verwitterung zeigen. Dennoch sind gerade Kalksteine für Kräuterspiralen sehr zu empfehlen: Sie geben Kalk ab und sorgen somit für den mineralischen Boden, den mediterrane Kräuter brauchen.
› Kiesel oder Wacken sind durch Flüsse oder das Meer rund geschliffene Steine verschiedensten Ursprungs. Durch ihre unterschiedliche Färbung sind sie sehr attraktiv. Für den Bau einer Kräuterspirale eignen sich nur große, schwere Wacken. Da sie keine gerade Auflagefläche haben, füllt man die Zwischenräume und Fugen mit Sand und Splitt, sodass sie gut aufliegen.
Preiswerte Kunststeine
Eine preiswerte Alternative sind künstlich hergestellte Steine.
› Besonders günstig sind Betonsteine, die Natursteinen sehr ähnlich sehen können. Mit dem Waschbeton-Flair der 70er-Jahre haben sie nichts mehr gemein. Heute findet man im Baumarkt ein breites Angebot in verschiedenen Größen, Formen, Farben und mit unterschiedlichen Oberflächen.
› Klinker und Ziegel eignen sich nur für Kräuterspiralen, wenn die Mauer mit Mörtel errichtet wird.
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