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E-Book

Auf dem Weg zur sozialen Stadt

Abbau benachteiligender Wohnbedingungen als Instrument der Armutsbekämpfung

AutorMartin Lenz
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl277 Seiten
ISBN9783835091641
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis52,99 EUR
Mit Blick auf den Umgang mit benachteiligenden Wohnbedingungen überprüft Martin Lenz am Beispiel der Stadt Karlsruhe, inwieweit soziologische Theorien zu sozialer Ungleichheit und Segregation für die kommunale Praxis mittlerer Großstädte relevant sind. Damit stellt sich auch die Frage nach der Anwendung von Methoden der empirischen Sozialforschung in der kommunalen Praxis von Sozialverwaltungen, da Stadtpolitik für die Balance zwischen soziologischer Theorie und kommunaler Selbstverwaltung sorgen muss.



Dr. Martin Lenz promovierte bei Prof. Dr. Bernhard Schäfers am Lehrstuhl für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft, Abt. Soziologie der Universität Karlsruhe.
Er ist als Leiter der Fachstelle Wohnungssicherung bei der Sozial- und Jugendbehörde/Stadt Karlsruhe tätig.

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Leseprobe
Teil II Grundzüge des theoretischen Bezugsrahmens (S. 8)

1 Theoretische Perspektiven zur Analyse benachteiligender Wohnbedingungen

„Ja, mach nur einen Plan Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ’nen zweiten Plan Geh’ n tun sie beide nicht."

Dieses Zitat aus Bertold Brechts Dreigroschenoper sei zu Beginn der Vorstellung der theoretischen Perspektiven dieser Arbeit vorangestellt. Gleichwohl erfordert die Komplexität der Thematik ein planvolles Vorgehen. Planungsüberlegungen waren zu Beginn anzustellen, als die erste Befragung eines Wohngebietes mit benachteiligenden Effekten für seine Bewohner/innen erarbeitet wurde.

Die Aufwertung und damit Umwertung der ins Auge gefassten Wohngebiete war das grundsätzliche Ziel der sozialplanerischen Intervention. Zielfindung ist in einem idealtypischen Prozess von Sozialplanung das Planungselement, dem Bestandsaufnahme, Bedarfsermittlung, Maßnahmenprogramm, Umsetzung sowie Fortschreibung und Folgenkontrolle folgen (sollten).

Umso wichtiger erschien es von Beginn an, für eine intersubjektiv überprüfbare, objektive Bestimmung der Ausgangslage Sorge zu tragen. Dies war ein wesentlicher Anspruch an die ursprünglichen Befragungen der Bewohner/innen. Um die Wohngebiete vergleichen zu können, war die Datenerhebung mittels Fragebogen notwendig.

So konnte eine verlässliche Basis gescha.en werden, die Wohngebiete angemessen zu charakterisieren. Dies dient auch der Vermeidung von Fehleinschätzungen und Verfestigung von falschen Annahmen und Vorurteilen etwa auf planerischer oder politischer Ebene.

Mithilfe der Befragungen sollte zudem einer angemessenen Bürgerbeteiligung Rechnung getragen werden. Für dieses längerfristig angelegte Unternehmen zu beteiligen bzw. zur aktiven Mitarbeit zu gewinnen, waren aber auch die Sozialpolitik, die Sozialverwaltung und die Sozialarbeit.

Empirische Ergebnisse stellen bei der Implementierung der Thematik „Aufwertung benachteiligender Wohnbedingungen" eine gute Hilfestellung dar. Mit quantitativen Daten - in Zeitreihen erhoben - können Entwicklungen abgebildet werden. Jede Vorstellung der Daten bietet für die Akteure von Sozialpolitik, -verwaltung und -arbeit Gelegenheit zur Intervention - zumindest, was die Interpretation der vorgestellten Ergebnisse anbelangt.

Darüber hinaus stellen in dieser Form erhobene empirische Ergebnisse den Ausgangspunkt eines „Agenda-Setting-Prozesses" (vgl. Nissen 2002) dar, der die nachhaltige Verankerung der Thematik „Benachteiligende Wohnbedingungen" auf kommunalpolitischer Ebene verfolgt.

Im Karlsruher Beispiel werden damit zu Dialogpartner und „Agenda-Setter" für die Bewohner/innen neben ihrem Vermieter Volkswohnung GmbH (= städtische Wohnungsbaugesellschaft):

• die Sozialpolitik in Form von Parteien bzw. deren Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat,

• die Wohlfahrtsverbände Diakonisches Werk und Arbeiterwohlfahrt sowie

• unter Federführung der Sozial- und Jugendbehörde verschiedene Ämter der Stadt Karlsruhe.

Amtliche Statistiken in Bezug auf soziale Indikatoren, wie z.B. die Sozialhilfequote, reichen über die Stadtteilebene bis auf Stadtviertelebene. Dies ist für die in dieser Arbeit untersuchten Wohngebiete nicht kleinräumig genug, weshalb eine speziell auf die Wohngebiete zugeschnittene kontinuierliche Datenerhebung notwendig ist.

Da auch Ergebnisse von Bürgerumfragen nicht auf die Bewohner/innen kleinerer Wohngebiete angewendet werden können, sind Befragungen notwendig, um subjektive Einschätzungen der Menschen vor Ort erhalten zu können, geht es doch darum, der sozialräumlichen Lebenswelt der Bewohner/innen in der kommunalen „Planungswelt" von Stadtpolitik Bedeutung zu verleihen.

Der Begriff der Lebenswelt führt zum Ausgangspunkt der theoretischen Überlegungen für diese Arbeit: Das 19. Jahrhundert war am naturwissenschaftlichen Paradigma orientiert, die so genannte „Entdeckung der Lebenswelt" blieb dem 20. Jahrhundert, dem interpretativen Paradigma vorbehalten (vgl. Albersmeyer-Bingen 1986).
Inhaltsverzeichnis
Danksagung8
Inhaltsverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis16
Tabellenverzeichnis18
Teil I Einleitung21
Teil II Grundzüge des theoretischen Bezugsrahmens27
1 Theoretische Perspektiven zur Analyse benachteiligender Wohnbedingungen28
1.1 Grundlagen und Ansätze von Segregationstheorien31
1.2 Segregation und soziale Ungleichheit41
1.3 Zur Funktion soziologischer Stadtforschung in der kommunalen Planungspraxis57
1.4 Schlussfolgerungen63
2 Sozialer Wohnungsbau, kommunale Wohnungspolitik und der Wandel von Wohnbedingungen66
2.1 Exkurs: Die Filtering-Theorie66
2.2 Kommunale Wohnungspolitik und Stadtentwicklung ( Mesoebene)71
2.3 Gesetze und Konzepte zur Frage von Obdachlosigkeit ( Makroebene)82
2.4 Von benachteiligten zu benachteiligenden Wohnbedingungen ( Mikroebene)90
3 Kommunaler Umgang mit benachteiligten Wohngebieten in Deutschland nach 1945 am Beispiel der Stadt Karlsruhe104
3.1 Die Phase 1945-1970: Baracken und Obdachlosensiedlungen104
3.2 Die Phase 1970-1990: „ Soziale Brennpunkte118
3.3 Die 1990er Jahre: „ Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt127
3.4 Die Entwicklung der „ sozialen Stadt Karlsruhe in den 1990er Jahren139
Teil III Empirische Untersuchung: Wohngebiete mit Entwicklungsbedarf aus Sicht ihrer Bewohner/ innen148
1 Methodische Vorgehensweise150
1.1 Methoden der empirischen Sozialforschung150
1.2 Zum Unterschied von quantitativen und qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung150
1.3 Die Tradition der Gemeindestudien der Chicagoer Schule152
1.4 Theoriebildung und Hypothesengenerierung153
1.5 Die Möglichkeiten der Triangulation154
1.6 Die Methode der Befragung und der Fragebogen als Erhebungsinstrument156
1.7 Ansatz des Monitoring: Sozialprofile Bewohnerinnen/ Bewohner und Wohnen158
2 Geschichte und Sozialstruktur der untersuchten Wohngebiete162
2.1 Gewann Lachäcker162
2.2 Gewann Kleinseeäcker, Karl-Flößer-Straße165
2.3 Bernsteinstraße, Edelbergstraße, Nußbaumweg167
2.4 Elsternweg169
2.5 Wohngebiete mit Entwicklungsbedarf170
3 Demographische Merkmale und Sozialprofil der Befragten („ raumwirksame Sozialstruktur ): 1994- 2000174
3.1 Geschlechterverteilung174
3.2 Altersverteilung175
3.3 Haushaltsstrukturen177
3.4 Familienphasen der Haushalte179
3.5 Einkommenssituation der Haushalte182
3.6 Geburtsort und Staatsangehörigkeit183
3.7 Bildungsniveau185
3.8 Berufsausbildung187
3.9 Sozialprofil I der Bewohner insgesamt (im Durchschnitt): 1994- 2000188
4 Wohnen („ sozialwirksame Raumstruktur ): 1994- 2003194
4.1 Wohndauer im Wohngebiet sowie in Karlsruhe194
4.2 Herkunft195
4.3 Auszugswunsch/Wohnpräferenzen („ sozialwirksame Raumstruktur )196
4.4 Beurteilung der Wohngebiete aus Sicht der Bewohner/ innen198
4.5 Soziale Beziehungen/Nachbarschaftsentwicklung199
4.6 Sozialprofil II: „ Wohnen insgesamt (Durchschnitt)202
5 Sozialräumliches Monitoring in benachteiligenden Wohngebieten als sozialplanerischer Beitrag zur sozialen Stadt( teil) entwicklung: drei ausgewählte Wohngebiete (1994-2003)206
5.1 Die Ausgangslage des sozialräumlichen Monitoring ( Änderungswünsche)207
5.2 Entwicklung der Geschlechter- und Altersverteilung210
5.3 Entwicklung der Haushaltsgrößen212
5.4 Haupteinkommen der Haushalte215
5.5 Staatsangehörigkeit216
5.6 Bildungsniveau217
5.7 Berufsausbildung219
5.8 Wohndauer im Wohngebiet sowie in Karlsruhe220
5.9 Herkunft221
5.10 Auszugswunsch/Wohnpräferenzen222
5.11 Beurteilung der Wohngebiete aus Sicht der Bewohner/ innen224
6 Sozialprofil III: Monitoring der drei Wohngebiete ( 1994- 2003)228
7 Allgemeine Tendenzen der Entwicklung der Sozialprofile234
Teil IV Sanierungsbezogene Sozialplanung als Chance zur Partizipation und Überwindung sozialer Benachteiligung: Prozessmodell der nachhaltigen Stadt( teil) entwicklung237
1 Sozialplanung in der Stadtplanung238
1.1 Sozialplanung238
1.2 Entwicklung des Konzeptes der Sozialplanung innerhalb der Stadtsoziologie239
1.3 Zu Problematik und Chancen des Sozialplans241
1.4 Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung242
2 Die Konzeption der "sozialen Stadt"246
2.1 Konzeptionalisierung des Sozialen in der "sozialen Stadt"246
2.2 Sozialplanung in der "sozialen Stadt"248
2.3 Sozial-integrative Wohnungspolitik in der "sozialen Stadt"251
2.4 Wohnraumakquise253
2.5 Ganzheitliche Sichtweise auf Integration254
2.6 Wohnraumkonzepte als Grundlage der kommunalen Wohnungspolitik256
3 Sozialplanung im kommunalen Kontext258
3.1 Gesetzliche Grundlagen für die Sozialplanung258
3.2 Träger der kommunalen Sozialplanung259
3.3 Der Beitrag der Sozialwissenschaften260
3.4 Controlling und Evaluation263
4 Diskussion der empirischen Ergebnisse und das Prozessmodell der nachhaltigen Stadt( teil) entwicklung266
4.1 Die historische Fragestellung: Die Erklärung der gegenwärtigen Situation im Bereich der benachteiligenden Wohnbedingungen266
4.2 Gegenwartsbezogene Fragestellung: Die angemessene Analyse benachteiligender Wohnbedingungen269
4.3 Zukunftsweisende Fragestellung: Interdisziplinäres Modell für die kommunale Planungs- und Handlungsspraxis sozialer Stadt( teil) entwicklung271
Literaturverzeichnis276
Abkürzungsverzeichnis294

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