Bachelor, Master, Diplom, Magister – Wie baue ich mein Studium auf?
In diesem Kapitel erfährst du,
- welche Studienabschlüsse es gibt,
- wie du dein Studium aus Modulen aufbaust,
- warum du in deinem Studium Punkte sammeln musst,
- ob du nach dem Bachelor noch einen Master machen solltest.
Gibt es nicht verschiedene Uni-Abschlüsse? Man kann doch „auf Bachelor“ oder „auf Diplom“ studieren, oder? Oder hängt das ganz von dem Fach ab, das ich studieren will? Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen den Abschlüssen? Welcher ist der richtige für mich? Und was bedeuten die Abkürzungen ECTS und SWS? Fragen über Fragen – nach der Lektüre dieses Kapitels bist du hoffentlich schlauer.
Erst mal Bachelor
Eine gute Nachricht vorweg: Die Qual der Wahl hast du in der Regel gar nicht. Seit der sogenannten Bologna-Reform, in der sich 47 Staaten auf einheitliche Studienabschlüsse geeinigt haben, sind nämlich die allermeisten Studiengänge Bachelor- oder Master-Studiengänge. Die alten Abschlüsse Diplom und Magister sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, praktisch ausgestorben. Der Master ist ein Aufbaustudiengang, den du erst nach dem Bachelor oder Diplom machen kannst und der zur weiteren Spezialisierung dient. Insofern wirst du sehr wahrscheinlich erst einmal auf Bachelor studieren – unabhängig von Studienfach und Hochschultyp.
Ausnahmen Medizin, Jura und Lehramt
Nennenswerte Ausnahmen, in denen sich das zweistufige Bachelor-/Master-System noch nicht durchgesetzt hat, bilden nur das Medizin-, Jura- und Lehramtsstudium, also Studiengänge, die mit einem oder zwei Staatsexamen abschließen – selbst wenn es auch hier schon vereinzelt Bachelor- und Master-Studiengänge gibt. Meistens sind diese Studiengänge aber folgendermaßen aufgebaut: Vereinfacht gesagt machst du erst einen theoretischen Teil, den du mit dem Ersten Staatsexamen abschließt. Dann folgt ein praktischer Teil (bei Jura und Lehramt das Referendariat, in der Medizin der klinische Teil), der wiederum mit dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen wird.
Studium nach Baukastenprinzip – Wie funktioniert der Bachelor?
Das Bachelor-Studium dauert je nach Fach sechs bis acht Semester, also drei bis vier Jahre. Während dieser Zeit musst du 180 bis 240 sogenannte Credit Points (auch Credits oder ECTS-Punkte genannt) erwerben. Das bedeutet, dass du pro Semester durchschnittlich 30 Credit Points schaffen musst. Diese Punkte bekommst du, wenn du sogenannte Module erfolgreich abgeschlossen hast. Module sind gewissermaßen die Bausteine, aus denen du dir deine Studieninhalte zusammenstellst. Ein Modul besteht aus einer oder mehreren Lehrveranstaltungen, also zum Beispiel aus einer Vorlesung, einer Übung und einer Prüfung. Für jede dieser Veranstaltungen oder Prüfungen erhältst du Credit Points. Wenn du beispielsweise für den Einführungskurs drei, für die Übung zwei und für die Prüfung einen Punkt erhältst, bringt dir das gesamte Modul sechs Credits ein.
Für jedes Modul ist ein bestimmter Zeitaufwand vorgesehen, der in Semesterwochenstunden (SWS) angegeben wird. Ein Modul mit vier SWS kann zum Beispiel aus zwei SWS Vorlesung und zwei SWS Übung bestehen. Das bedeutet, für das Modul sitzt du vier Stunden (1 Stunde = 45 Minuten) pro Woche in der Uni. Der tatsächliche Zeitaufwand ist aber höher, da du Vor- und Nachbereitungszeit auch noch mitrechnen musst. Pro Credit Point solltest du einen Arbeitsaufwand von 30 Stunden einplanen.
Ein Modul kann sich übrigens auch über mehr als ein Semester erstrecken. Viele Module (gerade zu Beginn des Studiums) musst du belegen, da sie verpflichtend sind. Es gibt aber auch Wahlpflichtfächer, das heißt, du kannst aus mehreren Modulen das auswählen, das dich am meisten interessiert.
Bring deine Credit Points aus dem Ausland mit
Der Vorteil der Credit Points ist, dass die Leistungen in allen 47 Bologna-Staaten anerkannt werden. Die Punkte also, die du während eines Auslandssemesters an der Gasthochschule erwirbst, kannst du dann auch zu Hause in Deutschland einbringen (Informiere dich aber dennoch bei deiner Hochschule, welche Leistungen dir im Einzelnen anerkannt werden!). Die Credit Points sagen allerdings noch nichts über die Note aus, die du für ein Modul bekommst. Dafür gibt es eine Modulabschlussprüfung. In deinem Bachelor-Zeugnis stehen dann alle Module mitsamt Noten. Um auch die Noten vergleichbarer zu machen, wird oft ein Buchstabensystem verwendet, das anzeigt, ob ein Student unter den besten 10 Prozent, den nächsten 25 Prozent usw. seines Jahrgangs war.
Zum Schluss: Die Bachelor-Arbeit
Dein Studium schließt du mit einer 20 bis 60 Seiten langen Bachelor-Arbeit ab, die du im letzten Semester schreibst und die zeigen soll, dass du gelernt hast, wissenschaftlich zu arbeiten. Bevor du mit der Arbeit beginnst, musst du dir einen Dozenten als Betreuer suchen und mit ihm ein Thema abstimmen, das du in der Regel selbst vorschlägst. Du kannst die Bachelor-Arbeit auch für einen Auslandsaufenthalt nutzen und sie an einer ausländischen Uni bzw. Forschungseinrichtung schreiben, wenn sowohl Heimat- als auch Gasthochschule damit einverstanden sind. Wenn du mit der Bachelor-Arbeit schon mal erste Schritte in die Berufspraxis tun willst, kannst du sie auch in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen schreiben – und damit an der Lösung eines real existierenden Problems mitarbeiten. Auch für die Bachelor-Arbeit gibt es übrigens Credits.
B.A., B.Sc. und wie sie alle heißen
Bislang hieß es immer nur „der Bachelor“. Tatsächlich gibt es aber unterschiedliche Bachelor-Abschlüsse. Der häufigste ist der Bachelor of Arts (B.A.), der in praktisch allen Studiengängen zu finden ist. Der Bachelor of Science (B.Sc.) unterscheidet sich – zumindest in Großbritannien und den USA – vom Bachelor of Arts im Grad der „Verwissenschaftlichung“. Während der B.A. stärker auf Praxis ausgelegt ist, soll der B.Sc. mehr theoretisches Wissen vermitteln und eine Forscherkarriere vorbereiten. In Deutschland gibt es jedoch kaum Unterschiede zwischen den beiden Abschlüssen; es scheint derzeit eher eine Entscheidung der jeweiligen Hochschule zu sein, wie sie ihren Abschluss nennt. Außerdem gibt es noch den Bachelor of Engineering (B.Eng.), den Absolventen der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge erhalten – meistens, denn auch sie erwerben bisweilen den B.A. Seltener sind der Bachelor of Laws (LL.B.) und der Bachelor of Education (B.Ed.).
Achtung, Akkreditierung!
Die Hochschulen entscheiden sehr eigenständig über ihre Studienangebote. Um dennoch eine hohe Qualität sicherzustellen, gibt es sogenannte Akkreditierungsagenturen, die Gütesiegel an Studiengänge vergeben. Diese Siegel heißen dann zum Beispiel ACQUIN, AHPGS, AKAST, AQAS, ASIIN, evalag, FIBAA oder ZEvA. Ein Studiengang kann auch mehrere Siegel erhalten.
Letztendlich lässt sich leider kaum sagen, welche Akkreditierung am meisten Aussagekraft besitzt. Wenn ein Studiengang gar kein Siegel hat, heißt das auch nicht zwangsläufig, dass der Studiengang schlecht ist. Betrachte die Akkreditierungssiegel also als eine Garantie für eine gewisse Mindestqualität, orientiere dich bei der Wahl deines Studiengangs aber immer auch an anderen Kriterien wie den Inhalten des Studiums oder dem Ruf der Uni (siehe auch hier).
Infos rund um den Master
Für manche ist nach dem Bachelor noch nicht Schluss mit der Hochschulbildung. Der ebenfalls modular aufgebaute Master zählt zu den Graduiertenprogrammen – du kannst ihn nur mit Bachelor- oder Diplomzeugnis belegen. Meist dauert dieses Aufbaustudium vier Semester. Es gibt vereinzelt auch zwei- und dreisemestrige Master. Der Master ist in der Regel auf ein vorhergehendes Bachelor-Studium abgestimmt (konsekutiver Master). Wenn du zum Beispiel einen Bachelor of Science in International Business machst, kannst du dich durch einen Master in Marketing spezialisieren. Der Master kann aber auch eine unabhängige Spezialisierung sein (nicht-konsekutiver Master). Nicht-konsekutive Master sind oft interdisziplinär, verbinden also Wissen aus mehreren Fächern, so zum Beispiel der Master of European Studies, der an mehreren Unis angeboten wird. Daneben gibt es noch die weiterbildenden Master-Studiengänge, die Berufserfahrung voraussetzen, wie den Master of Business Administration (MBA).
Du kannst dich nach dem Bachelor also entweder sofort ins Berufsleben stürzen oder im Anschluss einen Master machen oder auch zuerst einmal Berufserfahrung sammeln und dann für einen Master an die Hochschule zurückkehren. In jedem Fall musst du den Master nicht von Anfang an einplanen.
Master – ein Muss für die Karriere?
Grundsätzlich ist der Master natürlich der höherwertige Abschluss. Für die oberen Management-Etagen, für eine Position an einer Hochschule oder in der Forschung und Entwicklung wird er vorausgesetzt. Auch sonst zeigen einige Studien, dass Bachelor-Absolventen es auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben und sich erst einmal mit einem geringeren Gehalt oder sogar nur einem Praktikum zufriedengeben müssen, da sie weder den höherwertigen Master noch Berufserfahrung vorweisen können. Tatsächlich hängen deshalb die meisten Bachelor-Absolventen noch einen Master dran. Das Problem mit der mangelnden Berufserfahrung kannst du zum Beispiel umgehen, wenn du von Anfang an dual studierst (mehr zum dualen Studium). Andererseits hängen die...