Kapitel 2
Die Organisation hinter dem PMBOK® Guide – Das Project Management Institute PMI®
2.1 PMI – Fakten und Zahlen
PMI ist ein weltweit agierender und nicht gewinnorientierter Berufsverband zur Förderung der praktischen Anwendung, der wissenschaftlichen Forschung sowie des Berufsbildes im Bereich „Projektmanagement“. Seine Mission ist es, das Projektmanagement unverzichtbar für unternehmerische Ergebnisse zu machen.
Das PMI bedient Anwender und Organisationen mit Normen, die bewährte Praktiken beschreiben, es stellt weltweit anerkannte Zertifikate bezüglich der Projektmanagementexpertise aus und es stellt Ressourcen für die berufliche Weiterbildung, der Förderung der Gemeinschaft und deren Vernetzung zur Verfügung.
Die Gründung des PMI wurde während einer Projektmanagementveranstaltung in Atlanta, Georgia (USA) am 09. Oktober 1969 offiziell angekündigt. Es wurde erkannt, dass es viele gute Managementmethoden gab, die sich in den unterschiedlichsten Projektarten bewährt hatten und dass es sinnvoll wäre, über eine Organisation zu verfügen, die die Entwicklung solcher Methoden unterstützt. Von da an entwickelte sich PMI zur weltweit größten Projektmanagementorganisation, aufbauend auf dem Engagement von Freiwilligen, die begeistert die Entwicklung des Berufsbildes „Projektmanager“ fördern wollten. Entscheidend für diesen Verlauf war eine Veröffentlichung im Projekt Management Journal von 1983. Darin wurde die erste „Normierungsrichtlinie für Projektmanagement“ veröffentlicht, quasi der Vorgänger des PMBOK® Guides. Teile der Veröffentlichung umfassten auch einen Ethikkodex für Projektmanager sowie Richtlinien für die Akkreditierung und Zertifizierung. Die PMI-Mitgliederbasis kann mit einem langfristigen Zuwachs von durchschnittlich 15 % pro Jahr ein bemerkenswert stabiles Wachstum verzeichnen. 1975 waren es 1.000 Mitglieder, 1984 bereits 10.000, 2003 waren es 100.000 und im Jahre 2013 steuert die Anzahl der Mitglieder auf 500.000 zu. Dabei sind Mitglieder mit Zertifikat aus mehr als 185 Ländern zu verzeichnen. PMI und all seine Initiativen ruhen hauptsächlich auf den Schultern von Freiwilligen und nur eine kleine Gruppe hauptamtlich Beschäftigter arbeitet in und für die Verwaltung einer so umfangreichen Mitgliederorganisation. Ein wichtiger Grundsatz des PMI lautet „Für seine Mitglieder – durch seine Mitglieder“.
2.2 Verfügbare Normen und Standards des PMI
Eine der stetigen und hochgradig anerkannten Initiativen von PMI ist die Entwicklung von globalen De-facto-Normen und De-facto-Standards. Eine Norm stellt Richtlinien, Regeln und Eigenschaften als Grundlage für ein bestimmtes Thema zur Verfügung. Globale Normen sind für das Berufsbild „Projektmanagement“ von entscheidender Bedeutung. Sie gewährleisten, dass ein grundlegendes Projektmanagementrahmenwerk einheitlich und weltweit angewendet werden kann, wodurch eine gemeinsame „Sprache“ entsteht und die Verständigung zwischen den Beteiligten vereinfacht wird. Dies ist besonders dann wichtig, wenn internationale und sich überschneidende organisatorische Initiativen mit verschiedenen Stakeholdern mit unterschiedlichen Erwartungen zu managen sind.
Die zurzeit verfügbaren PMI-Normen sind in drei Kategorien aufgeteilt:
• Grundlegende Normen;
• Normen der Praktiken und Rahmenwerke;
• Normenerweiterungen.
Grundlegende Normen
Diese Normen stellen die gemeinsame Grundlage für das Projektmanagement dar und repräsentieren die vier Schlüsselbereiche des Berufsbildes: Projekt, Programm, Portfolio und der organisatorische Ansatz zum Projektmanagement:
• A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK® Guide), einschließlich seiner Übersetzungen in 10 verschiedene Sprachen;
• The Standard for Program Management;
• The Standard for Portfolio Management;
• Organizational Project Management Maturity Model (OPM3®).
Normen der Praktiken und Rahmenwerke
Die Normen und Standards der Praktiken sind Leitfäden zu einem Instrument, einer Methode oder einem Prozess, der im PMBOK® Guide oder einer anderen Norm gekennzeichnet wurde:
• Practice Standard for Project Risk Management;
• Practice Standard for Earned Value Management;
• Practice Standard for Project Configuration Management;
• Practice Standard for Work Breakdown Structures;
• Practice Standard for Scheduling;
• Practice Standard for Project Estimating;
• Project Manager Competency Development Framework.
PMI-Normenerweiterungen
Die Normenerweiterungen ergänzen die Normen für spezifische Projekttypen oder Branchen:
• Construction Extension to the PMBOK® Guide
• Government Extension to the PMBOK® Guide
• Software Extension to the PMBOK® Guide.
Die Normen und Standards des PMI werden kontinuierlich gepflegt und aktualisiert, um die neuesten Fortschritte und Erkenntnisse hinsichtlich des Berufsbildes einzubeziehen, aber auch die Entwicklung neuer Normen schreitet voran. Mit diesen Normen ist ein hohes Maß an Vereinheitlichung erreicht worden, insbesondere in Bezug auf Fachbegriffe und Definitionen, wodurch die Anwendung einer gemeinsamen Sprache deutlich vereinfacht wurde.
Für PMI-Mitglieder sind personalisierte und digitale Kopien der oben genannten Normen kostenlos verfügbar.
2.3 Verfügbare Zertifizierungen
Zertifizierungen als Entwicklungs- und Bewertungsinstrument hinsichtlich der Einhaltung professioneller Projektmanagementstandards werden sowohl von einzelnen Personen als auch von Organisationen sehr geschätzt. PMI bietet ein weltweit anerkanntes Zertifizierungsprogramm, dass der Entwicklung des Berufsbildes „Projektmanagement“ sehr förderlich ist. Es unterstützt Berufserfahrene ihre Karriere im Projekt-, Programm- und Portfoliomanagement zu beginnen, aufzubauen oder voranzubringen. Weil „Projektmanager“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist, bietet es Organisationen eine gute Möglichkeit, Kenntnisse und Erfahrungen von Personen zu bewerten, die sich „Projektmanager“ nennen. Außerdem unterstützt es HR-Manager bei der Erstellung von Karrierepfaden auf dem Gebiet des Projektmanagements.
PMI bietet die folgenden, weltweit anerkannten Zertifizierungsprogramme für Projektanwender an, die jeweils unterschiedliche Ausbildungsstände, Kompetenzebenen und Erfahrungsbereiche reflektieren:
• Certified Associate in Project Management (CAPM)®;
• Project Management Professional (PMP)®;
• Program Management Professional (PgMP)®;
• Portfolio Management Professional (PfMP)®;
• PMI Scheduling Professional (PMI-SP)®;
• PMI Risk Management Professional (PMI-RMP)®;
• PMI Agile Certified Practitioner (PMI-ACP2)®;
• OPM3® Professional Certification.
Ethikrichtlinien
Berufsbilder verfügen über Verhaltensregeln und so überrascht es nicht, dass PMI Ethikrichtlinien für Projektmanagement veröffentlichte, deren weltweit gültiger Inhalt professionelles Verhalten im Berufsalltag absteckt. Beim Umgang mit allen Stakeholdern sollten sich die Beteiligten auf ehrliche und faire Handlungsweisen und respektvollen Umgang verpflichtet fühlen. Zertifizierte Projektmanager sind diesen Ethikrichtlinien verpflichtet, da sie Voraussetzung für jede PMI-Zertifizierung sind.
Abbildung 2.1 PMI-Zertifizierungen
2.4 Lokale Vertretungen von PMI und fremdsprachliche Übersetzungen
Chapters (Ortsgruppen)
Die meisten PMI-Mitglieder schließen sich neben der Mitgliedschaft in der internationalen Organisation auch einer Ortsgruppe (PMIBezeichnung: Chapter) an und gelangen dadurch in ein lokales Netzwerk einschlägiger Fachleute. Die Mitglieder erhalten in diesen Chaptern Unterstützung sowie die Gelegenheit, Erfahrung mit Gleichgesinnten aus verschiedenen Branchen im Rahmen von Treffen, Aktivitäten und Trainings auszutauschen. Es gibt zurzeit weltweit mehr als 250 aktive PMI Chapter in über 70 Ländern.
Weitere örtliche Vertretungen
Für die effektivere und vereinfachte Kommunikation mit Mitgliedern und anderen Stakeholdern hat PMI sogenannte Regionalzentren und Repräsentanzen für die Regionen Amerika (Nord-, Mittel- und Südamerika), Asien-Pazifik, China, EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) und Indien eingerichtet.
Übersetzungen
Das wichtigste Normenwerk – der PMBOK® Guide – ist zusätzlich zur englischen Fassung in 10 verschiedenen Sprachversionen...