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Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis

AutorElisabeth Schlemmer, Herbert Gerstberger
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl245 Seiten
ISBN9783531908397
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR


Prof. Dr. Elisabeth Schlemmer ist Direktorin des Zentrums für Sekundarbildung und Ausbildungsfähigkeit der Pädagogischen Hochschule Weingarten.
Prof. Dr. Herbert Gerstberger ist stellv. Direktor des Zentrums für Sekundarbildung und Ausbildungsfähigkeit der Pädagogischen Hochschule Weingarten.

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Leseprobe
Was ist Ausbildungsfähigkeit? Versuch einer bildungstheoretischen Einordnung (S. 13)

Elisabeth Schlemmer

Zusammenfassung

Der Artikel bietet eine Einleitung in den Reader und versucht über eine bildungstheoretische Einordnung in bildungssoziologische, erziehungswissenschaftliche und didaktische Dimensionen die Beiträge zu würdigen. Ausbildungsfähigkeit wird anhand von acht Thesen als Bildungskategorie abgehandelt: Globalisierung als makrosoziologische Bedingung, gesellschaftliche Partizipationschancen, Anschlussfähigkeit von Bildungsprozessen im Übergang Schule/Arbeitswelt, Defizitperspektive vs. bildungswissenschaftliche Definition von Ausbildungsfähigkeit bezogen auf die Ebenen der Lernenden und der Institutionen, Interstrukturalität und Interdisziplinarität von Ausbildungsfähigkeit sowie die Forderung nach Schulreform durch Vernetzung von allgemeiner und beruflicher Bildung.

1 Einleitung

Die Schule hat die Aufgabe, die nachwachsende Generation für eine gelingende Partizipation an der Gesellschaft zu bilden und zu erziehen. Sie hat dabei auch auf die Arbeitswelt und deren Qualifikationsanforderungen vorzubereiten. Im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt entfalten sich das Potenzial der Allgemeinen Bildung und die in der Schule erworbenen Kompetenzen je nach

1. gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und deren Stabilität bzw. Wandel, sowie je nach Geschlecht, sozialer und nationaler Herkunft,

2. pädagogischen Konstrukten der Schulen (Schulart und Didaktik),

3. individuellen Interessen, Motivation und Leistungsfähigkeit sowie nach 4. deren Nachfrage bzw. Akzeptanz aufgrund betrieblicher Anforderungen.

Diese Bildungsaspekte werden in der öffentlichen und der wissenschaftlichen Diskussion in Verbindung gesetzt zu Ausbildungsfähigkeit. Sie stellen die basalen Einflussfaktoren für die Berufswahl und den Erfolg bei der Suche nach ei- nem Ausbildungsplatz dar. Im Folgenden werden diese Faktoren systematisch abgehandelt und kritisch in Abgrenzung gegen ideologische Vorstellungen von Ausbildungsfähigkeit diskutiert.

2 Die bildungssoziologische Dimension von Ausbildungsfähigkeit

Die Globalisierung führt zu einem Wandel der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Bildungsprozesse. Prozesse der Globalisierung wirken sich nicht nur auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt, sondern auch auf – dem Arbeitsmarkt vorgelagerte – national organisierte Institutionen und in Folge dessen auf individuelle Lebens- und Erwerbsverläufe aus (Blossfeld i.d.B.). Blossfeld (ebd.) legt dar, dass Institutionen und Sozialstrukturen einer Nation einerseits eng verwoben sind und eine länderspezifische Komplementarität bilden.

Dazu gehört in Deutschland auch die spezifisch bildungspolitische Relation der allgemeinen und beruflichen Bildungsinstitutionen. Die duale Berufsausbildung in Deutschland organisiert den Übergang von der Schule in den Beruf über eine institutionelle „Brücke zwischen Ausbildung und Betrieb, damit die Qualifikationen gesichert, „planmäßiger verlaufen.

Die Stärke der dualen Ausbildung liegt zum einen darin, dass durch die betriebliche Ausbildung Nähe zum Betrieb bzw. „Industrienähe erreicht wird und durch die parallele schulische Ausbildung zugleich die individuelle Mobilität beim Betriebswechsel aufgrund der erworbenen Berufsqualifikation erleichtert wird.

Im internationalen Vergleich geht die duale Ausbildung aufgrund dieser engen Koppelung von Ausbildungsabschluss und Berufschance, wie Blossfeld (i.d.B.) feststellt, jedoch mit einer geringeren beruflichen Mobilität einher.

Die Ausbildung durch das Training „on-the-job führt hingegen zu einer rascheren Heranführung an neu entstehende, zukunfstorientierte Berufstätigkeit, bei jedoch geringerer „sozialer Sicherheit im Karriereverlauf, wie Blossfeld empirisch nachweist.

Die Globalisierung bedingt folglich, dass sich die verschiedenen nationalen Berufsbildungssysteme nach Maßgabe der Inklusionsgeschwindigkeit von jungen Menschen in expandierende Wirtschaftssektoren bzw. in (neue) Berufe resp. (partiell nur noch!) berufliche Tätigkeiten. D.h. auch die im dualen Bildungssystem erworbenen Berufsqualifikationen sind in Bezug auf zukünftige, sich schnell wandelnde betriebliche Nutzbarkeit zu überprüfen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort9
Was ist Ausbildungsfähigkeit? Versuch einer bildungstheoretischen Einordnung13
Zusammenfassung13
1 Einleitung13
2 Die bildungssoziologische Dimension von Ausbildungsfähigkeit14
3 Die erziehungswissenschaftliche Dimension von Ausbildungsfähigkeit18
4 Die didaktische Dimension von Ausbildungsfähigkeit27
5 Fazit30
Literatur31
Globalisierung, wachsende Unsicherheit und der Wandel der Arbeitsmarktsituation von Berufsanfängern in modernen Gesellschaften35
Zusammenfassung35
1 Einleitung35
2 Globalisierung und wachsende Unsicherheit in modernen Gesellschaften37
3 Globalisierung und der Umgang mit wachsender Unsicherheit auf der individuellen Ebene40
4 Filterung des Globalisierungsprozesses durch länderspezifische Institutionen42
5 Mobilitätsmechanismen im Globalisierungsprozess43
6 Die Veränderung der Arbeitsmarktsituation der Berufsanfänger im Globalisierungsprozess – Empirische Ergebnisse des GLOBALIFE Projekts49
Literatur54
Statuspassagen junger Frauen zwischen Schule und Berufsausbildung im interkulturellen Vergleich55
Zusammenfassung55
1 Einleitung55
2 Die Berufsfindung junger Frauen – eine Frage der Aneignung und Verwertung von Bildung57
3 Statuspassagen junger Frauen zwischen Schule und Berufsausbildung – Ergebnisse einer interkulturell vergleichenden Untersuchung560
4 Schlussdiskussion: Voraussetzungen für Ein- und Ausstiege auf dem Weg in die berufliche Bildung65
Literatur66
Ausbildungsfähigkeit – ein pädagogisches Problem?69
Zusammenfassung69
1 Einleitung69
2 Ausbildungsfähigkeit – ein kurzer Blick auf die Kompetenzforschung71
3 Die Thüringer Studie „Ausbildungsfähigkeit von Regel- und Berufsschülern“77
4 Kritik und Perspektiven82
Literatur88
Die Sekundarstufe I im Spiegel der empirischen Bildungsforschung: Schulleistungsentwicklung, Kompetenzniveaus und die Aussagekraft von Schulnoten91
Zusammenfassung91
1 Einleitung91
2 Schulleistungsentwicklung unter einer historischen Perspektive92
3 Leistungszuwachs im Laufe der Sekundarstufe I97
4 Schulnoten, Schulleistungsniveau und Ausbildungserfolg99
5 Ausblick104
Literatur104
Vom Begriff der Eignung zum Begriff der Ausbildungsreife – ein pragmatischer Vorschlag109
Zusammenfassung109
1 Vorbemerkung109
2 Berufliche Eignung111
3 Zum Verständnis von Ausbildungsreife121
4 Unterschiedliche Anforderungen als Bezugsrahmen für Prognosen in der praktischen Beratungs- und Vermittlungsarbeit124
5 Der Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife – Anmerkungen zu seiner Verwendung126
Literatur129
Reife, Fähigkeit oder Kompetenz? Über die pädagogisch- didaktische Bedeutung von Leitbegriffen im Arbeits- und Berufsfindungsprozess131
Zusammenfassung131
1 Einführung131
2 Die Leitbegriffe des Expertenkreises132
3 Leitbegriff Ausbildungsfähigkeit136
4 Leitbegriff: Arbeits- und Berufsfindungskompetenz1137
5 Von der Kompetenzfacette zum Kompetenzmodell139
6 Der Einbezug der Domäne144
Bildungsstandards Stufe I: Informationen zur Arbeitswelt und zur Berufsfindung wahrnehmen, verstehen und wiedergeben144
Bildungsstandards Stufe II: Bewerten und Beurteilen von Informationen und Gegebenheiten zur Arbeitswelt und zur Arbeits- und Berufsfindung144
Bildungsstandards Stufe III: Berufsfindungsentscheidungen anhand definierter Prioritäten treffen und begründete Handlungen vollziehen145
Bildungsstandards Stufe IV: Eigenständiges Analysieren, Synthetisieren und Gestalten komplexer, die Arbeitswelt und die Berufsfindung betreffender Prozesse146
Literatur146
Weitere Internetquellen147
Defizite in der Berufsvorbereitung – Was ist ein gelingender Übergang von der Schule in den Beruf?149
Zusammenfassung149
1 Die Herausbildung des Berufswunsches als biographischer Prozess149
2 Das Dilemma der Schule: Allgemeine Bildung und Individualisierung – neue Chancen in der Berufswahlvorbereitung152
3 Berufswahl und Ausbildungsbeginn als sozialökologischer Übergang154
4 Sozialtechnologische Steuerung oder Förderung biographischer Übergänge?156
5 Was sich abspielt: Die Abstimmung von (Berufs-)Welt- und Selbsterfahrung – und was erforderlich ist157
Literatur158
Ausbildungsfähigkeit und Lebenslanges Lernen unter biographischer und sozialisationstheoretischer Perspektive161
Zusammenfassung161
1 Einführung161
2 Die Beteiligung an Beruflicher Weiterbildung162
3 Einstellungen zu Informellem Lernen170
4 Diskussion172
Literatur172
Ausbildung von argumentativ-logischen Fähigkeiten175
Zusammenfassung175
1 Einleitung175
2 Rekonstruktion argumentativer Fähigkeiten176
3 Die Ebenen der Rekonstruktion178
4 Methodisches Vorgehen an einem Beispiel181
5 Ergebnisse der Untersuchung185
6 Die Bedeutung der Logik für die Deutschdidaktik187
7 Fazit188
Literatur188
Kompetenzen im Lesen und Schreiben von Hauptschülerinnen und Hauptschülern für die Ausbildung – eine Befragung von Handwerksmeistern191
Zusammenfassung191
1 Fragestellung und Einordnung191
2 Untersuchungsanlage192
3 Ergebnisse195
4 Relevante Qualifikationen für die Einstellung201
5 Ergebnisse und Schlussfolgerungen202
Literatur205
Aspekte der Interdisziplinarität im naturwissenschaftlichen Unterricht und mögliche Effekte auf Ausbildung und Beruf207
Zusammenfassung207
1 Einleitung207
2 Interdisziplinarität und der Fächerverbund Naturwissenschaftliches Arbeiten208
3 Reflexivität und der Fächerverbund Naturwissenschaftliches Arbeiten211
4 Transversalität und mögliche Konkretisierungen214
5 Ästhetische Produktion und Präsentation auf der Basis mathematischer und naturwissenschaftlicher Inhalte219
6 Effekte auf Ausbildung und Beruf223
Literatur224
Mathematikunterricht im Spannungsfeld zwischen Fertigkeiten und Kompetenzen227
Zusammenfassung227
1 Routinen sind wichtig227
2 Routinen sind hilfreich228
3 Routinen sind gefährlich228
4 Routinen werden neu bewertet229
5 Routinen werden auf neuen Wegen geübt230
6 Fazit231
Literatur231
Wirksamkeit von Lernarrangements in der kaufmännischen Erstausbildung – Zur Bedeutung von Vorwissen und Bildungsabschlüssen233
Zusammenfassung233
1 Zur Diskussion um „Ausbildungsfähigkeit“233
2 Zur Wirkung von Selektionsmechanismen an der ersten Schwelle235
3 Prozessanalysen Selbstorganisierten Lernens235
4 Fazit245
Literatur246
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren249

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