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E-Book

Berufskulturelle Selbstreflexion

Selbstbeschreibungslogiken von ErwachsenenbildnerInnen

AutorChristine Hartig
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl349 Seiten
ISBN9783531910000
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,99 EUR
Christine Hartig untersucht, wie ErwachsenenbildnerInnen ihre berufliche Selbstbeschreibung vornehmen und sich im Spannungsverhältnis von notwendiger Selbstgestaltung und Beliebigkeit, von funktionaler Integration und Unterordnung sowie von Anschlussfähigkeit und Selbstmarginalisierung verorten.

Dr. Christine Hartig ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg.

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Leseprobe
Forschungsmethode und prozess (S. 85-86)

Im Bereich der Forschung zum beruflichen Selbstbild von MitarbeiterIn nen in der Erwachsenenbildung existieren unterschiedlichste Begriffe, Perspektiven und methodische Herangehensweisen. Im nun folgenden Kapitel werden die gewählte Begrifflichkeit, der methodische Zugang und der Forschungsprozess der vorliegenden Studie genauer erläutert. Dadurch sollen zum einen den LeserInnen die Zielrichtung der Untersu chung sowie die Entstehung und die Reichweite der Ergebnisse im drit ten Teil der Arbeit verständlich gemacht werden.

Zudem stellen die Nachvollziehbarkeit von Prozess und Ergebnis ein Gütekriterium quali tativer Forschung dar. Die Ergebnisse qualitativer Forschung sind das Produkt verschiedener Konstruktions und Entscheidungsleistungen im Forschungsprozess und können nur vor dem Hintergrund dieser Ent scheidungen verstanden und beurteilt werden (Steinke 2000, S. 322). Die einzelnen Arbeitsschritte sollen hier der besseren Verständlichkeit halber linear dargestellt werden, im realen Forschungsprozess ergab sich nach dem Prinzip der Zirkularität qualitativer Forschung kein solch ge radliniger Ablauf.

1 „Berufliche Selbstbeschreibung" als Forschungsgegenstand

Die große Anzahl von Begriffen und Konstrukten im Zusammenhang mit Fragen der beruflichen Identität, dem beruflichen Selbstbild oder dem Selbstverständnis von ErwachsenenbildnerInnen entsprechen der Band breite von Fragestellungen, Zugängen und dem Kontext der Forschungs projekte in diesem Bereich. Im Folgenden möchte ich in Abgrenzung zu den bisherigen Definitionen und Zugängen den Begriff der „beruflichen Selbstbeschreibung" einführen, der sich von diesen Zugängen vor allem in der Perspektive auf den Forschungsgegenstand unterscheidet.

Den im vorangegangenen Kapitel vorgestellten Forschungsarbeiten und ergebnissen zum Themenkreis der beruflichen Identität ist gemein sam, dass sie einen Blick von außen auf die ErwachsenenbildnerInnen werfen. Die MitarbeiterInnen in der Erwachsenenbildung werden so zusagen als Merkmalsträger in Bezug auf ihren Werdegang, ihr berufli ches Handeln, ihre Kompetenzen, Wissensbestände oder ihr Tätigkeits feld untersucht. Hieraus werden dann häufig Erkenntnisse über das be rufliche Selbstverständnis abgeleitet. Die Akteure selbst sind damit nicht explizit aufgefordert, ein solches Verständnis von ihrer Berufskultur zu konstruieren.

Diese Forschungslücke resultiert natürlich auch daraus, dass bei den vorliegenden Studien nicht die berufliche Selbstbeschreibung, sondern häufig Teilaspekte der beruflichen Realität und ihre unterschiedlichen Ausprägungen im Fokus stehen (z. B. die Aufklärung über Tätigkeitspro file, Fortbildungsbedarf oder die wahrgenommene Rolle im Lehr Lerngeschehen). Die Sichtweise der Akteure ‚von innen nach außen’, das heißt ihre Sicht auf ihr eigenes Berufsbild und ihre Berufskultur als Gan zes und von konkreten arbeitsplatzspezifischen Anforderungen abstra hiertes, wird nur in jüngeren Studien berücksichtigt (v. a. Nittel 2001, Nittel/Völzke 2002, Nittel 2004b und 2004c, Nittel/Maier 2006).

Wie im ersten Teil gezeigt wurde, wird in programmatischen Beschreibungen des Berufsbildes ein berufliches ‚Selbst Bewusstsein" (oder eben ‚Nicht Selbst Bewusstsein’) explizit oder implizit als Voraussetzung sowohl für erwachsenenpädagogische Professionalität wie für eine erfolgreiche Pro fessionalisierung angesehen. Forderungen nach einem professionellen Selbst Bewusstsein wurden bereits zu Anfang der Diskussion um die Professionalisierung der Erwachsenenbildung formuliert (vgl. Schulen berg 1972). Nimmt man die eigenständige Logik von Disziplin und Pro fession ernst, so spielt die Sichtweise der AkteurInnen der Erwachsenen bildung in der Professionalisierungsdiskussion eine ebenso große Rolle wie die Klärungsbemühungen der Disziplin.

Die aktive Einbeziehung der Sicht der MitarbeiterInnen legt auch einen anderen Fokus auf die For schungspraxis von einem rekonstruktiven zu einem konstruktiven Vor gehen. Mit dem Begriff der „beruflichen Selbstbeschreibung" wird diese über fällige Perspektive eingeführt und der Blick auf die Subjekte geschärft. Der Begriff greift die Frage nach der Existenz, dem Inhalt und der Art der Außendarstellung eines Bewusstseins des eigenen Berufsbildes oder der eigenen Berufskultur auf. Während in der bisherigen Forschung das Selbstverständnis der MitarbeiterInnen in der Erwachsenenbildung von den Forschenden rekonstruiert wird, sind die Befragten in der vorliegen den Studie aufgefordert, dieses Selbstbild aktiv selbst zu konstruieren bzw. ihre Konstruktion offen zu legen.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Inhalt8
Abbildungsverzeichnis12
Einleitung13
Hintergrund und Ausgangslage19
1 Geschichte des Berufsbildes20
2 Das Berufsbild des/der ErwachsenenbildnerIn41
Forschungsmethode und prozess85
1 „Berufliche Selbstbeschreibung“ als Forschungsgegenstand86
2 Die Erhebungsphase88
3 Die Auswertung102
Berufliche Selbstbeschreibungen113
1 Personenbezug versus Professionsbezug118
2 Konkretion versus Abstraktion187
3 Technikorientierung versus Mission245
Diskussion303
1 Zusammenschau der Achsen304
2 Diskussion der Ergebnisse310
3 Schlussfolgerungen335
Literatur345
Anhang:355
Interviewleitfaden355

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