2 Voraussetzungen für den erfolgreichen Konterangriff
Technische Voraussetzungen:
- Beherrschung aller Zweikampf- und Tacklingtechniken,
- Fähigkeit des erfolgreichen offensiven und defensiven 1 gegen 1,
- Fähigkeit zum Tempodribbling und zum raumüberbrückenden Balltreiben,
- Fähigkeit, schnell, präzise und druckvoll zum Mitspieler und in dessen Lauf zu passen,
- Fähigkeit, Pässe in den Lauf bei höchstem Lauftempo technisch sauber zu kontrollieren,
- herausragende Torabschlusstechniken mit allen Fußteilen, besonders Vollspann, Außen- und Innenrist und Innenseite,
- die Fähigkeit zum erfolgreichen Volleyabschluss, wie z. B. Hüftdrehstoß, Kopfball usw. und
- die Fähigkeit zum erfolgreichen Rebound.
Taktische Voraussetzungen:
- Spiel- und Taktikverständnis,
- Spielintelligenz,
- Fähigkeit, ein Spiel gut zu lesen (individuell und gemeinsam),
- Fähigkeit, gut und schnell zu antizipieren,
- Spiel- und Handlungsschnelligkeit,
- Fähigkeit, das Spiel des Gegners aufgrund gemeinsamer Spielideen, Pläne und Wahrnehmungen in bestimmte Spielfeldzonen zu steuern/lenken,
- Fähigkeit, ein effektives Pressing auszuüben (vgl. Ralf Peter (2012), Online-Seminare Pressing. www.sportakademie24.de),
- Fähigkeit aller Spieler, beim Konter und vor seinem Abschluss intelligent und aufeinander abgestimmt zu laufen,
- Beherrschung der Abseitsregel und
- Beherrschung individueller, gruppen- und mannschaftstaktischer Offensiv- und Defensivprinzipien.
Physische Voraussetzungen:
- Schnelligkeit mit und ohne Ball,
- gute Grundlagen- und wettkampfspezifische Ausdauer, um auch in den letzten Minuten noch erfolgreich kontern zu können sowie
- Kraft und Durchsetzungsvermögen, um sich beim Laufduell zum Ball durchsetzen zu können.
Mentale Voraussetzungen:
- Mut zum Risiko,
- Selbstkontrolle, Risikokontrolle,
- Selbstvertrauen,
- Durchsetzungsvermögen,
- Belastbarkeit,
- positive Aggressivität,
- gemeinsame Kontermentalität sowie
- ausgeprägter Siegeswille.
Soziale Voraussetzungen:
- Teamfähigkeit,
- Hilfsbereitschaft und
- Verantwortungsgefühl.
2.1 Systematische Vermittlung und Training des Konters
Es ist sehr wichtig, dass Sie Ihren Spielern von Anfang an gezielt die Theorie und Praxis des Konterangriffs vermitteln. Im Training sollten Sie die methodisch-didaktischen Prinzipien bei der Vermittlung des Konters berücksichtigen:
- vom Leichten zum Schweren,
- vom Bekannten zum Unbekannten und
- vom Einfachen zum Komplexen.
Trainingsschwerpunkte bei der Vermittlung des Konters sind:
- die Balleroberung,
- das blitzschnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff,
- die Vorbereitung einer Torschussmöglichkeit,
- der Torabschluss sowie
- das Verhalten nach dem Konter.
2.2 Vorübung zum Kontern – Spiel in die Tiefe
Übungsablauf:
Dies ist eine Übung zum Spiel in die Tiefe. Der Startspieler A überschlägt eine Reihe (bzw. einen Spieler – hier: C) und spielt zu B (1). B lässt auf C prallen (2). C spielt zu D und nimmt die Position von B ein (3). B spielt ein Wandspiel mit D (4, 5) und nimmt die Position von D ein. D kontrolliert den Ball und dribbelt zur Position A (6). Die Übung wird dann über die andere Seite über E fortgesetzt.
Variante:
- Gleichzeitiger Start auf beiden Seiten nach links und rechts. Es ist dann ratsam, zwei Starthütchen für A und E einzusetzen.
Tipps und Hinweise:
- Jeder Spieler geht immer eine Station weiter.
- C kommt beim ersten Pass entgegen und fordert den Ball von A, dieser spielt aber zu B und überschlägt C.
- Lauffinten einsetzen.
2.3 Vom 1 gegen 0 zum 3 gegen 2 + 1 (nach Horst Wein)
Ein Konter stellt hohe Ansprüche an die Wahrnehmung und Entscheidungsfreudigkeit der Spieler. Die Positionen der Mit- und Gegenspieler verändern sich rasend schnell. Die Ideallösung ist schnell vertan. Häufig ändert sich eine komplexe Spielsituation innerhalb von Bruchteilen von Sekunden und eine neue Entscheidung ist notwendig. Ein möglicher Pass macht keinen Sinn mehr, ein Tempodribbling in Richtung Tor ist nicht mehr möglich, weil der Raum zugestellt wurde. Die Spieler haben immer mehrere Optionen.
Die folgende Systematik beginnt mit einfachen Aufgaben, die dann schrittweise komplexer werden. Aus einer Kontersituation ohne Gegenspieler auf ein Tor mit Torwart entwickeln wir Kontersituationen mit ständig steigender Spielerzahl, die mit kleinen Wettkämpfen starten.
Abhängig vom Verhalten der Abwehr- und Mitspieler und der Gesamtsituation, treffen die Angreifer Entscheidungen, die das Ziel haben, Überzahlsituationen zu nutzen und blitzschnell zum Torschuss zu kommen. Besondere Bedeutung hat dabei auch der letzte Pass vor dem Torschuss. Er muss so gut getimed sein, dass ihn der Torschütze ohne Zeitverlust im Lauf kontrollieren kann.
1 gegen 0
Ablauf:
Ein Stürmer (A) startet an der Mittellinie mit einem Tempodribbling und schließt so schnell wie möglich mit einem Torschuss ab.
Wettkämpfe:
- Wettkampf auf Zeit ohne Torwart – ein Tor ist nur gültig, wenn der Spieler im Strafraum aufs Tor schießt.
- Wettkampf auf Zeit mit neutralem Torwart im großen Tor.
- Zwei Spieler starten gleichzeitig auf zwei (oder drei) Minitore.
- Zwei Spieler starten gleichzeitig auf zwei Großtore mit Torwart.
Variante:
- Die Spieler (B) starten von unterschiedlichen Positionen an der Mittellinie.
Tipps und Hinweise:
- So schnell wie möglich zur Schussposition dribbeln (Tempodribbling mit möglichst wenigen Ballkontakten).
- Direkten Weg zum Tor suchen.
- Technische Ausführung darf durch Tempo nicht leiden.
- Wettkämpfe schaffen Zeitdruck.
1 gegen 0 + 1 Gegner von hinten
Ablauf:
Ein Stürmer startet an der Mittellinie mit einem Tempodribbling und schließt so schnell wie möglich mit einem Torschuss ab. Ein Gegenspieler startet aus einer „fairen“ Entfernung (ca. 2 m), sobald der Spieler den Ball mit der ersten Ballberührung nach vorne spielt.
Wettkämpfe:
- Wettkampf Mann gegen Mann: Jeder hat im Wechsel drei Angriffe. Wer schließt die meisten Angriffe erfolgreich ab?
- Gruppenwettkampf auf das leere Tor: Ein Tor ist nur gültig hinter einer festgelegten Schusslinie.
- Gruppenwettkampf auf zwei Großtore mit einem Torwart der gegnerischen Mannschaft.
Variante:
- Die Startpunkte werden verändert (Start aus der Mitte, links oder rechts von außen).
Tipps und Hinweise:
- Dribbler kreuzt im richtigen Augenblick den Laufweg des von hinten angreifenden Spielers, besonders wenn der Verfolger sehr schnell ist.
- Verhalten des Torwarts beachten.
- Den Ball nicht zu weit vorspielen.
Sprintduell um den Steilpass
Ablauf:
Zwei Spieler sprinten von der Mittellinie um den Steilpass, den ein Passgeber fair in den Raum spielt. Wer den Sprint gewinnt, ist Angreifer, der andere Abwehrspieler.
Varianten:
- Anfänger sprinten zum ruhenden Ball, der ca. 20-25 m vor dem Tor liegt. Der Trainer gibt ein akustisches oder optisches Signal.
- Der Passgeber befindet sich hinter den Sprintern und ist nicht sichtbar (Reaktionstraining).
- Der Passgeber befindet sich in einer Dribbelzone (z. B. im Mittelkreis) und passt aus dem Dribbling in den Raum. Dies schult die Fähigkeit, aus den Bewegungen des Dribblers einen Pass zu erahnen.
Tipps und Hinweise:
- Auch beim Sprint kann ein Kreuzen in die Laufbahn des Gegners das Duell entscheiden.
- Ausreichende Erholungszeiten einräumen.
Konterangriff 2 gegen 0
Ablauf (Vorübung):
Von der Mittellinie aus kommen zwei Spieler (A und B) so schnell wie möglich im Strafraum zum Torabschluss. Sie müssen mindestens zwei Pässe spielen.
Wettkämpfe:
- Welches Paar erzielt am schnellsten ein gültiges Tor im Strafraum ohne Torwart?
- Gleicher Ablauf mit Torwart.
- Wettkampf auf zwei Tore mit zwei Torhütern als Mannschaftswettbewerb.
- Der Torhüter kommt aus der anderen Mannschaft.
- Ein Abwehrspieler attackiert von einer...