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Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg

Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg

AutorSam Watkins
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl183 Seiten
ISBN9783738011616
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Als im April 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg ausbricht, ist der 21jährige Sam Watkins aus Maury County, Tennessee einer der tausenden von Kriegsfreiwilligen, die sich zu den Armeen der Südstaaten melden. Watkins schließt sich der 'Co. Aytch' (so die lautmalerische Ausschreibung für 'Kompanie H') des 1. Tennessee-Infanterieregiments an und folgt dem Regiment von den ersten kleinen Gefechten in Virginia bis zur vernichtenden Niederlage der konföderierten Tennessee-Armee in der Schlacht von Nashville. In seinen im Jahre 1881 entstandenen Kriegserinnerungen schildert Watkins mit scharfem Blick für das Erzählenswerte und feinem Sinn für Humor all jene furchtbaren und absurd-komischen Geschehnisse, die der Wahnsinn des Krieges für einen Soldaten der konföderierten Tennessee-Armee bereithielt. Dabei gewährt 'Co. Aytch', das zu Recht als Standardwerk der Bürgerkriegsliteratur gilt, nicht nur einen wertvollen Einblick in die Erlebnisse und Gedanken des durchschnittlichen 'Johnny Reb', sondern ist zugleich bewegendes Zeugnis eines Versuchs der literarischen Vergangenheitsbewältigung. Ein Anhang der erhaltenen, vom Regimentskommandeur verfassten Gefechtsberichte des 1. Tennessee-Regiments zu den Schlachten von Shiloh, Perryville, Murfreesboro und Chickamauga ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.

Weitere Übersetzungen von Florian Dexheimer: Alles für die Union - Das Bürgerkriegstagebuch des Unionssoldaten Elisha Hunt Rhodes Drei Monate in Dixie - Reisetagebuch eines britischen Offiziers, April - Juli 1863 Vier Jahre für Lincoln - Die Geschichte eines einfachen Soldaten Zwanzig Monate in Kriegsgefangenschaft - Erlebnisse eines deutschstämmigen Unionsoffiziers in konföderierten Gefängnissen Maismehl & Wasser - Das Alltagsleben des konföderierten Soldaten im Amerikanischen Bürgerkrieg

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Leseprobe

Kapitel 01: Rückblick



Wir sind eins und ungeteilt“


Ich denke, es war vor etwa 20 Jahren (jedoch bin ich mir nicht sicher), dass ein Mann, dessen Name, wenn ich mich recht entsinne, William L. Yancey lautete (ich schreibe dies basierend auf meiner Erinnerung und es war vor langer Zeit), die sonderbare Ansicht vertrat, dass die Sonne im Osten aufgehe und im Westen untergehe und dass der Kompass nach Norden und Süden zeige. Nun, damals wussten alle, dass dies lediglich der Eigentümlichkeit eines verwirrten Geistes entsprang und dass es in den Vereinigten Staaten von Amerika weder einen Norden noch einen Süden, weder einen Osten noch einen Westen gab. Wie dem auch sei, er begann seine seltsame Doktrin zu predigen, dass derlei Dinge existierten und mit der Zeit schlossen sich ihm seine Anhänger an.

Wie du weißt, ist es nicht von Bedeutung, wie absurd, lächerlich oder grotesk eine gepredigte Doktrin ist, sie wird immer einige Anhänger finden. Nun, ein Mann namens (so glaube ich mich zu erinnern) Rhett sprach diese Ansicht laut aus. Er wurde mit einem lauten „Psssst!“ zum Schweigen gebracht. Später wiederholte ein weiterer Bursche namens Toombs (an diesen Namen erinnere ich mich genau, da er nach Friedhof klang) diese Meinung und ihn traf ein noch energischeres „PSSSST!“ Nach einiger Zeit äußerten ganze Gruppen von Leuten die Ansicht, dass es einen Norden und einen Süden gäbe und noch etwas später waren Hunderte, Tausende, gar Millionen überzeugt, es gäbe einen Süden. Dies waren jene Leute, die in der Richtung, in welche die Wasserläufe fließen, lebten.

Nun kamen jene Leute, welche dort lebten, wo die Wasserläufe entsprangen, um sich die Sache anzusehen und sie sagten: „Meine Herren, das sehen sie völlig falsch. Wir sind auf der Mayflower hierhergekommen und früher haben wir Hexen für die Behauptung, die Sonne gehe im Osten auf und im Westen unter, verbrannt, da die Sonne weder auf- noch untergeht; die Erde dreht sich lediglich um ihre Achse und wir wissen, wovon wir reden, denn wir sind Puritaner.“ Der Wortführer dieser Partei (und ich glaube, mich gut an seinen Namen zu erinnern, da seine Erwähnung mich stets in tiefe Trübsal stürzte) hieß Horror [Horace] Greeley und ein weiterer Herr namens Charles Sumner sagte, es gäbe keinen Norden, keinen Süden, keinen Osten und keinen Westen und man solle dergleichen auch nicht behaupten. Nun begannen die Leute, die in der Richtung lebten, wohin die Wasserläufe fließen, sich zu sträuben und weiterhin zu behaupten, es gäbe einen Norden und einen Süden. Jene, die bei den Ursprüngen der Wasserläufe lebten, wurden nun furchtbar wütend und wollten jene, die in Laufrichtung der Wasserläufe lebten, zwingen, ihre Behauptungen zurückzunehmen. Nun, daraufhin begannen sie mit fürchterlicher Vehemenz zu bohren und zu beißen, zu zerren und zu kratzen.

Eine Seite wählte sich einen Häuptling namens Jeff Davis, auch der einäugige Jeff genannt und einen Unterhäuptling namens Aleck Stephens, auch bekannt als der Schlaue Aleck. Die andere Seite erwählte zu ihrem Häuptling den Sohn von Nancy Hanks aus Bowling Green und dem alten Holzhacker Bob Lincoln und der Name des Sohnes war Abe. Nach dessen Wahl zum Häuptling ernannten sie zum Unterhäuptling ein Individuum zweifelhafter Herkunft namens Hannibal Hamlin, einen Spross des Geschlechtes von Ham, dem bösen Sohn des alten Noah, der ihn verfluchen wollte, bis er blass wurde, es jedoch übertrieb und ihn verfluchte, bis er schwarz wurde.

Wie ich bereits erwähnte, begannen die beiden nun also gegeneinander zu kämpfen und die Seite vom alten Abe trug den Sieg davon. Während sie dabei war, die Sache zu gewinnen, zog sie alle Menschen und weisen Männer der anderen Nationen der Erde auf ihre Seite und auch diese sagten, Amerika habe keine Himmelsrichtungen und die Sonne gehe nicht im Osten auf und im Westen unter und der Kompass zeige weder nach Norden noch nach Süden. Also gut, die Seite von Jeff Davis gab also auf, lenkte ein und auch sie sagte nun, es gäbe keinen Norden und keinen Süden, keinen Osten und keinen Westen.

Nun, „wir Jungs“ spielten alle unseren kleinen Part in diesem Aufruhr und der Prophet Shep hat gesagt, der Tag werde kommen, an dem all jene, die einst daran glaubten, der amerikanische Kontinent habe verschiedene Himmelsrichtungen, sich schämen würden, es einzugestehen. [Anm. d. Übers.: Sofern sich Watkins hier nicht auf seinen Kameraden N. B. Shepard bezieht, der im Verlaufe dieser Memoiren lediglich zweimal kurz erwähnt wird, bezieht er sich wohl auf den US-General Isaac Fitzgerald Shepard, der im Jahr 1870 in Missouri eine (nachträglich in Buchform veröffentlichte) Rede vor Kriegsveteranen hielt, in der er die glorreiche Zukunft eines in Freiheit geeinten Landes beschwor.] Dieser Tag ist gekommen. Amerika hat keinen Norden, keinen Süden, keinen Osten, keinen Westen; die Sonne erhebt sich über die Hügel und zieht über die Berge; der Kompass zeigt lediglich nach oben und unten und wir lachen heute über die absurde Vorstellung, es gäbe einen Norden und einen Süden.

Nun, lieber Leser, lass mich dir etwas ins Ohr flüstern. Ich stand in der ersten Reihe und die folgenden Seiten werden berichten, welche Rolle ich in dem kleinen, unangenehmen Trugschluss spielte, es gäbe solche Dinge wie einen Norden und einen Süden.


Die blutige Kluft


In diesen Memoiren versuchen wir, nachdem 20 Jahre vergangen sind, unsere „Schlachten erneut auszufechten“. Dieses Unterfangen dient uns lediglich zum Zeitvertreib und geschieht zu unserem Vergnügen, da es für den alten Soldaten nichts Erfreulicheres gibt als eine Rückkehr zu den Szenen und Schlachtfeldern, die ihm einst so vertraut waren und die Erinnerung an die vergangenen Geschehnisse, so unbedeutend sie zu jener Zeit auch gewesen sein mochten.

Die Geschichten der Verlorenen Sache werden alle von den „hohen Tieren“, Generälen und angesehenen Historikern, geschrieben und ebenso wie jener Bursche, der eine Schildkröte „Cooter“ nannte, dem man daraufhin sagte, dass das Wort „Cooter“ im „Webster’s Dictionary" nicht existiere und der darauf entgegnete, er habe das gleiche Recht, ein Wörterbuch zu schreiben wie Herr Webster oder irgendjemand sonst, so kann auch ich eine Geschichte darüber schreiben. Ich behaupte jedoch nicht, auf diesen Seiten die Geschichte des Krieges zu verfassen. Ich fertige lediglich einige Abrisse und berichte einige Vorkommnisse, wie sie von einem stolzen Soldaten in den unteren Rängen der Rebellenarmee beobachtet wurden. Natürlich haben die Historiker alle Recht. Sie berichten von großen Taten großer Männer, die den Lorbeer des Sieges tragen, die großzügige Gaben erhalten, hohe Ämter im bürgerlichen Leben bekleiden; Präsidenten von Gesellschaften, Gouverneure von Staaten, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden, usw. und wenn sie sterben, werden lange Nachrufe veröffentlicht, die von ihren mannhaften Tugenden künden, von ihren ehrenvollen Siegen, usw. und wenn sie beerdigt werden, versinkt das ganze Land in Trauer und ist aufgerufen, ein prächtiges Monument zu erstehen, um es über den sterblichen Überresten eines dermaßen bedeutenden und tapferen Generals usw. zu errichten. Auf den folgenden Seiten möchte ich jedoch von jenen Burschen berichten, welche die Schüsse abgaben, töteten, Befestigungen aufhäuften, Gräben aushoben, die Lagerstraßen kehrten, gedrillt wurden, Wache und Posten standen, dafür elf Dollar im Monat und Verpflegung erhielten (oder zumindest erhalten sollten), den Ladestock zogen und die Patrone aufbissen.

Man möge mir verzeihen, sollte ich das Personalpronomen „ich“ zu häufig verwenden, denn ich möchte nicht als egoistisch gelten, da ich lediglich darüber schreibe, was ich gesehen habe als ein bescheidener Soldat in den unteren Rängen eines Infanterieregiments, gemeinhin auch „Webfoot“ genannt. Auch beabsichtige ich nicht, ein zusammenhängendes Protokoll zu verfassen, denn ich schreibe gänzlich aus dem Gedächtnis und du musst bedenken, geneigter Leser, dass sich diese Dinge vor 20 Jahren ereigneten und 20 Jahre sind eine lange Zeit im Leben eines Menschen. Ich war damals 21 Jahre alt und noch unverheiratet. Heute habe ich ein Haus voller kleiner „Rebellen“, die um meine Knie herumkrabbeln und mir an den Ellenbogen stoßen, während ich diese Erinnerungen an den Sezessionskrieg, die Rebellion, den Krieg um die Rechte der Einzelstaaten, die Sklaverei, unsere Rechte in den Territorien oder wie auch immer man ihn nennen mag, niederschreibe. Diese Dinge gehören jetzt alle der Vergangenheit an, der Norden und der Süden haben sich bereits vor langer Zeit „über die blutige Kluft hinweg die Hände gereicht.“ Die Flagge der Konföderation wurde eingerollt, um nie wieder entrollt zu werden; sie ist Vergangenheit wie ein gestriger Traum und lebt nur in der Erinnerung jener, die diese blutige Zeit durchlebt haben.


Achtzehnhunderteinundsechzig


Geneigter Leser, hast du in dieser stürmischen Zeit gelebt? Im Jahre des Herrn Achtzehnhunderteinundsechzig – entsinnst du dich dieser mitreißenden Zeit? Erinnerst du dich, wie du in diesem Jahr zum ersten Mal in deinem Leben „Dixie“ und „The Bonnie Blue Flag“ gehört hast?

Fort Sumter wurde von Truppen unter General Beauregard von Charleston aus beschossen und Major Anderson von der Unionsarmee kapitulierte. Der Würfel war geworfen, der Krieg war erklärt; Lincoln verlangte nach Truppen aus Tennessee und all den anderen Südstaaten, aber Tennessee, in Treue zu seinen südlichen Schwesterstaaten, verabschiedete die Sezessionserklärung und reihte sich unter dem Banner...

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