1. Gründe für die Selbstständigkeit
Coaching ist ein neuer und aufregender Beruf, der viele Menschen anspricht. Unser Thema ist jedoch nicht das Coaching selbst, sondern die Gründung und Führung eines eigenen Unternehmens.
Wenn Sie sich ernsthaft selbstständig machen wollen, lautet unsere Empfehlung: Denken Sie erst einmal gründlich darüber nach, was Sie für ein Mensch sind. Entsprechen Ihre Persönlichkeitsmerkmale und Ihr Lebensstil den Anforderungen der Selbstständigkeit? Und wissen Sie, was für eine Existenzgründung spricht und was dagegen? Seien Sie ehrlich mit sich selbst!
Angenommen, Sie arbeiten zurzeit in einem Angestelltenverhältnis. Was motiviert Sie zu der Entscheidung: „Ich möchte selbstständig als Coach arbeiten?“ Überdenken Sie diese Fragen, bevor Sie eine einschneidende Berufs- und Lebensveränderung vornehmen, die potenziell Aufregung, harte Arbeit und Herausforderungen mit sich bringt und daher auch Ängste auslösen kann.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Klientin, die sich mit dieser Frage beschäftigt. Bestimmt würden Sie sie bitten, die damit verbundenen Probleme zu untersuchen und sich zu überlegen, wie sie damit umgehen könnte. Genau das werden wir nun mit Ihnen tun. Nehmen Sie einen Stift und kreuzen Sie die auf Sie zutreffenden Punkte der folgenden Checkliste an. Überlegen Sie sich Strategien für den Umgang mit potenziellen Problemen und Stressoren und notieren Sie diese.
Vor der Übung noch ein Hinweis: Sie haben die Wahl! Sie können entweder das ganze Buch durchlesen und sich genau klarmachen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen, und wenn Sie über eine bessere Wissensgrundlage für Ihre Entscheidung verfügen, können Sie wieder zu diesen Seiten zurückkehren. Falls Ihre Antworten auf die folgenden Fragen jedoch darauf hindeuten, dass dieser Berufswechsel eigentlich nichts für Sie ist, brauchen Sie vielleicht gar nicht weiterzulesen. Damit überlassen wir die Entscheidung, wann Sie diese Übung machen wollen, Ihnen. Holen Sie sich entweder jetzt einen Stift oder markieren Sie diese Seite für später!
Gehen Sie die folgende Checkliste Punkt für Punkt durch. Kreuzen Sie die Motive an, die Sie dazu bewogen haben, sich als Coach selbstständig zu machen.
- Wunsch nach Unabhängigkeit
- Wunsch nach zusätzlichem Einkommen
- Langeweile oder Überdruss in der gegenwärtigen Position
- Starke Abneigung gegen die mit Ihrer aktuellen Stelle verbundenen Einschränkungen
- Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten
- Wunsch nach einer neuen Herausforderung
- Ehrgeiz
- Risikofreude
- Konflikte und Störungen am derzeitigen Arbeitsplatz
- Chancenlosigkeit in der aktuellen Position
- Das Gefühl, vom System des aktuellen Arbeitgebers unterdrückt zu werden
- Abneigung gegen die Firmenpolitik am derzeitigen Arbeitsplatz
- Vorliebe für die Eigenständigkeit
- Wunsch nach einem Erfolgsgefühl
- Voll qualifiziert eine Coachingfirma zu führen wäre ein Karrieresprung
- Wunsch, auf eigenen Füßen zu stehen
- Wunsch, von zu Hause aus zu arbeiten, etwa aufgrund familiärer Verpflichtungen
- Andere Gründe:
Dies sind nur einige Motive für die Gründung eines Coachingunternehmens. Sind Ihnen noch weitere eingefallen? Lesen Sie die Liste nun noch einmal durch und denken Sie über die Punkte nach, die Sie angekreuzt haben. Stellen Sie sich dann bei jedem einzelnen folgende Fragen:
- Ist dies ein guter Grund für die Wahl der Selbstständigkeit?
- Wenn ich meinen Kolleginnen und Freundinnen diesen Grund mitteilen würde, würden sie mir zustimmen?
Sprechen Ihre Antworten in der Gesamtwertung für eine Unternehmensgründung? Sind Sie noch unsicher? Dann arbeiten Sie das Buch jetzt erst einmal systematisch durch, und wenn Sie mehr Klarheit gewonnen haben, schlagen Sie diese Seiten später wieder auf.
Als Nächstes folgt eine Übung, die Ihnen bei der Entscheidung helfen soll, ob Sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagen können oder ihn besser bleiben lassen. Nehmen Sie ein Blatt Papier und zeichnen Sie eine zweispaltige Tabelle mit den Überschriften „Für“ und „Wider“. Alternativ können Sie Tabelle 1.2 ausfüllen, diese als Vorlage (wenn Sie wollen: vergrößert) fotokopieren oder sie auf Ihrem Computer nachbauen. Tragen Sie dann alle Dinge ein, die für oder wider eine Unternehmungsgründung sprechen. Fällt Ihnen auf, dass ein und derselbe Aspekt sowohl Vor- als auch Nachteile haben kann? Wir haben das in unserem Beispiel „Die Entscheidung“ (siehe Tabelle 1.1) veranschaulicht. Folgen Sie Ihrer ganz persönlichen Einschätzung und lassen Sie sich nicht davon irritieren, falls Ihre Liste Ähnlichkeiten mit unserer haben sollte. Relativieren Sie die Gegenargumente, indem Sie Möglichkeiten aufschreiben, wie Sie damit umgehen könnten.
Problem / Thema: Meine eigene Coachingfirma gründen |
Völlige Unabhängigkeit | Das könnte mir Angst einjagen! Allerdings ist das schon meine zweite berufliche Veränderung, und die erste habe ich bestens überstanden. |
Ich kann, wann immer ich will, von zu Hause aus arbeiten. | Ich würde meine Klienten dann empfangen, wenn mein Partner außer Haus ist. Könnte aber auch riskant sein. Muss ich überdenken. |
Ich kann leichter mit meinen Kindern zusammen sein. | Von zu Hause aus zu arbeiten könnte bedeuten, dass die Arbeit in mein Privatleben eindringt. Zurzeit lasse ich die Arbeit im Büro zurück. |
Nach einem Jahr Selbstständigkeit verdiene ich vielleicht mehr als jetzt. | Die ersten sechs Monate könnte es finanziell riskant sein. Ich habe aber Ersparnisse, auf die ich im Notfall zurückgreifen könnte. |
Ich erspare mir all die kleinlichen Diskussionen auf der Arbeit. | Ich hätte lernen können, sie zu ignorieren. Wenigstens waren sie eine gute Ablenkung. |
Ich langweile mich zunehmend und brauche eine Veränderung. Dann habe ich wieder mehr Lust zu arbeiten. | Die Arbeit mag ja ein bisschen langweilig sein, doch wenigstens weiß ich, was ich tue. Meine Kolleginnen sind immer da, um mich zu unterstützen. In meiner eigenen Firma müsste ich dafür andere Wege finden. |
Ich kann mir aussuchen, mit wie vielen Klienten ich pro Tag arbeite. | Ich müsste mehr Selbstdisziplin aufbringen, könnte mich bei einer Erkältung nicht mehr krankmelden und müsste trotzdem weiterarbeiten, weil ich sonst nicht genug verdiene! |
Ich werde mehr Kontrolle über meine finanzielle Lage haben. | Bei meinem aktuellen Job muss ich keine Buchhaltung machen, das macht jemand anderes. Als Selbstständige müsste ich meine Buchhaltung selbst erledigen, kann mich aber jederzeit von einer Buchhalterin beraten lassen. |
Tabelle 1.1: Die Entscheidung (Muster)