Vorwort
Viele Leser von Kopf schlägt Kapital haben mir gesagt, dass sie das Buch mit Begeisterung und Gewinn gelesen haben. Auf sich allein gestellt würde es sie aber nicht dahin bringen, ein eigenes überzeugendes Konzept für die Gründung eines Unternehmens auszuarbeiten. Diese Rückmeldung ist mir nicht aus dem Kopf gegangen.
Das hier vorliegende Buch macht den Versuch, die Schritte vom ersten Einfall, von der Anfangsidee zum ausgearbeiteten und tragfähigen Konzept darzulegen. Daher nimmt das Kapitel 3 (zur Methode), das wie eine Ideenschmiede für Entrepreneure funktionieren soll, einen zentralen Platz ein.
Über allem steht vielleicht die Erkenntnis, dass wir unseres Glückes Schmied sein können, in weit stärkerem Maß, als wir es bisher glaubten. Ich habe meinen Studenten immer mit auf den Weg gegeben: Sie können das Gewinnlos einer Lotterie systematisch erarbeiten. Das war und ist kein leichtfertiges Versprechen. Ich weiß nur zu gut, wovon ich spreche. Und doch: Wir alle können mit einer systematischen Vorgehensweise ein ökonomisch tragfähiges Konzept erarbeiten. Dafür brauchen wir zunächst unseren Kopf, aber auch viel Ausdauer. Vor allem aber müssen wir lernen, die Ambiguität auszuhalten, die uns auf diesem Weg unausweichlich begleitet.
Es geht hierbei nicht nur um den Einzelnen. Unsere Gesellschaft braucht Entrepreneure, die helfen, die Probleme einer Welt zu lösen, die derzeit auf Konfrontationskurs mit den Möglichkeiten dieses Planeten liegen.
Glauben wir der amtlichen Statistik, dann sind etwa elf Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung selbständig – vom Betreiber einer Würstchenbude über den Schuhmacher und Ladenbesitzer bis hin zum Weltmarktführer. Wie viele von diesen Selbständigen aber sind innovative Entrepreneure? Ein erster Versuch einer Schätzung mag ergeben: jeder Zehnte. Wir sprechen also von etwa einem Prozent aller Erwerbstätigen. Ich glaube allerdings, dass diese Schätzung optimistisch ist – sehr optimistisch sogar. Auf Deutschland übertragen, würde das bedeuten, dass wir bei einer erwerbstätigen Bevölkerung von gut 40 Millionen auf 400 000 innovative Entrepreneure kommen. Wie gesagt: Optimistisch geschätzt – vielleicht sind es auch nur 4000.
Das wären eindeutig zu wenige. Die heute gegebenen Möglichkeiten zu Entrepreneurship vor Augen dürfte es eigentlich kein Problem sein, die Zahl zu verzehnfachen. Stellen wir uns als Ziel vor: Zehn Prozent der arbeitenden Bevölkerung würden innovative Entrepreneure sein. Es würde unsere Kapazität zur Lösung drängender gesellschaftlicher Probleme beträchtlich erhöhen – und auf diesem Weg die Gesellschaft positiv verändern. Und es würde die Selbstentfaltung und die Freiheit des Einzelnen erweitern.
Aus meiner Beschäftigung mit dem Thema Entrepreneurship haben sich vor allem drei Bestandteile herauskristallisiert, die besonders hilfreich sind, um Entrepreneurship erfolgreich zu machen:
- •Der innovative Gehalt des Konzepts;
- •die frühzeitige empirische Überprüfung des Konzepts (Proof of Concept) und
- •die Arbeitsteiligkeit des unternehmerischen Ansatzes (Gründen mit Komponenten).
Entrepreneurship ist ein facettenreiches, hoch komplexes Phänomen: Jeder Mensch ist individuell, jede Situation ist verschieden, jedes Konzept ist anders. Vor diesem Hintergrund scheinen mir die Methoden der teilnehmenden Beobachtung und der dichten Beschreibung am angemessensten. Daher der Versuch, Erfahrungen und Beispiele in den Mittelpunkt zu stellen und sich dem Phänomen Entrepreneurship mit Respekt vor der individuellen Situation und dem Verzicht auf vorschnelle Generalisierungen zu nähern.
Einleitung
Es rettet uns kein höheres Wesen. Wir sind die Schöpfer unserer Welt. Wir sind es, die sich angepasst und eingerichtet haben auf diesem Planeten.
Früher bestimmte die Natur unseren Rhythmus. Heute ist es die Ökonomie, die sämtliche unserer Lebensbereiche immer stärker durchdringt. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sehr viele von uns das Gefühl haben, dass etwas nicht mehr stimmt. Dass nicht wir Menschen im Mittelpunkt des Geschehens stehen, sondern dass Entwicklungen bestimmend sind, die wir immer weniger beherrschen. Wir ahnen, dass es so nicht weitergehen kann.
Wir glauben, wir seien der Ökonomie ausgeliefert, seien zu schwach, zu wenig ausgerüstet, um es mit diesem Schwergewicht aufnehmen und eine andere Welt gestalten zu können. Ich halte dies für eine folgenschwere Fehleinschätzung. Es reicht nicht, an den Erscheinungen Kritik zu üben und die Forderung nach anderen Werten zu stellen. Wir müssen die Ökonomie selbst in die Hand nehmen. Aktiv, sie nicht nur passiv als kritische Konsumenten nutzen. Wir brauchen neue Unternehmen – mit anderen, mit besseren Produkten, die durch ihre Art und Qualität überzeugen und nicht durch Marketingstrategien.
Beispiele für solche erfolgreichen Unternehmensgründungen gibt es. Neu ist, dass heute praktisch jeder das Potenzial und die Mittel hat, mit einem eigenen Unternehmen am Marktgeschehen mitzuwirken und es aktiv zu gestalten. Die dafür erforderlichen Methoden und Techniken werden in diesem Buch angeboten. Sie können klein starten, einfach oder anspruchsvoll, allein oder mit Freunden und Bekannten. Wichtig ist, dass unternehmerisches Handeln heute nicht länger das Privileg von wenigen Auserwählten oder Glückspilzen darstellt.
Damit möchte ich nicht behaupten, es sei leicht, ein Unternehmen zu gründen. Im Gegenteil: Eine Unternehmensgründung fordert viele Kräfte eines Menschen. Bisher hieß es sogar, es sei eine Aufgabe, die für die meisten Menschen zu schwierig, zu aufreibend und zu risikoreich sei. Doch das ist definitiv Vergangenheit. Heute hat praktisch jeder das Potenzial, zu gründen. Dies vor allem, weil die Einstiegsbarrieren deutlich niedriger sind als früher, dadurch der ganze Bereich für Normalmenschen wie uns alle zugänglicher geworden ist. Kapital ist nicht länger der Engpass, auch nicht das, was im Englischen so treffend Business Administration heißt. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass ein nicht geringer Teil der Aufgaben, die ein Unternehmensgründer bewältigen muss, Routine- und Verwaltungsaufgaben sind. Diese Aufgaben können Sie heute an professionelle Anbieter abgeben – ich nenne es »Gründen mit Komponenten«. Dahinter steht der Gedanke, Know-how und Kompetenzen einzukaufen, auch, um eigene Defizite zu kompensieren. Es besteht kein Zwang, alles selbst zu machen. Eine Voraussetzung aber – und das ist eine entscheidende Voraussetzung – bleibt anspruchsvoll und unverzichtbar: mit einem guten Konzept anzutreten.
Erkennen wir die Chancen, die eine hocharbeitsteilige Gesellschaft bietet, und komponieren wir Unternehmen aus den Bausteinen, die uns diese Gesellschaft zur Verfügung stellt. Die Zeit ist auf unserer Seite. Jedes Kind ist kreativ, ist gierig auf Neues, ist fantasievoll und mutig. Nirgends steht geschrieben, dass wir diese Fähigkeiten nicht auch im Erwachsenenalter nutzen können. Ein chinesisches Sprichwort sagt: »Ein großer Mann ist, wer sich sein Kinderherz bewahrt.« Ein Potpourri von Zwängen hat uns bisher daran gehindert, diese Potenziale in uns zu nutzen. »Es dauert lange, bis man jung wird«, erkannte Pablo Picasso. Ja, wir brauchen Zeit, uns von den Sichtweisen und Beschränkungen zu lösen, die uns Elternhaus, Schule, Arbeitsplatz, aber auch Freunde mitgaben. Diese Beschränkungen wirken weiter in uns, auch wenn die äußeren Zwänge vergangen sind. Wir sind unseren Eltern und Lehrern nichts schuldig, jedenfalls nichts hinsichtlich ihrer Einstellungen und Überzeugungen. Wir sind frei. Wenn wir es wirklich wollen.
Bringen wir also unsere eigenen Ideenkinder zur Welt.
Nichts ist spannender als Ökonomie, zumal, wenn man sie aktiv erleben und gestalten kann. Wenn man sie versteht als etwas unternehmen können. Nichts ist befriedigender, als etwas zu tun, was man gerne tut, was man sich immer gewünscht hat, was den eigenen Werten und Wünschen, den eigenen Neigungen und Talenten entspricht und was obendrein hohen materiellen und immateriellen Nutzen stiftet.
Erkenne Dich selbst. Werde, der Du bist!
Nicht zufällig stehen diese berühmten Sätze des Tempels des Apollon in Delphi am Beginn der abendländischen Bildungsgeschichte.
Bilder einer Ausstellung
Lassen Sie uns dort, wo wir Umrisse einer anderen Ökonomie erkennen, eigene Bilder entwerfen. Bilder, die wie in Mussorgskis Bilder einer Ausstellung zu einem großen Ganzen werden. Während der russische Komponist die Bilder durch Musik entstehen lässt, vertraue ich im vorliegenden Buch auf die Überzeugungskraft einschlägiger Erfahrungen, auf Beispiele und Szenarien. Entrepreneurship und der Zugang dazu werden sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung ziehen.
Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und lassen Sie die Bilder dieser Ausstellung an sich vorüberziehen. Ich lade Sie ein, jenseits theoriegeleiteter oder weltanschaulicher Positionen eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Manches davon wird Sie berühren, manche Bilder werden Ihnen gefallen, andere werden Sie ablehnen. Die Bilder sollen Sie anregen zum Nachdenken. Vor allem aber sollen sie Ihnen Perspektiven zeigen und eigene Möglichkeiten eröffnen – zu unternehmerischem Handeln.
Wenn wir uns darauf einlassen, Entrepreneure zu sein, steht uns die Welt offen. Steht uns ein fast unermesslicher Baukasten zur Verfügung, und dies für ein gemeinsames Ziel: Wir brauchen Entrepreneure, um die...