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E-Book

Bayerns Königinnen

AutorMartha Schad
VerlagPiper Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783492970501
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Die badische Prinzessin Caroline, Therese von Sachsen-Hildburghausen, die Hohenzollernprinzessin Marie und die Habsburgerin Marie Therese stammten aus führenden Herrscherhäusern Europas und waren ebenso schön wie gebildet. Sie waren die Frauen an der Seite der bayerischen Könige. Zwar war ihr politischer Einfluss begrenzt, doch sie hinterließen ihre Spuren als wohltätige Landesmütter: Sie engagierten sich auf sozialem und kulturellem Gebiet, förderten Toleranz, Frömmigkeit und Liberalität in Bayern und waren beim Volk äußerst beliebt.

Martha Schad, geboren 1939 in München, studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Augsburg, wo sie auch promovierte. Sie schrieb zahlreiche Bücher über Frauen in der Geschichte und Zeitgeschichte, unter anderem »Bayerns Königinnen«, »Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter«, »Cosima Wagner und Ludwig II. König von Bayern: Briefe« und »Frauen gegen Hitler«. Sie lebt als freiberufliche Historikerin und Autorin in Augsburg. Zuletzt veröffentlichte sie »Gottes mächtige Dienerin. Schwester Pascalina und Papst Pius XII.«.

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Leseprobe

Von der badischen Prinzessin zur bayerischen Kurfürstin

Prinzessin Caroline von Baden und Hochberg und Maximilian Herzog von Pfalz-Zweibrücken waren das erste Königspaar auf dem Thron des am 1. Januar 1806 proklamierten Königreichs Bayern. Doch der Weg dorthin sollte von politischen Wirren und persönlichem Leid gekennzeichnet sein. Es war das »Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons bis zum Wiener Kongreß«, die Zeit zwischen 1795 und 1816, die Mitteleuropa von Grund auf umgestaltete.1

Maximilian Maria Michael Johann Baptist Franz von Paula Joseph Kaspar Ignatius Johann Nepomuk kam am 27. Mai 1756 als zweiter Sohn des Pfalzgrafen Friedrich Michael von Birkenfeld-Zweibrücken und dessen Ehefrau Maria Franziska Dorothea, Prinzessin von Pfalz-Sulzbach, im Schloß zu Mannheim zur Welt. An seiner Wiege war ihm nicht gesungen, daß er einmal sämtliche wittelsbachischen Länder erben und der erste König eines neuen Bayern werden sollte.

Max Joseph hatte einen älteren Bruder, Karl August, der nach dem Tod Herzog Christians IV. die Regierung in Zweibrücken antrat. Da dessen einziger Sohn früh gestorben war, wurde Max Joseph nach Karl Augusts Tod 1795 Thronerbe von Zweibrücken. Auch mit der Rückkehr Bayerns an diese pfälzische Linie konnte man nach mehr als vierhundert Jahren Trennung nicht mehr rechnen. Doch mit dem Tode des kinderlosen Kurfürsten von Pfalz-Bayern, Karl Theodor, im Jahre 1799 fiel Bayern dann tatsächlich ebenfalls an Max Joseph.

Als Max Joseph elf Jahre alt war, starb sein Vater, mit vier hatte er bereits seine Mutter »verloren«. Sie wurde von ihrem Schwager, dem seit 1760 regierenden Herzog Christian IV. von Zweibrücken, vom Hof verbannt, weil sie sich während der oft langen Abwesenheit ihres Mannes mit einem Schauspieler liiert hatte, von dem sie ein Kind bekam.

Im Jahre 1772, als Max Joseph sechzehn Jahre alt war, fanden es sein Onkel und Vormund Herzog Christian und dessen Frau Gräfin Forbach an der Zeit, nach einer passenden Braut für ihren Schützling Ausschau zu halten, doch erst 1785 sollte es gelingen, den inzwischen 29jährigen endlich zum Heiraten zu zwingen. Max Joseph war nämlich um keinen Preis bereit, sein »ziemlich ungebundenes Leben«, wie es Rall gelinde ausdrückt2, aufzugeben. Frauen, Spielsucht und ungeheure Schulden bestimmten bis zu seiner Heirat mit Auguste Wilhelmine von Hessen-Darmstadt sein Leben. König Ludwig XVI. von Frankreich bezahlte zeitweilig die Schulden für Max Joseph; er wurde auch der Taufpate von dessen erstem Sohn Ludwig, der am 25. August 1786 in Straßburg zur Welt kam und später keinerlei Sympathien für Frankreich empfand. Nach dem Sturm auf die Bastille in Paris am 14. Juli 1789 begannen auch in Straßburg die Unruhen gegen die königliche Regierung. Max Joseph, der dort das königlich französische Infanterieregiment »Alsace« kommandierte, verließ die Stadt und ging zunächst nach Darmstadt, dann nach Mannheim. Als auch um Mannheim gekämpft wurde, floh Max Joseph mit seinen Kindern nach Ansbach. Am 30. März 1796 war seine Frau an der Schwindsucht gestorben. Fünf Kinder hatte sie ihm geboren, von denen vier überlebten. Die beste Charakterisierung Max Josephs stammt wohl von Eberhard Weis: »Nachgeborener Prinz von Pfalz-Zweibrücken, leichtlebiger französischer Offizier des Ancien Regime, landloser, vor den Revolutionsheeren flüchtender Herzog, einer der letzten Kurfürsten des alten Reiches.«3

Das Haus Baden

Und wer war Caroline? Sie und ihre Zwillingsschwester Amalie kamen als erste von insgesamt sieben Kindern des badischen Erbprinzen Karl Ludwig und Amalie Prinzessin von Hessen-Darmstadt, Tochter des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt und der »Großen Landgräfin« Karoline, zur Welt; deren Vater wiederum war ein Wittelsbacher, Herzog Christian III. von Pfalz-Zweibrücken.

Die tatsächliche Autorität im Hause Baden besaß die Erbprinzessin Amalie. Amalie, die Mutter Carolines, war für ihren Ehrgeiz bekannt, ihre Kinder bestens zu verheiraten. Die Frau des regierenden Markgrafen Karl Friedrich von Baden, Karoline von Hessen-Darmstadt, war 1783 gestorben. Amalie hatte wohl, um nicht durch eine zweite Markgräfin verdrängt zu werden, eine morganatische Ehe zwischen dem Markgrafen Karl Friedrich und ihrer Hofdame, Baroneß Luise Geyer von Geyersberg, »gestiftet«, der späteren Gräfin von Hochberg.

Amalie brachte zunächst fünf Töchter, dann einen Sohn und zuletzt wieder eine Tochter zur Welt. Die beiden ältesten Töchter waren – wie gesagt – Zwillinge: Amalie und Caroline. Die drittgeborene Luise heiratete Alexander, den ältesten Sohn des Zarewitsch Paul, und änderte ihren Namen in Elisabeth.

Caroline genoß eine umfassende Bildung; sie war zudem eine ausgezeichnete Reiterin und erhielt mehrere Jahre lang zusammen mit ihrer Schwester Malunterricht durch den seit 1785 in Karlsruher Diensten stehenden Maler Philipp Jakob Becker. Von ihm stammt ein anmutiges Pastellbild, das die einundzwanzigjährige Prinzessin Caroline, mit dem Zeichengriffel in der Hand vor einer Staffelei stehend, zeigt.4

Carolines Mutter hatte ihren Töchtern beigebracht, »sich ihrem Stande nach in der Welt zu bewegen«, sie sollten stets ihrer hohen Geburt eingedenk sein. Der Einfluß der Mutter in ihrer antifranzösischen Haltung5 wirkte sich am stärksten bei Caroline und Elisabeth von Rußland aus. Die Mutter schrieb an den Freiherrn vom Stein: »Ich kann nach meinen Gefühlen nie eine Empfindung für exaltiert halten, wenn es das Vaterland und die Befreiung vom schimpflichsten Joch gilt. Dafür ist kein Opfer zu groß, und ich möchte sie selbst gern alle bringen.«6

Wie die Biographin Carolines, Anna Lore Bühler, feststellte, »ist dieses Standesbewußtsein bei Caroline, wie es sich vor allem in der Napoleonischen Zeit zeigt, tatsächlich außerordentlich stark ausgeprägt und darf als charakteristischer Wesenszug genannt werden«.7

Im Jahre 1791 wünschte das badische Haus in Karlsruhe eine Verbindung Carolines mit dem damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Doch der Kronprinz verliebte sich in die Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Carolines Mutter schien ziemlich verärgert darüber: »Si le genre de princesses de Mecklenbourg, qui sont très coquettes, a pu enflammer si vite ces princes …« (= »Wenn diese Art von Prinzessinnen von Mecklenburg, die sehr kokett sind, diese Prinzen so schnell entflammen konnten …«), so sei der Kronprinz für die vornehme Caroline nicht der geeignete Lebenspartner.8

Drei Jahre später, 1794, warb Prinz Friedrich von Württemberg um die inzwischen achtzehnjährige Caroline, doch gefiel ihr dieser überhaupt nicht, und unter Tränen bat sie ihre Eltern, sich nicht für ihn entschließen zu müssen. Der Württemberger galt als cholerisch und war sehr korpulent, und Caroline schaffte es tatsächlich, ihn nicht zu heiraten. Über ihre Jugendliebe zum Herzog von Enghien wird noch zu lesen sein.

»Ihr Herz soll die Antwort diktieren«

Wo nun lernten sich Max und Caroline kennen? Wie schon erwähnt, war Max mit seiner Familie vor den anrückenden Franzosen nach Ansbach geflohen. Auch der markgräflich-badische Hof brachte sich dorthin in Sicherheit.

Bei dem Zusammentreffen der Familien zeigte der verwitwete, inzwischen 40jährige Herzog Max zunächst Interesse für eine »Frau oder Fräulein Schöpf«. Eines Tages aber traf ihn ein »coup de foudre«, er verliebte sich Hals über Kopf in die 20jährige Caroline. Er machte der badischen Prinzessin seine Aufwartung, bei den Bällen tanzte er bevorzugt mit ihr. »Die Schöpf« bemerkte natürlich schnell, daß sich das Interesse des Herzogs von ihr ab- und Caroline zuwandte. Montgelas, der Berater des Herzogs Max, hätte eine norddeutsche oder englische Prinzessin vorgezogen. Doch für Montgelas’ Wünsche war es zu spät. Max hatte schon bei der Mutter Carolines um deren Hand angehalten und zwar schriftlich und »den rechten Moment nutzend«, da der Markgraf und der Erbprinz von Baden in ihr Land gereist waren, in dem die Franzosen schrecklich hausten.

»Sie werden mich für den lächerlichsten Menschen der Welt halten, weil ich Ihnen schreibe, obwohl wir unter dem gleichen Dach wohnen. Aber man drückt sich schriftlich besser aus als mündlich, besonders in diesem Fall, da es sich um Glück oder Unglück meines Lebens handelt. Ich liebe die Prinzessin Caroline, liebe Cousine, noch richtiger, j’en suis fou. Ich bin mir der Kühnheit, ihr in meiner Lage meine Hand zu bieten, wohl bewußt, fühle aber gleichzeitig, daß mich ihr Besitz zum glücklichsten Menschen machen würde. Geruhen Sie, diesmal mein Advokat zu sein. Sagen Sie ihr, daß, falls ein derart liebendes Herz, wie es mit Worten nicht auszudrücken ist, ein gerader und ehrlicher Charakter sie veranlassen könnte, über mein Alter und meine Eigenschaft als Vater von vier Kindern wegzusehen, ich sie anflehe, meinen kniend vorgebrachten Antrag nicht zurückzuweisen.

Ich wage, Sie zu versichern, daß sie es niemals bereuen wird, daß das meinem Herzen teuerste Bestreben sein wird, sie glücklich zu machen und ihr jeden Augenblick bis an mein Lebensende meine tiefe Dankbarkeit zu erweisen. Ich verlange von ihr nur etwas Freundschaft für mich und ihre Güte für meine Kinder, die sich bemühen werden, sich dessen würdig zu zeigen. Lesen Sie meinen Brief Ihrer liebenswerten Tochter vor, liebe Cousine, und vor allem, beeinflussen Sie sie nicht. Ihr Herz soll die Antwort...

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