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Konfliktbewältigung an Schulen: Orientierungen für ein konstruktives Kommunikationsverhalten zur Konfliktbewältigung und -lösung

AutorLevke Landt-Hayen
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl88 Seiten
ISBN9783842845657
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Durch welches Kommunikationsverhalten können Konflikte zwischen Lehrern und Schülern im Schulalltag deeskalierend bewältigt, bzw. langfristig gelöst werden? Ein entscheidender Faktor für ein erfolgreiches Lehren ist eine intakte Lehrer-Schüler -Beziehung, die auf gegenseitiger Wertschätzung beruht. Diese Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit klingt einleuchtend, ja geradezu trivial. Im Schulalltag wird aber gerade diese Wertschätzung durch das Auftreten von Konflikten immer wieder auf die Probe gestellt. Demnach ist ein konstruktives Konfliktverhalten ausschlaggebend für das Bewältigen und Lösen von Konflikten.

Levke Landt-Hayen wurde 1982 in Flensburg geboren. Ihr Lehramtsstudium der Fächer Englisch und Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel schloss die Autorin im Jahr 2008 ab. Seitdem ist sie als Gemeinschaftsschullehrkraft in Schlewsig-Holstein tätig. Im November 2013 ist die Autorin Mutter geworden.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2.2, Allgegenwärtigkeit des Lehrers: Ein weiterer Faktor, der für eine möglichst ungestörte Lern- und Arbeitsatmosphäre sorgt, ist die Präsenz, bzw. Allgegenwärtigkeit, des Lehrers. Nach NOLTING, weisen GOOD & BROPHY (1997) darauf hin, 'dass Schüler meist erst zur Lehrkraft schauen, ehe sie etwas Unerlaubtes tun. Fühlen sie sich beobachtet, unterlassen sie das Fehlverhalten ganz oder brechen es ab.' Demnach würde also das Signalisieren von Allgegenwärtigkeit, z.B.: durch einen strengen Blick etc., bereits viele Schüler davon abhalten einem störendem Verhalten nachzugehen. Entsprechend schreibt auch KOUNIN (1976), nach BÄUERLE, 'daß die 'Allgegenwärtigkeit' des Lehrers - er gibt zu erkennen, daß er über alle Vorgänge im Klassenzimmer im Bilde ist - sich hemmend auf das störende Verhalten von Schülern auswirkt.' KOUNIN, zitiert nach NOLTING, beobachtete in einer Videostudie, in der der Unterricht in 49 Grundschulklassen gefilmt wurde, was vor einer Störung im Unterricht geschah. Dabei stellten sich im Wesentlichen vier Dimensionen für ein Lehrerverhalten heraus, welches mit geringen Störungen und guter Mitarbeit einhergingen: 1.'withitness and overlapping' ?'Das Kunstwort 'withitness' bedeutet soetwas wie 'Dabeisein', Allgegenwärtigkeit oder Präsenz. Gemeint ist die Fähigkeit der Lehrkraft, den Eindruck zu vermitteln, daß sie alles im Blick hat und ihr nichts entgeht. Dazu gehört auch die Fähigkeit zwei Dinge gleichzeitig zu tun, von Kounin als Überlappung bezeichnet.' 2.'Reibungslosigkeit und Schwung' ?lebendige Gestaltung des Unterricht, gute Strukturierung und Übergänge, Vermeidung eigener Unterbrechungen. 3.'Aufrechterhaltung des Gruppenfokus' ?möglichst viele Schüler aktivieren 4.'programmierte Überdrussvermeidung' ?Vermeidung von negativer Motivation durch stimulierende Anstöße. Die Beschreibung dieser vier Dimensionen, für ein Lehrerverhalten, das zur Prävention von Unterrichtsstörungen entscheidend beiträgt, bezieht sich nicht auf ausschließlich auf lehrerzentrierten Unterricht. 'Eine Orientierung an KOUNINS Dimensionen ist nicht mit einer Festlegung auf eine einzige Unterrichtsform verbunden.' 2.2.3, 'Erlärung für ein faires Miteinander - Gegen Mobbing und Gewalt': Ein äußerer Faktor Gewalt und Mobbing in der Schule vorzubeugen, ist das Einführen der 'Erklärung für ein faires Miteinander - Gegen Mobbing und Gewalt', (siehe Anhang, Anlage 1). Seit ihrer Erstveröffentlichung im Jahre 1998, ist diese Erklärung, damals als Anti-Mobbing-Konvention, in vielen Schulen in unterschiedlichen Varianten eingeführt worden. Der Vorteil, einer solchen Erklärung ist, dass sie so etwas wie einen Maßstab bildet, an dem Verhalten gemessen werden kann. Dieses gelingt selbstredend nur dann, wenn diese Regeln nicht bloß 'auf Papier stehen, sondern auch gegen Widerstände und Gleichgültigkeit lebenspraktisch umgesetzt werden.' Natürlich lassen sich Konflikte dennoch, aufgrund unser anthropologischen Beschaffenheit, nicht vermeiden. Doch jede Schule hat die Möglichkeit, durch eine individuell abgestimmte Anti-Mobbing-Konvention ihren ablehnenden Standpunkt gegenüber Gewalt zum Ausdruck zu bringen, indem sie, z.B. bei der Anmeldung der Kinder entsprechende Regeln, in Form von Verträgen, aushändigt und von den Eltern und Schülern - zur ausdrücklichen Kenntnisnahme - unterschreiben lässt und diese in den Schulakten archiviert. 'Alle Schüler, Lehrer und Eltern sind dann verpflichtet diese zu achten. Eine wichtige Grundlage für Vorbeugung und Beendigung von Gewalt und Mobbing, das heißt für einen besseren Umgang miteinander.' 2.2.4, Wie Kommunikationsstörungen vorgebeugt werden kann: Oft entstehen Konflikte durch Missverständnisse, durch missglückte Kommunikation. Deshalb emphatisiert BÄUERLE (1985): 'Beim Vorliegen eines Konfliktfalls muß auch immer wieder die folgende Frage gestellt werden: Liegt eine Kommunikationsstörung vor? Haben sich die beiden Kontrahenten überhaupt richtig verstanden?' Um sich hinsichtlich dieser Frage zu vergewissern, gibt es hilfreiche Methoden zum Erwerb eines förderlichen Kommunikationsverhalten, gerade im Konfliktfall. Eine bewährte Methode nach STANFORD (1993) ist die 'Du sagst - ich sage- Methode'. 'Die Spielregeln sind einfach: jeder Spieler muß zuerst die Argumente der anderen Person in seinen Worten zusammenfassend wiederholen.' Nur wenn die Person, dessen Argument wiederholt worden ist, mit dieser Wiederholung zufrieden ist, darf der Interaktionspartner mit seiner Meinung fortfahren. Durch diese Übung wird die Empathie der Schüler geschult und es geht darum, das was ein anderer Schüler, der womöglich eine andere Auffassung teilt, aussagen möchte wirklich zu verstehen und nicht in der eigenen Wahrnehmung so zu selektieren, bzw. zu verzerren, dass es in das eigene Konzept passt oder den anderen gar angreifbar macht. Selbiges gilt natürlich für das Verhalten der Lehrkraft, die, durch das Einhalten dieser Regel in bestimmten Situationen, ebenfalls Einfühlungsvermögen vermitteln sollte. Übereinstimmend schreibt auch ROSENBERG (2004): 'Mir sind Untersuchungen über Verhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern bekannt, in denen festgestellt wurde, daß man die zur Schlichtung von Streitigkeiten erforderliche Zeitspanne erheblich verkürzen kann, wenn man sich einfach an die Regel hält: Jeder Sprecher muß paraphrasieren, was sein Vorgänger gesagt hat, bevor er seine eigene Position formuliert. Meiner Meinung nach geschieht das gleiche in einer Schulklasse. Sobald ein Schüler merkt, dass der Lehrer ihn zu verstehen versucht, statt ihn zu etwas zu zwingen, entwickelt er wahrscheinlich eine kooperative Haltung, und dies beschleunigt die Lösung bestehender Probleme eher, als daß es sie behindert.' Im Konfliktfall empfiehlt STANFORD (1993) den Gebrauch der 'Ärger-Wunsch- Anerkennung-Strategie', die den Kern eines Konfliktes hervorhebt und bearbeitet. Um diese Methode in Konfliktsituationen anzuwenden, beginnt A damit B zusagen, was ihn an dessen Verhalten ärgert. B muss zunächst ohne Unterbrechung zuhören. Danach ist B an der Reihe, A zu sagen, was ihn an dessen Verhalten geärgert hat, wobei auch dieser ohne Unterbrechung und Rechtfertigung zuzuhören hat. Anschließend erfolgt der zweite Schritt, in dem jeder im gleichen Ablauf dem anderen erzählt, was er sich für ein Verhalten von ihm wünscht, bzw. was dieser machen könnte, damit er sich besser fühlt und das Problem gelöst werden könnte. Der dritte und letzte Schritt besteht aus zwei Teilen. Zuerst geht es bei dem Schritt der Anerkennung darum, dass A uns B sich sagen, welche Wünsche des anderen sie bereit sind zu erfüllen, dieses sollte im Sinne eines Kompromisses erfolgen, wozu es ev. einer Verhandlung bedarf die einige Zeit in Anspruch nehmen könnte. Abschließend äußern sich beide über das, was sie am anderen schätzen und 'liebenswert oder bewundernswert finden, 'um sicherzustellen, dass sie bei dem anderen sowohl positive als auch negative Eigenschaften anerkennen.'
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Einleitung und Problemstellung5
1. Kommunikation und Konflikt9
1.1 Kommunikation – ein Definitionsversuch9
1.2 Auseinandersetzung mit Alltagstheorien und Personenwahrnehmung12
1.3 Kommunikation im Schulalltag – die Bedeutung von Wertschätzung15
1.4 Interpersonelle Konflikte – ein Definitionsversuch17
2. Vorbeugen von Konflikteskalationen19
2.1 Die 9 Stufen des Eskalationsmodell nach GLASL21
2.2 Prävention von Konflikteskalationen25
2.3 Einführung von Regeln (in) der Klasse29
3. Kommunikation im unmittelbaren Konfliktfall31
3.1 Ein Exkurs zur Themenzentrierten Interaktion32
3.2 Umgang mit Provokationen - die Wichtigkeit der inneren Einstellung derLehrkraft34
3.3 Die Problematik der Frage nach dem „Warum?“ im unmittelbarenKonfliktfall42
3.4 Umgang mit „Strafen“ und „Belohnungen“43
3.5 Bestimmung des Problembesitzes nach Gordon52
3.6 Konfrontation durch Ich-Botschaften nach GORDON54
4. Kommunikation im Lösungsprozess zur langfristigen Konfliktlösung55
4.1 Die Pfeiler der Grundhaltung zur Konfliktlösung: Kongruenz, Empathie undAkzeptanz.56
4.2 Die Gesprächskunst des aktiven Zuhörens59
4.3 Modell der kooperativen Entscheidungsfindung Konfliktbewältigung ohneNiederlagen64
4.4 Die Phasen eines Beratungsgespräch in der PädagogischenGesprächsführung in Übertagung auf ein Lehrer-Schüler-Gespräch zurlangfristig erstrebten Konfliktlösung im68
Fazit73
Ausblick77
Literaturliste79
Anhang83

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