Einleitung
Die Bulletproof Executive
Vor beinahe zwei Jahrzehnten war ich ein junger, frischgebackener Multimillionär und Unternehmer im Silicon Valley. Das Leben hätte fantastisch sein können, aber es gab da ein Problem – ich war fettleibig, brachte fast 135 kg auf die Waage. 18 Monate am Stück hatte ich versucht, pro Tag nicht mehr als 1500–1800 Kalorien zu mir zu nehmen und sechsmal pro Woche 90 Minuten zu trainieren. Ich wendete meine ganze Initiative und Willenskraft auf, um abzunehmen, und während ich dabei kräftiger wurde, ging das überflüssige Fett nicht weg. Als ich 30 Jahre alt war, bekam ich die Diagnose einer sich rasch entwickelnden thrombininduzierten Thrombozytenaggregation. Im Prinzip war mein Blut also dickflüssig wie Schlamm, und mein Arzt war besorgt, ich könne, nicht irgendwann in der Zukunft, sondern bald an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt sterben.
Trotz meines beruflichen Erfolgs fühlte ich mich meist zu elend, um ihn schätzen zu können. Ich war immer müde und gestresst und hatte es satt, ständig an chronischen Nebenhöhlen- und an Streptokokkeninfektionen zu leiden. Mein Gehirn fühlte sich benebelt an und ich hatte Konzentrationsschwierigkeiten. Als ich an der Wharton School der University of Pennsylvania meinen MBA (Betriebswirt) machte, während ich gleichzeitig mit einer Firmenneugründung beschäftigt war, war meine Leistung in den Prüfungen schrecklich. Ein paar Fragen beantwortete ich richtig, danach unterliefen mir bei den restlichen Fragen, obgleich ich mich wirklich anstrengte, permanent Flüchtigkeitsfehler. Es fühlte sich an, als würde mich irgendetwas in meinem Gehirn austricksen. Ich wusste, was zu tun war, aber trotz aller Versuche, mich zu konzentrieren, schaffte ich es nicht.
Das war beängstigend. Es war schon schlimm genug, fett zu sein, wenn ich nun aber auch noch dumm werden würde, sah ich keine Chance mehr, mit der Arbeit, die ich liebte, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das war für mich die Motivation, nach den neuesten bildgebenden Techniken für das Gehirn zu suchen, und ich traf schließlich die Entscheidung, mich einer Untersuchung mit einer damals noch umstrittenen Technik zu unterziehen, der Einzelphotonen-Emissions-Computertomografie (SPECT), um endlich zu erfahren, warum mich mein Gehirn so im Stich ließ. Am Untersuchungstag im Silicon Valley Brain Imaging injizierte mir ein radiologischer Fachangestellter radioaktive Zuckerlösung in den Arm. Mein Gehirn verwertete diesen Zucker und die radioaktive Tracersubstanz enthüllte, dass es in meinem präfrontalen Cortex – dem am weitesten und zuletzt entwickelten Teil des Gehirns – so gut wie keine Aktivität gab, wenn ich versuchte, mich zu konzentrieren. Ich verlor also nicht nur meine Gesundheit in der Zeit, die meine besten Lebensjahre hätten sein sollen, sondern erlebte auch ein Versagen der grundlegenden »Hardware« meines Gehirns. Das Schlimmste war, dass ich nicht verstand, warum dies passierte. Letztlich tat ich alles, was meine Ärzte und alle etablierten medizinischen Fachleute mir zu tun auftrugen.
Ich bin in der Welt der exakten Wissenschaften aufgewachsen, was meine Art der Problemlösung beeinflusst hat. Meine Großeltern lernten sich beim Manhattan Project kennen und meine Großmutter erhielt für ihr Lebenswerk im Bereich der Atomwissenschaft eine angesehene Auszeichnung. Da ich bereits mit acht Jahren meinen ersten eigenen Computer bekam, gehöre ich auch zu den wenigen der Generation 40+, die seit über 30 Jahren mit Computern arbeiten. Während meines Bachelor-Studiums waren Entscheidungshilfesysteme mein Hauptthema, ein Fachgebiet im Bereich der künstlichen Intelligenz. Seit ich denken kann, waren Wissenschaft und Technologie ein Teil meines Lebens, und als ich nun mit einer Gesundheits- und Karrierekrise konfrontiert wurde, griff ich bei dem Versuch, Antworten zu finden, auf diese beiden Systeme zurück.
Ich gehöre zu den frühen Innovatoren des Internets (das heißt, ich war ein Hacker), und bevor ich Wharton besuchte, betrieb ich ein Lernprogramm an einer Nebenstelle der University of California im Silicon Valley. Von 1997 bis 2002 brachte ich Ingenieuren den Umgang mit dem Internet bei. Das war damals bekanntlich ein schwieriges Unterfangen, weil Ingenieure (genau wie medizinische Fachleute) über das System, mit dem sie arbeiten, alle technischen Details bis ins Kleinste wissen möchten, und die waren damals noch nicht verfügbar. Das Internet muss man oft »zum Laufen bringen«, selbst wenn man nicht über den Luxus verfügt, sehen zu können, was die einzelnen Teile dabei eigentlich tun. So gesehen ist unser Körper nicht so viel anders als das Internet. Beides sind komplizierte Systeme, bei denen große Datenmengen fehlen, missverstanden werden oder verborgen bleiben. Als ich meinen Körper auf diese Weise betrachtete, stellte ich fest, dass ich es lernen könnte, meine Biologie mit denselben Techniken zu hacken, die ich verwendete, um Computersysteme und das Internet zu hacken.
Dies war ein wichtiger Wendepunkt und der Beginn meiner Reise in das Biohacking – die Kunst, Technologie zu nutzen, um die Umgebung sowohl innerhalb als auch außerhalb des eigenen Körpers zu verändern, um die Kontrolle zu übernehmen und sie das tun zu lassen, was man möchte. Ich fand die Idee aufregend, meine eigene Gesundheit zu überwachen, um die versteckten Variablen zu enttarnen, die beeinflussen, wie ich mich fühle, wie ich aussehe, welche Leistung ich bringe und die sich sogar auf meine Beziehungen und mein Glück ganz allgemein auswirken. Computerhacker stellen ein Computersystem kartografisch dar und versuchen dann, eine kleine Lücke zu finden, die sie ausnutzen können, um die Kontrolle zu übernehmen. Dabei probieren sie häufig jedes mögliche Schlupfloch, bis sie das eine finden, das sie durchlässt. Nach demselben Verfahren funktioniert auch das Biohacking. Ich fing damit an, meine körperliche Leistung zu messen und mit meinem Körper zu experimentieren, um die Welt um mich herum nach Fehlern abzusuchen und zu sehen, was meine Leistung beeinflusste. Dabei war nichts zu abwegig oder zu geringfügig. Ich bekam meine Blutlaborwerte und bestimmte anhand der Adrenalinwerte meinen Stresslevel. Nachdem ich die Ergebnisse zusammengetragen hatte, begann ich mit der Einnahme von »smart drugs«, um mein Gehirn wieder in Schwung zu bringen, nahm zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel ein und experimentierte mit zahllosen Diäten, um zu sehen, was funktionierte, was nicht funktionierte und warum das so war.
Inzwischen habe ich private, versteckt in den Wäldern Kanadas liegende Einrichtungen zum Gehirn-Hacking, spirituelle Praktiken in den Anden und entlegene Klöster in Tibet ausprobiert. In meinem Home-Office habe ich ein EEG-Überwachungsgerät für meine Gehirnwellen installiert und ein Zertifikat für die Nutzung eines Biofeedback-Verfahrens namens Herzfrequenz-Variabilität erworben, um zu lernen, die Stressreaktion meines Nervensystems zu kontrollieren. Bei der Anwendung dieser Techniken zur Beherrschung meines Gehirns wurde mir klar, dass das, was ich aß, einen direkten Einfluss auf meine Biologie und mein Denken ausübte. Wenn sich meine Biologie veränderte, veränderten sich auch meine mentale und körperliche Leistung. Durch die Nutzung dieser Geräte zur Überwachung meines Gehirns konnte ich sehen, welche Nahrungsmittel meine geistige Leistung verbesserten und welche sie zerstörten.
So entstand die Bulletproof-Diät. Ich erfuhr viel über die komplexe Rolle, die Entzündungen, Toxine, Hormone, Neurotransmitter, Darmbakterien und viele weitere Faktoren spielen, wenn es um Gewichtsabnahme, Hunger und Energieniveau geht. Eine Menge dieser Entdeckungen sind in obskuren Forschungszeitschriften zu finden und wurden noch nicht viel genutzt, andere sind das Ergebnis meiner eigenen, sorgfältigen Beobachtungen und der Beobachtungen, die andere Biohacker mir mitgeteilt haben. Die Erkenntnisse waren überraschend, ermöglichten es mir jedoch, bis zu einem Pfund pro Tag an Gewicht zu verlieren und besser denn je auszusehen und zugleich eine erstaunliche Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Konzentrationsfähigkeit zu gewinnen. Ich lernte, wie ich meinen Körper und mein Gehirn angemessen mit »Treibstoff« versorge und, ebenso wichtig, mein Leben von Dingen befreite, die mich heimlich ausbremsten. Meine Ergebnisse waren so kontraintuitiv, dass ich anfangs dachte, das läge an mir. Vielleicht reagierte meine persönliche Biochemie irgendwie eigenartig auf Lebensmittel. Als ich jedoch meine Entdeckungen mit Freunden und Familienmitgliedern teilte und sah, dass auch sie rasch an Gewicht abnahmen, während sich ihre Konzentrationsfähigkeit verbesserte und sie an Willenskraft gewannen, war mir klar, dass ich etwas entdeckt hatte. Nun ist es an Ihnen, von meinen jahrelangen Recherchen und Versuchen zu profitieren. Wenn Sie die Bulletproof-Diät befolgen, werden Sie abnehmen, Ihre allgemeine Leistungsfähigkeit verbessern und durch bessere Energie und Belastbarkeit Ihrem Leben mehr Schwung geben können. Seit über zehn Jahren halte ich inzwischen die Gewichtsabnahme von etwa 50 kg, und habe es sogar zu einem Waschbrettbauch gebracht, während mein biologisches Alter jünger geworden und mein Immunsystem einen Turbolader gewonnen hat. Meine Jahre ab 40 sind wirklich besser als meine Jahre mit 20 waren und dasselbe können auch Sie erreichen.
Zwar sage ich, dass ich etwa 50 kg abgenommen habe, tatsächlich aber waren es weit mehr, denn bei jeder neuen Diät habe ich einiges an Gewicht abgenommen, am Ende jedoch wieder draufgehabt. Dann ging ich zur nächsten Diät über, nahm ab und nahm wieder zu. Kalorienarme Diäten, proteinreiche Diäten, fettreduzierte Diäten, Flüssigdiäten,...