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Ein breiter Weg: Adoleszenz, Burschen und die Auseinandersetzung mit sich selbst

AutorRichard Trotscha
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl48 Seiten
ISBN9783958205673
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Wie schaffen junge Burschen in der schwierigen Zeit ihrer Adoleszenz 'zusätzlich' ihre Entwicklungsaufgaben in der Betreuungszeit der Jugendwohlfahrt zu meistern? Welche Aufgaben haben sie abzuhandeln, welche Ansprüche stellen unsere Zeit unser Gesellschaftssystem an sie, und welche Möglichkeiten stehen ihnen zur Verfügung um ein gelingendes Leben zu gestalten? Mit diesen Fragen hat sich der Autor, ausgehend vom Wissensstand der sozialen Arbeit und der Praxis des betreuten Wohnens in der Jugendhilfe, an das Thema annähern versucht. Grundsätzliche Fragen nach geforderten Entwicklungsaufgaben sowie Betrachtungen des Begriffes Jugend aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Gesellschaft und Wissenschaft als auch die Fragestellung, welche besonderen Bedürfnisse junge Burschen/Männer haben, ergänzen diese Arbeit.

Richard Trotscha, akad. Jugendsozialarbeiter, Jahrgang 1961, arbeitet bei verschiedenen freien Trägern in der Jugendhilfe und der Erziehungshilfe. Sein besonderes Interesse für die Persönlichkeitsentwicklung von Burschen bzw. für die Jungenarbeit wurde im

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.5, Jugend als gesellschaftliches Konstrukt: Erwartungen der Erwachsenengeneration gegenüber der Jugendgeneration werfen die Frage nach einem Konstrukt des Status Jugend auf. Musgrove formuliert 1966: 'Die Jugend wurde zur selben Zeit erfunden wie die Dampfmaschine. Der Konstrukteur der letztgenannten war J. Watt, der Konstrukteur der erstgenannten J.J. Rousseau.' Mario Erdheim beobachtet in seiner Theorie über Adoleszenz und Kulturentwicklung in folgendes: Betrachtet man unterschiedliche Gesellschaftsformationen, so kann man beobachten, dass statische Gesellschaftsformen die sich durch Traditionsgebundenheit, in sich selbst ruhend und 'Archaik' auszeichnen, kaum den Experimentierraum der Adoleszenz bieten der in modernen 'offenen Gesellschaften zu finden ist. Der Übergang zum Erwachsenen findet dort abrupter, schockartiger aber auch organisierter und ritualisierter statt. In 'modernen' dynamischen Gesellschaften tritt die Ritualisierung des Erwachsenwerdens auf Kosten der Bedeutung von Entfaltungs- und Experimentierräumen in den Hintergrund. In diesen werden den Jugendlichen mehr Entfaltungs- und Entwicklungsräume zugestanden um eigene Umgangsweisen und Weltansichten zu entwickeln. Er nennt diese beiden 'heiße' und 'kalte' Gesellschaftsformen (Erdheim, 1982, S. 281 f). 2.5.1, KonstrukteurInnen der Jugend: Natürlich stellt sich dann die Frage, wer in unserer Zeit Jugend 'konstruiert'? Waren es früher gesellschaftliche Organisationen (Kirchen, erwachsenen begleitete Jugendverbände...), so wurden diese in ihrer Führungsrolle durch Massenmedien, konsumorientierte Systeme, Freizeitindustrie etc. abgelöst. Das Konstrukt der 'Jugend' welches von einem autoritativen System mit Verfügungsgewalt geprägt war, wurde zu einem Konstrukt des allumfassenden Konsums. Deren ProtagonistInnen wiederrum, kontrollieren dieses System nicht, sondern agieren nur als Erfüllungsgehilfe des eigenen Gewinns und der Wünsche der Jugendlichen. Damit stellt sich dieses System gegen pädagogische Kontrolleure und Kontrolleurinnen und bietet den Heranwachsenden eine Scheinemanzipation. Hurrelmann definiert die Lebensbewältigung der Jugend als Grundlage eines Paradigmas für das weitere Leben und schreibt hiermit der Adoleszenz große Bedeutsamkeit zu. Auf der anderen Seite wird die These vertreten, dass durch die gesellschaftliche Entwicklung, wie oben beschrieben, die Adoleszenz sich eher selbst abschafft. 3, Jugend und ihre Entwicklungsaufgaben: Das Jugendalter ist die Zeit in der es zu einer Häufung und Verdichtung von Entwicklungsaufgaben kommt. Entwicklungsaufgaben resultieren aus biologischen Veränderungen, gesellschaftlichen Erwartungen und individuellen Wert- und Zielsetzungen. Sie führen zum Erwerb von Fertigkeiten und Kompetenzen, die zur konstruktiven und zufriedenstellenden Bewältigung des Lebens in einer Gesellschaft notwendig sind. Das Konzept 'Entwicklungsaufgabe' weist auf das entwicklungstheoretisch aktuelle Konstrukt 'aktive Selbstgestaltung' hin. Es geht davon aus, dass das Individuum durch eigene Aktivität als Ko-Produzent seiner Entwicklung fungiert (Lerner & Busch-Rossnagel, 1981; Lerner & Steinberg, 2004). 3.1, Allgemein: Das Konzept, Jugend und ihre Entwicklungsaufgaben stammt von dem Engländer Robert Havighurst, der 1948 erstmals damit versuchte, gelungene oder misslungene Lebensläufe zu verstehen. Eine 'Entwicklungsaufgabe' ist eine Aufgabe, welche in einem ungefähren Lebensabschnitt entsteht und bewältigt werden soll, um das Gelingen von nachfolgenden 'Entwicklungsaufgaben' erfolgreich zu meistern. Ein Misslingen zieht Schwierigkeiten und Probleme bei der Bewältigung späterer Aufgaben nach sich (vgl. Havighurst 1956). Bestrebungen, bei der Bildung des Konzepts der Entwicklungsaufgaben, waren entwicklungspsychologisches Wissen in pädagogisch kompetentes Handeln überzuführen. Die nachstehende Grafik stellt einen Überblick über die Komponenten des Konzepts der Entwicklungsaufgaben dar. Diese beinhalten bereichsspezifische Anforderungen und Entwicklungsziele. In den Bewältigungsleistungen manifestieren sich Fähigkeiten, Einstellungen, Sinnkonzepte und Komponenten des Lebensstils. Havighurst (1982) nennt drei 'Quellen', aus denen Entwicklungsaufgaben hervorgehen: biologische Veränderungen des Organismus, Erwartungen und Ansprüche seitens der umgebenden Gesellschaft und Kultur, Wertvorstellungen und Zielsetzungen eines aktiven Individuums (siehe Abb.). Wenn subjektive Wertvorstellungen und Ziele Entwicklungsaufgaben begründen können, bedeutet dies auch, dass die Person auf den eigenen Entwicklungspfad Einfluss nimmt und das entspricht dem Postulat der 'aktiven Selbstgestaltung'. Zu zentralen Thematiken der Entwicklungsaufgaben im Jugend- und frühen Erwachsenen alter zählen die Auseinandersetzung mit der eigenen Person (Körperkonzept, Identität, Komponenten der Selbstregulation und Verantwortungsübernahme), die Gestaltung von Beziehungen ((, Freundschaft und Partnerschaft), die Konkretisierung von Lebensentwürfen (soziale und berufliche Kompetenzen, Wertorientierungen, Rollenübernahme und Entwürfe von Zukunft und Lebensstil). (Dreher & Dreher, 1985).
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