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E-Book

Theater für die Ohren: Hinführung zur szenischen Umsetzung von Balladen in Klasse 7

AutorSandra Schwab
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783955499723
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Balladen erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit: Nicht nur Kinder und Heranwachsende, auch Erwachsene hören und lesen Balladen (vor). Kaum jemand kennt den 'Erlkönig' und den 'Zauberlehrling' von Goethe nicht, was auch an der filmischen Umsetzung durch Walt Disney liegen kann und an den vielen Gedichtsammlungen, in denen Balladen Standard sind. Balladen sind jedoch nicht nur Unterhaltung, sondern tragen - wie jede gute Literatur - eine Botschaft weiter. Sie rekurrieren oft auf alte Sagen und Geschichten und versuchen, das Unerklärliche zu verstehen. In dieser Unterrichtsreihe werden vier Balladen behandelt, drei davon gehen auf eine Sage zurück, eine spielt in einer längst vergangenen Zeit. Die Aktualität der Thematik und der Botschaften der Balladen ist jedoch bis heute ungebrochen, warum sie sich immer noch großer Beliebtheit erfreuen. Allen vier Balladen ist eigen, dass sie verständlich für 10- bis 13-Jährige sind und von diesen selbständig auf unterschiedliche Weise szenisch erarbeitet werden können. Ergänzt wird das Angebot durch einen umfangreichen Materialteil.

Sandra Schwab studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Mannheim und schloss dieses Studium 2010 mit dem ersten Staatsexamen ab. Bereits während des Studiums arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft an der philosophischen Fakultät und

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Leseprobe
Kapitel 2.2.1, Sachanalyse 'Feuerreiter': Der 'Feuerreiter' ist sicherlich eines der bekanntesten und dabei eines der ersten Gedichte von Eduard Mörike. Seine Entstehung wird auf das Jahr 1824 datiert, als der junge Dichter am Seminar in Tübingen studierte und dort unter anderem auch den damals schon wahnsinnigen Friedrich Hölderlin kennenlernte, der ganz in der Nähe des Tübinger Stifts lebte. Ein Brief Rudolph Lohbauers, eines guten Freundes von Mörike zeigt, woher wahrscheinlich der erste Anstoß für den 'Feuerreiter' kam. Lohbauer nennt als Eingebung den 'Anblick des wahnsinnigen Hölderlins [...], der mit einer weißen Mütze auf dem Kopf unruhig in seinem Zimmer hin und her lief, so dass man ihn bald an diesem, bald an jenem Fenster vorbeihuschen sah'. Erstmals wurde der Feuerreiter im Roman 'Maler Nolten' 1832 veröffentlicht, in der Erstfassung allerdings nur mit 4 Strophen. In der 1838 erschienenen Ausgabe seiner Gedichte lautete die Überschrift auch noch 'Romanze vom wahnsinnigen Feuerreiter', wobei Mörike das Prädikat 'wahnsinnig' bewusst weglässt, nachdem er die Ballade 1841 um die mittlere Strophe, die den christlichen Kontext hinzufügt, ergänzt hat. Die Ballade handelt von dem Feuerreiter, der auf einem Pferd zu einer in Flammen stehenden Mühle reitet und sich in die Mühle stürzt. Nachdem das Feuer gelöscht ist, findet ein Müller im Keller der Mühle ein Gerippe, das einen Mann auf einem Pferd darstellt. Dieses zerfällt zu Asche und ruht seitdem in der Mühle. In 5 Strophen zu je 10 Zeilen wird diese Geschichte beschrieben, wobei die Zeile 8 und 9 mit drei Silben sehr kurz ausfallen und sich in den ersten 4 Strophen wie ein Refrain wiederholen. Dieser wird - quasi als Schlussakkord - in der letzten Strophe geändert. Das Metrum ist fast durchgehend trochäisch und gibt den Rhythmus des Pferdes wieder, mit dem der Feuerreiter 'durch das Tor' (Z. 12) sprengt. Einzelne Ausrufe unterbrechen den gleichmäßigen Rhythmus wie die Sprünge des Pferdes, das 'querfeldein' (Z. 15) rennen muss. Daraus ergibt sich ein aufgeregter Rhythmus, der noch durch die Häufigkeit sehr kurzer Silben verstärkt wird. Der Bezug zur Sage ergibt sich vor allem aus dem Kontext des Romans, in welchem zuerst die Legende erzählt und diese dann als Lied gefordert wird mit den Worten: 'Ei laß dein langweiliges Geschwätz!' fiel dem Erzähler ein Kamerad in die Rede, 'und sing das Stückchen lieber in dem Liede, das du davon hast, laut´t ja viel besser so und hat gar eine schöne schauerliche Weise.[...]'. 2.2.2, Methodisch-Didaktische Analyse 'Feuerreiter': Das Zitat zeigt deutlich den Vorzug des Liedes gegenüber einem Erzählbericht. Allerdings können die SuS die Stimmung eines Liedes gut nachspüren, zum Nachvollziehen der Handlung jedoch müssen sie den Text verstehen. Daher werde ich mich mit den SuS auf den Text und seine Bedeutung konzentrieren und die Musiklehrerin wird direkt im Anschluss mit den SuS die bereits erschlossene Ballade in der Fassung von Hugo Wolf hören und interpretieren und kontrastierend dazu die von Hugo Distler. Der Einstieg erfolgt über ein surrealistisch anmutendes Gemälde von Wolfgang Lettl mit dem Titel 'Der Feuerreiter', der zunächst abgeklebt wird. Die SuS beschreiben das Bild kurz und äußern in einem Blitzlicht, welche Stimmung das Bild evoziert. Dieser Gedanke wird am Ende mit dem Begriff 'Stimmungsballade' wieder aufgegriffen und in das TA Mörike Feuerreiter Rhythmus integriert. Der Text des 'Feuerreiters' ist nicht so einfach zu verstehen wie der des 'Waldgespräches'. Die altertümlichen Worte und der unvollständige Satzbau erschweren das Textverständnis, so dass die Ballade nicht einfach szenisch erschlossen werden kann. Hier bietet es sich an, ein dynamisches Tafelbild zu erstellen, das im Verlauf der Stunde aufgebaut, erweitert und durch die SuS angeordnet wird. Hierzu habe ich die einzelnen Stationen, die der Feuerreiter zurücklegt, als Bilder ausgedruckt und einlaminiert. Die SuS bearbeiten in Zufallsgruppen, die die sozialen Kompetenzen trainieren, weil sie die gewohnten Lerngemeinschaften aufbrechen, strophenbezogene Arbeitsaufträge und präsentieren diese. Eine Gruppe beschäftigt sich zudem mit der Sage des Feuerreiters, wie sie im Maler Nolten präsentiert wird. Über die Frage: 'Wo genau befindet sich der Feuerreiter?', die Teil mehrerer Gruppenaufträge ist, ergibt sich an der Tafel ein Bild des Weges, den der Reiter zurücklegt. Dies wird noch ergänzt um die Glocke, die die akustischen Signale markiert und zum Schluss kann ein Fazit ergänzt werden. Die Vorteile eines solchen Tafelbildes liegen auf der Hand: Es kann vollständig von Schülern erarbeitet werden, die Bilder werden durch Magnete an der Tafel gehalten und können gut verschoben werden, was eine Diskussion in der Klasse über die genaue Wortwahl des Textes fördert. Der entscheidende Vorteil ist jedoch die schnelle Reproduzierbarkeit: Der 'Feuerreiter' ist zu komplex, um in einer Einzelstunde behandelt zu werden und wenn man keine Doppelstunde zur Verfügung hat, ist meistens auch der TA weggewischt. Mittels der Bilder kann dieser schnell wieder reproduziert werden. Nachdem wir die Handlung nachvollzogen und festgestellt haben, dass der Text die Blicke des Lesers auf die Bewegungen des Reiters lenkt, wird im zweiten Teil der Rhythmus des Gedichtes erarbeitet. Hierzu werden die Schüler die Ballade szenisch rezitieren unter besonderer Berücksichtigung der Sprechgeschwindigkeit. Unter Ausnutzung der räumlichen Verhältnisse (der Container, indem die Klasse derzeit unterrichtet wird, steht direkt neben dem Schulhof) werden die SuS in den Zufallsgruppen der letzten Stunde jeweils auf einer Linie nebeneinander gehen, dabei gemeinsam dem Text rezitieren und entsprechend der Rezitationsgeschwindigkeit gehen. Das Linienlaufen ist eine Methode aus dem Sportunterricht: alle Teammitglieder laufen nebeneinander 'auf einer Linie', alle achten auf die anderen Teammitglieder. So wird die Geschwindigkeit der Gruppe nivelliert. Diese Übung verbessert zudem die Koordination des Einzelnen, den Zusammenhalt der Gruppe und wirkt motivationsfördernd, weil sie wie alle Teamspiele einfach Spaß macht. Dabei soll deutlich werden, dass jede Strophe einen anderen Rhythmus hat und anders gesprochen bzw. gelaufen werden muss. Anschließend werden die Ergebnisse reflektiert und an der Tafel bzw. im Heft gesichert.
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