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TARGET2: Kritische Diskussion der Risiken

AutorUlrich Kineke
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl43 Seiten
ISBN9783958207936
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Diskussion über das Verrechnungssystem der EZB namens TARGET2. Im Februar 2011 veröffentlichte Prof. Dr. Hans-Werner Sinn einen Artikel über die Gefahren und Risiken, die durch das Verrechnungssystem der EZB entstanden sind. Seine These ist, dass durch TARGET2 Anreize für die GIPS-Staaten (Griechenland, Irland, Portugal, Spanien) geschaffen wurden ihre Wettbewerbsschwäche mittels der einzelnen Notenbanken zu finanzieren und so Reformen eher hinten anzustellen. Insgesamt haben sich bis Mitte 2012 TARGET2-Verbindlichkeiten von knapp 460 Mrd. Euro aufgebaut. Diese Arbeit soll klären, ob es sich bei diesen TARGET2-Verbindlichkeiten um einen Risikofaktor handelt. Zudem wird das Thema näher beleuchtet, ob es sich um interne Staatsfinanzierung handelt und ob eine Kreditverlagerung stattgefunden hat. Zuletzt werden mögliche Lösungsszenarien analysiert.

Ulrich Kineke wurde 1990 in San Francisco geboren. Sein Studium in Management and Economics an der Ruhr-Universität Bochum schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Science erfolgreich ab. Zurzeit studiert er Business Admin

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.3, Kreditverlagerung in der Eurozone: Die GIPS-Staaten tragen 18% zu der Wirtschaftsleistung der Eurozone bei. Im Mai 2011 lag der Anteil an dem gesamten Bestand der Zentralbankkredite bei 74%. Im Vergleich lag dieser noch zu Beginn des Jahres 2007 bei 13% und entsprach damit in etwa dem Anteil an der Wirtschaftsleistung. Wie es zu diesem Anstieg kam, zeigt die Abbildung 9. Sie stellt die Eurogeldmenge dar. Diese entstand 'zum einen durch Käufe von Gold, Devisen und Forderungstiteln (gelb) und zum anderen durch Refinanzierungskredite der NZB an die jeweiligen privaten Geschäftsbanken der Länder (blau)'. Das untere Stück, von unten nach oben, stellt den Geldbestand der GIPS dar. Die obere gelbe mit der blauen Fläche, begrenzt durch die schwarze Kurve, zeigt den Bestand der übrigen EWU-Mitglieder. Es ist sofort erkennbar, dass sich die Verteilung der Geldmenge (getrennt durch die grüne Kurve) in dem Zeitraum von 2007 bis 2011 kaum verändert hat. Anstatt dessen hat sich die Verteilung der Zentralbankkredite im Euroraum verändert. Die gestrichelte Fläche drückt nach Sinn aus, 'in welchem Umfang die Kreditvergabe und Geldschöpfung der GIPS-Länder über die eigene Geldversorgung hinausgegangen ist und zu einer Verdrängung des Zentralbankkredits in den anderen Euroländern geführt hat.' Dieser Fortgang entstand durch das viele Geld aus den Krisenländern, das den Banken der Kernländer auf ihre Reservekonten zufloss. Die Banken reduzierten im Zuge der Überliquidität ihre Refinanzierungsoperationen bei dem Eurosystem. Gleichzeitig hat sich die absolute Geldmenge mit Ausnahme in der Zeit der Finanzkrise anhand der Trendlinie weiterentwickelt. Deshalb kann die Aussage gemacht werden, dass die TARGET2-Salden die Geldbasis im Euroraum nicht vergrößert haben. Für Sinn hat damit eine Kreditverdrängung stattgefunden. In diesem Punkt ist sich die Fachwelt einig. Es gibt seit 2008 eine Kreditverlagerung von den Kernländern in die Krisenländer. Sinn geht jedoch noch einen Schritt weiter. Er behauptet, dass durch die Reduzierung der Refinanzierungsoperationen der Kernländer die Kreditvergabe an die Geschäftsbanken der analog Länder abnimmt. In dieser Annahme wird ihm vehement widersprochen. Bindseil, Thiemann und König sehen keine plausible Erklärung für diese Aussage. Sie argumentieren, dass die Kreditvergabe der Privatbanken an Kunden nicht durch die Höhe der Zentralbankkredit eingeschränkt ist, sondern limitiert wird durch die Bonität des Kunden, seine Sicherheiten, die gesamtwirtschaftlichen Situation, dem internen Risikomanagement der Bank und der Möglichkeit, sich am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen. Eine Bank benötigt eine bestimmte Menge an Liquidität für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und für unvorhergesehene Zahlungsabflüsse. Durch die hohen Zuflüsse aus den Krisenländern steht ihr mehr Liquidität zur Verfügung, als sie braucht. Deswegen fährt sie die Finanzierungsoperationen über die Bundesbank zurück. Dies kann sogar die Neigung zur Vergabe neuer Kredite erhöhen, da sich die Wahrscheinlichkeit der Illiquidität verringert. Vergibt die Bank weniger Kredite an ihre Kunden, ist das einzig allein ihre Entscheidung.
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