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Krank durch Früherkennung

Warum Vorsorgeuntersuchungen unserer Gesundheit oft mehr schaden als nutzen

AutorFrank Wittig
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864137839
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Medizinische Früherkennung ist dazu da, Symptome rechtzeitig zu erkennen, um dadurch Krankheiten besser heilen zu können. Diese Vorstellung ist weit verbreitet, doch sie ist naiv. Vor allem in der Krebsmedizin werden durch Früherkennung zu häufig Frühstadien von Krebs entdeckt, die den Betroffenen niemals Probleme bereitet hätten. Inzwischen belegen seriöse Studien, dass durch das Brustkrebs-Screening für ein durch das Screening gerettetes Leben bis zu zehn Frauen unnötigerweise einer Chemotherapie, Bestrahlung oder Operation ausgesetzt werden. Auch der allgemeine Gesundheitstest beim Arzt, hierzulande als »Check-up 35« bekannt, erscheint sinnlos, denn Studien mit über 150 000 Teilnehmern haben gezeigt, dass solche Check-ups keinerlei Einfluss auf die Sterblichkeit haben. Allerdings erzeugen sie mehr »Kranke«. Schließlich fahnden Mediziner dabei nach überschrittenen Grenzwerten, etwa beim Blutzucker, dem Blutdruck und dem Cholesterin. Doch genau diese Grenzwerte sind von den industrienahen medizinischen Fachgesellschaften in den vergangenen Jahren immer weiter gesenkt worden. In diesem Buch spricht der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftsjournalist und Bestsellerautor Frank Wittig über Sinn und Unsinn aller einschlägigen Screening-Maßnahmen, von der Mammografie über die Hautkrebs-Früherkennung bis zur Darmspiegelung. Er berichtet von absurden, komischen und bewegenden Erlebnissen im Zuge seiner Recherchen und belegt, dass die medizinische Früherkennung ein profitgetriebener Industriezweig ist, der in erster Linie den Ärzten und der Pharmaindustrie nutzt und nicht unbedingt die Patienten gesünder macht.

Dr. Frank Wittig studierte Literaturwissenschaft und Psychologie und arbeitete als Wissenschaftsjournalist für verschiedene Magazine und Zeitungen. Seit 1996 ist er Redakteur und Autor beim Südwestrundfunk in der Abteilung Wissenschaft mit dem Schwerpunkt Medizin. Seine Dokumentationen Die Vitaminfalle und Überflüssige Operationen wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Sein erstes Buch Die weiße Mafia (riva, 2013) ist ein Spiegel-Bestseller.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Aus dem »Eid des Hippokrates«9
Vorwort11
Einleitung13
Wie sieht die ideale Früherkennung aus?16
Spezifität und Sensitivität17
Sichere Katastrophe versus unklares Risiko17
Erfolgversprechende Handlungsoptionen18
Die Kosten19
Zwischen Skylla und Charybdis20
Deutsche Ärzte sind meist nicht auf dem neuesten Stand21
1. Krebs-Früherkennung23
Brustkrebs23
Verwirrende Zahlen zum Verhältnis von Nutzen und Schaden23
Viele Gynäkologen raten vom Screening ab25
Wie groß ist der Nutzen des Mama-Screenings?26
Das Verwirrspiel mit absolutem und relativem Risiko27
Irreführende Informationen überarbeitet30
Das Screening rettet kein Frauenleben31
Der Schaden durch das Screening: erschreckend hoch32
Enorme seelische Belastung33
Als potenzielle Todeskandidatin gefühlt34
Absolute Zahlen und verzerrte Statistiken36
Es ist Zeit, dass unser Rechtssystem einschreitet«37
Nachtrag: Was mache ich bei einer familiären Belastung?38
Früherkennung mit MR und Ultraschall39
Prostatakrebs und der PSA-Wert40
Abzocke ohne die empfohlene Beratung40
Inkontinenz und Impotenz durch Prostatachirurgie42
Daten zum PSA-Test43
Prostatakrebs ist im fortgeschrittenen Alter »normal«45
Fallstricke der Statistik47
Scheinerfolge stärken das Früherkennungssystem48
Der PSA-Test und die Biopsie50
Der Grenzwert: willkürlich gesetzt50
Was passiert dann?51
Überdiagnosen gehören zwingend zur Logik der Früherkennung53
Prostatakrebs Früherkennung: ein Milliardengeschäft54
Die Ergebnisse der »positivsten Studie«: eine Katastrophe55
Was ist Krebs?56
Krebszellen sind unsterblich57
Programmierter Zelltod und komplexes Leben59
Gestörtes Selbstmordprogramm lässt Krebszellen entstehen60
Krebs ist so alt wie das Leben61
Der gesunde Körper: ein perfekter Multikulti-Organismus62
Entfesselte Zellteilung63
Krebszellen sind entdifferenziert64
Krebszellen sind genetisch instabil65
Hautkrebsscreening: Betrug.von.langer.Hand.eingefädelt?67
Screening: 15 Millionen neue Kunden67
Wer suchet, der findet68
Eine Machbarkeitsstudie anstelle einer Wirksamkeitsstudie69
Viele falsche Diagnosen und Entwarnungen70
Zweifelhafte Fortbildungsmaterialien71
Was sagen die Statistiken zum Sinn des Screenings?72
Alltägliche Desinformation74
Das Schreckgespenst aufblähen76
Und dem Gespenst geht die Luft aus76
2. Check-up 35 – der.große.Fischzug79
180.000 Teilnehmer neun Jahre unter Beobachtung80
Verlängert der Gesundheits-Check das Leben?81
Eine bittere Pille für die Früherkennungsmedizin83
»Früherkennung bringt nichts – das war uns schon lange bekannt.«85
Nach Krankheiten gesucht86
Kritik an der Cochrane-Studie87
Ausweitung des Geschäftsmodells88
»Böses« Cholesterin89
Cholesterin: eine lebenswichtige Substanz90
Der Ursprung der Cholesterin-Angst91
Kein Zusammenhang zwischen Cholesterin und Arteriosklerose93
Cholesterin und Schlaganfall94
Primärprävention und Sekundärprävention95
2,5 Millionen Kranke durch Früherkennung96
Exkurs: die Manipulation der Öffentlichkeit97
Irreführende Studien98
Die schicke 4S-Studie100
Manipulierte Wissenschaft: ein Kavaliersdelikt?101
Die Deutsche Lipid-Liga und die Industrie102
Lipid-Liga gegen das Bundesinstitut IQWiG103
Die »Ethik« der Deutschen Lipid-Liga104
Schädliche Cholesterinsenkung105
Gedächtnisstörungen, Depression, Krebs106
Fassen wir das Wichtigste kurz zusammen108
Blut(hoch)druck111
Ab wann ist der Blutdruck zu hoch?113
Am Ende unseres Lebens sterben wir …114
Im Sinkflug: Grenzwert für den Risikofaktor Blutdruck115
Grenzwerte und die industrienahe Fachgesellschaft116
Korruption im Gesundheitswesen117
Ist »milder Hochdruck« Hochdruck?118
Kritik an der Studie119
Wirkungsloser Eingriff bei Therapieresistenten120
Schaden durch Blutdrucksenkung121
Blut(hoch)druck: Schluss124
Blutzucker125
Typ-1-Diabetes126
Typ II: Resistenz gegen Insulin127
Sinnvolle Früherkennung?128
Was die Studien zum Diabetes-Screening sagen129
Tod durch »Idealwert-Strategie«130
Übrig bleibt: Fitness ist gesund132
Die große Welle von »Risikopatienten«133
3. Früherkennungsmedizin: resistent gegen wissenschaftliche Studien137
Astrologie kann nicht stimmen138
Früherkennungspropaganda139
Kassen begrüßen die Kritik und fahren fort wie gehabt141
Unabhängige Fortbildung für Mediziner?143
Das Versagen der Landesärztekammern145
Der Bock als Gärtner145
Selbstzensur der Fachjournale147
Wie ausgeprägt ist der Selbstbetrug?148
Früherkennungsfreunde unter sich149
4. Gynäkologische Früherkennung151
Eierstockkrebs-Früherkennung151
Großzahl der Frauen sinnlos kastriert153
Profit rangiert vor Patientennutzen153
Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung155
Deutsche Gynäkologen sind »PAP-hyperaktiv«156
Konisation – Eingriff mit Nebenwirkungen157
5. Krebsfrüherkennung, die.Zweite159
Darmkrebsvorsorge159
Zwei Bekannte an der Darmspiegelung gestorben160
Spiegelung mit positivem ­Nutzen-Schadens-Verhältnis161
Der Nutzen: 50 Prozent oder 1 Promille?163
Der deutsche Sonderweg164
Stuhltest: verborgenes Blut166
Früherkennung von Schilddrüsenkrebs167
»Suchen Sie so rasch wie möglich Ihren Arzt auf«167
Die rätselhafte Zunahme der Krebsfälle170
6. Früherkennung weiterer Alterskrankheiten171
Glaukom-Früherkennung171
Glaukom-Früherkennung »sehr ans Herz« gelegt172
Umstrittener Parameter: Augeninnendruck173
Keine Bestätigung der Methode175
Einmal mehr: Behandlung eines »Surrogatparameters«176
Osteoporose-Früherkennung177
Eine Krankheit wird definiert178
Hat die Hälfte aller Frauen über 70 Jahre Osteoporose?180
In Bewegung bleiben!181
7. Kleine IGeL-Parade183
Thrombose-Check per Protein-C-Kontrolle184
Keine Prognosesicherheit und keine Behandlungsoption185
Bestimmung von Immunglobulin-G bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten186
Transportdefekte im Dünndarm186
Intoleranzen von Allergien unterscheiden187
Überzeugendes Erklärungsmodell188
Warum der IgG-Immuntest schädlich ist190
Kernspintomografie (MRT) zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz191
Medikamente gegen Alzheimer?192
Kleiner Nutzen – erhebliche Nebenwirkungen193
Dort finden Sie im Internet gute Informationen194
Shared decision-making – gemeinsam gute Entscheidungen treffen195
Schluss197
Hinweis201
Dank203
Anmerkungen205

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