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Vergessen? Erinnern! Mahnende Geschichte

Dokumentation über Geschehnisse in Mecklenburg in der Zeit des Hitlerfaschismus und danach

AutorKurt Redmer
VerlagEDITION digital
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl194 Seiten
ISBN9783956555213
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Befragungen von Zeitzeugen, umfassende Untersuchungen und Recherchen, gründliche Materialsammlungen waren die Basis für das dokumentarische Werk von Dr. Kurt Redmer. Gewissermaßen eine Fortsetzung seines ersten Buches zu dieser Thematik, 'Die letzten und die ersten Tage', werden hier neue Aspekte der Nazigräuel beleuchtet, ebenso wie Fakten über Aktivitäten der Westmächte schon vor Kriegsende hinsichtlich künftiger Einbindung des westlichen Teils Deutschlands in ein Bündnis gegen den Osten. Ein ebenso wichtiges wie aufklärerisches Buch, packend, bewegend, objektiv ... INHALT: 1. Die Verfolgung der jüdischen Mitbürger und Ereignisse in den letzten Kriegstagen in Crivitz 2. Die ersten Bombenopfer von Mecklenburg - Sollte eine Weihestätte getroffen werden? 3. Ein ostpreußischer Arbeitet klagte Hitler an 4. Die Bevölkerung sollte für den 'Endsieg' spenden 5. 'Keine Kameraden' 6. Stalag II E darf nicht vergessen werden 7. Schüsse und weiße Fahnen: Dammereez stand in Flammen 8. Britische Jabobs bombardierten unsere Büdnerei 9. Familie Hans Reuter nahm sich das Leben 10. Das letzte Gefecht des SS-Regiments '49 de Ruyter' - Realität oder Wunschdenken? 11. Aus den Erinnerungen von Richard Crull, Oberbürgermeister von Schwerin 1942-1945 12. Die wunderlichsten Kriegstage des US-Oberleutnants William A. Knowlton - US-Aufklärer gelangten 1945 bis Plau und Ganzlin 13. Rückblick ohne Hass. KZ-lnsasse und US-Soldat halten die Erinnerung wach 14. Das sonderbare Verhalten eines Soldaten der Waffen-SS in Zapel-Ausbau 15. Das Kriegsende in Jamel erlebt 16. Würdiges Erinnern an Nazi-Opfer: Gedenktafel am jüdischen Friedhof nahe dem Sülstorfer Bahnhof eingeweiht 17. Auf den Spuren von Schützengräben und Erdunterkünften in den Wäldern östlich von Raben Steinfeld 18. Langholzfuhren und Kuddelmuddel von Mankmoos 19. Die 'Witjas' war für Monate mein Arbeitsplatz 20. Aus aktuellem Anlass: Dank an die Rote Armee

Jahrgang 1932, wuchs im früheren Ostpreußen auf und flüchtete 1945 mit seiner Familie nach Mecklenburg. Nach dem Abschluss der Grundschule arbeitete er in der Landwirtschaft und erlernte den Maurerberuf. Ab 1955 Unterstufenlehrer und 1967 Lehrer für Geschichte. 1974 Dr. phil. Danach Arbeit als Historiker an verschiedenen Instituten. Nach der politischen Wende 1989/1990 schrieb Dr. Redmer regionalgeschichtliche Beiträge für die Schweriner Volkszeitung und verfasste mehrere Bücher zu antifaschistischen Themen.

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Leseprobe
Am 2. Mai gegen vier Uhr rief mich Landrat Busch aus Hagenow an. Ich erfuhr, dass die US-Amerikaner auf Hagenow und Schwerin vorrücken. Sie würden sehr langsam vorgehen, legten vor jedem Dorf eine Marschpause ein. Alle halbe Stunde informierte er mich dann erneut über ihr Vorgehen. Wir vereinbarten, nach Unterbrechung des öffentlichen Telefonnetzes über die unterirdisch verlegte Leitung der Reichsbahn in Verbindung zu bleiben. Ich schickte einen Polizeioffizier zum Bahnhof und bekam somit bis zur Besetzung Hagenows durch die US-Amerikaner Informationen über ihr Vorgehen. Auch zwischen Hagenow und Schwerin kamen die US-Amerikaner nur langsam voran. Die Panzerbesatzungen warteten, bis geklärt war, dass sich nicht irgendwo noch ein deutscher Soldat versteckt hielt, der auf sie hätte schießen können. Zur gleichen Zeit rückten die sowjetischen Truppen zügig auf Schwerin vor. Wir fürchteten, dass sie als Erste bei uns ankommen könnten. (Anmerkung: Es ist zu beachten, dass die Truppen der Roten Armee in Mecklenburg nicht frontal, sondern in Stoßkeilen vorgingen. Am Nachmittag des 2. Mai hatte ein kleiner sowjetischer Vortrupp den Wald im Schelfwerder bei Schwerin erreicht und befand sich damit westlich der Demarkationslinie. Am späten Nachmittag des gleichen Tages kam eine kleine Einheit der Roten Armee bis zum Störkanal, wo es jedoch zu keinen Kontakten mit den dort schon befindlichen US-Soldaten kam, die etwa zur Mittagszeit ihre Fahne an der dortigen Brücke gehisst hatten. Erst am 3. Mai etwa 15 Uhr drangen, aus der Richtung Brüel kommend, die sowjetischen Panzer in Crivitz ein. Am 4. Mai kam es zu Kontakten mit den in den Wäldern zwischen Crivitz und Raben Steinfeld kampierenden etwa 18 000 Häftlingen des Todesmarsches KZ Sachsenhausen-Schwerin, deren SS-Bewacher in der Nacht zum 3. Mai geflohen waren.) Ich befahl deshalb der Polizei, ihnen mit mehreren Beiwagen-Krads entgegen zu fahren. Die Polizisten sollten in möglichst kurzer Entfernung vor ihnen halten, winken und so die Kolonnenspitze dazu veranlassen, ihnen schneller zu folgen. In der Stadt war es ruhig. Als die Amerikaner wieder mal eine größere Pause einlegten, entschloss ich mich, ihnen selbst mit Polizei-Major Hoffmann in meinem Dienstwagen entgegenzufahren. Wir sahen dann deren lange Panzerkolonnen, die mit geöffneten Turmluken fuhren, in gebührlichem Abstand vor ihnen unsere Polizei. Vor den Panzern stiegen wir aus und winkten. Ein US-Soldat winkte zurück. Als wir nach Schwerin zurückkamen, hatte es sich schon herumgesprochen, dass die Amerikaner im Anmarsch sind. Sie wurden an den Straßen von Frauen, Kindern und Flüchtlingen erwartet, die nun zunächst uns zuwinkten und wissen wollten, wann die Amis denn nun kämen. Im Büro besprach ich mit den Mitarbeitern, wie wir uns den US-Soldaten gegenüber verhalten sollten. Dann begab ich mich mit meinem Adjutanten, Amtmann Körner, zu Fuß wieder die Straße hinauf dorthin, wo die Panzer ankommen mussten. Viele Frauen dankten mir mit einem Händedruck, dass ich den Amerikanern entgegen gefahren war und damit eine Besetzung Schwerins durch sowjetische Truppen abgewendet wurde. Ich selbst war auch froh, denn eine Gefangennahme durch die Sowjets hätte ich nicht überlebt, und wollte ich dann auch nicht, da sie in ihre Hände gefallene führende Politiker und Verwaltungsbeamte kurzerhand erschossen oder nach einem Scheinprozess aufhängten. Das war mir aus mehreren Meldungen und Berichten bekannt.
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