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Künstlermanifeste

Studien zu einem Aspekt moderner Kunst am Beispiel des italienischen Futurismus

AutorFriedrich W Malsch
VerlagVDG Weimar - Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften
Erscheinungsjahr1997
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783958990708
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,00 EUR
Künstlermanifeste sind ein Phänomen des frühen 20. Jahrhunderts. Als spezifischer Texttyp im Schnittpunkt von Medienstrategie, Ideologiebildung und kunsttheoretischer Reflexion spielen sie eine wichtige Rolle für die Entwicklung der historischen Avantgarden. Der italienische Futurismus hat die Manifeste in die Bildende Kunst eingeführt, ihr typologisches Spektrum weitgehend entwickelt und eine Unzahl an Manifesten produziert. Die Untersuchung zeigt, daß das Künstlermanifest nicht auf die Tradition der Traktate und andere Formen von Künstlertexten zurückgreift, sondern auf gattungsspezifische Merkmale, wie sie das politische Manifest seit dem späten 16. Jahrhundert entwickelte sowie strukturelle Aspekte, die das literarische Manifest im ausgehenden 19. Jahrhundert hinzufügte, für die eigene Entwicklung zu einem polyfokalen Instrument der Avantgarden nutzt. Im zweiten Teil erfolgt eine Untersuchung ausgewählter futuristischer Manifeste nach typologischen Parametern. Es zeigt sich, daß das Manifest gattungsspezifisch in wesentlichen Punkten dem avantgardistischen Impetus der Setzung des Neuen entspricht. Darüber hinaus erfüllt es soziale, kommunikative und symbolische Funktionen durch seinen Bezug zum Kontext. Schließlich erfüllt das Manifest auch traditionelle Funktionen eines Kommentars von Künstlern zu Kunst, Kritik und eigenem Werk. Die Untersuchung zeigt, daß das Künstlermanifest einen eigenständigen Beitrag der bildenden Künstler zur Medienfrage darstellt, im Zenit der Dominanz der Printmedien. Damit kommt ihm, weit über die meist abwertend konstatierte Funktion der skandalorientierten Künstlerwerbung hinaus, eine konstitutive Rolle für die Avantgarden zu, die ihre Bedeutung aus dem ungewöhnlich breiten Funktionsspektrum dieses Texttyps ziehen. Das Buch enthält erstmals in deutscher Übersetzung die Texte einer Reihe von für das Verständnis der Künstlermanifeste als Gattung wichtigen Manifesten von verschiedenen Vertretern des italienischen Futurismus, besonders von Fedele Azari. Diss. Bonn. 1996.

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Inhaltsverzeichnis
Cover
1
Impressum
7
Inhalt8
Einleitung14
A. Einführende Untersuchungen22
I. Zur Geschichte des Begriffs "Manifest"22
a. Literaturbericht22
1. Kunstwissenschaft22
2. Sprachwissenschaft26
b. Wortgeschichte31
1. Etymologie31
2. Wortbedeutung im 16. Jahrhundert32
II. Gattungsgeschichtliche Grundlagen39
a. Gattungstheoretische Überlegungen39
b. Das politische Manifest45
1. Der institutionelle Charakter des Manifestes45
2. Propaganda und Öffentlichkeit58
3. Das "revolutionäre" Manifest61
4. Manifest und "écriture"
68
c. Zusammenfassung75
III. Strukturgeschichtliche Grundlagen85
a. Die literarische Situation um 190085
1. Die Entwicklung der Presse seit 185086
2. Geschichte der literarischen Schulen seit 185090
b. Das literarische Manifest95
1. Die generische Struktur des literarischen Manifestes96
2. Marinetti und die Gründung des Futurismus98
IV. Zusammenfassung: "L'art de faire desmanifestes"115
B. Künstler-Manifest und Avantgarde: Eine typologische Annäherung122
I. Vorgeschichte des Künstlermanifestes122
a. "Revolutionäres Manifest" und Avantgarde-Begriff: Der Fall Farcy122
b. Künstlertext und Manifest: Der Fall Courbet127
c. Künstler und Kritiker um 1900: Gauguin, Redon130
II. Das Manifest als Behauptung und Setzung eines Neuen137
a. Die Besetzung thematischer Komplexe137
1. Das Korpus futuristischer Manifeste138
2. Das "Manifesto dei pittori futuristi", 8.3.1910139
3. Die Besetzung der Gattungen: Die "technischen" und andere Manifeste146
4. Der Secondo Futurismo151
b. Der Gründungsgestus154
1. "La ricostruzione futurista dell' universo", 1915155
2. "L' arte meccanica", 1922156
3. "L' antitradition futuriste", 1913159
c. Der Geschichtsbegriff der futuristischen Manifeste161
III. Das Manifest als Kontextbezug170
a. Der unmittelbare Kontext170
1. Die Gruppe170
2. Marinettismus175
b. Das Manifest als Sprechakt177
1. Serate178
2. Boccioni und die Öffentlichkeit des Manifestes183
c. Das Manifest als Massenmedium187
1. Öffentlichkeit und Krise des Werkbegriffs188
2. Medientechnologien als Gegenstand von Manifesten190
3. Fedele Azari und die Manifeste196
d. Das Manifest als Künstlerwerbung198
1. Künstlerwerbung im ausgehenden 19. Jahrhundert199
2. Depero und die Werbung201
IV. Das Manifest als Kommentar214
a. Der Kommentar zum eigenen Werk (Praxis)215
1. Manifeste mit antizipierender Funktion217
2. Resümee oder "pause momentanée"?220
b. Der Kommentar zum Werk anderer Künstler (Kritik)223
1. Kunstkritik als Thema der Manifeste225
2. Boccionis Kunstkritiken227
c. Der Kommentar zur Kunst (Theorie)229
1. Das Künstlermanifest als Ort der Theoriebildung?229
2. Futuristische Kunsttheorie und Manifest: Boccioni, Prampolini, Fillìa232
C. Schlussfolgerungen240
Literaturverzeichnis244
Anhang I: Unveröffentlichte Quellen und Bildmaterial260
1. Henry McBride: Protokoll des Vortragsabends von Boccioni in der Galerie La Boëtie, Paris, am 27.6.19131 (Transskription)260
2. Bildmaterial zu den "serate"263
Anhang II: Übersetzungen bisher nicht ins Deutsche übertragener Manifeste des Futurismus270
Fedele Azari: Das futuristische Lufttheater270
Fedele Azari: Die futuristische Blume und plastische Entsprechungen künstlicher Düfte. Futuristisches Manifest274
Fedele Azari: Für eine Gesellschaft zum Schutz der Maschinen (Futuristisches Manifest)277
Fedele Azari: Futuristisches Simultanleben281
Fortunato Depero: Manifest an die Industriellen284
F. T. Marinetti: Das futuristische Luftradiofernsehtheater286
F. T. Marinetti / Fillìa: Manifest der futuristischen Sakralkunst290
F. T. Marinetti / Arnaldo Ginna: Die Filmkunst292
Ivo Pannaggi / Vinicio Paladini: Manifest der futuristischen mechanischen Kunst296

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