Der Wunsch „Hausbau“
Wege, die schlimmsten Fehler zu vermeiden
Die Gründe, warum der Wunsch nach Wohneigentum nun endlich umgesetzt werden soll, sind absolut individuell. Ein häufiger Wunsch ist es, den Kindern die Möglichkeit bieten zu können, im eigenen Garten zu spielen. Das Wohnungsangebot an geeigneten Wohnungen ist in der Stadt sehr eng geschnitten, hochpreisig und dazu begrenzt. Auch hieraus entsteht oft der Wunsch nach Wohneigentum. Ein anderes Bedürfnis ist z.B. der Wunsch, sein Geld nicht mehr in Mieten, sondern wertbeständig zu investieren. Vielleicht leben Freunde und Bekannte im eigenen „Zuhause“ und haben sich ihren Traum bereits realisiert. Die Begeisterung steckt an. Dies sind nur ein paar der häufigsten Gründe für die Entscheidung für den Neubau. Sehr gute Zinskonditionen, wie sie aktuell vorliegen, und die Überlegung, den monatlichen Mietpreis lieber in eine Finanzierung einzuzahlen und damit Eigentum zu erwirtschaften, könnte die Entscheidung bestärken.
Hausbau braucht eine stabile Beziehung
Jede Bauphase, ob ruhig oder turbulent, ist für die Beziehung eine Zeit von höchster nervlicher Belastung. Ist die Beziehung nicht gefestigt, wird sie sehr wahrscheinlich während dieser Zeit zerbrechen.
Ein besonders extremes Beispiel habe ich selbst während der Bauphase mit Bauherren erlebt. Niemand hätte das vorher geglaubt. Eines Tages wurde ich von einer jungen Mutter, die mit ihrem Kind spazieren ging, angesprochen. Schon einige Male hatte ich sie mit ihren Kindern spielen sehen. Sie erklärte mir, dass sie von anderen gehört habe, dass ich mit dem Thema Hausbau zu tun habe. Sie fragte mich, ob es möglich wäre, auch sie beim Hausbau zu unterstützen. Vor allem deshalb, weil sie noch gar nicht wusste, ob es für sie überhaupt infrage käme. Ihr Ehemann war 14 Jahre älter als sie, und sie befürchtete, dass es aufgrund seines Alters eventuell nicht möglich sei, das Projekt Hausbau zu realisieren. Sie selbst hatte – auch für die beiden Kinder – schon länger den Wunsch nach einem eigenen Haus. Trotz guten Einkommens ihres Ehemanns war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt eine Finanzierung bekommen würden. Wir vereinbarten zunächst einen gemeinsamen Gesprächstermin bei ihr Zuhause. Auch der Ehemann nahm am Termin teil. Beide blickten mit freudiger Erwartung dem etwaigen Hausbau entgegen. Finanzierung, Grundstück, alles noch nicht klar. Zur Klärung der finanziellen Möglichkeiten empfahl ich den Eheleuten, erst einmal die nötigen Gespräche zu führen, damit eine sichere Grundlage für das weitere Planen gegeben war. Und tatsächlich, bereits innerhalb von zwei Wochen war alles bestens geklärt. Die Eheleute hatten einen Termin mit dem von mir empfohlenen Finanzierungsexperten geführt und das zur Verfügung stehende Budget für das Gesamtprojekt Neubau ermittelt. Nachdem nun das genaue Budget feststand, habe ich mit den Bauherren ihre Wünsche – wie soll das neue Haus aussehen, wie viele Räume und welche Wohnfläche werden benötigt, welche Ausstattung soll das Haus haben – besprochen. Im Anschluss an dieses Gespräch habe ich die Vorplanung des Neubaus für die Eheleute angefertigt und die dazugehörige Kostenkalkulation erstellt. Nach Abzug des für den Hausbau erforderlichen Kapitals und den dazu anfallenden Bau- und Baunebenkosten ermittelte ich den nun noch zur Verfügung stehenden finanziellen Rahmen für das Grundstück. Einige Tage nach unserem Gespräch hatte die Ehefrau ein Baugrundstück gefunden, was beiden sehr gut gefiel und absolut in das noch zur Verfügung stehende Budget passte. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück schien sich als Glücksfall zu erweisen. Innerhalb der darauf folgenden drei Wochen hatten die Eheleute ihr Wunschgrundstück notariell beurkundet. Bei allen Gesprächen zur Finanzierung, zur notariellen Beurkundung, zur Auswahl der ausführenden Baufirma und zu den Vertragsterminen wurden die Eheleute von mir begleitet. Die Planung des Hauses war abgeschlossen und der Bauantrag wurde gestellt. Zu Beginn der Bauphase war es allerdings merkwürdig, dass alle Gespräche und Erledigungen allein von der Ehefrau durchgeführt wurden. Sie äußerte sich sehr verhalten und erklärte, dass ihr Mann sich für diese Dinge nicht interessiere. Nun gut, Menschen sind verschieden, deshalb hatte ich mir weiter keine Sorgen gemacht. Was mir allerdings auffiel, war, dass der Ehemann sich bei weiteren Gesprächen immer mehr im Hintergrund aufhielt, einen aggressiven Eindruck machte und sich an den Gesprächen nicht mehr beteiligte.
Am 24. Dezember erhielt ich um halb fünf Uhr morgens eine SMS der Bauherrin: Ihr Mann habe versucht, sie in der Nacht zu erwürgen und sie aus der bisherigen Wohnung geworfen. Ich war schockiert, das konnte doch nicht wahr sein. Es stellte sich leider als Tatsache heraus. Trotzdem wurde nach einiger Zeit der Hausbau weitergeführt, und nach wie vor war immer nur die Bauherrin allein an der Baustelle zu sehen. Es war eine Bauphase die mit allen Höhen und Tiefen einer zerbrechenden Partnerschaft gesegnet war. Bereits vier Monate nach dem Einzug wiederholte sich das Verhalten des Ehemanns in ähnlicher Weise, so dass die Ehefrau auszog. Das Haus steht nun zum Verkauf.
Was ich damit sagen will: Es muss zwar nicht in jedem Fall so ausgehen, aber eine Bauzeit beansprucht immer mehr Nerven und ist nicht immer nur mit positiven Erlebnissen verbunden. Auch wenn alles noch so gut verläuft, ist diese Zeit anspruchsvoll für eine Partnerschaft. Es ist entscheidend, dass beide Partner einen gemeinsamen Wunsch bzw. Plan verfolgen und sich der nervlichen Herausforderung bewusst sind. In jedem Fall sollte ein Hausbau nicht die Motivation sein, eine nicht mehr intakte Beziehung zu retten.
Die Wahl des Wohnortes
Beim Projekt Hausbau ist es in der Regel so, dass Sie sich für die nächsten 20 bis 30 Jahre, eventuell sogar für immer, an den gewählten neuen Wohnort binden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie sich gemeinsam in Ruhe darüber klar werden, wo das zukünftig sein soll. Auf dem Land, am Stadtrand, was passt am besten zu Ihnen? Wo fühlen Sie sich wohl? Was gefällt oder nervt Sie an Ihrem jetzigen Wohnort? Wollen Sie gerne abends den ruhigen Feierabend auf der Terrasse genießen oder lieber mit engem Nachbarschaftskontakt gemeinsame Aktivitäten unternehmen? Oder finden Sie Entspannung beim Sport und erwarten die dafür erforderlichen Sportstätten in Ihrem nahen Wohnumfeld. Machen Sie sich Notizen und besprechen Sie als Paar gemeinsam, welche Bedürfnisse jeder von Ihnen hat. Sie werden schnell selbst feststellen, wie unterschiedlich das sein kann. Schön, dass Sie es jetzt wissen. Vielleicht hat man einfach früher nie so konkret darüber gesprochen. Sie gewinnen auf diese Weise wichtige Erkenntnisse, ein elementarer Grundstein für einen mit Freuden angestrebten Umzug in Ihr neues Haus.
Zukunftsplanung
Neben der Wahl des neuen Wohnortes und Ihrer persönlich gewünschten dazugehörigen Infrastruktur gibt es auch noch weitere Aspekte: Wie stellen Sie sich Ihre persönliche Zukunft vor? Planen Sie Familienzuwachs und wenn ja, wie viele Personen? Oder planen Sie, dass später eventuell ein Elternteil bei Ihnen mit wohnen wird? Wird durch den Familienzuwachs zukünftig ein Einkommen wegen der Kindererziehung wegfallen? Wollen Sie später Ihr Haus wieder verkaufen, wenn die Kinder ausgezogen sind und das Haus viel zu groß ist oder soll es für ein ganzes Leben Ihr Zuhause bleiben? Fragen, die Sie vor Beginn der Bauphase klären sollten. Je konkreter Ihre Vorstellungen von Anfang an sind, desto mehr zahlt sich diese Klarheit in der Planung Ihres Hausbaus aus.
Vorstellungen müssen realistisch sein
Machen Sie sich klare realistische Gedanken zu Ihrem Hausbau. Sie sollen Träume haben und sich richtig freuen. Aber zu viel geträumt führt schnell zu Enttäuschung und das wollen Sie sicher nicht. Ihre eigenen Bedürfnisse an Wohnfläche, Großzügigkeit der Räume, Aussehen des Hauses und das Grundstück müssen finanziell realisiert, wirtschaftlich unterhalten, gereinigt, gepflegt und im schlimmsten Fall auch wieder veräußerbar sein. Gebühren und Abgaben für die wiederkehrenden Versorgungskosten, z.B. Gebühren für Wasser und Abwasser, bemessen sich zum Teil von der Größe des Grundstücks und seiner Bebauung. Auch ein Neubau bringt irgendwann Instandhaltungskosten mit sich, wenn das Haus renoviert werden muss oder der Garten bepflanzt und in Ordnung gehalten werden soll. Warum ist das alles wichtig? Weil es oft vergessen wird. Fragen Sie Bekannte und Freunde, die bereits in einem eigenen Haus wohnen, die können Ihnen sehr viel Klarheit über die zu erwartenden Kosten vermitteln.
Entscheidung ohne Zeitdruck
Unter Zeitdruck passieren zwangsläufig Fehler. Auch wenn Sie noch so sehr von dem einen oder anderen motiviert werden, sich schnell zu entscheiden. Sei es, um besondere Konditionen im Preis, ein besonders seltenes...