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E-Book

Der Pfoten-Pfad

Fernab moderner Trends den Weg zum Hund finden

AutorEckard Wulfmeyer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783739298634
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Wenn dein Hund an der Leine zieht oder Artgenossen anpöbelt oder wieder erstmal ausgiebig schnüffeln muss, wenn du ihn rufst, dann hast du genau drei Möglichkeiten: du kannst weiter die nächsten Jahre damit leben, du kannst weiter versuchen zu üben und zu hoffen ... Oder du liest dieses Buch und erkennst die Ursachen für das Verhalten deines Hundes, kannst sie an der Wurzel packen und du brauchst nie mehr mit deinem Hund etwas üben, denn du hast erfahren, was es für einen vertrauensvollen und folgsamen Hund braucht. Du wirst dich wundern, wie einfach es ist und wie schnell es geht. Wie sagte schon vor Jahrzehnten ein berühmter Forscher: Jede Veränderung an dir führt auch gleich zu einer Veränderung an deinem Hund. Und innerhalb weniger Wochen hast du einen verwandelten und folgsamen Hund. Stell dir einmal vor, wie es sich anfühlt, wenn du deinen Hund rufst und er den anderen Hund nicht mehr beachtet und sofort zu dir kommt, einfach nur, weil er dir vertraut. Du kannst erfahren, wie es sich anfühlt. Geschrieben wurde dieses Buch für Hundehalter, die sich wünschen, ihren Hund überall mit hinnehmen zu können. Die mit ihrem Hund noch nicht glücklich sind, es aber werden möchten und bereit sind, die Welt wahrzunehmen, wie sie unsere Hunde erleben. Ohne Hilfsmittel und Bestechungen, fernab moderner Trends, die morgen schon wieder vergessen sind. Hundehalter, die ganz ruhig, aber ganz nah am Hund, das Verhalten ihres Hundes ergründen und verändern möchten, hin zu einer auf Vertrauen und Verstehen basierenden Beziehung. Trainingspläne und Gebrauchsanweisungen für den Hund sucht man in diesem Buch vergebens, würden sie doch nur Mensch und Hund in eine Form pressen wollen und die Einzigartigkeit einer jeden Beziehung zwischen Mensch und Hund nicht gerecht werden. Stell dir mal vor, wie angenehm es sich anfühlt, wenn du deinen Hund überall mit hinnehmen kannst, weil es so vorteilhaft für euch ist. Welche Freiheiten ihr genießen könnt. Woran du wohl die ersten Veränderungen an deinem Hund bemerken wirst, wenn du die Ursachen erkannt und verändert hast? Wie einfach es sein wird? Womöglich anstrengend, doch das ist dein Hund dir wert, nicht wahr?

Seit über 20 Jahren steht bei Eckard Wulfmeyer privat und beruflich der Hund im Blickwinkel des Interesses. Im Jahr 2002 gründete er mit seiner Frau Andrea Rahe das Pfotenland mit großem Erfolg. Das Pfotenland in Ihlienworth ist ein Ort der Inspiration für Menschen mit Hund aus dem ganzen Bundesgebiet geworden. Im Laufe der Jahre entwickelten sie dabei ein ganzheitliches Konzept zum natürlichen Umgang mit und um den Hund, bei dem nicht das Üben und Trainieren im Vordergrund steht, sondern die Individualität der Beziehung zwischen Mensch und Hund.

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Leseprobe

Vom Führen und Folgen


Immer wenn du mit deinem Hund zusammen bist, gibt es einen der führt und einen der folgt. Etwas anderes kommt in dem archaischen Weltbild des Hundes nicht vor. Ohne Führung geht es nicht, ohne Führung bricht das Rudel auseinander. Wenn du als Mensch nicht führen willst oder kannst, übernimmt das der Hund und du bist dann derjenige, der folgt. Einer führt, einer folgt.

Stelle dir vor, du gehst mit mehreren Bekannten durch einen Wald mit vielen Abzweigungen. An jeder Abzweigung bleibt ihr stehen und diskutiert, ob ihr links oder rechts abbiegt oder geradeaus geht. Ihr geht Kompromisse ein und mal darf der eine und mal darf der andere entscheiden. Ihr kommt nur mühsam und schleppend voran. Womöglich kommt ihr gar nicht gemeinsam an, weil ihr euch zwischendrin zerstritten habt, und irgendwann jeder seinen eigenen Weg gegangen ist.

Stelle dir die gleiche Situation vor, ihr habt aber vorher festgelegt, wer die Richtung bestimmt, um zu eurem Ziel zu gelangen. Ihr habt vorher überlegt, wer euch führen soll und das habt ihr auf der Grundlage entschieden, wen ihr dafür am geeignetsten haltet, euch sicher, präzise und schnell durch den Wald zu führen. Es käme zu keinen Diskussionen. Zielsicher würdet ihr durch den Wald gehen und schnell würdet ihr den Bestimmungsort erreichen.

Das Gleiche passiert, wenn du mit deinem Hund durch den Wald gehst. Nur einer von euch kann bestimmen, wo es lang geht. Es mag zwar sein, dass ihr an vielen Abzweigungen der gleichen Meinung seid, aber an den Abzweigungen, an denen ihr unterschiedlicher Meinung seid, zeigt sich, wer führt und wer folgt. Wenn du an einer solchen Abzweigung deinen Hund erst überzeugen musst, den von dir eingeschlagenen Weg mitzugehen, bist du schon in einer Diskussion mit deinem Hund, die Zeit und Energie kostet und manchmal auch Nerven. Und dieses darfst du auf alle Situationen in eurem Zusammenleben anwenden. Hunde sind keine Demokraten und werden es auch nie werden.

Für Hunde bedeutet das Diskutieren einer Entscheidung nur die Unfähigkeit des anderen, zu führen. Warum geht dein Hund dann aber trotzdem an der Abzweigung rechts ab, wie du es wolltest, und nicht links, wie er es wollte? Er kann dich ja schlecht alleine im Wald lassen. Wie sollst du denn ohne ihn wieder aus dem Wald finden? Schließlich kannst du schlechter sehen, schlechter hören, schlechter riechen, schlechter laufen als er. Und eine schlechtere Vorstellung von Führung hast du auch noch, wie du ihm eben an der Abzweigung bewiesen hast.

Foto: Jeanette Güldner

Ihr beiden geht den Weg im Wald weiter entlang. Auf Entfernung siehst du schon, dass dir jemand mit seinem Hund entgegenkommt. Du schaust nun auf deinen Hund mit den Gedanken: "Was macht er? Hat er den anderen Hund schon gesehen? (Den braucht er nicht sehen, den hat er schon längst gerochen oder gehört oder beides.) Läuft er gleich zu dem anderen Hund und seinem Menschen hin?" Dann kombiniert dein Hund: "Mein Mensch ist unsicher. Vermutlich hat er Angst vor dem anderen Hund. Und er schaut mich an, weil er nicht weiß, was zu tun ist. Er fragt mich, was zu tun ist. Also werde ich mal überprüfen, was es mit dem anderen Hund auf sich hat, um dafür zu sorgen, dass mein Mensch sicher an diesem anderen Hund vorbeigehen kann." Ich bin mir sicher, dass du gerade selber merkst, wer hier die Führung übernommen hat. Und sollte dein Hund anschließend den anderen Hund anknurren, anbellen oder ähnliches, dann weißt du ja, dass dein Hund entschieden hat, was in der Situation zu tun ist, und nicht du.

Ein Hund hat immer das Verlangen, in einem Rudel zu leben, in einer Gemeinschaft, in der man zusammen das Überleben sichert durch Nahrungsbeschaffung und Weitergabe der Gene. Ohne eine solche Gemeinschaft führt er ein unausgefülltes Leben. Es bedeutet Einsamkeit, erhöhter Aufwand bei der Nahrungsbeschaffung und keine Chance, seine Gene an die nächste Generation zu vererben. Daher ist er immer bestrebt, in einem Rudel zu sein und wenn er in einem Rudel ist, dann ist er eins von zwei Dingen: Führer oder Folgender.

Der Hund an sich hat nicht den Anspruch der Führende in einer Gemeinschaft zu sein. Es ist ein anstrengender Job. Ständig muss man aufpassen, man muss präsent sein, man muss ständig Entscheidungen treffen, die Auswirkungen über das Wohl und Wehe der Rudelmitglieder haben. Man muss seine volle Konzentration und seinen gesamten Willen in den Dienst des Rudels stellen. Man muss dafür sorgen, dass keiner zu kurz kommt und dass alle an einem Strang ziehen. Soziale Spannungen muss man ausgleichen und Disziplin bei allen Mitgliedern einfordern. Aber einer muss den Job machen und wenn du es nicht bist, dann muss der Hund die Funktion übernehmen. Und so fragt er, wer von euch beiden die Position ausfüllen wird. Wer der Geschäftsführer in eurer Gemeinschaft ist. Und dies fragt er dich durch sein Verhalten, und in dem er dich beobachtet und dabei zu dem Schluss kommt, ob du fähig bist die Aufgabe, das Rudel zu leiten und sicher durch alle Eventualitäten zu führen, zu erfüllen oder nicht.

Erwarte nun kein spektakuläres Verhalten deines Hundes bei dieser Abfrage. Er wird nicht den Kampf mit dir suchen oder dich zu einem Spiel dabei herausfordern oder einen Tanz aufführen. In den allermeisten Fällen sind es Kleinigkeiten seines Verhaltens, die den Ausschlag geben wie er dich sieht. Es könnte zum Beispiel sein, dass er dich bei der Begrüßung mit gestreckten Vorderpfoten anspringt, was einer Ohrfeige gleich kommt, und prüft, wie du reagierst. Oder wenn du bei Hundebegegnungen auf ihn schaust, um zu sehen, was er macht, wie er sich verhält, kann dein Hund das nicht anders interpretieren, als dass du ihn fragst, was in dieser Situation zu tun ist. Und wenn du es schon in dieser alltäglichen Situation nicht weißt, wie sollst du es dann in anderen, gefährlichen, Situationen wissen?

Er wird sich dir immer mal wieder in den Weg stellen und schauen, ob du um ihn herum läufst. Oder er bringt dir einen Ball, schmeißt dir diesen vor die Füße, was nichts anderes bedeutet, als dass er dir das Kommando gibt, diesen Ball zu werfen. Und wenn er dir ein Kommando geben kann und du dieses ausführst, bedarf es wohl keiner Erläuterung, wer führt und wer folgt. Das Gleiche gilt, wenn ein Hund zu dir kommt, dich lieb anschaut, deine Hand mit seiner feuchten Nase anstupst, seine Flanke an deinen Beinen reibt, er dir also das Kommando gibt, ihn zu kraulen und zu streicheln.

Wenn du diesen Kommandos deines Hundes nachkommst, weiß der Hund, wer von euch beiden führt und wer folgt. Wundere dich dann nicht, wenn dein Hund dich als Kratzbaum ansieht, an dem man sich reiben und schubbern kann, aber nicht als einen sicheren und souveränen Menschen, auf den man sich in schwierigen Situationen verlassen und dem man vertrauen kann.

Das heißt nun nicht, dass du nicht mit deinem Hund spielen oder nicht mit deinem Hund kuscheln darfst. Du kannst ihm gerne den Ball werfen bis deine Schulter schmerzt. Du kannst ihn gerne - nein, du sollst ihn sogar - kraulen und streicheln. Beachte nur dabei, dass es von dir ausgeht und du nicht dem aufdringlichen und respektlosen Fordern deines Hundes nachkommst. Wenn er lernt, dass es für ihn von Vorteil ist, fremdbestimmt zu leben, und nicht selbstbestimmt, hast du einen wichtigen Schritt in seiner Entwicklung zu einem selbstbewussten und ausgeglichenen Hund getan. Er hat dann die Chance, ein freier Hund zu werden, weil du ihn sicher durch das Leben führst. Er hat dann die Chance, wirklich frei zu sein.

Wenn du Kinder hast und diese dir vor den Augen des Hundes auf der Nase herum tanzen, dann darfst du dich auch nicht wundern, wenn dein Hund dich nicht ernst nimmt. Es ist ja nicht so, dass er nicht mitbekommen würde, was da gerade bei euch Zuhause passiert. Und natürlich zieht er auch aus diesen Beobachtungen seine Schlüsse. Genauso bemerkt er, ob du krank bist, ob es dir körperlich oder psychisch nicht gut geht und zieht auch diese Faktoren bei seiner Entscheidung, dir bei einem Kommando zu vertrauen, mit ein.

Dadurch haben es zum Beispiel Menschen mit Depressionen oder Menschen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, bei ihrem Hund immer schwerer, die Gefolgschaft zu erlangen. Gerade für Menschen mit Depressionen ist das ein energiezehrender Aufwand, müssen sie sich doch mit ihrer Depression und ihrem Hund gleichzeitig auseinandersetzen. Ihnen fällt es vergleichsweise schwer, Entscheidungen zu treffen, was aber unabdingbar ist, wenn man jemanden anleiten, jemanden führen möchte. Und gerade draufgängerische Hunde sehen die Depressionen eines Menschen als Verlust der Übersicht und Kontrolle über die Gesamtsituation und haben das Gefühl, dass ein Vakuum entsteht, das sie füllen müssen.

Wenn ein Hund mit seinen Forderungen Erfolg hat und du seinen Kommandos nachkommst, stellt er sich unwillkürlich auch die Fragen, ob er dieses Verhalten wiederholen kann und was er noch beeinflussen kann, was er machen kann und was nicht? Und diese Fragen wird er dir stellen. Er wird sie dir so stellen, wie er es als Hund eben nur kann: durch sein Verhalten. Und er wird dich dann wieder ganz genau beobachten und aus deinem Verhalten die entsprechenden Rückschlüsse ziehen. Er wird...

Blick ins Buch

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