Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Soziologie - Krieg und Frieden, Militär, Note: 1,0, Universität Bielefeld (Fakultät für Soziologie), Veranstaltung: Einführung in die Soziologie des politischen Systems, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Verbrechen der Nationalsozialisten im besetzten Polen ab 1939 sind in der NS-Forschung häufig thematisiert worden. In diesem Zusammenhang erlangten die Einsatzgruppen der SS und das Polizeibataillon 101 besondere Aufmerksamkeit. Dies hängt zum einen mit den Verbrechen zusammen, die mit diesen beiden Instanzen in Verbindung gebracht werden, aber auch mit der teils exzellenten Quellenlage. Die Frage, die Historiker und Soziologen in diesem Untersuchungskontext gleichermaßen beschäftigt, ist die nach den Erklärungen für das Verhalten der Soldaten. Betrachtet man diese beiden Organisationen, wird ein deutlicher Unterschied im Verhalten der Mitglieder offenbar, der in dieser Arbeit in seinen Ausprägungen untersucht werden soll. Während bei den Einsatzgruppen fast jeder bereit war, die Verbrechen an den polnischen Juden zu begehen, sah dies in Bezug auf das Polizeibataillon ganz anders aus. Dort gab es mehrere Fälle, in denen die Beteiligten vor der Tötungshandlung selbst zurückschreckten (Vgl. Browning 1998: S. 89). Im Anschluss an diese Beobachtung stellt sich die Frage nach den Ursachen für ein solches Phänomen. Dem nachzugehen hat auch Bedeutung für die soziologische NS-Forschung. Es wird dadurch möglich, Strukturen des Systems im Ganzen zu analysieren. Der entdifferenzierte NS-Staat kann durch diesen Vergleich noch einmal mehr auf seine Gleichschaltung hin untersucht werden. Es können Differenzen aufgezeigt werden, die in diesem Staat vorhanden waren und somit ist es auch möglich, seine gänzliche Gleichschaltung anzuzweifeln. Den theoretischen Rahmen für diese Untersuchung soll Luhmanns Systemtheorie bilden. Besonders werde ich mich hier auf seine Analyse zur formalen Organisation konzentrieren. Dieser Ansatz wurde von mir ausgewählt, da er eine hohe Chance der Abstraktion bietet, die in anderen historischen wie psychologischen Ansätzen häufig fehlt. Hier soll es nicht um konkrete Motive gehen, die für die Männer ausschlaggebend waren, um an den Aktionen in Polen teilzunehmen, sondern es soll einzig um die Form und den Aufbau der Organisation gehen, der sie angehörten. Die Fragestellung, die dieser Arbeit zugrunde liegt, lautet demzufolge: Inwieweit ist das unterschiedliche Verhalten der Angehörigen des Polizeibataillons 101 und der SS-Einsatzgruppen durch die Unterschiede in der formalen Organisation zu erklären?
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