Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,7, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Lehrer, die aufgrund ihrer Herkunft oder (erst) ihrer Ausbildung überwiegend daran gewöhnt sind, in gehobener Standardsprache zu kommunizieren und die diese Sprache sowohl als Unterrichtssprache nutzen als auch als Zielsprache für die Unterrichteten anstreben, werden im Kontakt mit Schülern und Eltern mit den unterschiedlichsten Sprachen, Dialekten, Soziolekten und Sprachstilen etc. konfrontiert. Da jeder Sprecher durch seine Sprachwahl seine Identität wesentlich mit konstruiert und ihm gleichzeitig entsprechend den Konnotationen des Rezipienten durch diesen eine bestimmte Identität zugeschrieben wird, sind Lehrer in ihrem beruflichen Handeln ständig in der Gefahr, im Kontakt mit Kindern, Jugendlichen und Eltern vorurteilsvoll zu begegnen und bei ihrer Leistungsbewertung über subjektive Fehlerquellen zu stolpern. Die Stigmatisierung durch den Rezipienten, der mit einer bestimmten Sprache bestimmte Eigenschaften verbindet, ohne sich dessen bewusst zu sein, kann sich demnach vor allem im Kontext von Schule nachteilig darauf auswirken, welche Leistungsfähigkeit den Sprechern zugetraut wird. Deshalb müssen sich gerade Lehrer Rechenschaft darüber ablegen, mit welchen Zuschreibungen sie ihre Schüler belegen, wenn sie von diesen mit einem bestimmten Sprachverhalten konfrontiert werden. Im Interesse der pädagogischen Verantwortung des Lehrers und des Rechtes des Schülers auf differenzierte Wahrnehmung ist es deshalb wichtig, dass der Zusammenhang zwischen Sprachverhalten des Schülers und der Einschätzung des Lehrers bei abweichendem Sprachverhalten reflektiert wird. Ein Aspekt dieses komplexen Problembündels, die Wahrnehmung und Bewertung der Jugendsprache Kiezdeutsch durch angehende Lehrer, soll hier untersucht werden. Im Rahmen des Seminars habe ich gemeinsam mit drei Kommilitonen eine Befragung zum Kiezdeutschen unter Hamburger Lehramtsstudenten durchgeführt, die ich hier hinsichtlich der Frage nach der persönlichen Wahrnehmung und dem erwarteten Einfluss des Kiezdeutschen auf das Hochdeutsch der Sprecher auswerten werde. Zunächst kläre ich dafür die dieser Arbeit zugrunde gelegten Begrifflichkeiten, den Sprecherkreis des Kiezdeutschen und die Unterschiede des Kiezdeutschen zum Standarddeutschen. Ich umreiße kurz die Hauptdiskussionspunkte der aktuellen Forschung und kläre dann, was unter sprachlichen Varietäten und Dialekten zu verstehen ist, um mich so der Frage nach der Klassifizierung des sprachlichen Phänomens zu nähern.
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