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E-Book

Warren Buffetts fundamentale Investment-Geheimnisse

Die Essenz der Partnership Letters des erfolgreichsten Investors aller Zeiten

AutorJeremy Miller
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783862487783
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Die Essenz der Partnership Letters - erstmals von Warren Buffett exklusiv autorisiert Mit gerade einmal 26 Jahren und 100 US-Dollar gründete Warren Buffett 1956 seine erste eigene Firma, Buffett Partnership, bevor er 14 Jahre später mit Berkshire Hathaway zum erfolgreichsten Investor aller Zeiten wurde. Wenigen ist bekannt, dass er mit seinem ersten Unternehmen noch erfolgreicher war als später mit Berkshire Hathaway. Bis 1969 erzielte er eine durchschnittliche Rendite von fast 30 Prozent im Jahr. Zum ersten Mal erscheinen mit diesem Buch die gesammelten, kommentierten und von Warren Buffett exklusiv autorisierten Briefe, die er seinen Anteilseignern bei Buffett Partnership zwischen 1956 und 1970 schrieb, um seine Investmentstrategie darzulegen. 14 Jahre, zwischen seiner Zeit mit Benjamin Graham in New York und dem Beginn der Berkshire-Hathaway-Erfolgsgeschichte, in denen Buffett den Grundstein für seinen bisher unerreichten Erfolg legte. Die »Ground Rules« oder Grundprinzipien, die er in seinen Briefen darlegte, sind für jeden Investor gleichermaßen wichtig, egal ob Anfänger oder Profi. Ein einmaliger Blick in die erfolgreichen Strategien des größten Investors der Welt - die Essenz der Partnership Letters.

Jeremy Miller arbeitet im institutionellen Vertrieb bei Vertical Research Partners, einem führenden Unternehmen für Kapitalanalyse und Beratung mit Sitz in New York City, zu deren Kunden Investoren und einige der weltweit größten vermögensverwaltenden Unternehmen gehören.

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Leseprobe

Teil I


Kapitel 1
Orientierung


»Das Vorhandensein einer Kursnotierung für Ihren Geschäftsanteil (Aktie) sollte stets ein Kapital sein, das sich nutzen lässt falls gewünscht. Wenn diese sich verrückt genug in die eine oder andere Richtung bewegt, ziehen Sie Ihren Vorteil daraus.«6

– 12. Juli 1966

Stellen Sie sich vor, Sie seien an einem frühen Herbstabend 1956 in Omaha zugegen. Elvis hatte gerade seinen ersten Auftritt in der Ed-Sullivan-Show und Eisenhower ist im Weißen Haus. An diesem Abend sitzen Sie zusammen mit zwanzig anderen in einem Seminarraum der Universität von Nebraska Omaha. Es ist Ihre erste Stunde in einem Kurs mit dem Titel »Investment-Grundsätze«. Ihr Lehrer ist ein junger Mann in den Zwanzigern namens Warren Buffett. Wie sich herausstellt, haben Sie sich neben seine Tante Alice gesetzt, eine von sieben Investorinnen und Investoren, die an seiner ersten Investmentgesellschaft beteiligt sind.

Ich sehe dieses Buch gern als Neuerschaffung dieses Kurses, das sich der Lektionen aus seinen Partnership Letters bedient, die zeitgleich zu diesem Seminar entstanden sind. Es ist Ihr mit Anleitungen versehener Weg zu den Grundlagen intelligenten Investierens, die Essenz aus fast vierzig dieser frühen Briefe. Es waren die vor der Berkshire-Zeit liegenden Jahre, 1956 bis 1970, als sein Kapital bescheiden war und er überall hätte investieren können. Es war eine Zeit, zu der er sich, vor allem zu Beginn der Investmentgesellschaft, nicht von Ihnen oder mir unterschied: Er konnte quasi in alles investieren, keine Firma war zu klein dazu.

Während Buffett tagsüber investierte, gab er von Ende 1950 bis in die 1960er-Jahre tatsächlich einen Abendkurs, und seine Tante Alice besuchte zusammen mit anderen späteren Partnern diesen Kurs. Nachdem Buffett einen Lehrgang von Dale Carnegie absolviert hatte, um seine Hemmungen zu überwinden, in der Öffentlichkeit zu sprechen, unterrichtete er, um in Übung zu bleiben. Darüber hinaus folgte er dem Beispiel seines Mentors, Ben Graham. Dieser hielt neben dem Schreiben von Briefen für seine Investoren eine Vorlesung über Wertpapieranalyse, während er zugleich die Graham-Newman Investmentgesellschaft leitete.

Die fundamentalen Prinzipien von Benjamin Graham


Es gibt keine bessere Möglichkeit, ein Buch über die Grundlagen intelligenten Investierens zu beginnen, als mit den Grundzügen von Buffetts Denkweise, die alle Schüler Grahams teilen: Der Markt kann manchmal vorübergehend völlig aus dem Gleichgewicht geraten und ist absolut unberechenbar, aber langfristig werden die Kurse für Wertpapiere ihrem inneren Wert entsprechen.

Buffett benutzt die etwas paradox klingende Idee seines Mentors durchgängig als ein Erklärungsmittel in seinen Briefen, weil sie wirkungsvoll hervorhebt, worauf wir als Investoren aus sind: eine durchgängig vernünftige, rationale Geschäftsanalyse, beruhend auf Logik und schlüssigen Argumenten, die zu der Auswahl von Wertpapieren mit der höchstmöglichen Rendite und dem geringstmöglichen Risiko führen. Das ist der Ansatz des langfristigen Investors. Er unterscheidet sich deutlich von dem Ansatz, Gewinne zu generieren, indem man darüber spekuliert, was andere Investoren tun oder nicht tun werden, oder Vermutungen anstellt darüber, wie sich kurzfristige Veränderungen makroökonomischer Variablen, wie Ölpreise oder Zinssätze, auf den Aktienmarkt auswirken. Investoren, so wie wir den Begriff definieren werden, kaufen ein Geschäft, Spekulanten »spielen« Markt.

Investoren lernen, kurzfristige Schwankungen von Aktienkursen grundsätzlich als ungezieltes Schlingern zu betrachten, das weitgehend ignoriert werden kann; und weil diese als zufallsbedingt angesehen werden, versuchen wir als Investoren erst gar nicht, diese systematisch vorherzusagen. Das ist nicht unser Ziel.

Langfristig pendeln sich die Märkte in der Regel ein und bilden die ökonomische Erfahrung eines Geschäfts im Preis seiner Aktien ab. Mit diesem Wissen konzentrieren sich Investoren deshalb auf fundierte, langfristige Wirtschaftsanalysen und konservative Überlegungen – genau das führt unserer Überzeugung nach im Laufe der Zeit zu überdurchschnittlichen Ergebnissen.

Dieses wichtige Grundprinzip stammt unmittelbar von Ben Graham, Buffetts Lehrer, früherer Arbeitgeber und Vorbild. Graham war der Mann, der im Grunde die Wertpapieranalyse erfunden hat. Bekannt als der »Dean der Wall Street«, war Ben Graham ein Bahnbrecher, der etwas, das bis dahin als »schwarze Kunst« betrachtet wurde, in eine echte Profession verwandelte. Seit ihrer ersten Begegnung war Buffett von Grahams Ideen so gefesselt, dass er sogar seinen Sohn – der als nächster an der Reihe sein wird, nicht-geschäftsführender Chef von Berkshire Hathaway zu werden – Howard Graham Buffett taufte. Buffetts Investment-Grundsätze zu begreifen – den Teil, der seit den Tagen der Investmentgesellschaft bis heute konstant geblieben ist –, erfordert ein klares Verständnis von Grahams grundlegenden Ideen und Einflüssen. Und so fing alles an:

Buffett machte 1950 im Alter von 19 Jahren seinen Abschluss an der Universität von Nebraska in Lincoln und bewarb sich an der Harvard Business School. Er bekam jedoch die Antwort, es dort besser erst in ein paar Jahren zu versuchen. Diese Absage wurde zu einem der größten Glücksfälle seines Lebens. Als er sich nach anderen Studienmöglichkeiten umsah, stieß er auf das Dozentenverzeichnis der Columbia University, und entdeckte dort, dass der Autor seines Lieblingsbuches, Intelligent Investieren, erstens noch lebte und zweitens dort auch lehrte. Buffett bewarb sich umgehend. Mehrere Wochen später (er bewarb sich im August) schrieb er sich als Student ein, und bald darauf saß er als Klassenbester in Grahams Kurs. Man kann die Intensität des intellektuellen Austausches zwischen diesen beiden Männern nur erahnen. Graham legte das intellektuelle Fundament bei Buffett. Und er, der einzige Student, der jemals bei ihm die Note 1+ erhielt, sog alles auf, was Graham lehrte.

Nach dem Universitäts-Abschluss wollte Buffett um jeden Preis für Grahams Investmentfirma arbeiten, aber er wurde als »überqualifiziert« abgelehnt – worüber er später gerne scherzte –, obwohl er angeboten hatte, ohne Vergütung zu arbeiten. Der wahre Grund, warum er die Stelle nicht bekam, hatte vermutlich mehr damit zu tun, dass Graham-Newman eine der wenigen Investmentfirmen in jüdischem Besitz war; Buffett hätte überall einen anspruchsvollen Job finden können, aber hochqualifizierte Juden, die Graham nicht einstellte, hatten woanders kaum eine Chance.

Enttäuscht kehrte Buffett nach Omaha zurück, um in das Wertpapier-Maklergeschäft seines Vaters einzusteigen. Aber er verfolgte weiter die Idee, mit Graham zusammenzuarbeiten. Ein stetiger Strom von Briefen und Aktienvorschlägen im Laufe der folgenden drei Jahre brachte ihn ans Ziel. Sein Mentor gab schließlich nach und lud ihn 1954 ein, wieder nach New York zu kommen. Buffett verbrachte dennoch nicht viel Zeit bei Graham-Newman – ein Jahr, nachdem er dort eingestiegen war, entschloss sich Graham, in den Ruhestand zu gehen.

Im Alter von 25 Jahren kehrte Buffett wieder nach Omaha zurück, aber dieses Mal nicht mehr, um bei seinem Vater zu arbeiten. Gegen den Rat Grahams und seines Vaters gründete er seine eigene Investmentgesellschaft. Er baute sie nach dem Vorbild von Graham auf und betrieb sie überwiegend gemäß dessen Grundregeln. Graham und Buffett blieben bis zu Grahams Tod im Jahr 1976 in engem Kontakt.

Mr. Market


Grahams wertvollste Erklärung, wie genau kurzfristige Marktineffizienzen wirken, wurde in seinem Konzept des »Mr. Market« auf den Punkt gebracht. Der Wertpapiermarkt verhält sich seiner Meinung nach wie ein launenhafter, manisch-depressiver Mensch, der jeden Tag Aktien kauft und verkauft. Sein Verhalten ist mitunter impulsiv und unvernünftig, und sein Handeln ist schwer vorhersehbar. Manchmal ist er euphorisch und stuft seine Chancen als hoch ein. Dann wird er Ihnen seinen Anteil nur zum Höchstpreis anbieten. Zu anderen Zeiten ist er niedergeschlagen und glaubt nicht an sich oder sein Geschäft. Dann bietet er Ihnen den gleichen Anteil zu einem Schnäppchenpreis an. Oft ist er indifferent. Da Sie nie sicher sein können, in welcher Stimmung Sie ihn antreffen, können Sie davon ausgehen, dass Mr. Market morgen mit ganz anderen Preisvorstellungen zurück sein wird, egal, was Sie heute mit ihm aushandeln.

Den Markt mit der von Graham geschaffenen Metapher zu betrachten, verdeutlicht, warum der Marktpreis an einem beliebigen Tag nicht Ihre Einschätzung vom zugrundeliegenden inneren Wert eines Wertpapiers prägen sollte. Wir müssen selbstständig auf diesen Wert kommen und dürfen nur dann agieren, wenn uns die Stimmung von Mr. Market zupasskommt. Genau das betont Buffett in seinen Briefen, wenn er schreibt: »Eine vorhandene Kursnotierung sollte nie zu einer Verpflichtung werden, bei der die zyklischen Verirrungen wiederum Ihre Beurteilung formen.«7 Wenn Sie sich auf den Marktpreis stützen, um ein Geschäft zu bewerten, verpassen Sie womöglich Chancen, zu kaufen, wenn Mr. Market niedergeschlagen ist, und zu verkaufen, wenn er manisch ist. Sie dürfen nicht dem Markt das Denken überlassen. Investoren wissen, dass das ihre Aufgabe ist.

Wenn Sie eine Aktie besitzen, gehört Ihnen ein Geschäft


Diese »Aufgabe« besteht natürlich darin, den Geschäftswert einzuschätzen. Während kurzfristige Preise Mr. Markets gnädiger Stimmung ausgeliefert sein können, wird sich eine Aktie langfristig dem zugrundeliegenden...

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