Sie sind hier
E-Book

Keimzelle Krankenhaus. WAZ-Ausgabe

Wie MRSA und andere Killerbakterien töten

AutorKlaus Brandt
VerlagKlartext Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl190 Seiten
ISBN9783837511857
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Lebensgefahr im Krankenhaus: Killerkeime wie MRSA und VRE töten Zehntausende von Patienten in deutschen Kliniken. Die meisten dieser Tragödien wären vermeidbar. Doch statt Bakterien durch konsequente Hygiene zu stoppen, werden Keimausbrüche mit Todesopfern vor der Öffentlichkeit verheimlicht. Verschwundene Akten, verschwiegene Infektionen, verschleiernde Behörden - eine Recherche zu den Hintergründen und den Folgen katastrophaler Zustände in Krankenhäusern, die man vielleicht in der Dritten Welt erwartet hätte, aber nicht in Deutschland.

Klaus Brandt, Jahrgang 1959, seit 1981 Journalist. In Dortmund geboren und dort bis 2010 als Lokalredakteur unterwegs. Deckte für die Westfälische Rundschau den Giftskandal um die PCB-Entsorgungsfirma Envio auf. Seit 2011 im Ressort Recherche der FUNKE Mediengruppe in Essen. 2013: Nominierung für den Theodor-Wolff-Preis; eBook-Premiere 2014.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

DIE KONFRONTATION


Genug gesammelt vorerst. Jetzt wollen wir hören, was Helios dazu sagt. Ich rufe „Duckface“ Lennertz an und sage, jetzt könne er mir helfen – aber diesmal bitte ohne Maskerade, sondern hochoffiziell, bei einem Termin an Ort und Stelle: Im Klinikum St. Johannes wollen wir Helios besuchen und mit unseren Recherche-Ergebnissen konfrontieren. Wir wollen einen Fotografen und einen Kameramann mitbringen, uns erst umsehen in dem alten Backsteinbau und anschließend mit den Verantwortlichen reden.

Der Unternehmenssprecher windet sich. Per E-Mail geht es hin und her. Die zuständigen Hygienefachkräfte will der Konzern uns nicht präsentieren. Die verantwortliche Hygienikerin sei krank, ihre Vertretung komme erst nächste Woche zurück. Also rege ich ein Gespräch in der nächsten Woche an. Doch als es soweit ist, passt es Lennertz nicht mehr. Wir sollten noch zwei Wochen warten, teilt er jetzt mit, oder konkrete Fragen schriftlich stellen. Wir bekämen dann „zitierfähige Aussagen“.

Dann eben schriftlich. Ich stelle Helios also konkrete Fragen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Konzern das Duisburger Klinikum mit den Krankenhäusern St. Johannes, St. Vincenz und Marien erst seit November 2011 trägt. Als KKD (Katholisches Klinikum Duisburg) standen die Einrichtungen vorher unter der Regie des Bistums Essen. Als alleiniger Gesellschafter der Kosmas und Damian GmbH (K+D) hält das Bistum immer noch 49 Prozent der Anteile an den Kliniken. Die Mehrheit von 51 Prozent ist in der Hand von Helios.

Meine Anfrage an Helios lautet:

--

1. Trifft es zu, dass in den Jahren 2010 und 2011 sämtliche MRSA-Fälle, die vom KKD bzw. seit 31.10.2011 von Helios gemeldet wurden, aus dem Klinikum St. Johannes stammen?

2. Trifft es zu, dass sich die Zahl der gemeldeten MRSA-Fälle im Klinikum St. Johannes im Jahresvergleich von 2010 zu 2011 verzehnfacht hat?

3. Trifft es zu, dass im St. Vincenz wie auch im Marien-Hospital in den Jahren 2010 und 2011 keine MRSA-Fälle gemeldet wurden? Wenn ja: Warum nicht?

4. Trifft es zu, dass im St. Vincenz wie auch im Marien-Hospital in den Jahren 2012 und 2013 zusammen jeweils elf MRSA-Fälle gemeldet wurden?

5. Trifft es zu, dass in den Helios-Kliniken St. Johannes, St. Vincenz und Marien im Jahre 2012 insgesamt 30 MRSA-Fälle gemeldet wurden?

6. Trifft es zu, dass in den Helios-Kliniken St. Johannes, St. Vincenz und Marien 2013 bis Mitte Juni insgesamt 22 MRSA-Fälle gemeldet wurden?

7. Wie viele MRSA-Fälle 2013 wurden von diesen drei Helios-Kliniken bis zum heutigen Tag gemeldet? (Ich bitte um die separaten Fallzahlen der einzelnen Kliniken.)

8. Seit wann werden Patienten in den drei genannten Kliniken per Eingangsscreening auf MRSA getestet und wie?

9. Sind diese Eingangsscreenings verlässlicher Standard bei sämtlichen Patienten, die seither in den drei genannten Kliniken aufgenommen wurden oder gibt es Fälle, bei denen das Screening entfällt? Wenn ja: Unter welchen Umständen entfällt das Screening?

10. Wie viele MRSA-Kolonisationen wurden im Rahmen der Eingangsscreenings in den Duisburger Kliniken St. Johannes, St. Vincenz und Marien seit dem 01.01.2010 festgestellt? Ich bitte um eine nach Einrichtungen und Betreibern (KKD/Helios) sortierte chronologische Auflistung.

11. Wie viele MRSA-Infektionen wurden bei diesen Eingangsscreenings in den Duisburger Kliniken St. Johannes, St. Vincenz und Marien seit dem 01.01.2010 festgestellt? Ich bitte hier ebenfalls um eine nach Einrichtungen und Betreibern (KKD/Helios) sortierte chronologische Auflistung.

12. Womit ist der vergleichsweise Anstieg der MRSA-Infektionen in den drei genannten Kliniken im bisherigen Verlauf 2013 gegenüber dem Vorjahr zu erklären?

13. Worin liegen die Ursachen für den vergleichsweisen Anstieg der MRSA-Fälle 2013 gegenüber dem Vorjahr?

14. Gab es einen Abbau von hygienischen Standards im Klinikum St. Johannes? Wenn ja: Wann? In welchen Bereichen wurden welche Standards gelockert oder abgebaut?

15. Wurden sämtliche MRSA-Infizierte in den Duisburger Kliniken St. Johannes, St. Vincenz und Marien seit dem 01.11.2011 mit Bekanntwerden Ihrer Infektion unverzüglich und wirksam isoliert?

16. Wurden und werden die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am RKI zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen in den drei genannten Kliniken seit der Übernahme durch Helios durchgehend und strikt umgesetzt? Wenn nein: Warum nicht?

17. Wurde und wird der Kommentar der KRINKO und des RKI zu den „Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRSA-Stämmen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen" in den drei genannten Kliniken seit der Übernahme durch Helios durchgehend und strikt umgesetzt? Wenn nein: Warum nicht?

18. Wurden und werden die aktuellen Hinweise des Vorstands der DGKH zur Umsetzung der MRSA-Empfehlung der KRINKO von 1999 in den drei genannten Kliniken seit der Übernahme durch Helios durchgehend und strikt umgesetzt? Wenn nein: Warum nicht?

19. Wurde und wird der Maßnahmenplan der DGKH beim Auftreten von MRSA von 2002 in den drei genannten Kliniken seit der Übernahme durch Helios durchgehend und strikt umgesetzt? Wenn nein: Warum nicht?

20. Wurden und werden die Inhalte der RKI-Bekanntmachung von 2013 zur Surveillance nosokomialer Infektionen sowie die Erfassung von Krankheitserregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen in den drei genannten Kliniken seit der Übernahme durch Helios durchgehend und strikt umgesetzt? Wenn nein: Warum nicht?

21. Wie viele Todesfälle von Patienten mit einer nosokomialen MRSA-Erkrankung gab es in den drei genannten Kliniken vom 01.01.2010 bis zum 31.10.2011? Ich bitte um eine nach Einrichtungen und Jahren sortierte chronologische Auflistung.

22. Wie viele Todesfälle von Patienten mit einer nosokomialen MRSA-Erkrankung gab es in den drei genannten Kliniken vom 01.11.2011 bis zum heutigen Tage? Ich bitte um eine nach Einrichtungen und Jahren sortierte chronologische Auflistung.

23. Wie viele Todesfälle von Patienten mit einer nosokomialen  MRSA-Erkrankung gab es in den drei genannten Kliniken in 2013 bis zum heutigen Tage? Ich bitte um eine nach Einrichtungen und Monaten sortierte Auflistung.

24. Wie bewertet Helios den Anstieg der Todesfälle von Patienten mit einer nosokomialen MRSA-Erkrankung seit 2012?

25. Womit ist dieser Anstieg der Todesfälle seit 2012 zu erklären?

26. Wie bewertet Helios den Hygienestandard im Klinikum St. Johannes?

27. Kennt Helios gravierende Mängel beim Hygienestandard im Klinikum St. Johannes? Wenn ja: Welche Bereiche sind davon betroffen und wie?

28. Trifft es zu, dass runde zwei Drittel der von Helios gemeldeten MRSA-Fälle 2012 in Duisburg aus dem Klinikum St. Johannes stammen? Wenn ja: Womit erklären Sie diese Häufung?

29. Trifft es zu, dass die MRSA-Fälle in St. Johannes 2012 um das Drei- bis Vierfache über den MRSA-Fällen in Marien bzw. St. Vincenz lagen? Wenn ja: Womit erklären Sie diese Häufung?

30. Gab es damals Hygienemängel in St. Johannes, die in Marien und in St. Vincenz nicht vorlagen? Wenn ja: Welche?

31. Trifft es zu, dass bis Mitte Juni 2013 die Hälfte aller in 2013 gemeldeten MRSA-Fälle in den Duisburger Helios-Kliniken aus dem Klinikum St. Johannes stammen? Wenn ja: Warum bleibt St. Johannes nach wie vor die MRSA-Hochburg unter den Duisburger Helios-Kliniken?

32. Trifft es zu, dass die MRSA-Fälle in den Helios-Kliniken St. Vincenz und Marien bis Mitte Juni 2013 bereits die gleichen MRSA-Fallzahlen meldeten wie im gesamten Jahr 2012? Wenn ja: Wie erklären Sie sich das? Wie begegnen Sie dieser Entwicklung?

33. Gibt es Hygienemängel in Marien und in St. Vincenz, die in St. Johannes nicht vorliegen? Wenn ja: Welche?

34. Seit wann werden MRSA-Kolonisationen in St. Johannes, St. Vincenz und Marien per Eingangsscreening ermittelt?

35. Wie haben sich die Zahlen von MRSA-Kolonisationen seither in den drei genannten Kliniken entwickelt? Ich bitte um eine chronologische Darstellung der Entwicklung der MRSA-Kolonisationen, nach den einzelnen Einrichtungen getrennt.

36. Wie haben sich im gleichen Zeitraum die Fälle von nosokomialen MRSA-Infektionen in den drei genannten Kliniken entwickelt? Ich bitte um eine chronologische Darstellung der Entwicklung der MRSA-Infektionen, nach den einzelnen Einrichtungen getrennt.

37. Wie bewertet Helios die Tatsache, dass die drei Krankenhäuser des Konzerns aktuell annähernd 50 Prozent aller MRSA-Fälle auf Duisburger Stadtgebiet repräsentieren? Was sagt diese Zahl über das von Helios praktizierte Hygienekonzept aus?

Der Konzern...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Gesellschaft - Männer - Frauen - Adoleszenz

Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt

E-Book Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB

Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…

Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt

E-Book Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB

Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…

Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt

E-Book Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB

Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…

Mitten im Leben

E-Book Mitten im Leben
Format: ePUB/PDF

Die Finanzaffäre der CDU hat nicht nur die Partei und die demokratische Kultur der Bundesrepublik in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt, sondern war auch der Auslöser für Wolfgang Schäubles Verzicht…

Mitten im Leben

E-Book Mitten im Leben
Format: ePUB/PDF

Die Finanzaffäre der CDU hat nicht nur die Partei und die demokratische Kultur der Bundesrepublik in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt, sondern war auch der Auslöser für Wolfgang Schäubles Verzicht…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Weitere Zeitschriften

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

AUTOCAD Magazin

AUTOCAD Magazin

Die herstellerunabhängige Fachzeitschrift wendet sich an alle Anwender und Entscheider, die mit Softwarelösungen von Autodesk arbeiten. Das Magazin gibt praktische ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...

Euphorion

Euphorion

EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...