Ausbildung – Der Start ins Berufsleben
In diesem Kapitel erfährst du,
- was eine staatlich anerkannte Ausbildung ist,
- welche Ausbildungsformen es gibt,
- wie viel du in der Ausbildung verdienst,
- welche Ausbildungen exklusiv Abiturienten offenstehen,
- wie du während deiner Ausbildung die weite Welt erkunden kannst.
Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung. Auf den ersten Blick wirkt das deutsche Ausbildungssystem ein wenig wie ein Dschungel. Du stößt auf Begriffe wie betriebliche, schulische und duale Ausbildung, Sonderausbildung, Vorbereitungsdienst, Berufsschule und Berufsfachschule. Aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Dieses Kapitel soll dir helfen, Licht ins Dunkel zu bringen.
Was bedeutet „staatlich anerkannt“?
Derzeit gibt es in Deutschland rund 330 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe. Sie alle haben eine Ausbildungsordnung, die entweder auf dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung beruht. Darin sind bestimmte Rechte festgelegt, die jeder Auszubildende hat: Du darfst (bis auf einige Ausnahmen, zum Beispiel in der Gastronomie) nicht an Sonn- und Feiertagen arbeiten, brauchst keine Arbeiten zu verrichten, die nicht dem Ausbildungsziel dienen, bekommst deine Ausbildungsmittel vom Betrieb bezahlt und erhältst am Ende deiner Ausbildung ein Zeugnis. Eine nicht anerkannte Ausbildung muss das alles nicht gewährleisten, und ohne Zeugnis giltst du selbst als Koryphäe deines Fachs als „ungelernt“. Aber keine Sorge: Unter diese Kategorie fallen nur die wenigsten Ausbildungen und keine, über die du hier liest.
Betrieblich, praktisch, gut: die duale Ausbildung
Hinter dem Begriff „Ausbildung“ stecken verschiedene Ausbildungsformen. Die betriebliche bzw. duale Ausbildung ist in Deutschland die mit Abstand häufigste Ausbildungsart und findet auf der ganzen Welt Nachahmer. In ihr arbeitest du zwei bis dreieinhalb Jahre in einem Betrieb und lernst dort alles, was du praktisch können musst. Damit alle Azubis innerhalb einer Branche und eines Fachgebiets dasselbe Know-how mitbekommen, sind die Lehrinhalte bundesweit geregelt. Sollte dein Betrieb sich zu sehr spezialisiert haben, schnupperst du in zusätzlichen, außerbetrieblichen Lehrgängen auch in andere Bereiche hinein.
Für die Theorie ist die Berufsschule zuständig, in der du an ein bis zwei Tagen in der Woche oder im Blockunterricht Fachwissen und Allgemeinbildung vermittelt bekommst. Die meisten Ausbildungen starten zum 1. August oder 1. September, was jedoch nicht heißt, dass du in den Monaten zwischen Abi und Lehrjahresbeginn noch schnell auf Ausbildungsplatzsuche gehen kannst. Damit solltest du mindesten ein Jahr vorher anfangen – bei großen Unternehmen solltest du dich sogar eineinhalb Jahre vorher bewerben. Für eine Ausbildung bewirbst du dich jeweils bei den Unternehmen direkt. Welche freien Plätze es gibt, erfährst du beispielsweise bei der Arbeitsagentur oder über den Internetauftritt des jeweiligen Betriebs.
Wie viel verdienst du während einer Ausbildung?
Einer der größten Vorteile einer betrieblichen Ausbildung gegenüber einem Studium oder einer schulischen Ausbildung ist ganz klar das Gehalt. Es wird als „Ausbildungsvergütung“ bezeichnet, und die Höhe ist in deinem Ausbildungsvertrag festgelegt. Wie viel du verdienst, hängt stark von Branche und Region ab und außerdem davon, ob dein Betrieb tariflich gebunden ist. Doch selbst wenn er das nicht ist, muss er mindestens 80 Prozent des Tariflohns zahlen. Da du mit zunehmender Erfahrung mehr und schwierigere Aufgaben übernehmen kannst, steigt die Ausbildungsvergütung mit jedem Lehrjahr an: Durchschnittlich liegen zwischen dem ersten und dem vierten Jahr 211 Euro.
Wenn dir dein Arbeitgeber Wohnraum bereitstellt oder dich mit anderen Sachleistungen unterstützt, kann er diese von deinem Gehalt abziehen – 25 Prozent deines Nettolohns bekommst du aber auf jeden Fall. Weitere Abzüge werden ab bestimmten Einkommensgrenzen fällig: Ab 325 Euro brutto musst du Sozialabgaben zahlen und ab 946 Euro kommen Steuern hinzu.
Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) hast du dann, wenn du von zu Hause ausziehen musst, weil deine Ausbildungsstelle zu weit weg ist und dich deine Eltern nicht ausreichend unterstützen können.
Gewusst wie: viel Know-how in der schulischen Ausbildung
Alternativ gibt es die schulische Ausbildung. Sie überwiegt vor allem in Gesundheitsberufen, in Pädagogik, Gestaltung und Fremdsprachen; sie kommt aber auch in kaufmännischen und technischen Berufen vor. Hier verbringst du den überwiegenden Teil deiner ein- bis dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit in einer Berufsfachschule. Da Schulen den einzelnen Ländern und nicht dem Bund unterstellt sind, kann sich eine Ausbildung von Bundesland zu Bundesland stark unterscheiden. Bei deiner Entscheidung für eine bestimmte Einrichtung solltest du deshalb unbedingt darauf achten, dass der Abschluss auch in anderen Bundesländern anerkannt ist.
Praxiskenntnisse erhältst du entweder in Praktikumsphasen oder ebenfalls an deiner Schule. Im Gegensatz zur betrieblichen Ausbildung bekommst du hierfür kein Gehalt – es sei denn, du hast einen besonders hohen Praxisanteil, wie beispielsweise in der Alten- und Krankenpflege. Eine weitere Rolle für deinen Geldbeutel spielt der Träger deiner Berufsfachschule: Während du für Privatschulen zahlen musst, sind staatliche Einrichtungen kostenlos. Bewerben oder zumindest informieren solltest du dich ein Jahr vor Ausbildungsbeginn.
Beispiele für schulische Ausbildungen
- für Techniker: Assistent für Maschinenbautechnik, Umweltschutztechnischer Assistent
- für Naturwissenschaftler: medizinisch-technischer Assistent (MTA), veterinärmedizinisch-technischer Assistent, physikalisch-technischer Assistent (PTA), chemisch-technischer Assistent (CTA), biologisch-technischer Assistent (BTA)
- für Computerfreaks: Assistent für Informatik (Fachrichtungen: allgemeine Informatik, Medieninformatik, technische Informatik, Softwaretechnik)
- für Kreative: Grafikdesigner, Assistent für Produktdesign, Assistent für Innenarchitektur
- für die Sozialen: Erzieher, Sozialassistent, Heilerziehungspfleger
- für heilende Hände: Krankenpfleger, Altenpfleger, Ergotherapeut, Physiotherapeut, Masseur, Logopäde, Atem-, Sprech- und Stimmlehrer
Aus eins mach zwei: die Abiturientenausbildung
Sonderausbildung für Abiturienten, auch doppelt qualifizierte Erstausbildung oder Abiturientenausbildung genannt, sind speziell für Schulabgänger mit Hochschulreife konzipiert. Sie wird von deinem Betrieb bezahlt, dauert meist drei Jahre und läuft zweistufig ab. Deinen ersten Abschluss hast du nach eineinhalb bis zwei Jahren in der Tasche. Danach absolvierst du eine Weiterbildung, die dich fit macht für komplexere Aufgaben und Führungspositionen. Viele dieser Ausbildungsstufen können zwar auch Azubis ohne Abitur erlangen; ihr Weg dorthin ist aber um einiges steiniger. Sie müssen erst eine dreijährige Ausbildung absolvieren, anschließend Berufserfahrung sammeln und ihre eineinhalbjährige Weiterbildung aus eigener Tasche bezahlen.
Leider sind Abiturientenausbildungen nicht bundeseinheitlich geregelt, sondern werden nur in bestimmten Bundesländern angeboten. Daher musst du unter Umständen zu einem Umzug bereit sein.
Sonderausbildungen, die für dich interessant sein könnten:
Geschäftssinn gefragt: Handelsfachwirt, Handelsassistent, Betriebswirt
Gemeinsam ist allen drei Berufen, dass du zuerst eine...