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Sklavin der Lust

Erotischer Klassiker

AutorHugues Rébel
VerlagCARL STEPHENSON
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl412 Seiten
ISBN9783798607842
FSK18
Altersgruppe18 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
'Das vorliegende Erotikon nimmt in der Geschichte der erotischen Literatur eine Sonderstellung ein: unseres Wissens ist es das einzige Buch dieser Gattung, das jene Aspekte der sogenannten Plantagenkultur des 19. Jahrhunderts behandelt, die im einschlägigen Schrifttum sonst kaum gestreift wurden: die sexuellen Ausschweifungen einer aristokratischen Herrenschicht, welche zu ihren aus einer mißverstandenen Feudalgesellschaft übernommenen Herrenrechten sich auch noch die völlige Verfügungsgewalt über die Klasse von Menschen anmaßte, der sie ihren Reichtum in erster Linie verdankten.' ...

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Leseprobe

Sklavin der Lust


Vorwort


Das vorliegende Erotikon nimmt in der Geschichte der erotischen Literatur eine Sonderstellung ein: unseres Wissens ist es das einzige Buch dieser Gattung, das jene Aspekte der sogenannten Plantagenkultur des 19. Jahrhunderts behandelt, die im einschlägigen Schrifttum sonst kaum gestreift wurden: die sexuellen Ausschweifungen einer aristokratischen Herrenschicht, welche zu ihren aus einer mißverstandenen Feudalgesellschaft übernommenen Herrenrechten sich auch noch die völlige Verfügungsgewalt über die Klasse von Menschen anmaßte, der sie ihren Reichtum in erster Linie verdankten. Für den sittenkundlich Interessierten ist das Phänomen der Negersklaverei im Süden der Vereinigten Staaten wie in manchen mittelamerikanischen Gebieten nicht auf den ersten Blick durchschaubar.

Die Negersklaven, die mit Gewalt in ihrer afrikanischen Heimat aufgebracht und unter oft äußerst unmenschlichen Umständen – mit schweren Ketten im Zwischendeck von Handelsschiffen zusammengeschlossen – in die Südstaaten der Amerikanischen Union transportiert wurden, fanden nicht nur in der Rodung und Bewirtschaftung der ausgedehnten Pflanzungen von Louisiana, Virginia und den übrigen Gebieten der späteren Konföderation Verwendung, sondern sie dienten auch der persönlichen Unterhaltung und Befriedigung ihrer Herren, einer Gesellschaft von ebenso großsprecherischen wie ungebildeten Möchtegern Aristokraten, die sich auf das alte europäische Feudalsystem beriefen, ohne es auch nur im entferntesten mit den kulturellen Leistungen desselben aufnehmen zu können. Einerseits war das gesellschaftliche Leben jener Gesellschaftsschichten, die etwas zählten, an der Oberfläche völlig entsexualisiert. Alles, was für die sogenannte Viktorianische Epoche des 19. Jahrhunderts Geltung hatte, galt – um etliche Jahrzehnte vorverlegt – noch viel mehr für eine zumindest dem Namen nach zumeist puritanische Pflanzergesellschaft. Das heißt, daß die Töchter dieser pseudoaristokratischen Familien natürlich völlig ahnungslos den Schrecken ihrer Hochzeitsnacht entgegengingen, nachdem man ihnen vorher sorgfältig eingeimpft hatte, sich gegen das „tierische Verlangen“ der Männer zur Wehr zu setzen; daß man von vornherein annahm, daß Frauen an dem Sexualakt keinen Gefallen finden könnten, sondern diesen lediglich um künftiger Mutterfreuden willen auf sich zu nehmen hätten und was derlei Paradox eines sexualfeindlichen Jahrhunderts mehr waren.

Andrerseits aber erlegten sich die Männer in dieser durch und durch patriarchalen Gesellschaft nicht den geringsten Zwang auf, ihre unzweifelhaft sehr regen sexuellen Gelüste an ihrem weiblichen Eigentum, den Negersklavinnen, nach Belieben zu stillen. Eine Negerin, die Anspruch darauf erhoben hätte, über ihren Körper wenigstens in dieser Hinsicht frei zu verfügen, wäre unweigerlich durch ein barbarisches Strafsystem gefügig gemacht worden. Es galt als ein selbstverständliches Herrenrecht sowohl der Pflanzer selbst als auch ihrer Söhne, Freunde und Gäste, die sexuellen Dienste jeder beliebigen Sklavin in Anspruch zu nehmen. Weigerungen wurden prinzipiell bestraft. Der Verfasser dieses Werkes war ein zu dieser Zeit vielgelesener und äußerst populärer Schriftsteller, Hugues Rebel, der durchaus kompetent erscheint, zu dem Thema der amerikanischen Pflanzerkultur Authentisches auszusagen. Hatte er doch selbst während eines mehrjährigen Aufenthalts in New Orleans hinlänglich Gelegenheit, die Schwächen und Mängel dieses Systems zu studieren.

Das Resultat dieses Aufenthalts sind „The memoirs of Dolly Morton“. Zweifellos wurde das Werk ursprünglich französisch geschrieben, doch ist es uns – wie so viele unersetzliche Erotika des 19. Jahrhunderts, in der ursprünglichen Ausgabe nicht zugänglich geworden.

Der vorliegenden Übersetzung aus dem Englischen liegt eine Ausgabe des Verlagshauses Carrington zugrunde, die aus dem Jahr 1892 datiert. Dieser ebenso unternehmungslustige wie mutige Verleger unterhielt in Paris ein Verlagshaus, das sich vorwiegend mit dem – zum Großteil bibliophilen – Druck erotischer Werke beschäftigte, die sonst vermutlich ein für allemal verloren gegangen sein würden.

Für den sittenkundlich interessierten Leser bedeuten die „Memoiren der Dolly Morton“ zweifellos einen äußerst wertvollen Beitrag zur Sittengeschichte der amerikanischen Pflanzerkultur. Ermöglicht es doch wie kein zweites Buch aus diesem Kulturraum einen Blick hinter die Kulissen einer Gesellschaft, deren an der Oberfläche puritanische Moral einen Sumpf brodelnder Begierden und perverser Ausschweifungen zu verdecken suchte.

Als ich im Sommer des Jahres 1866 kurz nach Beendigung des Bürgerkrieges geschäftlich in New York weilte, nachdem ich etliche Wochen in Nova Scotia zugebracht hatte, machte ich eine höchst bemerkenswerte Bekanntschaft, die es verdient, für die Nachwelt festgehalten zu werden. Ich wollte mich von New York nach Liverpool einschiffen, um nach Schottland zurückzukehren und mußte etliche Tage auf mein Schiff warten. Damals war ich eben 30 Jahre alt geworden, ein großer starker Kerl, und ziemlich abenteuerlustig. Ganz und gar kein Kind von Traurigkeit und hinter den Weiberröcken her, wo immer ich welche fliegen sah. Natürlich erfreute ich mich beim schönen Geschlecht der allergrößten Beliebtheit. Ich machte während meines Aufenthalts in New York etliche recht interessante nächtliche Streifzüge, wagte es aber nicht, mich mit einer der zahlreichen Prostituierten einzulassen, die die Nachtlokale am Broadway bevölkerten. Gute Freunde hatten mich eindringlich davor gewarnt, nicht nur wegen der Krankheiten, die diese Weibspersonen vielfach mit sich herumschleppen, sondern auch wegen ihres Hangs zum Diebstahl und allen möglichen Verbrechen.

Eines Nachmittags, als ich so gegen fünf durch den Central Park schlenderte, lernte ich hingegen eine recht erstaunliche junge Frau kennen, die der Demimonde angehörte, ohne daß man dies auf den ersten Blick bemerkt hätte. Nie zuvor hatte ich ein käufliches Frauenzimmer von soviel Anmut und Distinktion gesehen wie dieses.

Von der Hitze des Tages ermüdet, setzte ich mich unter einer mächtigen Rotbuche auf eine Bank, um auszuruhen. Es war ein herrlicher Augusttag. Die Sonne strahlte hell durch das dichte Geäst der Bäume und auf den breiten Kieswegen promenierten Kindermädchen aller Farben und Rassen mit ihren kreischenden, schreienden und lachenden Schützlingen.

Ich sah mich ein wenig in meiner Nachbarschaft um und entdeckte schließlich auf einer der benachbarten Bänke eine reizende junge Frau, die anscheinend in ein Buch vertieft war. Sie mochte vielleicht 25 Jahre zählen und hatte, soweit ich dies von hier aus feststellen konnte, eine prächtige Figur. Ihr goldbraunes Haar war kunstvoll aufgesteckt und das rosafarbene Hütchen, das sie dazu trug, war von einer erstklassigen Modistin gemacht. Alles an ihr wirkte reizend, und ich starrte sie unwillkürlich länger an, als es sich schicken mag. Sie bemerkte es schließlich, denn sie wandte mir ihr Gesicht zu. Aber anstatt ihren Unwillen zu zeigen, wie es eine Dame der New Yorker Gesellschaft zweifellos getan haben würde, lächelte sie mir freundlich zu und winkte, ich möge näher kommen. Ich war einigermaßen verblüfft, denn ich hätte nicht im Traum gedacht, daß sie der Demimonde angehöre. Aber sie gefiel mir und ich war auch neugierig, sie kennenzulernen, wenn möglich so nahe, wie dies sich nur überhaupt zwischen Mann und Frau machen läßt.

Also erhob ich mich von meiner Bank und ging zu ihr hinüber, um sie mit einer höflichen Verbeugung zu begrüßen. Sie rückte ein wenig beiseite, um mir Platz zu machen und lächelte mir zu. Ich musterte sie aufmerksam und fand, daß sie in der Nähe noch hübscher wirkte. Auch ihre Gesellschaft war recht angenehm. Sie sprach distinguiert und ganz wie eine Dame, wenn sie auch natürlich diesen gewissen amerikanischen Akzent hatte. Ihre Augen waren groß und von einem durchsichtigen Blau, ihre Haut zart und frisch, wie die eines ganz jungen Mädchens und ihr voller Mund sehr schön geschnitten. Wir plauderten eine ganze Weile und ich begann mich lebhaft für diese hübsche kleine Person zu interessieren, die mir ein freundlicher Zufall in den Weg geführt hatte. Ich beschloß sie zu begleiten und wenn möglich, die Nacht mit ihr zu verbringen.

Sie hatte sofort bemerkt, daß ich ein Engländer war und sagte, sie habe noch niemals einen Engländer kennengelernt. Nachdem wir eine Weile geplaudert hatten, erkundigte ich mich sehr höflich, ob ich sie zum Essen einladen dürfe. Sie schien davon recht angetan und so spazierten wir einträchtig durch den Park und zu einem hübschen kleinen Restaurant, wo wir uns ein exquisites Dinner servieren ließen.

Danach tranken wir noch eine Flasche Champagner miteinander. Es war noch ziemlich früh und weil ich mich von meiner neuen Freundin nicht trennen wollte, lud ich sie ein, mit mir eines der zahlreichen Broadway Varietés zu besuchen. Sie willigte ein und gab sich überhaupt so zutraulich, wie ich mir dies nur wünschen konnte.

Sie erzählte mir, daß sie Dolly heiße. Wir wurden während der übrigens recht amüsanten Vorstellung so vertraut miteinander, daß sich alles weitere von selbst ergab.

Ich nahm einen Wagen, um sie nach Hause zu bringen. Sie wohnte in einem hübschen Viertel, etwa drei Meilen vom Broadway entfernt, in einem hübschen einstöckigen Gebäude mit einer rosenumrankten Veranda und einem sorgfältig gepflegten Garten, in dem schwül duftende Mondrosen und Feuerlilien blühten.

Die Tür wurde von einem niedlichen Quateronenmädchen geöffnet, das uns in den Wohnraum...

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