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E-Book

Der letzte Scheißkerl

Wie der Falsche zum Richtigen wird

AutorRoman Maria Koidl
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783843715669
FSK18
Altersgruppe18 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Es ist das perfekte Paar: die Angst und die Liebe. Doch warum macht uns eigentlich kaum etwas so viel Angst wie die Liebe? Mehr noch: Was haben Ängste damit zu tun, dass uns Menschen immer wieder magisch anziehen, mit denen wir dann doch keine langfristige Beziehung führen können? Roman Maria Koidl hat sich mit mehr als viertausend Frauen darüber ausgetauscht und wiederkehrende Beziehungsmuster erkannt. Hier erklärt er, warum Mutter-Theresa-Frauen gern den Privatpatienten suchen oder sich unbezahlte Teilzeit-Erzieherinnen irgendwann erschöpft von ihren Kindkerlen trennen. Ist es doch ein Irrglaube zu meinen, man könnte sich den eigenen Partner passend machen oder ihn gar verändern. Das Besondere an diesem Buch: Es bietet ein praktisches Modell, Ängste als Schlüssel zur Lösung von Beziehungsproblemen zu begreifen und entsprechend zu handeln. Auf dass sich Der letzte Scheißkerl für immer verabschiede.

Der Start-up-Entrepreneur und Publizist Roman Maria Koidl, Jahrgang 1967, ist u.a. Autor der Spiegel-Bestseller Scheißkerle und Blender. Darüber hinaus ist er Initiator der gemeinnützigen Kunsthalle Koidl in Berlin, einem Sammlerforum für zeitgenössische Kunst. Er lebt in Zürich.

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Leseprobe

Wie kommen wir raus aus der Nummer?

Wie lernen wir, unsere Schemata hinter uns zu lassen

oder zumindest mit ihnen umgehen zu können,

wie lernen wir, sie zu akzeptieren?

(Helena, 32)

Love Coach


Der letzte Scheißkerl fängt da an, wo sein Vorgänger endet. Deshalb möche ich die ganzen »Scheißkerle« noch mal kurz Revue passieren lassen. Nichts ist besser dafür geeignet, als entsprechende Passagen aus den zahlreichen Zuschriften meiner Leserinnen zu zitieren. Ich bin weder Psychologe noch Therapeut, sondern verstehe mich als Berichterstatter mit Anteilnahme, aber ohne Teilhabe. Die folgenden Tipps sind also als allgemeine Hinweise zu verstehen, auch die beste Freundin oder der schwule Kumpel dürfte sie so geben. Der Unterschied ist nur, dass sie konkreter sind. Man könnte auch sagen: ungeschminkter.

Denn eines ist mir in den Gesprächen mit Betroffenen ganz besonders aufgefallen: Wenn die Wahrheit zu sehr »verpackt« wird, um der ohnedies schon leidenden Freundin nicht noch größere Schmerzen zuzufügen, kann man es auch gleich lassen. Die Message kommt nicht an. Der Klassiker geht so: Kerl verlässt Freundin, die sitzt jetzt heulend auf dem Sofa, allen ist klar, »er« wollte nur vögeln, »sie« war hingegen verliebt. Antwortet man auf die Frage »Glaubst du, er ruft noch mal an?« mit »Wahrscheinlich eher nicht«, hört die Leidende auf dem Sofa das »wahrscheinlich« zehnmal lauter als das »eher nicht«. Die richtige Antwort lautet: »Sorry, der wollte nur ficken, vergiss ihn, und zwar sofort!« Es ist eben, wie Oma schon immer sagte: »Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.«

Besonders tragisch gefangen sind Frauen, die dem Typ »Wärmeplatte« verfallen, dem Induktionsherd unter den Männern. Man kann ein Stück Küchenrolle drauflegen, da brennt nichts an. Aber bei den Mädels kochen förmlich die Töpfe über, wenn er in ihre Nähe kommt. Das hängt mit seiner nicht greifbaren Persönlichkeit zusammen, die innerhalb von Minuten zwischen unglaublicher Aufmerksamkeit und vollständigem Desinteresse changiert. Ist die Betriebstemperatur einmal erreicht, geht die Herdplatte aus, ohne dass man an den Knöpfen gedreht hat. Kühlt sich die Sache hingegen ab, springt die Platte von selbst wieder an. Dieser Bauknecht weiß, was Frauen wünschen. Faszinierend.

Die Triebfeder, bei solchen Typen zu bleiben, ist stets die gleiche: Hoffnung. Ein starkes Gefühl, das noch nie zum Besten einer nicht funktionierenden Beziehung gewirkt hat. Jedes Wort, jedes Zeichen, jeder Hinweis wird in Hoffnung und damit in ein Signal umgemünzt, es könnte vielleicht doch noch klappen. Solches Verhalten hat tatsächlich ähnlich strukturelle Merkmale wie Drogensucht und muss auch so behandelt werden. Da hilft nur eines: gnadenlose Ehrlichkeit.

Aber Achtung: Sich im Freundeskreis als Love Coach zu präsentieren kann gewaltig in die Hose gehen und schlimmstenfalls langjährige Freundschaften nachhaltig zerstören. Am Ende ist der Übermittler der schlechten Nachricht immer der Schuldige. Angst, Verzweiflung, Wut und Trauer werden Sie treffen, wenn Sie versuchen, mit klaren Worten zu helfen. So geschehen bei Helga, einer 62-jährigen Leserin, die zu ihrer Freundin Magda nach der Lektüre meines Buches sagte: »Ich weiß jetzt Bescheid, dein Mann Klaus ist ein Schwein.«

Solche Direktheit empfehle ich daher nicht zur Nachahmung. Freundschaft beginnt eben auch dort, wo man bereit ist, die Unzulänglichkeiten des anderen, seine Ausbrüche, Schwächen und Schmerzen mitzutragen. Grundsätzlich sollte man Liebeskummer und Beziehungsprobleme einer nahestehenden Person als das sehen, was sie sind: echte Not. Damit richtig umzugehen ist eine ähnlich große Herausforderung, wie den Schmerz von Menschen zu begleiten, die einen Todesfall zu verarbeiten haben. Emotional ist die Gefühlslage absolut vergleichbar. Deshalb genügt es, anwesend zu sein, zuzuhören, Zuneigung zu zeigen, abzulenken oder einfach nur schweigend dabeizusitzen.

Die Dinge sind eben oft komplexer, als sie scheinen. Wir alle neigen dazu, den Horizont unserer Erfahrungen zum Maßstab für andere zu machen, und übersehen dann, dass beispielsweise die Freundin, die wir für ein Opfer halten, in Wahrheit eine gutmaskierte Täterin ist. Verschieben, verkehren, projizieren, all das sind Handlungen, die man nur schwer durchschaut, deshalb: Packen Sie nicht den Werkzeugkoffer aus, ein warmer Tee genügt.

Die nachfolgenden Geschichten von Leserinnen wurden mir so oder so ähnlich Hunderte Male erzählt. Schauen wir uns noch einmal den Typ »Wärmeplatte« genauer an:

Auf einer Party habe ich einen tollen Mann kennengelernt und die Nacht mit ihm verbracht, wobei es – auf meinen Wunsch hin – beim Küssen blieb. Seitdem antwortet er mir zwar, wenn ich ihm eine SMS oder Mail schreibe, trifft sich auch mal mit mir. Von ihm kommt allerdings gar nichts. Langsam frage ich mich, ob er überhaupt etwas von mir will. Soll ich den Typen lieber vergessen?

Der Alle-zwei-Wochen-Mann hat so viele Optionen bei Frauen, dass er Sie darüber schlicht und einfach vergessen hat. Der will nix, der will nur spielen. Viele dieser Typen brauchen daher auch keinen Sex, denn sie sind schon damit zufrieden zu wissen, dass es theoretisch klappen könnte. Ein bei Frauen in der Kategorie »Restebumsen« äußerst erfolgreicher 32-jähriger Barkeeper sagte mir einmal: »Sex ist ja auch irgendwie immer gleich: weich, feucht, vorbei.« Diesen Männern geht es mehr um Bestätigung als um Eroberung. Deswegen müssen sie die Sache auch nicht notwendigerweise zum »Abschluss« bringen. Auf dem »Treppchen« seiner Bedürfnisse stehen Sie damit ganz unten. Nur eines kann der tolle Mann, den Sie getroffen haben, nicht: Sie von der Treppe stoßen, das erträgt sein Ego nicht. Denn eigentlich gehören alle Frauen ihm. So hält er Sie in einer imaginären Liste ein wenig warm, denn man weiß ja schließlich nicht, ob noch eine »Dürreperiode« kommt. Den Alle-zwei-Wochen-Mann erkennt man daran, dass er in unregelmäßigen Abständen, eben alle paar Wochen, eine SMS schreibt, gern auch unvermittelt nach mehreren Jahren der Kontaktlosigkeit. Wenn ein Mann Interesse hat, dann zeigt er das deutlich: Er schickt Blumen, ist euphorisch und kann die Finger nicht von Ihnen lassen. Der Nächste bitte!

Auf einem Klassentreffen traf ich meine große Liebe wieder. Er erzählte, er sei verheiratet und habe Kinder. Aber wie’s eben manchmal so geht, begannen wir trotzdem eine Affäre. Nach einigen Wochen trennte er sich von seiner Frau und zog bei mir ein. Ein Dreivierteljahr ging alles gut, wir waren glücklich. Doch eines Morgens gestand er mir plötzlich unter Tränen, er würde zu seiner Familie zurückkehren. Muss man bei allen verheirateten Männern letzten Endes damit rechnen?

Der »Meine Ehe ist die Hölle«-Schwätzer ist so attraktiv, weil er unerreichbar bleibt. Nichts ist so stark wie die Bindung an eine eigene Familie, darüber muss sich jede Affäre im Klaren sein. Merke: Die Geliebte verliert immer. Ausnahmen bestätigen dabei nur die Regel. Aber Liebhaberinnen verheirateter Männer sind weder dumm noch naiv. Sie sind einfach hoffnungsfroh und wünschen sich selbst ein Familienleben. Sie glauben allzu gern jemandem, der das perfekt vorgaukeln kann, höchstwahrscheinlich dabei aber nur Abwechslung sucht.

Sind es immer wieder verheiratete, also unerreichbare Männer, an die Sie geraten, dann stellt sich die Frage nach der eigenen Geschichte. Das trifft übrigens auch auf Fernbeziehungen zu. Das Wesen einer solchen Partnerschaft liegt schon im Namen begründet: Man ist sich fern. Das kann durchaus im Interesse der Betroffenen sein, auch wenn man sich das Gegenteil schwört. Zufällig ist es jedenfalls nicht. In den meisten Gesprächen, die ich geführt habe, kam es am Ende zu einem Bekenntnis: »Ich ertrage dauerhafte Nähe nicht.« Ein Satz, den man nicht gern über sich sagt. Er widerspricht dem gängigen Rollenmodell von Partnerschaft und Beziehung und löst Unverständnis aus. So suchen sich die Betroffenen immer wieder Situationen, in denen eine temporäre, sehr intensive Nähe hergestellt wird, die aber ein klares Ende hat.

Zum Wochenende hin herrscht dann Stoßverkehr in diesen wahrhaft abgefahrenen Beziehungen. Die Geliebten verheirateter Männer reisen ab, weil ihr Kerl zu Mutti und den Kindern muss. Die Millennials hingegen reisen an, weil sie meinen, in den Luftraum Kopenhagen–Berlin passt auch noch eine junge Liebe zwischen zwei Karrierewünschen. Und am Ende reisen minderjährige Kinder mit traurigen Augen und einer großen gelben UM-Tasche um den Hals von Berlin nach München, weil ihre Eltern zu große Nähe und Konflikte in Beziehungen nicht ertragen können. Die Frage, warum Personen zu diesen Gefühlen nicht fähig sind, liegt oftmals in der gegengeschlechtlichen Prägung unserer Kindertage. Bei Frauen vielfach in der fehlenden Beantwortung, also der emotionalen oder physischen Abwesenheit des Vaters, bei Männern eher in einer mangelnden Verbindung zur Mutter. Beantwortung und Verbindung sind für mich die beiden zentralen Begriffe, wenn es um das Verständnis unserer eigenen Entwicklung wie auch der Beziehung zu anderen Menschen geht.

Kim (29) beklagte mir gegenüber, dass die Männer, mit denen sie zusammenkommt, nach spätestens sechs Monaten wieder aus ihrem Leben verschwinden. Alles Scheißkerle! Etwas näher befragt, stellte sich heraus, dass sie es ist, die eigentlich nicht mehr will, und die Jungs kraft ihrer Intelligenz herablassend behandelt, weil sie sich von ihnen irgendwie »bedrängt« fühlt. Kurzum, Kim schickt ihre...

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