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Was man in der ersten Klasse über Diktaturen lernen kann...

Ein ethnografischer Forschungsbericht über die Konstruktion und Konservierung von Macht

AutorJonathan Steel
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl21 Seiten
ISBN9783743189355
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Es ist vermutlich der Alptraum jedes Referendars und jeder Lehrkraft. Man hat wochenlang eine Unterrichtsstunde für einen Unterrichtsbesuch perfektioniert, betritt den Klassenraum, in dem sich hinter der letzten Reihe schon die Kritiker in der Gestalt der Fachleiter oder gar des Rektors versammelt haben und nach einem lauten "Guten Morgen, liebe Schüler und Schülerinnen!" herrscht absolute Stille. Die Schüler haben sich dazu entschlossen einem die Leistung zu verweigern. Gerade in dieser Stunde, im verletzlichsten Moment, wird deutlich, dass die Führung des Unterrichts durch die Lehrkraft nicht selbstverständlich ist und dass die wahre Macht in den Händen der Schüler liegt. Dabei nimmt die Lehrkraft eine Rolle ein, die der eines Kapitäns auf seinem Schiff gleicht. Der Kapitän bestimmt nur solange den Kurs seines Schiffes, wie er auch Macht über seine Matrosen hat - also bis zu dem Augenblick, in dem sich diese zu einer Meuterei entscheiden und ihn den Haien zum Fraß vorwerfen. Nirgendwo anders ist Macht so vergänglich wie innerhalb der Wände eines Klassenraumes, denn sie ist ein soziales Konstrukt, welches sich ohne die nötigen Mittel zur Konservierung leicht verflüchtigen kann. Im Rahmen einer ethnografischen Forschung habe ich in der ersten Klasse einer Grundschule die Instrumente zur Konstruktion und Konservierung von Macht untersucht und bin dabei auf ein spezielles Token-System gestoßen, mit dessen Hilfe die Lehrkraft ihre Macht festigen kann. Innerhalb von fünf Schritten ermöglicht dieses Token-System der Lehrkraft, einen funktionierenden Disziplinar- und Überwachungsapparat aufzubauen, die Schüler mithilfe eines Konkurrenzkampfes gegeneinander auszuspielen und schlussendlich zum Gehorsam zu zwingen. Im Verlauf dieser Arbeit wird der Einsatz dieses Token-Systems untersucht und dessen Einfluss auf die Interaktion zwischen den beteiligten Agenten anhand der Präsentation typischer Situationen Schritt für Schritt erläutert. Anschließend wird das so entstandene Machtsystem aus der Perspektive der Staatstheorie betrachtet. Angehenden und etablierten Lehrkräften bietet diese Arbeit ein funktionierendes Methodensystem zur Festigung der eigenen Machtposition innerhalb der Klasse.

Jonathan Steel studierte Geschichte, Philosophie/Ethik und Politikwissenschaften und sammelte zahlreiche Erfahrungen innerhalb des deutschen Bildungswesens. Ob in Kindergärten, Grundschulen, Haupt- / Realschulen, Gymnasien oder gar auf der Universität: Jedes Milieu bot ihm seine eigenen einzigartigen Geschichten. Einige von ihnen teilt er mit seinen Lesern.

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