Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Doris Hermanns Der Begriff Bibliodiversität, den Susan Hawthorne in ihrem Buch erklärt, bezeichnet die kulturelle Vielfalt innerhalb des Verlagswesens - und begründet, warum es unabhängige Buchhandlungen und Verlage braucht. Ihr Begriff ist inspiriert vom strukturell verwandten Begriff der Biodiversität. Wie diese unverzichtbar für das gesunde Funktionieren eines Öksystems ist, ist die Bibliodiversität ein Indikator für ein funktionierendes Buchwesen. Verlage und Buchhandlungen sind hierbei vergleichbar mit den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Ökosystems. Hawthorne kritisiert, dass Großverlage und Großbuchhandlungen ihren Fokus allein auf hohe Auflagen und Verkaufszahlen legen, weshalb die Bibliodiversität aus dem Gleichgewicht gerate. Gerade Bücher von und über Minderheiten sowie Werke aus kleineren Sprachgemeinschaften oder anspruchsvolle literarische Texte finden so keine Verbreitung mehr. Das aber führt letztlich dazu, dass die kulturelle Vielfalt schwindet. Bibliodiversität bietet dagegen eine stolze Selbstdefinition für unabhängige Buchhandlungen und Verlage. Denn diese sind es, die die kulturelle Vielfalt abbilden - und somit erhalten.
Susan Hawthorne ist Dichterin, Autorin mehrerer preisgekrönter Bücher und Herausgeberin diverser Anthologien. Sie unterrichtet Schreiben an der James Cook University, Townsville. Mit Renate Klein betreibt sie seit 1991 den feministischen Verlag Spinifex Press in Melbourne. Bis 2014 war sie Sprecherin der englischsprachigen Sektion in der International Alliance of Independent Publishers, Paris. Ihr Buch 'Bibliodiversität' ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Auf Deutsch erschien von ihr 1994 der Band '807 Fragen und Frauen' und im gleichen Jahr 'Australien der Frauen', herausgegeben gemeinsam mit Renate Klein.
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