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E-Book

Der Börse einen Schritt voraus - Neuauflage

Wie auch Sie mit Aktien verdienen können!

AutorPeter Lynch
VerlagBörsenbuchverlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783864705663
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Mit diesem Buch machte die Aktienkultur in Deutschland anno 1989 einen großen Sprung nach vorne. Peter Lynch, der Manager des unglaublich erfolgreichen Fidelity Magellan Fund, erklärte das Mysterium Börse. Einfach und verständlich vermittelte er die Grundlagen erfolgreichen Value-Investierens. Sein Werk und seine Weisheiten sind zeitlos und haben bis heute nichts an Wert und Aktualität verloren. Dazu trägt nicht zuletzt auch sein bodenständiger, humorvoller Stil bei. Jetzt auch als Einsteigerausgabe im Taschenbuch.

Peter Lynch war Direktor der Abteilung Research bei Fidelity Management and Research und managte von 1977 bis 1990 den legendären Fidelity Magellan Fund. In seiner Zeit als Fondsmanager erreichte der Fonds die atemberaubende Rendite von 29,6 Prozent pro Jahr. Sein Ziel war es, auch Privatanleger für die Börse zu begeistern.

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Leseprobe

PROLOG


ERINNERUNGEN AN IRLAND


Man kann heute das Thema „Börse“ kaum mehr aufgreifen, ohne die Ereignisse zwischen dem 16. und 20. Oktober 1987 zu analysieren. Es war eine der ungewöhnlichsten Wochen, die ich je erlebt habe. Wenn ich jetzt, mehr als ein Jahr später, mit einem gewissen Abstand daran zurückdenke, kann ich beginnen, die Sensationsmeldungen von den tatsächlich wichtigen Begebenheiten zu trennen. Was dabei der Erinnerung wert ist, stellt sich mir heute wie folgt dar:

Am 16. Oktober, einem Freitag, fuhren meine Frau Carolyn und ich kreuz und quer durch County Cork in Irland und verbrachten dabei einen herrlichen Tag. Da ich höchst selten Urlaub mache, war die Tatsache, dass ich überhaupt in Irland herumreiste, an sich bereits ungewöhnlich. Dass ich aber kein einziges Mal anhielt, um die Zentralen an der Börse notierter Firmen zu besuchen, war außergewöhnlich. Normalerweise mache ich Umwege von 100 Meilen, um die letzten Neuigkeiten über Umsätze, Lagerbestände und Gewinne in Erfahrung zu bringen, aber hier schien es in einem Umkreis von 250 Meilen kein infrage kommendes Unternehmen zu geben.

Wir besuchten Blarney Castle, wo der sagenumwobene Blarney-Stein mehrere Stockwerke über dem Erdboden schlecht zugänglich auf der Spitze des Gebäudes in einem Gerüst platziert ist. Man muss sich auf dem Rücken liegend über ein Metallgitter hinweghangeln, das vor einer verhängnisvollen Falltür schützt, um dann, während man sich quasi zur eigenen psychologischen Unterstützung an einem Halteseil festklammert, den legendären Stein zu küssen. Den Blarney-Stein zu küssen ist tatsächlich so aufregend, wie erzählt wird, vor allem, wenn es anschließend darum geht, wieder heil herunterzukommen.

Erholt haben wir uns vom Blarney-Stein, indem wir ein ruhiges Wochenende beim Golfspielen verbrachten – am Samstag in Waterville und am Sonntag in Dooks – sowie während der Fahrt auf der wunderschönen Küstenstraße von Kerry.

Am Montag, dem 19. Oktober, stand ich dann letztendlich einer Herausforderung gegenüber, die mir alles an Ausdauer und Konzentration abverlangte, was ich aufbringen konnte: den 18 Löchern des Killeen-Golfkurses in Killarney, einem der schwierigsten Kurse der Welt.

Nachdem ich meine Golfausrüstung wieder im Auto verstaut hatte, fuhr ich mit Carolyn hinaus auf die Dingle-Halbinsel, wo wir uns im gleichnamigen Badeort in das Skellig Hotel einquartierten. Ich muss wohl müde gewesen sein, denn ich habe den ganzen Nachmittag das Hotelzimmer nicht mehr verlassen.

Abends waren wir dann mit unseren Freunden Elisabeth und Peter Callery in einem weithin bekannten Fischrestaurant namens „Doyle’s“ zum Essen verabredet. Am darauffolgenden Tag, dem 20. Oktober, flogen wir nach Hause.

Störungen am Rande


Natürlich habe ich es versäumt, ein paar geringfügige Störungen zu erwähnen. Im Nachhinein scheinen sie mir jedoch kaum der Rede wert zu sein, so wie man sich nach einem Jahr zwar noch an die Sixtinische Kapelle erinnert, nicht aber an die Blasen, die man sich lief, als man kreuz und quer durch den Vatikan marschierte. Im Rahmen einer vollständigen Wiedergabe meiner Erlebnisse erzähle ich Ihnen aber trotzdem, was mich damals wirklich quälte:

Am Donnerstag, als wir Richtung Irland abflogen, fiel der Dow Jones Index um 48 Punkte, und am Freitag, unserem Ankunftstag, fiel eben-dieser Index nochmals um 108,36 Punkte. Ich fragte mich, ob ich überhaupt im Urlaub sein sollte.

Selbst als ich den Blarney-Stein küsste, war ich in Gedanken beim Dow Jones. Das ganze Wochenende hindurch, auch zwischen den Golfrunden, sprach ich von jedem erreichbaren Telefon aus mit meinem Büro darüber, welche Aktien verkauft und welche zu Ausverkaufspreisen gekauft werden sollten, wenn der Markt noch weiter fallen würde.

Am Montag, als ich auf dem Killeen-Golfkurs in Killamey Golf spielte, fiel der Dow Jones um weitere 508 Punkte.

Es war dem Zeitunterschied zu verdanken, dass ich die Golfpartie mehrere Stunden vor Börsenbeginn beendete, ansonsten hätte ich sicher noch wesentlich miserabler gespielt. Trotzdem muss sich wohl seit Freitag in mir ein Gefühl des Unbehagens und des drohenden Unglückes gehalten haben. Das würde zumindest erklären, warum ich erstens schlechter einlochte als gewöhnlich, was ohnehin schon schlecht genug ist, und zweitens sogar die Zahl der benötigten Schläge vergaß. Eine andere Zahl jedoch bekam ich an diesem Montag nicht mehr aus dem Kopf: die rund eine Million Anteilseigner des Magellan Fund hatten in der vorangegangenen Börsensitzung gerade 18 Prozent ihres Vermögens verloren – umgerechnet zwei Milliarden Dollar!

Der Gedanke daran ließ mich auf dem Weg nach Dingle alles um mich herum vergessen. Ich hätte genauso gut an der Ecke 42. Straße und Broadway stehen können, ohne es zu merken.

Es war auch keineswegs so, dass ich im Skellig Hotel ein Nickerchen machte, wie das im vorigen Abschnitt Gesagte den Anschein erweckt haben mag. Stattdessen stand ich in ständigem Telefonkontakt mit meinem Büro in Boston, um zu entscheiden, welche der 1.400 in meinem Fonds befindlichen Aktienwerte verkauft werden sollten, um die Barmittel für die ungewöhnlich hohe Zahl von Zertifikatsrückgaben aufzutreiben. Wir haben zwar immer genug Barreserven für den normalen Geschäftsverlauf, nicht aber unter den Umständen dieses 19. Oktobers. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wusste ich nicht mehr, ob das nun das Ende der Welt bedeutete, ob es der Anfang einer Depression war oder ob die Dinge gar nicht so schlimm standen und lediglich der Börse der Garaus gemacht wurde.

Meine Mitarbeiter und ich verkauften, was wir verkaufen mussten. Zuerst trennten wir uns an der Londoner Börse von einigen britischen Aktienwerten. Am Montagmorgen notierten die Kurse in London im Allgemeinen noch höher als in New York, weil zufälligerweise, aufgrund eines sehr selten vorkommenden heftigen Sturmes, die Londoner Börse am vorausgegangenen Freitag geschlossen werden musste und so von dem starken Kursverfall dieses Tages verschont blieb. Danach verkauften wir in New York, und zwar vor allem zu Beginn der Börsensitzung, als der Dow Jones erst 150 Punkte gefallen war, aber schon kontinuierlich auf seinen Höchstverlust von 508 Punkten zusteuerte.

An diesem Abend hätte ich Ihnen nicht sagen können, welche Art von Fischgericht ich im „Doyle’s“ aß. Es ist unmöglich, Kabeljau von Krabben zu unterscheiden, wenn sich ihr Fondsvermögen gerade um den Gegenwert des Bruttosozialprodukts einer kleinen Seefahrernation dezimiert hat.

Am 20. Oktober flogen wir heim, weil ich einfach aufgrund der ganzen Geschehnisse so schnell wie möglich wieder in mein Büro zurück wollte. Auf diese Situation hatte ich mich ohnehin bereits seit unserem Ankunftstag in Irland vorbereitet. Kurz und gut, die Probleme hatten mich eingeholt.

Die Lektionen des Oktobers


Ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass Aktionäre die Auf- und Abbewegungen des Gesamtmarktes ignorieren sollten. Glücklicherweise hielt sich auch die weitaus größere Anzahl der Investoren daran. So wechselten zum Beispiel während dieser verhängnisvollen Oktobertage von der einen Million Anteilseigner des Fidelity Magellan nur drei Prozent zu einem Geldmarktfonds. Aber aus Verzweiflung verkaufen heißt immer auch unter Wert verkaufen.

Selbst wenn Sie der 19. Oktober sehr nervös gemacht haben sollte, hätten Sie an diesem Tag nicht verkaufen müssen, nicht einmal am darauffolgenden Tag. Sie hätten Ihr Aktiendepot nach und nach reduzieren können und wären dennoch besser gefahren als die Panikverkäufer, denn ab Dezember stiegen die Kurse wieder stetig an. Bis Juni 1988 hatte der Markt 400 Punkte des Rückgangs aufgeholt, ein Zuwachs von mehr als 23 Prozent.

Zu all den Dutzenden von Lektionen, die wir aus dem Oktober gelernt haben sollten, kann ich drei weitere hinzufügen:

(1) Lassen Sie sich niemals durch irgendeinen
Unfug Ihr gutes Depot ruinieren.

(2) Lassen Sie sich niemals durch irgendeinen Unfug Ihren Urlaub ruinieren.

(3) Reisen Sie nie ins Ausland, wenn Sie nicht genug Bargeld haben.

Ich könnte wahrscheinlich noch mehrere Kapitel mit den Höhepunkten dieses Oktobers füllen, aber ich würde nur Ihre Zeit verschwenden. Ich ziehe es vor, über etwas zu schreiben, das Sie sicherlich für ungleich wertvoller erachten, nämlich, wie man die herausragenden Aktienwerte findet. Ob es sich nun um einen 508-Punkte-Tag oder einen 108-Punkte-Tag handelt, letztlich werden die überdurchschnittlichen Unternehmen Erfolg haben, während die mittelmäßigen Unternehmen scheitern werden – und die jeweiligen Aktionäre werden entsprechend belohnt.

Übrigens,...

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