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Was kommt nach der Queen?

Das englische Königshaus zwischen Boulevard und Buckingham Palace

AutorMareile Höppner
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783644404090
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Was geschieht, wenn die Regentschaft der Queen endet Die beliebte ARD-Royal-Expertin Mareile Höppner über das britische Königshaus zwischen Tradition und Moderne: Pracht und Perfektion, prunkvolle Krönungen und Geburtstagsfeierlichkeiten - und doch gilt das britische Königshaus dank Queen Elizabeth II. als Wohlfahrts- und Familienmonarchie. Und fasziniert über die Landesgrenzen hinaus: Wir verlieben uns regelmäßig in ihre Prinzen und Prinzessinnen. Amüsieren oder empören uns über vermeintliche Skandale. Weinen leise Tränen der Rührung bei ihren Hochzeiten und Taufen. Mareile Höppner geht der großen Faszination für die britische Krone nach. Und einer Frage: Was wird geschehen, wenn die lange, stabile Regentschaft der Queen endet?

Mareile Höppner, geboren 1977 in Lübeck, ist deutsche Fernsehmoderatorin und Journalistin. Von 2009 bis 2012 war sie Gastgeberin der MDR-Talkshow «Riverboat». Seit 2008 moderiert sie beim MDR das im ersten Programm der ARD ausgestrahlte Boulevardmagazin «Brisant», für das sie 2013 den Publikums-BAMBI gewann. Die «Brisant»-Moderatorin moderiert Unterhaltungssendungen und ist seit 2010 bei royalen Großereignissen regelmäßig an der Seite von Rolf Seelmann-Eggebert.

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Leseprobe

Stunde 0 – Die Lawine rollt


Ist der Tag gekommen, erfahren zuerst der Premierminister und die nächsten Angehörigen vom Tod der Queen. Danach wird sich die Nachricht wie ein Lauffeuer über die ganze Welt ausbreiten: Beamte des britischen Auswärtigen Amtes informieren die zweiundfünfzig Staatsoberhäupter der Nationen des Commonwealth, in fünfzehn dieser Staaten ist die Queen aktuell das Staatsoberhaupt: Von London aus erreicht die Nachricht deshalb Kanada, die herrlichen karibischen Inselstaaten – die Bahamas und Jamaika, die Inseln unter dem Winde: St. Kitts und Nevis, Antigua und Barbuda, St. Lucia, Barbados, St. Vincent und die Grenadinen und Grenada. Sie erreicht die grüne Küste Zentralamerikas und damit Belize, und die Salomonen und Tuvalu, zwei schmale Inselketten, verloren inmitten des Pazifischen Ozeans. Sie trifft in Papua-Neuguinea ein, in Australien und der benachbarten grünen Insel – Neuseeland. In all diesen Staaten wird der Union Jack auf halbmast wehen, und die Menschen werden sich in lange Warteschlangen einreihen, um sich in Kondolenzbücher für ihre Monarchin einzutragen.

Während ihrer bis heute sechsundsechzig Jahre andauernden Regentschaft hat die Queen den Mitgliedsstaaten des Commonwealth so zahlreiche Besuche abgestattet, dass sie auf ihrem Meilenkonto etwa zwei Millionen Reisekilometer verbuchen kann, ein Stand, der knapp fünfzig Weltumrundungen entspricht und jeden Möchtegern-Abenteurer vor Neid erblassen lässt.

Während sich die Nachricht über den Globus verbreitet, wird in London ein Diener auf den rosa Kies vor dem Buckingham Palace hinaustreten und eine einfache schwarz gerandete Nachricht am Tor der Residenz aufstellen, wie es schon andere Diener vor ihm getan haben. Wann immer der Palast etwas zu verkünden hat – sei es die Geburt eines Thronfolgers, die Verlobung eines Familienmitgliedes oder das Ableben eines Königs –, wird die Nachricht erst durch eine dieser unscheinbaren Notizen am Tor der Londoner Residenz offiziell.

Nur wenig später gibt das Pressebüro der Queen die Nachricht an die Press Association weiter. Und was dann folgt, wird sich zu einer der größten Medienlawinen aller Zeiten auswachsen. Eins ist sicher: Noch Jahre später werden Sie sich daran erinnern, wo Sie waren, als Sie vom Tod der Queen erfuhren.

Push-Nachrichten, Facebook-Benachrichtigungen, Tweets und Trending Topics: #LondonBridgeIsDown, #RIPQueen oder #RIPElizabeth wird auf Smartphones und Tablets aufleuchten, feierliche Musik auf allen Radiokanälen laufen. Wenn die Nachricht die Radiosender erreicht, wird in den Londoner Studios ein blaues Licht aufblinken, das den DJs anzeigt, zur Musik der Kategorie Stimmung 1 oder Stimmung 2 überzugehen, bevor die Nachricht dann verkündet wird. Wie wird sie wohl lauten? 1952, als der Vater der Queen starb, war es John Snagge, ein Sprecher der BBC, der die Nachricht mit fester Stimme vortrug: «Hier spricht London. Mit größtem Bedauern geben wir Folgendes bekannt. Aus Sandringham erreichte uns heute, am 6. Februar 1952, um 10:45 Uhr die Meldung, dass der König, der sich gestern bei gewohntem Gesundheitszustand zu Bett begab, am frühen Morgen friedlich im Schlaf verstorben ist.»

Während die ersten Berichte im Radio laufen, wird in den Redaktionen der Tageszeitungen längst hektisches Treiben herrschen. Überall auf der Welt werden Banner über die Websites der großen Medien laufen: +++EILMELDUNG+++ +++Briten trauern um Queen Elizabeth II.+++ +++EILMELDUNG+++ +++Queen Elizabeth II. in der Nacht verstorben+++. Auch in Deutschland werden Redakteure ihre virtuellen Schubladen aufziehen und eine passende Version aus den schon lange vorbereiteten Artikeln auswählen. Chefredakteure werden Redaktionssitzungen einberufen, um Sonderausgaben und Specials auf den Weg zu bringen.

Und das Fernsehen? In Großbritannien wird die BBC das geplante Programm stoppen: «Hier spricht BBC One. Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Mitteilung», und ein wahrscheinlich äußerst nervöser Nachrichtensprecher wird mit einer eilig um den Hals gebundenen schwarzen Krawatte die Nachricht verkünden: «Sie sehen die Nachrichten der BBC. Der Buckingham Palace hat soeben den Tod von Königin Elizabeth II. verkündet.»

Auch die ARD wird über das Ereignis berichten. Schon seit Jahren liegt ein Beitrag zum Tod der Queen bereit, der immer wieder aktualisiert wird, um ihn bei Bedarf sofort einspielen zu können.

Eins ist sicher: Die Tage, die auf den Tod der Queen folgen, werden uns eine mediale Schlacht der Bilder bescheren. In den Radio- und Fernsehredaktionen werden Mitarbeiter das vorhandene Bild- und Tonmaterial zusammenklauben und Praktikanten mit dem Auftrag ins Archiv schicken, historische Aufnahmen auszugraben.

Noch einmal werden wir sie sehen – Fotos von der kleinen Prinzessin Elizabeth Alexandra Mary Windsor. Mit nur drei Jahren zierte sie das Cover des Time Magazine: im aufgerüschten gelben Kleidchen. Wie eine propere Putte schaut sie darauf nachdenklich in die Ferne und setzte ganz nebenbei ihr erstes Fashion-Statement – überall in Amerika verstauten Mütter die rosa Kleidchen ihrer Töchter im Schrank und stürmten die Geschäfte auf der Suche nach leuchtend gelber Babymode. Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass die Queen ein kleiner Kinderstar war. Dabei stand sie bei ihrer Geburt nur auf Platz drei der Thronfolge.

Schon mit vierzehn Jahren saß Prinzessin Elizabeth zusammen mit ihrer kleinen Schwester Margaret vor einem Mikrophon der BBC und hielt inmitten des Zweiten Weltkriegs ihre erste Ansprache. Mit piepsiger Stimme wünschte sie allen Kindern, die aufs Land evakuiert und dadurch von ihren Eltern getrennt wurden: «Gute Nacht und viel Glück euch allen!» Damals wusste das kleine Mädchen schon, dass sie Königin eines Reiches werden würde, das einst ein Viertel der Landmasse der Erde ausmachte. Als sie von ihrem Schicksal erfuhr, soll sie übrigens umgehend angefangen haben, für einen kleinen Bruder zu beten, und auf die Frage ihrer Schwester: «Heißt das, du wirst Königin?», lautete ihre trockene Antwort: «Ja. Ich denke, das heißt es.»

Wussten Sie schon, dass …

es bei der Geburt der Queen in der Presse noch hieß: «Bis der Prinz von Wales heiratet und Kinder hat, wird die kleine Prinzessin an dritter Stelle der Thronfolge stehen – so lange, bis die Zukunft ihr einen Bruder beschert.» Es sollte anders kommen. Innerhalb von nur einem Jahr wendete sich das Blatt für Prinzessin Lilibet: Der amtierende König, George V., starb. Sein Nachfolger Edward VIII., der Onkel der Queen, dankte noch im selben Jahr der Liebe wegen ab und Elizabeths Vater – von der Familie liebevoll Bertie genannt – fand sich unfreiwillig als George VI. auf dem Thron wieder. Mit nur zehn Jahren rückte Elizabeth auf Platz eins der britischen Thronfolge vor. Man könnte die Queen also durchaus als royalen Underdog bezeichnen.

Mit knapp einundzwanzig Jahren spielte die herangewachsene Thronfolgerin kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges ausgelassen mit Marineoffizieren an Deck der HMS Vanguard. Es war die erste große Reise, die sie unternahm – endlich frei, endlich raus aus dem Muff von Schloss Windsor, wo sie und ihre Schwester während des Krieges untergebracht waren. Ursprünglich hatte die königliche Familie zu ihrem Schutz außer Landes gebracht werden sollen, doch der König intervenierte, und so kam es zu dem berühmten Ausspruch von Queen Mum: «Die Kinder werden ohne mich nicht gehen, ich werde ohne den König nicht gehen. Und der König wird niemals gehen.» Damit war die Sache erledigt. Es muss eine nicht immer leichte Jugend gewesen sein. Selbst Elizabeths Vater schrieb einst seufzend in sein Tagebuch: «Die Ärmsten, sie hatten nie Spaß.»

An ihrem 21. Geburtstag wandte sich Elizabeth ernst und pflichtbewusst in einer Fernsehansprache an die Menschen des Empires und des Commonwealth und leistete einen Schwur, der sie für immer an die Geschicke des Reiches binden würde: «Ich erkläre vor Ihnen allen, dass mein ganzes Leben, mag es lang oder kurz sein, dem Dienst an Ihnen und dem Dienst an unserer großen imperialen Familie gewidmet sein soll, der wir alle angehören. Ich allein werde nicht die Kraft haben, diesen Entschluss in die Tat umzusetzen, es sei denn, Sie schließen sich mir an, wozu ich Sie hiermit einladen möchte. Ich weiß, dass ich mir Ihrer Unterstützung stets sicher sein kann. Gott helfe mir, meinen Schwur zu erfüllen und Gott segne all jene von Ihnen, die bereit sind, ihn mit mir zu teilen.»

Wenig später schritt Prinzessin Elizabeth in ihrem Hochzeitskleid zum Altar, wo Prinz Philip schon auf sie wartete. Frauen aus allen Ecken des Landes hatten ihr Kleidermarken geschickt – 1947 war Kleidung als Folge des Krieges in Großbritannien noch Mangelware und rationiert. Annehmen durfte sie die Marken nicht, aber sie bedankte sich bei jeder Einzelnen für die Zuwendung. Das Parlament genehmigte ihr stattdessen zweihundert Extra-Marken. Und die reichten aus für einen Traum aus elfenbeinfarbenem Duchesse-Satin, besetzt mit Tausenden Perlen und Pailletten, einer seidenen Schleppe mit filigranen Stickereien aus Silberfäden...

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