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E-Book

Alltagswege zur Freundschaft

... vom Zusammenleben mit (außer)gewöhnlichen Hunden

AutorUlli Reichmann
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl204 Seiten
ISBN9783746051192
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Ulli Reichmann hat mit ihren "Wegen zur Freundschaft" eine Bewegung ins Leben gerufen, die mittlerweile im In- und Ausland große Beachtung findet. Die Zahl der Trainerinnen und Trainer, die den friedlichen Ullihunde-Weg als Zusatzausbildung wählen, steigt stetig. "Ullihunde" steht für einen freundlichen, gemütlichen und entspannten Umgang mit Hunden, weit entfernt von jeglichem Rudelführer-Stress. Nach dem Bestseller "Wege zur Freundschaft" liegt hier der (auch unabhängig vom ersten zu lesende) zweite Band der Reihe vor. Thomas Riepe über "Alltagswege zur Freundschaft": "Ulli Reichmann gelingt es in ihrem neuesten Buch sehr anschaulich, die eingefahrene Sicht auf Hunde und ihre Halter aus einem anderen Blickwinkel erscheinen zu lassen. Viele der bekannten und alltäglichen Probleme werden besprochen, jedoch nicht mit irgendwelchen Lösungsbausteinen durchleuchtet, sondern Kommunikation mit dem Hund und Verständnis für ihn und sein Verhalten stehen im Mittelpunkt. Wodurch vermeintliche Probleme in einem ganz anderen Licht erscheinen. Im Grunde ist das Buch eine Liebeserklärung an alle Hunde. Gastbeiträge zu verschiedenen Rassen oder Lebensräumen der modernen Hunde, die genauso viel Liebe zum Hund erkennen lassen wie bei der eigentlichen Autorin, runden das Buch ab. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die ihre Hunde lieben."

Nach dem Bestseller "Wege zur Freundschaft - eine Liebeserklärung an jagende Hunde" liegt nun das zweite Werk der Autorin vor. "Alltagswege zur Freundschaft - vom Zusammenleben mit (außer)gewöhnlichen Hunden" ist eine Liebeserklärung an alle Hunde geworden. Egal ob ihr Hund übermäßig bellt, knurrt, bettelt oder Artgenossen entbehrlich findet - in diesem Buch erfahren Sie, wie Sie durch einfaches Management und einen anderen Blickwinkel nervenschonend damit umgehen können. Hunden in der Stadt ist ein eigenes Kapitel der Gastautorin Sunny Benett gewidmet und auch über Hütehunde, Akitas, Chihuahuas und andere Spezialisten finden sich Beiträge von Menschen, die mit diesen Hunden leben, denn Ulli Reichmann betont immer wieder, nur über Dinge zu schreiben, mit denen sie auch selbst Erfahrungen gesammelt hat. Ein großes Kapitel über Wildtiere, deren Lebensweise und wie wir als Spaziergänger mit Hund zu ihrem Schutz beitragen können, ist die logische Folge der vielen interessanten Querdenkereien, die in diesem Buch zu finden sind.

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Leseprobe

Spazierengehen

Um miteinander und nicht nebeneinander spazieren gehen zu können, müssen wir eine Basis der Kommunikation finden, die für alle Beteiligten verständlich und leicht abrufbar ist UND niemanden überfordert. Viele Menschen, die sich mit Hundeausbildung beschäftigen, machen den Fehler, dem Hund mit Druck die menschliche Sprache beibringen zu wollen.

Die übliche Versteifung auf „Grundkommandos“ ist in meinen Augen ein Übel. Nicht, weil „Sitz“ „Platz“ oder „Fuß“ an sich ein Übel wären, sondern weil viel zu viel Zeit und Energie damit verschwendet wird, unsere Sprache als einzig mögliche Kommunikationsform zu etablieren.

Nicht wenige Leute bezeichnen die Worte, die sie an Hunde richten, immer noch als „Befehle“ oder eben „Kommandos“. Eine, wie ich finde, frustrierende Art der Kommunikation. Und eine sehr einschränkende!

Hunde beobachten uns nämlich genau und verstehen sehr viel mehr, als wir ihnen offenbar zutrauen. Warum weigern wir uns so hartnäckig, ihre Kommunikationsversuche anzuerkennen und versuchen, uns über gekeifte Ein-Wort-Sätze Gehör zu verschaffen? Ich empfinde diese Reduzierung unserer aus Hundesicht ohnehin schon kümmerlichen Sprache als selbst herbeigeführte Jämmerlichkeit.

Hunde sprechen mit dem ganzen Körper. Ein Laut in Kombination mit Mimik und Rutenhaltung zum Beispiel ist eine sehr eindeutige Aussage, ein ganzer Satz in Hundesprache.

Während wir hingegen „HIER!!“ brüllen, mit unserer gesamten Körperhaltung (Front zum Hund) aber „Bleib weg!“ ausstrahlen. Oder wir säuseln „Komm doch her“, während in unserem Kopf bereits Mordgedanken lauern und auch in unserer Mimik deutlich zu sehen sind.

Wenn wir uns doch so sehr als Krone der Schöpfung sehen, sollten wir dann nicht viel eher dazu in der Lage sein, Hunde zu lesen und zu verstehen als von ihnen zu verlangen, völlig abstrus wirkende Forderungen umgehend zu durchschauen und ihnen Unwillen und Herrschaftsgelüste zu unterstellen, wenn sie das nicht auf Anhieb schaffen?

Blicke

Ein guter Anfang für dauerhaft zufriedenstellende Kommunikation ist, Blicke wahrzunehmen und unmittelbar darauf zu reagieren.

Blicke sind Fragen. „Was hältst Du davon?“, „Wo gehen wir hin?“, „Ist das gefährlich?“, „Bist Du auch so verblüfft wie ich?“, „Bist Du noch da?“, „Kommst Du?“ und Ähnliches mehr.

Fragen nicht zu beantworten ist unhöflich, unverständlich und hemmt die Vertrauensbildung.

Auf Blicke der Hunde zu achten ist also ein großes Thema für uns. Alle Hunde stellen ihre Fragen in Form von Blicken. Die meisten Hunde hören aber irgendwann damit auf, weil sie sich der Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst werden, wenn sie ständig Ignoranz ernten.

Die erste Aufgabe für jeden, der sich auf meine Philosophie einlassen möchte, ist daher, diese Blicke wieder hervorzukitzeln, um den Einstieg in die Kommunikation herzustellen.

Beobachten Sie Ihren Hund ganz genau. Beachten Sie bitte auch „Fast-Blicke“ wie z.B. in Ihre Richtung gedrehte Ohren (meistens das linke) oder Blicke aus den Augenwinkeln. Viele Hunde bestätigen uns für Resonanz.

Diese Bestätigungen können ganz unterschiedlich ausfallen. Meine Vivi z.B. macht einen kleinen Hopser, wenn ich für sie verständlich antworte, einer meiner Kurshunde runzelt kurz die Stirn und „grinst“ dann breit, ein anderer wedelt ganz kurz. Achten Sie auf solche Dinge!

Wie beantwortet man Blick-Fragen?

  • LOB

Damit ein Hund ein Verhalten öfter zeigt (nüchtern ausgedrückt) oder in unserem Fall sich mit seinen Fragen wieder öfter an uns wendet, muss man ihm zeigen, dass das, was er tut, gut und richtig ist.

Man kann einen Hund nicht zu oft oder „falsch“ loben.

Gelobt zu werden fühlt sich gut an und steigert das Selbstwertgefühl. Im Gegensatz zu Clicker/Marker, die ein leicht verständliches Mittel zur Ankündigung der kommenden Belohnung sind, leben Hunde nach meiner Philosophie in einer Lobblase.

Auch Clicker/Marker erzeugen auf Dauer Wohlbefinden, haben aber den Nachteil, dass man exakt vorgehen muss, während bei der Lobblase – überspitzt ausgedrückt – schon das „Dasein des Hundes auf Erden“ mitgelobt wird.

Ein Beispiel zur Erklärung:

Als meine Quendy nach einem Kreuzbandriss wieder lernen sollte, auch das operierte Bein zu benutzen, nachdem sie mit dem Laufen auf drei Beinen bereits vorzüglich zurechtkam und keine Veranlassung sah, auch das vierte einzusetzen, habe ich den Clicker benutzt, um exakt den Moment einzufangen, wenn ihre Pfote den Boden berührte. Das waren anfangs eher zufällige Kontakte, die aber durch die punktgenaue Bestätigung und den langsam dazu eingeführten Satz „Fussi auf den Boden, bitte“ stetig an Dauer zunahmen, bis sie schließlich wieder vierbeinig unterwegs war.

Ich hätte das auch mit meiner Lobblase erreicht, aber durch die Möglichkeit des exakten Bestätigens war für sie viel leichter zu verstehen, was genau ich von ihr wollte.

Im Gegensatz dazu wäre es für meine Hunde schwieriger zu verstehen, wenn ich jeden Schritt einer Bewegung hin zu einer Anzeige clickern würde, denn das passiert bei mir meist mit drei Hunden gleichzeitig und ich möchte mich da nicht als Lehrmeisterin sehen, sondern als Freundin, die mitmacht.

Wenn man so wie ich spazieren geht, freut man sich über die Sinnesleistungen und die Kommunikationsbereitschaft der Hunde und teilt ihnen das so emotional wie möglich mit, ohne ihren „Fluss“ zu stören, was zumindest bei Hund-Mensch-Teams, die erst am Beginn ihrer Clicker-Karriere stehen, durch das Beenden des gezeigten Verhaltens und das Abholen der Belohnung zweifellos passieren würde.

Sobald sich bei Spaziergängen auf unsere Art aber ein Plan oder gar Ziel einschleicht, muss man wieder zurück an den Start. Den Clicker würden da eher die Hunde für mich brauchen, denn meine Sinne sind im Vergleich zu ihren äußerst mangelhaft.

Aber Vorsicht, der Teufel wohnt im Detail ;-) Aufgrund der vielen Kursteilnehmer und Trainingsvideos, die ich zu sehen bekomme, weiß ich, dass Loben und das Zeigen von ehrlicher Begeisterung Überwindung kostet. Ein gleichtönender Lobsermon ist zwar besser als nichts, aber weit entfernt von „gut“. Wir verfügen über Stimmen, also setzen wir sie ein, egal was manche Mithörer davon halten mögen. Die müssen nicht mit uns leben – unsere Hunde aber schon. Ehrliche Begeisterung, die wir uns auch zu zeigen trauen, hat noch einen weiteren Vorteil: Wenn man „Du bist ja soo suuuper, sooo ein toller Hund, ich kann nicht fassen, was du alles kannst“ mit Inbrunst flötet, passt garantiert auch die Körperhaltung dazu und wir sind auch für Hunde nicht mehr schwer zu verstehen.

Situationen, in denen Ruhe gefragt ist, loben wir ruuuhig und leise. Wollen wir Tempo reinbringen, geben wir auch mit der Stimme Gas.

Macht der Hund etwas normal Tolles ;-) loben wir einfach normal, macht er etwas extra Tolles, gibt’s gesteigertes Lob und sollte er den Pulitzerpreis gewonnen haben, gibt’s zusätzlich ein Freudentänzchen samt Keksregen.

Hunde können uns verblüffen – wenn man sie lässt – und das sollte man uns auch deutlich anmerken.

Ich war oft geneigt zu sagen, dass man sich immer noch ein wenig Lob-Spielraum nach oben aufbewahren soll, damit wir Besonderes auch entsprechend würdigen können, aber ich bin im Lauf der Zeit draufgekommen, dass es dumm ist, der Phrase „das Beste kommt noch“ nachzujagen, denn man bereut es bitterlich, wenn man erst im Nachhinein merkt, dass das Beste keine einmalige Sache ist, sondern täglich passiert.

Lob, Leidenschaft und Begeisterung sind Ressourcen, die sich vervielfältigen, wenn man sie oft nutzt.

  • HANDZEICHEN

Auf Fragen ausschließlich mit Lob zu antworten ist zwar nett, aber nicht wirklich hilfreich. „In welche Richtung gehen wir?“ „Braaav!“ wird uns nicht weiterbringen, auch wenn es besser ist als gar keine Antwort.

Deshalb gibt es zum Glück Handzeichen, die Hunde sehr gut verstehen können. Eine Antwort sollte deshalb neben dem Lob immer auch eine Information enthalten, damit die Kommunikation ausgebaut werden kann.

Diese Information sollte aus dem gesprochenen Wort (kann ruhig auch ein Satz sein – Hunde mögen das) und einem Handzeichen bestehen, z.B.: „Braaav, wir gehen weiter“ plus Handzeichen für „Weiter“).

An dieser Stelle möchte ich Sie zu einem kleinen Experiment einladen. Versuchen Sie gleich beim nächsten Spaziergang herauszufinden, welche Handzeichen für Sie und Ihren Hund am hilfreichsten sein könnten. Wie würden Sie z.B. „Weiter“ zeigen? Oder „Warte“? Oder „Links“ und „Rechts“?

Am besten sind immer die...

Blick ins Buch

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