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E-Book

Quak in Afrika

Die abenteuerliche Geschichte des Starenmädchens Quak

AutorGerhard Klaiber
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783746022765
Altersgruppe8 – 12
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Quak, das Starenmädchen aus Illerberg, die Stare sagen dazu Illermons, fliegt mit ihrer Freundin Sinistra nach Afrika. Sinistra ist die sagenumwobene Königin der Flamingos und mit Zauberkräften ausgestattet. Zusammen wollen sie eine Flamingokolonie in Afrika retten, deren Heimatsee von einem Vulkanausbruch bedroht ist. Aber zuerst müssen sie den See von Astarte befreien, ebenfalls ein Flamingo, der sich den dunklen Mächten der Finsternis verschrieben hat und sein Volk tyrannisiert. Nach einem gefährlichen Flug durch die Savanne und die Wüste Sahara landet Quak wieder glücklich in ihrer alten Heimat an der Iller. Ein Buch aus der Vogelperspektive, voller Abenteuer. Ein Buch, nicht nur für Kinder.

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Leseprobe

Der Wespenbussard


Quak, das junge Starenmädchen saß auf einem der oberen Äste ihrer Birke und bewunderte die kleine Welt, in die sie nach ihrer abenteuerlichen Reise wieder zurückgekehrt war. Hier, in Schnauzbarts Garten, war ihr kleines Paradies. Hier wurde sie geboren und hier verbrachte sie ihre Kindheit. Es war ein schöner, freundlicher Morgen Mitte September. Man hätte meinen können, der schon etwas älter gewordene Sommer nähme seine ganze Kraft zusammen, um noch mal einen Tag seiner Jugend hervorzuzaubern. Die ganze Farbpalette des frühen Junis war wieder vorhanden. Das Gras war nach den zwei Schnitten wieder hellgrün und der aufsteigende Dunst verwandelte die grellen Farben, die der Hochsommer geschaffen hatte, in gedämpfte pastellfarbene Flächen mit feinen Übergängen.

Schnauzbart war im Garten, bewunderte seine farbenprächtigen Dahlien, die er im Mai angepflanzt hatte und die nun zauberhafte Blüten hervorgebracht hatten. Seine Frau zwickte indessen hinter seinem Rücken ein paar seiner schönsten Rosen ab, um davon einen herrlichen Strauss zu binden, der das Esszimmer verschönern sollte.

Wenn das mal keinen Ärger gibt, dachte sich Quak. Sie schaute hoch zu ihrem Vater Emil, der offenbar das Gleiche dachte.

Kurz darauf sah sie Chris, den Haushund, aus dem Esszimmer ins Freie flüchten und gleichzeitig hörte sie Schnauzbarts lautes Schimpfen ob des dreisten Raubes seiner schönen Rosen. Aber Schnauzbarts Frau hatte auch keine Kreide gegessen und konnte mit der Lautstärke mithalten. Chris wusste, warum er flüchtete.

Quaks Gedanken schweiften wieder ab. Wie im Traum lief die ganze Reise nochmal vor ihrem inneren Auge ab. Besonders eingeprägt hatte sich das Bild, wie sie über dem Mittelmeer durch einen Sturm von ihren Eltern und ihrem Schwarm getrennt worden war. Von einem Fischer wurde sie aus dem Meer gerettet. Der steckte sie in einen Käfig, wie einen Wellensittich und hielt sie in Gefangenschaft. Von den heimlichen Drei, so nannten sich das Bündnis aus einer Katze, einer Möwe und einem kleiner Steinkauz wurde sie befreit. Sinistra, die geheimnisvolle Fürstin der Flamingos nahm sie in ihren Schwarm auf und beschützte sie durch ihre Zauberkünste auf ihrem Rückweg. Allein auf sich gestellt, musste sie den Heimweg wieder finden. Sie musste viele Abenteuer überstehen und manchmal kam sie nur knapp mit dem Leben davon. Aber im Gegensatz zur Wirklichkeit verblassten die schlechten Ereignisse immer mehr, während die freudigen Erlebnisse besser im Gedächtnis haften blieben. Da waren die vielen Freunde, die ihr geholfen hatten. Jakob die Möwe, Fred der Steinkauz, Balthasar, der freundliche Wanderfalke und Luise die Alpendohle. Aber da war noch einer, Ignaz der Wespenbussard, der sie aus dem Tal der Sperber geführt hatte. Plötzlich erinnerte sie sich, dass sie dem Wespenbussard damals versprochen hatte, ihn einmal zu besuchen. Er wohnte nicht weit von Illermons in Emershofen. Ihr war klar, dass sie dafür nicht mehr viel Zeit hatte, denn der Vogelzug nach Süden stand unmittelbar bevor.

Gesagt, getan. Sie rief ihrer Mutter Joliante noch zu, dass sie zum Abendessen wieder zurück sein würde. Noch bevor Joliante etwas erwidern konnte, war sie hinter den nächsten Bäumen in Richtung Emershofen verschwunden.

Beim Überfliegen des kleinen Kirchleins von Emershofen bemerkte Quak aus dem Augenwinkel heraus, dass eine große Ansammlung von Vögeln auf den Bäumen saß, die einen Bauernhof umgaben. Sie zwitscherten aufgeregt und wippten öfters mit ihren Federschwänzen als normal. Neugierig wie sie war, unterbrach sie ihren Flug und setzte sich auf die Dachrinne des Bauernhofs, um alles in Ruhe betrachten zu können. Was sie sah, verschlug ihr fast den Atem.

In der Mitte des Hofs war ein großer Käfig auf einem Erntewagen festgebunden. Der Flügelspitze nach, die aus dem Käfig herausragte, war darin ein großer Vogel gefangen. Quak vermutete, dass es sich um einen Greifvogel handeln müsste. Ein paar Meter weiter saß eine Bachstelze, die aufgeregt mit dem Schwanz wippte und nervös hin und her lief, immer wieder die Worte wiederholte, »mein Gott, das wird ein schlimmes Ende nehmen, mein Gott, das wird schlimm enden.« Quak schloss zu ihr auf und fragte was geschehen war.

»Im Käfig sitzt unser Wespenbussard, der Ignaz. Der Bauer hat ihn gefangen, weil er ihn verdächtigt seine Bienenstöcke geplündert und den Honig gestohlen zu haben. Morgen kommt jemand vom Augsburger Zoo, um ihn abzuholen. Er soll in einem großen Käfig eingesperrt werden. Die Menschen nennen es Gehege, an dem die Zoobesucher vorbeilaufen können, um ihn anzugaffen und um zu sehen, wie ein Wespenbussard ausschaut. Da bekommt er zwar immer sein Fressen, ohne dafür arbeiten zu müssen, aber fliegen wird er dort nicht können, sondern nur von Ast zu Ast hüpfen. Er ist ein begnadeter Flieger vor dem Herrn. Jeden Tag flog er hoch, oft über die Wolken hinaus, so dass man ihn nicht mehr sehen konnte. Wenn er dann zurückkam, warteten schon sehr viele Vögel auf ihn. Von ganz hoch oben konnte er in den nächsten Tag hineinspähen und uns berichten, wie das Wetter des nächsten Tages sein würde. Wir konnten dann für den anderen Tag planen. Das Schlimme ist, dass er unschuldig ist. Es war eine Gruppe von Waschbären auf dem Durchzug, die den Honig gestohlen hatten.«

Quak hatte genug gehört. Sie stieß sich von der Dachrinne ab und landete vor der Käfigtür.

Der Wespenbussard zuckte zusammen, als Quak plötzlich vor ihm stand. Einen Augenblick sah er sie mit seinen tief traurigen Augen an, dann ging ein Leuchten über sein Gesicht. Er hatte sie wieder erkannt.

»Kleiner Star, du bist groß geworden. Als ich dich zum letzten Mal im Tal der Sperber gesehen habe, hingst du noch am Federzipfel deiner Mutter und hattest Angst vor mir aber jetzt siehst du aus wie eine junge Starendame. Genieße deine Jugend und besonders deine Freiheit, die wir als Selbstverständlichkeit hinnehmen, die unser höchstes Gut ist, die aber sehr schnell vorbei sein kann, wie du an mir siehst.«

Sie bewunderte den Bussard. Was für eine Persönlichkeit strahlte er aus, wie er sich in sein Schicksal ergab, ohne zu jammern und zu wehklagen.

Quak war mit der Eigenschaft gesegnet, zuerst alles anzuschauen, es zu überdenken und sich dann erst eine Meinung zu bilden. Während ihrer Gefangenschaft und ihres gefährlichen Rückflugs hatte sie erfahren, dass es auch in ausweglosen Situationen oft noch eine Lösung gibt, wenn man sich nur bemüht, sie zu finden.

Zuerst untersuchte sie den Käfig von allen Seiten. Er war aus massivem Holz gebaut. Auch die Gitterstäbe der Tür waren massiv und unüberwindlich. Fast schien es, als ob hier nichts zu machen wäre. Da fiel ihr Blick auf den Riegel, mit dem die Tür verschlossen war. Da könnte es eine Lösung geben. Wenn man auf der Innenseite des Riegels etwas Holz abtragen würde, wäre er so wacklig, dass man ihn durch Druck auf die Tür öffnen könnte. Der Wespenbussard hatte den günstigsten Standort, um es auszuführen. Aber sein klobiger Schnabel war dazu nicht geeignet. Ein Specht hätte die Arbeit schnell vollbracht, aber er würde zu viel Lärm verursachen und den Kopf nur mit Mühe durch die Gitterstäbe bringen. Als Quak die Situation durchdachte, hörte sie plötzlich den flötenden Ruf eines Kleibers. Das könnte die Lösung sein.

Sie flog zurück zur Bachstelze, die noch immer hin und her lief und immer wieder krächzte, »mein Gott, das wird ein schlimmes Ende nehmen.«

»Bachstelze! Wir benötigen ganz schnell einen Kleiber und zwar einen ganz geschickten, kennst du einen?«

»Ich kenne viele Kleiber, solche und andere. Die meisten sind zwar sehr gebildet, aber sehr faul. Einen kenn ich, der ist geschickt wie kein anderer und obendrein ein Tüftler. Er hat einen so harten Schnabel, dass er es sogar geschafft hat, sich eine schöne Wohnung in eine harte Eiche zu hämmern. Jedoch seine Spezialität ist das Schnabelspitzen. Das musst du dir folgendermaßen vorstellen. Wenn ein Stück deines Schnabels abbricht, weil du auf etwas Hartes gebissen hast, kannst du nicht mehr alles beißen. Dann gehst du zu ihm. Ähnlich wie die Menschen, die, wenn sie nicht mehr beißen können ihren Zahnarzt aufsuchen. Er repariert den abgebrochenen Schnabel, in dem er ihn wieder anspitzt, oder etwas an ihn anklebt. Er nennt sich Kleiber, das kommt von dem Wort Kleben. Er hat den besten Klebstoff aller Vögel. Ich schau mal, ob er zu Hause ist und ob er kommen kann, denn er ist viel beschäftigt.« Und schon flog sie nach Bachstelzenart, in kleinen Bögen, auf und ab, Richtung Wald davon.

Es dauerte nicht lange, so kam sie in Begleitung eines Kleibers wieder angeflogen. Auffallend an ihm war, dass er für seine Rasse einen sehr langen und spitzen Schnabel hatte. Der Hals fehlte ihm, der Kopf saß direkt auf den Schultern. Er flog sofort zum Käfig, schaute sich die Situation an, wechselte mehrmals den Standort und betrachtete alles aus...

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