Das globale Defizit
Warum ist die Welt so wie sie ist? Warum sind die Menschen so wie sie sind? Diese beiden Fragen beschäftigten mich bereits vor vielen Jahren. Nachdem ich mich einige Jahre vermehrt mit individuellen Schicksalen und Konstellationen beschäftigt hatte und wo immer wieder die fehlende Liebe zu sich selbst das Thema war, kam ich darüber nun wieder zu diesen beiden Fragen.
Heute erschließt es sich mir ganz anders, als noch vor ein paar Jahren. Deshalb schreibe ich heute dieses Buch, was ich gesamtheitlich als mein wichtigstes Buch überhaupt empfinde. So wichtig ist es mir, öffentlich zu diesem Defizit Stellung zu beziehen.
Denn in der Selbstliebe geht es um so viel mehr! Fehlt sie, ergründen sich die tiefsten Tiefem im Menschen selbst und erklärt daraus heraus auch sein Handeln.
Das Ego als Ersatz zur Liebe!
Menschen, die sich nicht selbst nicht lieben, wählen nur allzu gern diese Form der Kompensation.
Jetzt mag man denken, dass das Ego natürlich niemals als ein Ersatz zur Liebe stehen könnte, aber ganz so abwegig ist diese Form der Kompensation nicht und durchaus kann sich der Mensch über das Ego permanent neue Glücksmomente bescheren. Und eben auch Glücksgefühle, in denen sich die Endorphine ähnlich ausschütten wie im Liebesgefühl.
Daher könnte man durchaus sagen, was soll man sich mit der Selbstliebe beschäftigen, wenn es eben auch anders ganz gut funktioniert. Und damit meine ich, dass man ein aktives Ego durchaus erst einmal mit einem normalen menschlichem Verständnis anschauen darf.
Denn so verläuft die Praxis auf der ganzen Welt, dass darf man erst einmal dahinter verstehen. Da darf man sich überall umschauen, absolut global, überall trifft man auf dieses Phänomen.
Ich mag in dieser Angelegenheit auch etwas Idealist sein, doch allein gesellschaftliche Phrasen in diesem Bereich haben sich so sehr ins eigene Denken eingeschlichen, dass es schwer ist, dem durch geschriebene Form etwas entgegen zu setzen. Zum Beispiel, Derjenige, der sich selbst liebt müsse auch dann und wann einmal egoistisch sein. Oder ein „gesunder Egoismus“ gehöre zum Leben. Alles so Dinge, die so daher gesagt werden. Doch das Ego ist Ego, nicht Liebe! Und es hat auch überhaupt gar nichts mit Liebe zu tun. Sich selbst im Ego erklären, aus dem Blickwinkel eines größeren Zusammenhangs kann kaum Jemand. Natürlich nicht, man tut es einfach und legt es sich danach möglichst schön aus.
Doch weder ist das eine Lösung, noch ist das ein Weg. Persönlich nicht und global schon gar nicht!
Der große Unterschied zwischen Liebe und Ego ist, dass sich die Energie der Liebe aus sich selbst heraus bildet und nach außen hin vergeben wird. Das Ego aber, benutzt die Energie aus dem Außen, um sich selbst zu füllen. Noch klarer ausgedrückt, persönliches Glück durch das Ego, beinhaltet immer das Leid eines Anderen. Es ist ein Transfer, wo letztendlich nicht alles immer mehr wird, sondern alles weniger! Das ist der alles entscheidende Unterschied! In Form einer Metapher darf man sich dabei gern einmal einen Vampir vorstellen, der etwas braucht, damit es ihm gut geht. Das mag er womöglich auch bekommen, doch jemand anderes muss dafür etwas geben. Und das wiederum ist für den Anderen in diesem Fall alles andere als angenehm.
Der Mensch von heute nährt sich über Konsum, der Transfer dahinter ist ihm nicht bewusst. Wobei es heutzutage mehr als deutlich wird, dass der Mensch durch überproportionale Reize über den gesamten Tag verteilt, kaum noch zur Ruhe kommt. Und Ruhe ist der Ursprung jeglicher Differenzierung zu Irgendetwas, das sollte dabei klar sein. Es scheint fast so, als hätte das Ego in dieser Welt längst gewonnen. Der Nährboden könnte nicht glänzender sein und Ausstöße von Dopamin braucht und sucht der Mensch, ob es ihm nun bewusst ist oder nicht. Und im Ego erlaubt man sich selbst auch fast alles. Man ist nicht bereit oder hat kein Interesse, die Wurzeln seines eigenen Baumes zu pflegen, der dadurch nicht zu beernten ist und wodurch man sich lieber die Ernte von Nachbars Baum zu nutzen macht. Es ist ein Grundprinzip von Verteilung, was sich auch durch ganz logische Gesichtspunkte erschließen lässt. Der Blick über den berühmten Tellerrand hinaus ist nicht mehr "in" .
Auch der Stellenwert eines Philosophen ist heutzutage fast verpönt und meist weiß der Mensch von heute nicht einmal, um was es in der Philosophie überhaupt geht. Gesellschaftlich breit verankert, was mehr als schade ist.
Aus dem Defizit an Selbstliebe heraus, auf Grund dieser Ego beeinträchtigten Transfers, werden einige Menschen auf dieser Welt zum Beispiel immer reicher, andere immer ärmer. Und ein mehr als großer Irrglaube ist es, dieses Missverhältnis von Außen korrigieren zu können. Wenn man heute ein theoretisches Konstrukt aufbauen würde, in dem heute alle Menschen auf dieser Erde gleich viel hätten, wäre es morgen schon wieder in einem Missverhältnis, welches sich über einen Zeitraum aufbauen würde und irgendwann hätte man dann wieder die Verhältnisse von heute.
Das gilt es einmal zu verstehen! Das Problem ist viel größer als man meint. Letztendlich geht es immer nur um Ressourcen, die uns diese Welt zur Verfügung stellt. Und der Mensch geht in dem Bewusstsein vor, dass sie für die eigene Lebenszeit schon reichen würden. Und betrachtet einen abgeholzten Regenwald, verschmutzte Meere oder auch Hunger und Durst in anderen Ländern als komplett sekundär. Er nimmt sich auch nicht die Zeit, diese Szenarien zu Ende zu denken, da er sich durch Konsum rund um die Uhr von sich selbst ablenkt.
Wird es noch einmal in die andere Richtung gehen?
Heutzutage sind ja die großen Nationen durch Demokratie geprägt, was ich grundsätzlich auch persönlich gut finde. Bedeutet für einen Politiker aber auch, dass er auf die Ist-Zustände in der Bevölkerung versucht einzugehen, um gewählt zu werden. Und auch dort kommt wieder das Ego ins Spiel, denn mit was darf man sich dann brüsten? Das man dumme Dinge tut, um von dummen Menschen gewählt zu werden? Im Grunde frei von jeglichem Sinn. Wenn nicht Macht oder eine gesellschaftliche Anerkennung ebenfalls eine Art von Liebe wären, die zu Ausstößen von Dopamin führen. Daher geht ein Politiker ebenfalls genauso vor, wie es ihm die Gesellschaft vorab bereits gespiegelt hatte. Fernab von Selbstliebe und dadurch Nehmer, anstatt Geber!
Das Problem der fehlenden Selbstliebe ist evolutionär, dass darf man unbedingt dahinter verstehen und es wird höchste Zeit, es auch als solches anzugehen.
Der Mensch versteht das Leben nicht und weil er es nicht versteht, hat er Angst vor dem Leben! Zwar auch ein intellektuelles Defizit, allerdings nur bedingt durch fehlende Bildung begründbar. In seinem Inneren verspürt der Mensch durchaus, dass er eventuell etwas tut oder getan hat, was den moralischen Aspekt in ihm berührt hat. Und eine Eigenverantwortung abzugeben, ist eben auch ein schnelles und probates Mittel, damit im Einklang zu leben. Über die Jahrtausende waren es immer wieder die Religionen und Götter, die in diese Form einer Marktlücke hinein stießen und den Menschen genau dort bedienten, wo er es brauchte. In seiner Angst! Doch Religionen sind rückläufig anzusiedeln und werden nach und nach übernommen durch Konsum und Reiz, geschürt durch Medien und Kapitalismus. Das wäre die neue evolutionäre Richtung, die allein schon eine Intuition einer moralischen Bedenklichkeit innerhalb von Sekunden übergeht und abgehakt hat.
So viele Menschen behaupten, dass sie sich selbst lieben würden. Doch was ist es denn, was sie dort an sich lieben? Eine tolle Optik, ein gesellschaftlicher Status etc.? Sie schauen auf sich selbst, wie auch ein Außenstehender auf sie schauen würde. Eine Authentizität sieht anders aus. Weil aber die Selbstliebe stets so definiert wurde, wird sie so wenig publik behandelt.
Vielleicht lieben sich 0, 0001 % der Menschen selbst und sind nicht der Grund, dass die Welt ist wie sie ist. Doch wenn man sich das schon vor Augen hält, darf man sich durchaus die Frage stellen, ob man zu diesem Anteil gehören mag, oder eben zum Rest.
Ich mag auch noch einmal daran erinnern, das zu viel Ego einer tickenden Zeitbombe gleicht. Denn es gibt sowohl eine persönliche, wie auch eine globale Gesundheit. Pflegt der Mensch das Eine, so pflegt er auch das Andere. Wie Innen, so Außen! Daran darf man denken, wenn man in die Welt schaut.
Die fehlende globale Selbstliebe wird abgefedert, durch eine Art von neuer Religion, die sich Konsum und Kapitalismus nennt. Es wirkt wie ein Vakuum zwischen zwei Zeitaltern. Zuvor bediente man sich der Liebe und der Führung von Religionen, um einschlafen zu können. Heute ist es der Konsum, aber auch der Reichtum, der eine Art von Wettbewerb darstellt. Nicht anders ist es zu erklären, dass Menschen, die ihr bisheriges Vermögen niemals ausgeben könnten, immer nach noch mehr streben.
Die Hochzeit des Glücks befand sich Statistiken zufolge 1969. Und obwohl der Materialismus seit dem exorbitant anstieg, stieg das Glück...