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The future is female!

Was Frauen über Feminismus denken - Mit Beiträgen von Emma Watson, Keira Knightley, Katrin Bauerfeind u.v.m.

VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783641241261
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die Welt, in der Frauen heute leben, ist trotz #MeToo und immer größer werdenden öffentlichen Protesten gegen die Geschlechterungleichheit noch immer massiv vom Gender Pay Gap, der Sehnsucht nach dem perfekten Bikinibody und Mansplaining definiert. »The future is female! Was Frauen über Feminismus denken« ist das Buch für Mädchen und Frauen, die sich mit diesem ungenießbaren Cocktail nicht länger zufriedengeben wollen, eine einzigartige und vielstimmige Textsammlung. Frauen von der Hollywood-Ikone bis zur Teenie-Aktivistin erzählen darin ihre ganz persönliche Geschichte; alle Geschichten zusammengenommen entwickeln eine Kraft, die die alte Welt aus den Angeln heben kann und dem F-Wort einen ganz neuen Glanz verleiht. Der Feminismus von heute definiert sich über das Dafür und Miteinander und nicht ewig gestrig über das Dagegen, er ist eine unwiderstehliche Notwendigkeit - und jede Einzelne von uns gehört dazu!

Herausgeberin von »The future is female« ist die britische Style-Kolumnistin und Pink-Protest-Gründerin Scarlett Curtis; das Buch wird zeitgleich mit der britischen und der amerikanischen Ausgabe zum International Girls' Day am 11.10.2018 erscheinen. Beiträgerinnen sind unter anderem: Emma Watson • Keira Knightley • Bridget Jones (von Helen Fielding) • Saoirse Ronan • Dolly Alderton • Jameela Jamil • Kat Dennings • Rhyannon Styles und viele mehr.

Außerdem exklusiv in der deutschen Ausgabe: Essays von Katrin Bauerfeind • Karla Paul • Tijen Onaran • Fränzi Kühne • Milena Glimbovski • Stefanie Lohaus.

»Brillant, witzig, wahrhaftig. Diese Essays werfen ein strahlendes Licht auf den Weg zukünftiger Frauengenerationen.« Reese Witherspoon

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Leseprobe

Ich sitze im Büro einer allseits geschätzten Casting-Direktorin in New York und übe mich in freundlicher Konversation, während ich verzweifelt zu verhindern versuche, auf der Couch dieser Frau einen blutigen Abdruck zu hinterlassen. Unser Gespräch hatte von einer Sekunde auf die andere eine Wendung zum Besseren genommen, als ich in meine Small-Talk-Zauberkiste griff und auf Gold stieß – die Casting-Direktorin war eine Katzenlady, genau wie ich.

Ihre Augen leuchten kurz auf, als ich erwähne, dass ich meine geliebte Mitbewohnerin, eine prächtige Perserkatze namens Puff, für zwei Monate mit nach New York genommen habe. Riskantes Manöver, in diesem Umfeld eine Katze zu erwähnen, denn statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass eine Karrierefrau, die in New York lebt, einen Hund hat (bürotauglich, reiseaffin, Größe einer kleinen Obsttüte). Falls das stimmt, dann wird sie mich jetzt nämlich im Handumdrehen in eine Schublade stecken und das Treffen früher als geahnt beenden. Oder, noch schlimmer, sie wird meine Geringschätzung für Hundemenschen spüren, die ich nur schwer unterdrücken kann, und ich werde nie wieder etwas von ihr hören. Doch Halleluja, sie hat eine Katze! Eigentlich sogar zwei!

Plötzlich sind wir Kumpelinen. Plötzlich spüre ich, wie der Glanz, der von meinen strahlenden Karriereaussichten ausgeht, die sich soeben ganz beträchtlich aufgehellt haben, den ganzen Raum erfüllt. Wir werden Filme zusammen machen, Frau Respektierte-New-York-City-Casting-Lady und ich! Sie wird an mich denken, wenn sie ihre nächste schrullige Independent-Komödie besetzt, und ich werde vorsprechen, erfolgreich natürlich, und dann wird sie fragen: »Na, wie geht es denn Ihrem lieben, schnuckeligen Kätzchen?« Und ich werde sagen: »Großartig, danke. Ich hoffe, Sie werden sie eines Tages kennenlernen.« Und sie wird mir verschwörerisch zuzwinkern und meine Agentur anrufen, sobald ich aus dem Zimmer bin – Katzenladys kümmern sich schließlich umeinander.

Diese erquickliche Abfolge von Ereignissen und ihren Folgen schwirrt mir durch den Kopf, während ich mich nach vorne beuge und ihr mein Handy rüberreiche, damit sie eine Auswahl der neuesten, absolut unwiderstehlichen Fotos von Puff bewundern kann, wie sie sich in einem Streifen Sonnenlicht räkelt. Und dann spüre ich es: dieses eigenartige, nicht mal unangenehme, aber unverwechselbare Gefühl, das dich innerlich erbeben lässt (ob vor Freude oder vor Entsetzen, ist total abhängig von der Situation) und das entsteht, wenn dieses Stückchen Gebärmutterschleimhaut, das sich von irgendwo in deinem Unterleib gelöst hat, aus dir herausflutscht und irgendwo hin glibscht, wo du, so betest und hoffst du voller Inbrunst in diesem Augenblick, der sich wie in Superzeitlupe hinzuziehen scheint, angemessen und ausreichend gepolstert bist.

Du kannst deine Vaginalkugeln jetzt wieder entspannt umeinander rollen lassen, liebe Leserin, denn sei versichert: Ich hatte eins von diesen sagenhaften, feuchtigkeitsaufsaugenden, menstruationsbluttrinkenden, feministischen Wunderunterhöschen an, die Facebook uns Mädels immer aufzuschwatzen versucht. Unglücklicherweise hatte ich mir genau den Tag dieses wichtigen Meetings ausgesucht, um es Probe zu tragen, und vielleicht sollte ich zu deiner Information, lieber entsetzter männlicher Leser, noch erwähnen, dass sich, weil frau es die letzten zehn Jahre ihrer Regelblutungsaktivitäten über gewohnt war, die absolut lästigste ihrer Körperöffnungen mit Hilfe eines Super-XXL-Tampons ganz dicht zu verschließen, dieses deutlich wahrnehmbare Herausflutschen extrem irritierend anfühlen, ja, einen geradezu in Panik versetzen kann.

Ich weiß nicht mehr, was mich geritten hatte, die zu kaufen. Die Höschen, meine ich. Ich bin nicht gut, was Körperfunktionen betrifft. Einmal ging ich einem Mädchen zuerst aus dem Weg und gab sie als Freundin irgendwann ganz auf, weil ich glaubte, sie hätte mich womöglich durch eine dünne Toilettentrennwand hindurch furzen gehört (Vicky, ich hoffe, bei dir ist alles gut). Wenn meine amerikanischen Freundinnen Geschichten über ihre Verdauung zum Besten geben, halte ich mir die Ohren zu und krümme mich vor Peinlichkeit. Ich bin imstande, meinem Freund beinahe jedes schlechte Benehmen zu verzeihen – plötzliches, rätselhaftes Verschwinden; Unpünktlichkeit; bevorzugt Männer –, solange er nur umwerfend duftet. Doch eines Abends, als ich auf Facebook herumstöberte, ploppte wieder diese Werbung auf. Da war sie, direkt vor mir, Mila Kunis, die Augen begeistert aufgerissen, und pries völlig ungehemmt in einem kurzen Werbeclip diese Menstruationshöschen an. Und obwohl ich keine besonders starke Affinität zu Mila Kunis habe, obwohl ich die Vorstellung, wie mein Menstruationsblut in meinen Slip tropfen, sich dort ansammeln und eine dicke, langsam gerinnende Lache bilden würde, entsetzlich fand, und obwohl mich ab und an immer noch Wellen unendlicher Dankbarkeit für die Erfindung des Tampons überfluteten, hatte ich an diesem Abend das Gefühl, die Höschen unbedingt haben zu müssen. Mir gefielen die vollkommen unverschämten Vibes, die Mila produzierte. Sie kam so überzeugend und beeindruckend feministisch rüber (und zwar im absolut undifferenzierten, krass offensichtlichen Sinn des Wortes), wie sie auf Facebook ohne jede Scham und Scheu über die Besonderheiten ihres Regelzyklus redete.

Ich hatte feministische Bücher gelesen und wusste inzwischen, dass der Körper einer Frau ähnlich funktioniert wie die vier Jahreszeiten, das Patriarchat die Arbeitswoche jedoch ausschließlich im Einklang mit dem männlichen Zyklus strukturiert hat. Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich mich in der #MeToo-Debatte noch nicht zu Wort gemeldet hatte. Und außerdem fühlte es sich einfach an wie eine richtige, fortschrittliche, feministische Tat und ja, mich erregte und begeisterte tatsächlich auch die Vorstellung ein bisschen, eine ermächtigte, blutende Frau zu sein, die in ihren feministischen Unterhosen ausgelassen auf der Straße im Kreis tanzt. Also fügte ich meinem Einkaufswagen drei Stück hinzu, klickte auf »Verbindlich bestellen« und schwor, von nun an eine bessere Kämpferin für die Frauenrechte zu sein.

Dessen ungeachtet wurde ich, während ich auf meinem Weg in das bis dato unerforschte Gelände einer mit Sicherheit bevorstehenden öffentlichen Demütigung auf dem Sofa dieser nichtsahnenden Casting-Direktorin unablässig vor mich hin tropfte und mit geradezu beleidigender Geschwindigkeit durch ihre Katzenbilder wischte, nur von einem einzigen Gedanken beherrscht: Scheiß Feminismus!

Ich brauche wohl nicht extra zu betonen, dass der Feminismus mich verwirrt. Ich erlebe überhaupt gerade eine verwirrende Zeit. So viele Frauen, die ich bewundere, sprechen auf einmal ganz offen über ihre Erfahrungen mit Unterdrückung, der sie im Umgang mit Männern ausgesetzt waren, und ich komme mir wie eine Außerirdische von einem viel freundlicheren Planeten auf Kurzbesuch vor.

»Bin ich eine Feministin?«, frage ich mich zum vielleicht allerersten Mal in den mehr als sechsundzwanzig Jahren, die ich schon als Frau auf dieser Welt bin, denn ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass ich keine sein könnte. Offensichtlich!, kontert mein Gehirn sofort, aber trotzdem nagt dieser verstörende Gedanke an mir, dass ich mehr tun müsste, um es auch zu zeigen.

Also spreche ich das Thema der Frau gegenüber an, die mich am besten kennt, die jedoch, soweit ich mich erinnern kann, niemals aktiv etwas getan hat, um mich zu einer Verfechterin feministischer Werte zu erziehen, außer, dass sie meine Schwestern und mich immer dabei unterstützt hat, die Frauen zu werden, die wir sein wollten.

»Bin ich eine Feministin, Mom?«, frage ich sie rundheraus. Das haut sie genauso um, wie es mich vorher umgehauen hat, und sie will wissen, wieso in aller Welt man keine sein sollte.

Glaubst du an gleiche Rechte für Männer und Frauen?

Glaubst du, dass Frauen arbeiten sollten?

Glaubst du, dass Männer und Frauen dieselben intellektuellen Fähigkeiten haben?

Na klar! Auf jeden Fall, erwidere ich, und … na ja … dass ich eigentlich sogar der Meinung bin, dass Frauen im Durchschnitt intelligenter sind als Männer, aber das wäre nur so ein Gefühl.

»Dann bist du eine Feministin«, bestätigt sie mir und fügt hinzu: »Ganz sicher. Erinnere dich doch bloß mal, wie begeistert du als Kind von den Prinzessinnen in den Disney-Filmen warst! Sie waren deine feministischen Ikonen, würde ich sagen.« Bei diesem letzten Satz wird mir das Herz schwer, denn ich weiß, dass das stimmt und dass ich von nun an in Gesprächen, in denen es um Feminismus und die Heldinnen meiner Kindheit geht, immer lügen muss. Vielleicht ist es aber auch eher mein Kopf, der schwer wird, denn plötzlich fallen mir diese ganzen feministischen Kommentare ein: Belle in Die Schöne und das Biest ist ein schizophrenes, machtloses Opfer des Stockholm-Syndroms, und Arielle, die Meerjungfrau übt einen schlechten Einfluss auf junge Mädchen aus, denn sie hat sich im Austausch für Beine freiwillig in zwei Teile gespalten und ja, eine Vagina zugelegt, damit ein Prinz mit ihr schlafen kann.

Andererseits hüpft mein Herz jedes Mal vor Freude, wenn die Rede auf die tatkräftigen Prinzessinnen aus Märchen und Kinderträumen mit ihren hochfliegenden Ideen, hoffnungsvollen Herzen und prächtigen Lockenmähnen kommt. Ich stimme meiner Mutter also zu, verbanne jeden weiteren Gedanken an Feminismus für heute Abend aus meinem Kopf und schaue mir zum zweiten Mal in diesem Monat Die Schwanenprinzessin an. Morgen, so beschließe ich,...

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