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Vier Jahre in der Stonewall Brigade

Ein Soldat der 33rd Virginia Infantry erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg

AutorJohn Overton Casler
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl518 Seiten
ISBN9783742732583
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
'Caslers ebenso unterhaltsame wie wahrheitsgetreue Erzählung ist ein aufschlussreiches Gegengift gegen die exzessive Heroisierung der konföderierten Army of Northern Virginia in der einschlägigen Literatur. Eine objektive Betrachtung dieser Armee ist ohne Caslers Perspektive schlicht unmöglich.' Douglas Southall Freeman, Autor von 'R. E. Lee: A Biography'. John Overton Casler (1838-1926) ist zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges 23 Jahre alt. Die jugendliche Wanderlust hat den jungen Farmerburschen aus dem heimatlichen Virginia nach Missouri verschlagen, doch als er die Unabwendbarkeit des Krieges erkennt, kehrt er zum Schutze seines Heimatstaates an die Ostküste zurück, wo er sich zu Kompanie A der 33rd Virginia Infantry meldet. Bereits einen knappen Monat später erlebt der frische Rekrut seine Feuertaufe in der Ersten Schlacht von Manassas, wo sich sein Regiment und seine Brigade einen Ruf erwerben, der sich im Laufe des Krieges zur Legende auswächst. Es ist ein Ruf, den die jungen Farmer- und Handwerkerburschen aus dem ländlichen Virginia teuer erkaufen müssen. Casler erweist sich rasch als unabhängiger Freigeist, der sich ausschließlich seinem eigenen moralischen Kompass verpflichtet sieht; die Befehle fremder Autoritäten nimmt er nicht ungeprüft hin. Hierin ist er ganz 'Rebell'. Er folgt seiner Brigade und ihrem legendären Kommandeur Thomas J. 'Stonewall' Jackson durch Schlacht um Schlacht, dient zeitweise im Pioniercorps seiner Division und wird Zeuge, wie seine Kompanie und sein Regiment in zahllosen Gefechten allmählich aufgerieben werden, bis sie schließlich fast nur noch auf dem Papier bestehen. Wenige Monate vor Kriegsende gerät Casler in Gefangenschaft und wird nach Fort McHenry gebracht, wo er unter sadistischen Wärtern und mörderischen Haftbedingungen zu leiden hat. Nach dem Ende des Krieges greift Casler auf Drängen seines Freundeskreises zur Feder und beginnt, sich seine Kriegserlebnisse von der Seele zu schreiben, ohne einen Gedanken an irgendjemandes Reputation zu verschwenden. Als eifriger Leser der Erinnerungsliteratur seiner ehemaligen Kameraden wird er sich bald bewusst, dass er mit seiner schonungslos offenen, keinem Pathos verpflichteten Schreibweise eine Lücke in der Geschichtsschreibung des einfachen Soldaten geschlossen hat, doch der außerordentliche Erfolg seines Buches trifft ihn doch überraschend. Es erreichen ihn zahllose Briefe von Veteranen aus Nord und Süd gleichermaßen, welche in Caslers Buch ihre eigenen Erlebnisse wiedererkennen und in der schnörkellosen Wahrheit seiner Zeilen Hilfe bei der Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit finden. Casler räumt 'Pracht, Pomp und Rüstung des glorreichen Kriegs' wenig Raum ein; er schildert das hastige Verscharren verbrannter Leichen, die Erschießung von Deserteuren, den Zerfall von Disziplin und Hoffnung, die allzu menschlichen Schwächen der Soldaten, das Leid der Zivilbevölkerung, die Narben, welche der Krieg an Leib und Seele hinterlässt. Dabei bleibt er weitestgehend sachlich; die Bewertung des Geschilderten überlässt er dem Leser. Auch Jahrzehnte nach dem Tod des letzten Veteranen hält Caslers Buch den prüfenden Blicken der Historiker stand und gilt unzweifelhaft als ein Standardwerk der Bürgerkriegsliteratur. Ein Anhang der Gefechtsberichte der 33rd Virginia Infantry ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.

Weitere Übersetzungen: Alles für die Union; Co. Aytch; Drei Monate in Dixie - Reisetagebuch eines britischen Offiziers; Vier Jahre für Lincoln; Zwanzig Monate in Kriegsgefangenschaft - Erlebnisse eines deutschstämmigen Unionsoffiziers in konföderierten Gefängnissen; Maismehl & Wasser - Das Alltagsleben des konföderierten Soldaten im Amerikanischen Bürgerkrieg; Hartkeks & Kaffee - Das Alltagsleben des Unionssoldaten im Amerikanischen Bürgerkrieg

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Leseprobe

Kapitel 02: Ich werde Soldat in Thomas J. Jacksons Brigade



Ich erblickte am 01. Dezember des Jahres 1838 im 15 Kilometer nordwestlich von Winchester gelegenen Gainsboro in Frederick County, Virginia das Licht der Welt. Der Mädchenname meiner Mutter lautete Heironimus, es war dies eine seit den Tagen der Revolution alteingesessene Familie des Countys. Als ich drei Jahre alt war, zog mein Vater nach Springfield in Hampshire County (im heutigen West Virginia) und dort verlebte ich meine Kindheit, erlernte einen Beruf und besuchte eine Schule, welche mir eine für damalige Verhältnisse gute Bildung angedeihen ließ.

Im März des Jahres 1859, ich war damals 21 Jahre alt, verließ ich das elterliche Nest, um, Horace Greeleys Ratschlage folgend, "nach Westen zu gehen und gemeinsam mit der Nation zu wachsen". Mein Weg führte mich nach Cass County, Missouri. Ich lebte bis zum Frühjahr des Jahres 1861 in verschiedenen Countys dieses Staates, doch als die Ereignisse einen baldigen Krieg unausweichlich erscheinen ließen, beschloss ich, nach Virginia zurückzukehren. Ich verließ Sedalia, Missouri am 08. April 1861 und machte mich auf den Weg nach Frederick County, Virginia, wohin mein Vater zwischenzeitlich zurückgekehrt war, um sein Glück als Farmer zu versuchen.

Ich begab mich von Sedalia nach St. Louis, wo ich an Bord eines Dampfschiffes nach Pittsburg, Pennsylvania ging. Wir hatten gerade Cairo, Illinois hinter uns gelassen, als wir die Nachricht vom Beschusse Fort Sumters erhielten. In den weiteren Ortschaften, die wir passierten, waren bereits Plakate angeschlagen, auf denen 75.000 Freiwillige für eine Dauer von 90 Tagen zu den Waffen gerufen wurden, um Washington zu verteidigen und die Rebellion niederzuschlagen. Es konnte kein Zweifel mehr daran herrschen, dass der Krieg ausgebrochen war.

Die Passagiere tauschten ihre Meinungen aus, wobei einige die Ansicht vertraten, der Norden bräuchte gar nicht dermaßen viele Männer und die Sache sei binnen 90 Tagen beigelegt. Welch vergebliche Hoffnung! Wir hatten nicht die geringste Vorstellung von dem Kampfe, der uns bevorstand. Bei Parkersburg, Virginia verabschiedete ich mich von meinen Mitreisenden. Einige von ihnen waren entschlossen, sich dem Unionsheere anzuschließen und andere wollten der Sache des Südens dienen.

Ich erreichte mein Zuhause und verlebte einige Wochen dort. Nun rief auch der Gouverneur Virginias die Freiwilligen zu den Fahnen. In meiner Geburtsstadt Springfield war bereits eine Kompanie aufgestellt worden, die schon im Felde stand und bei Blue's Gap, 25 Kilometer östlich von Romney, an der Straße nach Winchester ihr Lager aufgeschlagen hatte. Da ich lediglich knapp 25 Kilometer zurückzulegen hatte, um die Kompanie zu erreichen, verabschiedete ich mich von meinen Eltern und Schwestern und machte mich auf den Weg zum Lager, das ich gegen Abend erreichte.

Ich traf alte Schulkameraden und Freunde, welche ich zwei Jahre zuvor zurückgelassen hatte und die nun die Muskete ergriffen hatten. Ich verpflichtete mich sogleich für ein Jahr, setzte meinen Namen auf die Stammrolle und zog meine graue Uniform an. Die Kompanie nannte sich die "Potomac Guards". Captain P. T. Grace hatte das Kommando inne, der 1st Lieutenant hieß S. D. Long, die 2nd Lieutenants Jacob N. Buzzard und William Johnson. Eine weitere Kompanie lagerte an dieser Stelle, die "Hampshire Riflemen" unter Captain George Sheetz. Sie versahen Postendienst und waren noch keinem Regiment angegliedert.

Am folgenden Morgen, dem 19. Juni, mussten wir antreten und marschierten nach Romney. Es war ein heißer Tag, die Straße war knochentrocken und staubig und der Marsch setzte uns arg zu. Ich hatte besonders darunter zu leiden, da ich zuvor in meinem ganzen Leben noch keine nennenswerte Strecke marschiert war, aber nun, da ich Soldat war, war ich entschlossen, mit den anderen Soldaten Schritt zu halten und so blieb ich an meinem Platze in der Kolonne und schleppte mich vorwärts. Wir erreichten Romney gegen 15.00 Uhr. Dort wurden wir in einem alten Gebäude untergebracht, wo wir uns waschen konnten und einige Erfrischungen erhielten. Wir fühlten uns prächtig und wie waschechte Soldaten mit unseren glänzenden Messingknöpfen und all den jungen Damen, die uns von den Gehsteigen her zujubelten und anlächelten.

Romney, Virginia im Jahre 1861



In der ersten Junihälfte wurde A. C. Cummings, der in Abington, Virginia wohnhaft war und bereits im Mexikokriege gedient hatte, vom Gouverneur des Staates Virginia zum Colonel ernannt und von Harper's Ferry nach Romney beordert, um die verschiedenen Kompanien, welche sich dort und in den benachbarten Countys formierten, zu einem Regiment zu organisieren. Er war bei meiner Ankunft erst wenige Tage mit dieser Aufgabe beschäftigt und hatte bis dato drei Kompanien beisammen: die "Potomac Guards" aus Springfield, die "Hampshire Riflemen" aus New Creek und die "Independent Greys" aus Moorefield in Hardy County. Die "Riflemen" waren bereits vor Ausbruch des Krieges aufgestellt worden und sehr gut ausgerüstet. Die anderen beiden Kompanien besaßen bei ihrer Ankunft in Romney nichts als ihre Uniformen und man gab ihnen alte, hergerichtete Musketen und antiquierte Steinschlossmusketen, welche man aus Harper's Ferry herbeigeschafft hatte. Zudem erhielten wir zwei Vierpfünder-Kanonen (Überbleibsel von John Browns Überfall auf Harper's Ferry), die aber niemand von uns zu bedienen verstand. Die Männer trugen einige Schuss Munition in ihren Rocktaschen und besaßen weder Zelte noch Patronentaschen oder sonstige Ausrüstung.

Zum besseren Verständnis der Gliederung des konföderierten Heeres sind an dieser Stelle wohl einige Erklärungen angebracht:

Die Maximalstärke einer Kompanie betrug 100 Mann, welche von einem Captain und drei Lieutenants befehligt wurden. Neben diesen vier Offizieren verfügte jede Kompanie noch über Unteroffiziere, die Sergeants und Corporals, welche vom Captain ernannt wurden.

Ein Regiment bestand aus zehn Kompanien und hatte somit eine Sollstärke von 1.000 Mann. Gelegentlich besaß ein Regiment nicht die volle Anzahl an Kompanien und nach einiger Zeit hatten viele Regimenter nicht mehr als 200 bis 300 dienstfähige Soldaten aufzuweisen.

Die sogenannten "Stabsoffiziere" eines Regiments umfassten je einen Colonel, Lieutenant-Colonel und Major. Zwei oder mehr Regimenter bildeten eine Brigade. Meist waren es vier oder fünf Regimenter, doch je nach den gegebenen Umständen konnten es mehr oder weniger sein. Eine Brigade wurde von einem Brigadier-General befehligt.

Zwei oder mehr Brigaden (in der Regel waren es vier) bildeten eine Division, die von einem Major-General befehligt wurde. Zwei oder mehr Divisionen (meist waren es drei) bildeten ein Armeecorps, das von einem Lieutenant-General befehligt wurde, welcher wiederum einem sogenannten "Full General" unterstand. Diesen Rang hatte beispielsweise General R. E. Lee inne. Im Heere der Südstaaten dienten fünf "Full Generals". [Anm. d. Übers.: Nach den fünf zu Beginn des Krieges ernannten Full Generals (Samuel Cooper, Albert S. Johnston, Robert E. Lee, Joseph E. Johnston, P. G. T. Beauregard) wurden im Folgejahr noch zwei weitere Kommandeure in diesen Rang erhoben (Braxton Bragg, Edmund K. Smith). Gegen Kriegsende hatte John B. Hood den Rang temporär inne, nach dem Entzug seines Armeekommandos wurde die Beförderung allerdings nicht vom Kongress bestätigt.]

Eine Einheit von weniger als zehn Kompanien wurde als Bataillon bezeichnet und von einem Major befehligt. Zwei Kompanien der Kavallerie bildeten eine Schwadron. Eine Kompanie der Artillerie umfasste vier bis sechs Geschütze (meist vier) und ein Geschütz samt Mannschaft wurde als Sektion bezeichnet. Das kampfbereite Abprotzen mehrerer Geschütze wurde "eine Batterie bilden" genannt.

Die Nordstaatler lagerten bei New Creek, etwa 30 Kilometer von Romney entfernt, und eines Morgens sandten sie ein Regiment aus, um unsere Kompanien zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Dies wäre ihnen wohl auch gelungen, hätte ein Zivilist sie nicht auf der Straße gesehen und unseren Colonel gewarnt. Hierauf ordnete der Colonel einen hastigen Rückzug an, bei dem wir unser gesamtes Hab und Gut mitnahmen.

Dies war eine unserer ersten "großen Schlachten" des Krieges. Es wurde insgesamt wohl ein Dutzend Schüsse abgefeuert und beide Seiten hatten weder Verwundete noch Gefangene zu beklagen. Wir wichen in Richtung Winchester zurück und die Unionssoldaten nahmen Romney in Besitz. Dort blieben sie etwa eine Stunde lang, bevor sie nach New Creek zurückmarschierten. Beide Seiten waren bestrebt, einander aus dem Wege zu gehen. In der Folge dieses Ereignisses wurden drei Regimenter unter Colonel A. P. Hill von Harper's Ferry nach Romney beordert: das 10th Virginia, das 13th Virginia und das 3rd Tennessee.

Bei unserer Ankunft fanden wir diese Regimenter dort vor. Unsere drei Kompanien wurden zu einem Bataillon zusammengelegt, dem Kommando von Major William Lee unterstellt und "Lee's Battalion" getauft. Colonel Cummings begab sich zurück nach Winchester, um bei der Rekrutierung weiterer Kompanien behilflich zu sein.

Wir verblieben bis zum 24. Juni in Romney. Dabei rechneten wir jede Nacht mit einem Angriff, weswegen die Wachtposten etliche Fehlalarme gaben. Schließlich ließen wir eine Kompanie Kavallerie unter Captain Turner Ashby in Romney zurück und machten uns auf den Weg zum rund 70 Kilometer entfernten Winchester. Als wir die Ortschaft verließen, spielten einige Musikkapellen muntere Melodien auf Blasinstrumenten und Trommeln, überall flatterten Fahnen im Wind...

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