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E-Book

Die Einrichtung des Tempels

Die Götter der Germanen - Band 57

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl696 Seiten
ISBN9783752819861
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Das Tor zwischen Alltag und Tempel, zwischen Diesseits und Jenseits wird von den beiden Seelenweg-Säulen gebildet, die zusammen mit dem Querbalken, der sie oben verbindet, das Jenseitstor am Eingang des Tempels darstellen. In den Tempeln der Germanen befanden sich als wichtigstes Element wie in fast jedem Tempel die Statuen der Gottheiten, die deren zeitweiliger "Leib" sind, wenn sie zu den Menschen in den Tempel kommen. Die Sockel mit dem Hochsitz, auf denen diese Statuen stehen, entsprechen symbolisch den Plattformen und den Hochsitzen, die die Seherinnen und Magier benutzen. Auf dem Altar vor den Götterstatuen finden sich der Eid-Ring, das Tafl-Orakel, eine oder mehrere Schädelschalen, die zum Teil aus Gold hergestellten Trinkhörner und möglicherweise noch eine goldene Sonnen-Kugel. Der Opferkessel konnte vermutlich sowohl auf als auch neben dem Altar stehen. Wenn diese Dinge nicht während der Kulthandlungen benutzt wurden, lagen einige von ihnen, insbesondere der Ring, in einem Eschenholz-Kasten. Zu dem Kult gehört zumindest manchmal auch noch eine Harfe.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 110 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Schwitzhütten, Feuerläufe, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

A Der Hochsitz


*

I Der Hochsitz in der germanischen Überlieferung


Der Begriff „Hochsitz“ ist die altnordische Bezeichnung für den Thron einer Gottheit, einer Seherin, eines Magiers oder eines Fürsten.

Die „Seelenweg-Säulen“ sind ein Teil des symbolischen Jenseits-Tores, das aus diesen beiden Säulen und einem Querbalken besteht.

Der Hochsitz steht oft vor diesen beiden Seelenweg-Säulen.

I 1. Wortschatz


I 1. a) „öndvegi“


Der Hochsitz wurde meistens „öndvegi“ genannt. Das Wort „önd“ geht auf das germanische „and“ zurück, das „entgegen, gegenüber“ bedeutet und mit dem deutschen „anders“ und dem lateinischen „ante, anti“ verwandt ist. Daher wird in der Regel für den Hochsitz die wörtliche Übersetzung „Platz gegenüber dem Eingang“ angegeben.

Der Begriff „öndvegi“ kann jedoch auch noch auf mehrere andere Weisen gedeutet werden, da „önd“ auch die Bedeutung „Vorderes“, „Vorhaus“, „Gang“, „Ente“ sowie „Atem“ und „Seele“ haben kann und „vegi“ entweder ein „Weg“, die „Ehre“ oder ein „Hebel“ ist. Es ergeben sich somit die folgenden 18 Kombinationsmöglichkeiten:

Vorder-Weg
Vorder-Ehre
Vorder-Hebel
Gang-Weg
Gang-Ehre
Gang-Hebel
Atem-Weg
Atem-Ehre
Atem-Hebel
Vorhaus-Weg
Vorhaus-Ehre
Vorhaus-Hebel
Enten-Weg
Enten-Ehre
Enten-Hebel
Seelen-Weg
Seelen-Ehre
Seelen- Hebel

Von diesen Möglichkeiten ergeben die Kombinationen mit dem Wort „Hebel“ als Bezeichnung des Hochsitzes offenbar wenig Sinn, sodaß noch 12 Möglichkeiten bleiben. Auch die vier Kombinationen „Gang-Weg“, „Gang-Ehre“, „Vorhaus-Weg“ und „Vorhaus-Ehre“ kann man als die ursprüngliche Bedeutung von „öndvegi“ ausschließen, da kein Zusammenhang mit dem Hochsitz erkennbar ist.

Es bleiben somit noch acht Möglichkeiten übrig:

Vorder-Weg
Vorder-Ehre
Enten-Weg
Enten-Ehre
Atem-Weg
Atem-Ehre
Seelen-Weg
Seelen-Ehre

Der „Vorder-Weg“ könnte der „vordere Platz“, d.h. der „erste Platz“ sein, was als Bezeichnung für einen Thron schlüssig wäre.

Die „Vorder-Ehre“ ist als Bezeichnung eines Platzes nicht allzu plausibel, auch wenn der Sitzplatz gemeint ist, mit dem die größte Ehre verbunden ist.

Die Ente ergäbe in diesem Zusammenhang nur einen Sinn, wenn sie bei den Germanen der typische Seelenvogel gewesen wäre (was jedoch der Schwan gewesen ist), da der Hochsitz dann der „Ort, zu dem die Seelenvögel der Ahnen kommen“ sein könnte. Es heißt jedoch „Enten-Weg“ und „Enten-Ehre“ und nicht „Schwanen-Weg“ oder „Schwanen-Ehre“, sodaß man diese beiden Möglichkeiten einigermaßen sicher ausschließen kann.

Somit bleiben noch die vier Möglichkeiten „Atem-Weg“, „Atem-Ehre“, „Seelen-Weg“ und „Seelen-Ehre“.

Der Atem, das Leben und die Seele sind im Germanischen eng miteinander verbunden – wer atmet, lebt und es ist eine Seele im Körper. Dieser naheliegende Zusammenhang findet sich auch in sehr vielen anderen Kulturen – in der Bibel werden z.B. alle drei als „ruach“ bezeichnet.

Ein großer Teil der spirituellen und magischen Dinge und Tätigkeiten wurde im Germanischen daher durch das Wort „and“ für „Atem, Leben, Seele“ umschrieben. „Öndvegi“ könnte daher auch „Weg des Atems, des Lebens und der Seele“ bedeuten, was diesen Sitzplatz als mit den Göttern und den Ahnen verbunden kennzeichnen würde, was ausgesprochen gut zu dem Sitz der Seherinnen und Seher passen würde, die von diesem Stuhl aus eine Verbindung zum Jenseits haben.

Es bleiben nun die drei Deutungen „Platz gegenüber dem Eingang“, „Platz, der die größte Ehre verleiht“ und „Weg der Seelen“ übrig. Die letzte dieser Deutungen trifft die praktische Bedeutung des Hochsitzes am besten und hat auch den Vorteil, daß man das Wort „veg“, das „Weg“ bedeutet, nicht zu „Sitzplatz“ umdeuten muß.

Die Übersetzung von „öndvegi“ mit „Seelen-Weg“ ist somit die wahrscheinlichste.

Für diese Deutung spricht schließlich noch, daß auch der Begriff „öndvegis-säti“, also „öndvegi-Sitz“ bekannt ist, der nur dann einen Sinn ergibt, wenn „vegi“ nicht ebenfalls „Sitz“ bedeutet, da sich sonst ein „önd-Sitz-Sitz“ ergäbe. Die Übersetzung „Sitz vor dem Seelenweg“ für „öndvegis-säti“ ist hingegen sehr schlüssig.

Möglicherweise ist die Ente einst ebenfalls als Seelenvogel aufgefaßt worden, auch wenn ansonsten der Schwan diese Rolle innehat. In dem Wort „öndvegis“ wäre „Önd“ dann sowohl die abstrakt aufgefaßte „Seele“ als auch der konkrete Seelenvogel in der Gestalt einer „Ente“.

I 1. b) Zusammensetzungen mit „öndvegi“


Es gibt vier Fachbegriffe, die mit „öndvegi“ zusammengesetzt worden sind:

öndvegis-madr= Mann auf dem Hochsitz
öndvegis-höldr= Mann auf dem Hochsitz
konungs öndvegi= Königs-Hochsitz
öndvegis-sula= Hochsitz-Pfosten, Hochsitz-Säulen

Ein wichtiges Element des Hochsitzes war der Pfosten oder die beiden Säulen, die ein Teil des Hochsitzes waren oder hinter ihm stand.

Diese einzelne Säule ist vermutlich mit dem Weltenbaum identisch gewesen, der der Weg zwischen den beiden Welten (Diesseits und Jenseits) ist. Es wäre daher denkbar, daß der Hochsitz seinen Namen „Weg der Seelen“ von dieser Säule übernommen hat, die der Weg der Seelen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits ist.

Das Paar von Säulen bildet mit dem Querbalken über ihm ein Tor, das in das Jenseits führt – die Symbolik ist dieselbe: entweder der Weg in das Jenseits oder das Tor zum Jenseits.

Die Seherinnen setzten sich vermutlich vor diese eine Säule bzw. vor diese beiden Säulen, um den Kontakt zu den Göttern und Ahnen im Jenseits zu erhalten.

I 1. c) weitere Begriffe


Eine am konkreten Aussehen des „Thrones“ orientierte Bezeichnung des Hochsitzes ist „ha-stoll“, was „hoher Stuhl“ bedeutet.

ha-stoll= hoher Stuhl
ha-seti= Hochsitz, Ehrenplatz
hasetis-madr= Mann auf dem Hochsitz/Ehrenplatz

Dieser Platz wurde auch „Stuhl des Weisen“ genannt, womit offenbar der Sitz eines Sehers gemeint ist. Der bekannteste dieser Seher-Hochsitze ist Odins „Hlidskjalf“, was „Tor auf der Insel“ bedeutet und diesen Sitz als das Jenseitstor auf der Jenseitsinsel „Walaskialf“ („Toteninsel“) bezeichnet, was genau zu der Bezeichnung der beiden Säulen hinter diesem Sitz als „Weg der Seelen“ paßt.

thular-stoll= „Stuhl des Weisen“
hlid-skjalf= „Tür-Insel“ = Jenseitstor auf der Jenseitsinsel = Odins Sehersitz

Die Inthronisierung eines Fürsten bestand im Wesentlichen darin, daß er sich auf den Hochsitz seines Vaters setzte. Bevor er dies tat, trank er den Erinnerungs-Met für seinen Vater, was der Rest eines Rituales sein könnte, durch den er um den Segen seines Vaters bat, d.h. bei dem er wie beim Utiseta (siehe „Utiseta“ in Band 50) in das Jenseits reiste, um dort von seinem Vater Rat und Hilfe zu erhalten.

Dieses Ritual wäre dann eine der wesentlichen Anwendungen dieses „Sitzes des Weisen“ vor den beiden „Seelenweg-Säulen“ in der Halle der König, Fürsten, Jarle und wohl auch der einfachen Bauern.

Die erste Handlung des Thronfolgers ist es, den Kontakt zu seinem toten Vater mithilfe des „Seelenweges“ aufzunehmen, sodaß der Thronfolger anschließend mit Berechtigung auf dem „Seelenweg-Sitz“ Platz nehmen kann, da er tatsächlich mithilfe des „Seelenweges“ den Kontakt zu seinem toten Vater im Jenseits aufgenommen hat und daher nun mit dem Rat und Schutz seines Vaters versehen von dem „Seelenweg-Sitz“ aus über...

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