1. Meisterschaft im NLP – was ist das?
„Lass dich nicht unterkriegen,
sei frech und wild und wunderbar!“
(Astrid Lindgren)
Ist der Titel „NLP-Master“ mehr als nur ein wohlklingender Name? Nähern wir uns dem Begriff an.
Das Wort Master geht auf den lateinischen Magister oder, in der weiblichen Form, Magistra zurück (= Meister/-in, Lehrer/-in).
Der Handwerksmeister ist dafür qualifiziert, ein Handwerk selbständig auszuüben, einen eigenen Betrieb zu führen und Nachwuchs auszubilden.
In der Wissenschaft ist der Master ein akademischer Grad. Das Masterstudium ergänzt ein bereits absolviertes Grundlagenstudium, dient der wissenschaftlichen Vertiefung oder erschließt neue Wissensgebiete.
In der Musikbranche wird die künstlerische Endbearbeitung von Tonaufnahmen, also der letzte Schliff vor der Erstellung einer CD, als Mastering bezeichnet. Das meint übersetzt etwa, eine Angelegenheit meistern oder sie beherrschen.
Diese vier Beschreibungen treffen auch auf den NLP-Master zu: Das Zertifikat weist dich als Meisterin auf dem Feld des NLP aus. Aufbauend auf deiner Ausbildung und Erfahrung kannst du immer mehr NLP-Qualitäten in deinen Job integrieren. Unter Umständen wirst du aufgrund deiner ausgeprägten Rapport- und Kommunikationsfertigkeit ein besonders guter Anleiter, Ausbilder, Vertriebler oder Chef sein. Auf jeden Fall hilft dir dein Können in jedem Beruf, in welchem du für Lern- und Veränderungsprozesse, für Führung, Therapie, Beratung, Interessenvertretung, Mediation oder Verkauf verantwortlich bist. Im Zusammenhang mit einer anderen beruflichen Qualifikation – etwa im Bereich Gesundheit, Therapie, Seelsorge, Wirtschaft, Kommunikation / Publizistik, Recht, Kunst oder Sportwissenschaften – ist die NLP-Ausbildung eine exzellente methodische Ergänzung. Das von DVNLP-Lehrtrainern gesiegelte Master-Zertifikat ist darüber hinaus seit 2016 für das Hochschulzertifikat der Berliner Steinbeis-Universität akkreditiert. Schließlich ist der Master der letzte Schliff – also wie in der Musik das „Mastering“ – vor einer Berufsausbildung zum Coach oder Trainer. Das sind eine Menge beruflicher Vorteile! Und es ist gewiss gut, wenn du dir darüber bewusst bist, dass sich dein NLP-Können auch in puncto Karriere und Einkommen auszahlt.
Doch – ehrlich gesagt – darum geht’s uns nur am Rande. Es wäre viel zu kurz gegriffen, die Vorzüge einer NLP-Ausbildung nur im beruflich-materiellen Bereich zu sehen. Es geht um viel mehr!
Die methodischen, praktischen und theoretischen NLP-Kenntnisse sind wichtige Tools, die im Bereich des TUNs angesiedelt sind. Die Erfolge, die du damit erzielst, sind für uns willkommene Symptome oder Nebenwirkungen eines generativen Veränderungsprozesses – deiner Veränderungen in den Bereichen Werte, Facetten der Identität und Spiritualität. Diese Master-Qualitäten sind im Bereich des SEINs angesiedelt.
Tun oder Sein?
In unserem NLP-Practitioner-Lehrbuch (2016) haben wir die Rose der Erkenntnis vorgestellt, unsere Weiterentwicklung der logischen Ebenen (PLB, Seite 237 ff.). In diesem Modell unterscheiden wir zwei große Bereiche der Veränderung: den des Tuns – oder Wirkens – und den des Seins. Menschen geraten nach unserer Auffassung durch die Dualität von Tun und Sein immer wieder in Not. Sie sehnen sich so sehr nach X, doch X gehört sich nicht, ist ihnen innerlich verboten oder zu schwierig oder jemand ist nicht mit X einverstanden – und so erschaffen sie Y: Tun und Sein geraten in Konflikt. Damit der Mensch dies erträgt, lenkt er sich und andere vom Sein ab, denn im Inneren klopft etwas an, das gehört werden will. Und das X will. Wie viele Menschen intensivieren ihr Tun, um sich bloß nicht mit dem Sein zu beschäftigen? Die Veränderungsarbeit auf unserer Rose der Erkenntnis läuft darauf hinaus, Tun und Sein in Einklang zu bringen. Wir nennen das „Wirken im Sein“.
Du weißt, dass NLP konsequent zielorientiert vorgeht. Das bedeutet, dass wir vorher festlegen, was du mit diesem Buch bzw. was unsere Teilnehmerinnen in ihrer Master-Ausbildung erreichen wollen. Also: Was möchtest du für dich erreichen? Welche Masterqualitäten sind dir besonders wichtig?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, laden wir dich zu einer ersten komplexen Übung ein: die Ermittlung deiner angestrebten Masterqualitäten auf dem Persönlichkeitspentagramm.
1.1 Das Persönlichkeitspentagramm – was ist wirklich wichtig im Leben?
Diese Entwicklung unseres Instituts ist eine Hilfe zur Ermittlung von Balancen oder Dysbalancen in den Bereichen, die wir in unserer jahrzehntelangen Arbeit mit Hunderten von Seminarteilnehmerinnen und Coachees als die wichtigsten für ein glückliches und sinnerfülltes Leben und für beruflichen Erfolg ermittelt haben. Wir nennen diese Bereiche Felder und teilen jedes in zwei Pole, wie in Tabelle 1.1 dargestellt:
Erkenntnisfeld | Intuition | Verstand |
Geschlechterfeld | Männlich | Weiblich |
Kontaktfeld | Mit anderen sein | Mit sich sein |
Kommunikationsfeld | Zuhören | Reden |
Hierarchiefeld | Führen | Führen lassen |
Tabelle 1.1: Die Felder und Pole des Persönlichkeitspentagramms
Warum wir für diese Arbeit das Pentagramm gewählt haben, fragst du dich vielleicht? Dem Pentagramm (griech. pentágrammos: mit fünf Linien) wurden über Kulturen und Epochen hinweg viele mathematische, philosophische und mystische Bedeutungen zugesprochen. Der griechische Philosoph Pythagoras kannte es als Symbol für Gesundheit. Ihn interessierte darüber hinaus der mathematische Aspekt des Goldenen Schnitts. Da man es in einem Zug zeichnen kann und am Schluss wieder zum Anfang gelangt, galt es auch als Zeichen für den Kreislauf des Lebens. Für Johann Wolfgang von Goethe war es Symbol der Vernunft, des Maßes und des Wahrheit suchenden Geistes und zugleich ein Schutz vor böser Energie („Das Pentagramma macht dir Pein?“, fragt Faust den Teufel, als dieser das Hindernis nicht zu übertreten vermag, in Goethes Faust, v. 1396). Er ließ deshalb im Eingang zu seinem Garten im Ilmpark in Weimar – in unmittelbarer Nachbarschaft zu unseren Institutsräumen – ein riesiges Pentagramm in den Boden ein. Jeder, der Goethe in seinem Sommerhaus im Ilmpark besuchen wollte, musste darüberlaufen. So wird einer mystischen Vorstellung zufolge unerwünschte Energie absorbiert. Uns hat das inspiriert, das Persönlichkeitspentagramm (vgl. Abbildung 1.1) als Symbol des Wahrheit und Glück suchenden Menschen zu entwickeln.
Abbildung 1.1: Das Persönlichkeitspentagramm
Unser Pentagramm darfst du dir vorstellen wie einen großen Teppich. Der Forschende geht langsam von Feld zu Feld, von Pol zu Pol. Dabei unterstützen ihn die Fragen des prozessbegleitenden Coaches, der außerhalb des Teppichs steht. Du kannst also für die Erforschung deiner persönlichen Masterqualitäten ein großes Stück Papier nehmen, z. B. einen großen Bogen Pinnwandpapier oder vier zusammengeklebte Flipchartblätter. Darauf zeichnest du das Pentagramm. Diese Zeichnung wirkt dann wie ein großer Bodenanker (siehe PLB, Seite 179 ff.). Wenn du darauf stehst und über das betreffende Feld reflektierst, wirkt dies selbsthypnotisch.
1.1.1 Das Erkenntnisfeld: Gibst du deiner Intuition eine Chance?
Logik oder Intuition – das ist die Frage auf dem Erkenntnisfeld. Entscheidend für die Antwort ist die Art und Weise, wie du Ideen entwickelst. Speist du dein Wissen vorrangig aus logischem Denken, aus der „reinen“ Vernunft, dann ist für dich wahr, was du messen, zählen, wiegen, mit deinen Sinnen erfassen und wissenschaftlich beweisen kannst.
Wenn eine Ausbildung dir das liefert, wirst du also mit hoher Wahrscheinlichkeit zufrieden sein. Für uns als deine Trainer bedeutet dies, dass du nur mehr vom Selben gemacht hast und damit in deiner persönlichen Entwicklung keinen Schritt weitergekommen bist.
Wer logisches Denken bevorzugt, nimmt Fakten und Einzelheiten in den Fokus und kann gut systematisieren. Doch mit unserer Logik können wir nur denken und uns nur das vorstellen, was wir bereits erfahren und in unserem Gehirn gespeichert haben oder was andere uns lehren. Wenn es um Kreativität geht oder darum, einfach zuzuhören oder etwas sich entwickeln zu lassen, ohne es vorschnell zu bewerten, sind logische Denker nicht so stark. Denn sie glauben, bereits vorher zu wissen, was richtig und was falsch sei.
Doch führt die Aufnahme formaler Informationen zu Wissen? Nein! Auch wenn die Begriffe „Information“...