Einleitung
Yasin:
Als ich in Deutschland studierte und ständig pleite war, musste ich dringend Geld verdienen. Ich nahm mehrere Jobs an, darunter einen bei einem Finanzmakler. Es war dort alles ziemlich altmodisch; heute würde man sagen, es sah aus wie „The Wolf of Wall Street, made in Germany“, mit Menschen am Telefon und Analysten mit Linealen über Finanzcharts.
Ich hatte keine Ahnung, wie eine Bilanz aussieht oder wie sie aufgebaut ist. Ich wusste nicht, was die Preise antreibt, was Finanzdaten waren und so weiter. Alles, was mich interessierte, war, etwas Geld zu verdienen, um meine Rechnungen zu bezahlen.
Diese „Charts“ – im Grunde genommen Linien, die die Preisbewegung von etwas veranschaulichten – sahen für mich alle gleich aus. Und es stellte sich heraus, dass viele von ihnen tatsächlich gleich waren. Ich nahm ein paar von ihnen und hielt sie gegen das Licht, um zu sehen, ob, wo und wie sie sich überlappten. Und sie überlappten sich, egal, was sie repräsentierten.
Ich kam schließlich auf die Idee, in diesen Diagrammen Menschen zu sehen, die Angst, Hoffnung und Gier repräsentieren. Ich habe sogar verschiedene Emoticons auf sie gemalt: Schreien, wenn die Linien fallen; selbstgefälliges Gesicht, wenn sie sich erholen und so weiter.
Ich begann, auf der Grundlage dieser Muster zu handeln. Einfach nur Sachen zu kaufen und zu verkaufen. Und es hat funktioniert. Da ich die Technologie schon damals liebte (wenn auch hauptsächlich für Spiele), begann ich, diesen Prozess des „Charts gegen das Licht halten und Sachen kaufen und verkaufen“ zu automatisieren – und siehe da, es funktionierte.
Mein erster Gedanke war, diese Erkenntnis nicht zu nutzen, um persönlich Geld zu verdienen, sondern, dieses Wissen für ein professionelles Unternehmen zu nutzen. Deshalb habe ich meinem Chef davon erzählt und wie euphorisch und besessen ich davon war, all dies umzusetzen, um mehr Geld für die Kunden zu verdienen und gleichzeitig Lineale und Papiere loszuwerden. Und so zeigte ich ihm schwarz auf weiß den Beweis.
Mit dem Resultat, dass ich gekündigt wurde.
Ich kann sagen, dass ich unterm Strich jeden einzelnen Job verlor, sei es im Einzelhandel, in Restaurants, Lagern oder sogar bei Finanzmaklern. Warum, magst Du Dich fragen? Weil ich immer daran geglaubt habe, dass es einen effizienteren Weg gibt, Dinge zu tun. Und wahrscheinlich, weil ich jeden einzelnen meiner Chefs genervt habe.
Ich wurde buchstäblich gezwungen, mein eigenes „algorithmisches Handelsgeschäft“ zu gründen – was nur ein schöner Ausdruck für „Charts gegen das Licht halten und Dinge kaufen und verkaufen“ ist. Schließlich habe ich das Studium abgebrochen.
Das war der Beginn mehrerer Multi-Hundert-Millionen-Euro-Unternehmen, die ich in den folgenden Jahren gegründet habe – ebenso wie meiner Erlebnisse mit unglaublichen Menschen, mehrerer Börsengänge, einer Flut von Auszeichnungen, der Anlauf zu einer Banklizenz ... Kurz gesagt, der Beginn einer faszinierenden und einmaligen Erfahrung und Reise.
Ich hatte keinerlei branchenspezifische Kenntnisse oder bedeutende Fähigkeiten. Ich hatte weniger als 10.000 Euro, um mein Geschäft zu starten. Alles, was ich hatte, war Neugier und Leidenschaft, und ich war bereit und verpflichtet, Zeit in diese Odyssee zu investieren.
Jeder hat die Fähigkeit, dies zu tun.
Ziel dieses Buches ist es, die innovativen Möglichkeiten von NAGA – dem Unternehmen, dessen Vorstand ich bin – so klar und unkompliziert wie möglich zu beschreiben, so unterhaltsam und informativ wie möglich. Der Zweck von NAGA wiederum besteht darin, es JEDEM zu ermöglichen, seine Leidenschaft in Vermögen umzusetzen.
Willkommen zu einer erstaunlichen und unglaublichen Erfahrung und Reise.
Willkommen bei NAGA.
Ben:
Im Jahr 2002, als ich 14 Jahre alt war, begann meine unternehmerische Karriere während meines Schulpraktikums bei einem Bluechip-Handelsunternehmen. Ich habe dort einen chinesischen Verkaufskatalog gesehen, der tragbare MP3-USB-Player für je 10 Dollar anbot, während sie in Deutschland bei 100 Euro gehandelt wurden. Die Mindestbestellmenge betrug 1.000 Stück. Ich ging nach Hause, begann zu untersuchen, wie man einen FTP-Server einrichtet, wie man eine einfache Seite hostet, baute meinen ersten E-Commerce-Shop und stellte meine ersten eBay-Angebote ein. Innerhalb von drei Tagen verkaufte ich die ersten 100 Stück (die ich sogar auf Lager hatte), leistete die Anzahlung kurz danach und verkaufte mehr als 2.000 in den nächsten drei Monaten (versehentlich nutzte ich die Shipped-Variante, in der man nur Käufer generiert, aber die gesamte Logistik und der Versand von Dritten gemacht wird). Mein E-Commerce-Geist wurde geboren; und zwar, ohne viel nachzudenken. Ich verdiente schnell ein paar Hunderttausend Euro – im Alter von 14 Jahren. Und nein, mein Vater hat hier nicht geholfen.
Eine weitere große Leidenschaft war das Schwimmen. Als ich 15 Jahre alt war, schaffte ich es als Deutscher Meister in die Junioren-Nationalmannschaft. Mein Karriereweg war steil, aber ich war auch ein harter und besessener Arbeiter. Ich machte meinen Weg in die Nationalmannschaft, wurde mehrmals Deutscher Meister, nahm an Weltcups teil, gewann bei den World Games 2009 die Bronzemedaille und stellte dabei einen neuen Deutschen Rekord auf.
Das große Problem war jedoch, sechs Stunden am Tag zu trainieren: Ich hatte kein Privatleben und gab mein ganzes Geld aus. Und Schwimmen hat sich überhaupt nicht gelohnt. Ich habe jedoch dabei gelernt, wie wichtig kontinuierliches Training ist und dass harte Arbeit immer entscheidend ist, wenn man etwas bewegen will. Mit 20 Jahren spürte ich schließlich, dass ich nicht mehr schwimmen wollte.
Nun kam eine weitere Leidenschaft ins Spiel: Seit ich ein kleiner Junge war, hatte ich ein großes Hobby: Angeln. Da ich das Gefühl hatte, dass meine „MP3-Player-Karriere“ zu früh zu Ende war (bald gab es die Sachen bei MediaMarkt und iPods eroberten den Markt), begann ich, im selben Stil Angelzubehör im Ausland zu kaufen und in Deutschland zu verkaufen. Wieder alles online. Diesmal, es war 2008, zog Google Ads meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich begann, alles über Suchmaschinenmarketing, bezahlte Anzeigen und all diese damals noch sehr neuen Dinge zu lesen und zu lernen. Ich habe buchstäblich alle bestehenden Angelbedarfs-Versandhäuser, die noch über Kataloge verkauften, in ihren Aktivitäten gestört und mein Geschäft mit 21 Jahren schließlich mit einem Millionengewinn verkauft. Und alles lief wie zuvor ab: Ich war an einem Thema interessiert, ich las mich ein – und tat es einfach. Es war keine Hexerei; sondern „einfach nur die Dinge tun“ und lernen, indem man für etwas brennt.
Als 21-Jähriger interessierte mich, wie die „Elite“ lebt und denkt. Mit eigenem Geld habe ich daher meinen Universitäts-Bachelor und -Master finanziert. Spoiler-Alarm: Es gibt kein tiefgründiges Geheimnis für Erfolg – außer harter Arbeit. Gleichzeitig fühlte ich jedoch einen Vorteil gegenüber anderen: Während sie oft behütet und sorglos aufwuchsen, verdiente ich im selben Alter bereits mein eigenes Geld. Gib einem Lottospieler eine Million. Er wird es verlieren, depressiv werden oder Selbstmord begehen. Gib einem Unternehmer eine Million. Er wird es vielleicht verlieren, aber ebenso versuchen, eine weitere Million zu verdienen – und dies immer wieder versuchen zu tun.
Die Universität hat mir nicht viel gebracht, gleichzeitig boomten soziale Netzwerke und mobile Apps. Also habe ich ein soziales Netzwerk für Hundebesitzer auf die Beine gestellt. Es ist fehlgeschlagen. Ich habe eine Preisvergleichsplattform für gebrauchte Waren wie Bücher und CDs initiiert. Sie ist auch gescheitert. Ich habe daraufhin eine Mode-App erstellt, mit der man einfach nach links oder rechts streichen konnte, eine Art Tinder, bloß eben für Kleidung. Nur weil ich es einfach versucht und gemacht habe, wusste ich, wie man Codes schreibt. Ich kannte mich in Projektmanagement aus und habe alles über IT-Technologie gelernt – und das im großen Stil. Dieser Weg führte mich zu Yasin. Er investierte in meine Fashion-App. Ein Mensch, den ich vom ersten Tag an respektierte. Er war ein Mann der Tat, der Dinge umsetzte, ohne zu überlegen, ob sie möglich waren oder nicht. Einfach indem er es ausprobierte, lernte er. Neugierde würde ihn zu jedem nächsten Schritt führen. Genau wie bei mir.
Wir haben uns damals entschieden, unser gemeinsames Wissen zu bündeln. Sein Wissen aus dem Hardcore-Unternehmergeist im Finanzbereich und meine Produktleidenschaft und technischen Fähigkeiten. Er sagte zu mir: „Mach dieses ‚Finanz-Wisch-Ding‘. “
Ich hatte aber keine Ahnung von Finanzen; ich wusste nicht einmal, dass es einen Ort gibt, an dem Menschen Währungen wie Euro oder US-Dollar handeln, außer natürlich in einer Wechselstube am Flughafen. Aber wieder einmal las ich mich ein, machte es und versuchte es einfach.
Alles in allem führte uns dies zur Gründung von NAGA. Wir hatten die Vision und wussten, dass es möglich war. Innerhalb von zwei Jahren führten wir einen Börsengang durch, initiierten und verkauften eine eigene Kryptowährung (ICO) und sammelten rund 80 Millionen US-Dollar ein....